Er sitzt im Wohnwagen vor dem PC. Es ist kalt; kalt und dunkel, verdammt! Er sollte mal die Heizung anmachen und das Licht. Es ist klammfeucht, ein ekliges Winterwetter, noch kein Frost aber so eine durchdringende Feuchtigkeit.
Unwillkürlich zieht er die Schultern hoch, ist dann aber schnell wieder vom Geschehen auf dem Bildschirm abgelenkt.
Er sichtet die Dateien. Die Dateien von der Kamera aus dem Schloss.
Endlich, der Graf hat endlich seinen Vorschlag akzeptiert und Kameras anbringen lassen. Das Gelände wird nun überwacht, alles drauf, auch im Dunkeln, 24 Stunden, diese Haalswor, die Schlampe, jede Bewegung, wo sie geht und steht und dieser Schneider, der Sack, in seinem dicken Auto kurvt da auf dem Gelände rum, als obs sein eigenes wäre.Und die Kinder, die Reitmädchen. Selbst bei der Kälte, laufen da in den engen Hosen rum, die langen schlanken Beine und alles so langhaarige Mädchen die glatten langen Haare, die wie Fahnen hinter ihnen herwehen, sich um ihre Bewegungen schmiegen, wie tanzend. Die Kamera zeichnet selbst den Glanz auf, den das blasse Tageslicht auf diese Haare malt, denkt er sich, wehende glänzende Fahnen.
Es ist schon wie verhext, denkt er, als er so die Bilder ansieht. Nur hübsche Mädchen, eine hübscher, als die andere, das geht dochnicht mit rechten Dingen zu. Das sollte einem doch zum Denken geben ,diese Mädchen da, eine hübscher, als die andere und die Haalswor und ihre Bilder. Das kann doch kein Zufall sein. Er hat das schon so oft angezeigt, Behörden, Staatsanwaltschaft, Polizei, und er macht es nochmal. Und nochmal und nochmal. Weiß, wie das geht. Irgendwann muss da einer reagieren.
Auch diesen Blog, den die Haalswor schreibt, den hat er angezeigt.
Er kichert in sich hinein.
Der Graf weiß nichts davon, der mit dem Einstecktuch auch nicht. Aber er hat die Anzeige auch in deren Namen geschrieben, dass sie in der Geschichte vorkommen ist doch sonnenklar. Da muss man doch die Rechte wahren, das geht doch so nicht. Diese Scheißkünstler, die können sich nicht alles herausnehmen. Früher da war man da drastischer, da hatten die nichts zu melden, solche Schmierfinken. Da gabs das nicht so, dass man bedeutende Leute, Prominente, da so verunglimpft. Da war schnell Schluss mit lustig.
Er kichert. Das war verboten und zu Recht. Alles, das geht nicht. Bedeutende Personen, die müssen doch geschützt werden.
Er sieht vor sich, wie der mit dem Einstecktuch seine Hand schüttelt, den blassen vornehmen Blick auf ihn gerichtet und ihm dankt. Tiefe Bewegung in der leisen, vornehmen Stimme: „Bonsayh," wird ersagen, „Sie sind ein guter Mann. Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen. Sie haben uns von diesem Gesindel befreit und unsere Ehre wiederhergestellt"
Er lächelt, wie ein Retter, denkt er, wie der Landsknecht, der er ist, der Diener der guten Sache.
Der ewigen, gerechten und guten Sache und dafür steht das Schloss mit seinen ewigen Mauern.
Hohes, irres Gelächter hallt durch die kalte klamme Dunkelheit.
In seinem Sinnieren hat er das Ende der Filmaufzeichnungen verpasst und der Monitor glimmt nun schwarz vor ihm
Da sieht ihn einer an.
Vor sich sieht er einen lächerlichen kaputten Menschen mit den wilden Augen eines Irren. Noch mehr Gelächter brodelt aus dem weitgeöffneten Mund des Mannes.
„Der Teufel hat mich dazu gebracht. Der Teufel hat mich dazu gebracht!"Die Stimme des Irren ist hoch und klirrend, die Worte brechen und stürzen aus dem Mund, wie Bruchsteine eines einstürzenden Hauses.
Die verlorene Seele lacht wieder. Es klingt, wie Klaviertasten, die von einer schweren Hand wahllos gedrückt werden, eine Abfolge schriller dissonanter Töne.
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...