Ehrlichstett, September 2015
Ein irrsinniger, gutturaler Schrei lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren.
Corinne ist auf dem Reitplatz und gibt einem neuen Reitgast Unterricht. Gerhard sitzt am Rand und sieht zu, ebenso, wie Mandy und Tamara, als der Schrei ertönt.
Alle erstarren und sehen wie gebannt zum Schloss, woher die Laute kamen, wie ein Tierlaute, ein wütendes, wildes Tier, erschreckende Laute.
Gerhard und Mandy springen auf und laufen zum Zaun, der den Zuweg vom Schloss zum Reitgelände absperrt. Der Reitgast ist, ehe Corinne es verhindern kann, vom Pferd gesprungen und läuft auch auf den Zaun zu.
„Meine Frau!" ruft er nun und „Eva, warte!" und „Vorsicht!"
Schnell erschließt sich nun allen die Situation:
Eva, die Frau des Reitschülers hat den falschen oder eigentlich den richtigen Weg gewählt, um zum Reitgelände zu kommen und ihrem Mann bei der Reitstunde zuzusehen. Die dünnen Wildzäune, mit denen Hugo von Hülstorff die Zufahrt zum Gartenhaus versperren ließ, sind schlecht ersichtlich und dem unkundigen Besucher ergibt sich der Eindruck, man könne den geraden Weg am Schloss vorbei zum Reitgelände benutzen, zumal man diesen von vorne deutlich sieht und er als die einzig logische Möglichkeit erscheint, zum Gartenhaus zu kommen. Eva hat also diesen Weg gewählt. Als sie die Schlossnordseite passiert, hat dies wohl offensichtlich der Klapsmann aus dem Fenster beobachtet und völlig die Nerven verloren: Mit dem eben gehörtem Schrei kommt er die Treppe hinunter gestolpert und stürzt auf die Frau zu. Der hagere große Mann ist völlig außer sich, er hat Schaum vor dem Mund, schreit und ruft Unverständliches. Die kleine, blonde Frau erstarrt vor Schock, die Augen im Schreck völlig aufgerissen und unfähig, sich zu bewegen.
„Eva!!"Ein erneuter Schrei des Ehemannes, der hinter dem Zaun gefangen außerstande ist, seiner Frau zu Hilfe zu eilen. Der Klapsmann, der nun anscheinend völlig die Kontrolle über sich verliert, nähert sich der wie gelähmt Dastehenden mit zum Schlag erhobenen Armen.
„Tun Sie mir nichts," hören die geschockt und hilflos Zusehenden die Frau stammeln, die die Arme über Kopf hebt und sich gegen die kommenden Schläge zu schützen versucht.
Die Stimme des Rasenden ist verzerrt, einzelne Worte sind kaum zu erkennen, nur soviel versteht man, dass die Frau gehen soll und dies sofort und unverzüglich, sonst werde er handgreiflich. Das Problem ist nur, dass der Rasende und Drohende ihr den Weg zurück versperrt und der Weg zu den Vereinsmitgliedern mit Zaun verschlossen ist, die Arme also in der Enge steckt, ohne Ausweg, dem Verrückten gegenüber, der sich ihr schreiend und drohend unaufhaltsam nähert.
Der Mann auf der anderen Seite des Zaunes gerät außer sich „Eva!"schreit er „Eva!" Und zerrt hilflos an den Gittern, die sich schmerzhaft in seine Haut einschneiden.
„Verdammt!" Murmelt Gerhard, „Wir müssen irgendwie außenrum, der schlägt die jetzt, verdammt und wir kommen nicht rechtzeitig hin!" Er startet los, den Weg um den Teich entlang. Nach kurzem Zögern folgt ihm der Ehemann, man sieht ihn Gerhard überholen und den Teichweg entlangrennen. Nun sind nur noch die Frauen, Mandy, Corinne und Tamara, wie gelähmt auf der anderen Seite des Zauns und sehen hilflos zu, wie der Klapsmann sich Eva weiterhin unaufhaltsam schreiend und wütend nähert.
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...