Libertas Haus, das Schloss

Ohne Titel Teil71

DEUTSCHE ZEITUNG

KULTUR

Kopflose Leidenschaft

Corinne Haalswor ist als Porträtistin bekannt geworden. In ihrer letzten Serie verzichtet sie aber auf die Darstellung von Gesichtern – und will eine Debatte über Kunstfreiheit, Identität und Recht am eigenen Bild anstoßen

MUC- Die letzten Bilder der Haalswor gehören zur Serie „Am See" und zeigen vornehmlich im grün-blauen Wasser plantschende Kinder. „Schon komisch ohne Gesichter", sagt sie.

Aber Haalswor hat für diese Art der Darstellung ihre Gründe: Und die haben mit einem ihrer früheren Projekte „märchenbilder" zu tun.Die Eltern eines der in dieser Serie porträtierten Mädchens haben nachträglich gegen die Veröffentlichung geklagt, nachdem sie einen Zeitungsartikel über die Ausstellung mit dem Bild ihrer Tochter illustriert sahen. Und Recht bekommen.

Die elementaren Fragen von Kunstfreiheit, Recht am eigenen Bild oderIdentität lassen Haalswor seither kaum Ruhe. „Ich wollte eine Diskussion vorwegnehmen, indem ich die Gesichter weglasse." Es geht ihr dabei um den Status von Kunst und wie man damit umgehen soll, im Zeitalter digitaler Bilderflut.

„Es gibt ja pausenlos und überall Bilder. Da stellt sich die Frage: Braucht man noch Bilder von Künstlern? Ist das noch zeitgemäß? Wie beliebig sind Bilder?" Haalswor, die inzwischen konsequenterweise gar nicht mehr malt, werde von vielen bestärkt auch nach dem Urteil, keinesfalls zu resignieren. Man möchte sich das auch gar nicht vorstellen, angesichts der Qualität und ihres politisch-künstlerischen Impetus. Nach ihren aktuellen Werken „Am See" bei denen die Kinder trotz der fehlenden Gesichter mittels Gestik und Habitus charakteristische Züge entfalten und die durchaus überzeugend komponierten Ausschnitte in ihren Bann ziehen, hat Haalswor den Pinsel beiseite gelegt.

Wann sie ihn wieder ergreift und ob überhaupt und ob sogar wieder Köpfe frontal und prominent in den Fokus ihrer Bilder rücken, ist offen.