Hugo von Hülstorff runzelt die Stirn, als er seine Mails liest.
Ein Schreiben aus der Domstadt, ein weiterer dringender Aufruf, die Behörden zu nutzen und den Bürgermeister einzuschalten. Alles Parteigenossen. Der mit dem Einstecktuch hat offensichtlich seine Beziehungen spielen lassen und die Ämter und den Bürgermeister auf ihre Seite gebracht. Dem Scheiben hing eine Akte an, die er ihm, Hülstorff, weitergeleitet hat, eine Dienstaufsichtsbeschwerde von der Haalswor. Keine Ahnung, ob das erlaubt ist, solche Daten einfach weiterzuschicken, aber das muss ihn ja nicht kümmern. Die Haalswor hat tatsächlich die Stirn, die Kohl vom Umweltamt beim Landrat anzuzeigen, wegen des Termins am Schloss, bei dem sie versucht haben, die Haalswor als Anzeigenerstarttein in der Akte zu führen. Die hat keine Chance, das ist alles zu gut vorbereitet und zu gut durchgesprochen. Die Strategie ist klar und jeder tut das seine, um die Sache durchzuziehen und zu bereinigen.
Und trotzdem macht die Frau in einer Tour Ärger. Es war ein Fehler, sie herzuholen, das weiß er jetzt auch. Klar, er wird die schon wieder los, wenn die Kohl erst anfängt und den Pferdebetrieb mal genauer untersuchen, das wird schon. Das dürfte eine Leichtes sein, das alles zu verbieten und – zack, sind die Geister, die er rief, wieder verschwunden und alle sind glücklich. Die stehen doch erst am Anfang und improvisieren noch bei vielem, da ist einiges dabei, was nicht dem Buchstaben des Gesetzes entspricht und die liebe Frau Kohl hat ihm schon klargemacht, das gerade die Umweltgesetze so geschrieben sind, dass man alles hineinpacken kann und die Auslegung so weit fassen kann, dass man auch alles damit verbieten kann. Wäre nicht der erste Betrieb, den man damit dichtgemacht hat.
Hülstorff schmunzelt. Und sein Bauschuttdesaster, das hat er auch elegant gelöst. Abfuhrbelege, er schmunzelt. Eingedeckt hat er die auf dem Amt mit Abfuhrbelegen, für Bauschutt, der gar nicht abgefahren wurde. Und damit war Ruhe. Die sind froh, wenn sie die Zettel haben und damit alles zu den Akten packen können. Keiner hat ein Interesse, das nochmal und noch mal aufzurühren. Nein, da kann die Haalswor sich abstrampeln und nerven, das wird nichts. Abfuhrbelege, denkt er, da kannst du nicht gegen an! Nicht schlecht, alter Mann, denkt er stolz,nicht schlecht! Er ist immer noch einer, mit dem man rechnen muss.
Und den Rest Bauschutt, der noch rumliegt und den man leider nicht verleugnen kann, den hat er dem Verein auch noch elegant untergeschoben. In zweierlei Hinsicht. Einerseits hat er behauptet, der Bauschutt wären Altlasten und er habe nur die Absicht gehabt, das alles zu beräumen und andererseits ist es wunderbar gelungen, den Eindruck zu erzeugen, dass der Verein das gesamte Gelände verwüstet hat. Dazu kommen jetzt noch die Rodungen, mit denen er den Verein beauftragt hat, und die dieser brav ausgeführt hat: Die Bäume und Schösslinge sollten weg, einSchlosspark sollte wieder entstehen, wo Brache war und Müllkippe und der Verein sollte das bewirken, so war es vereinbart. Nun aber passt es ganz gut, die deswegen anzuzeigen und sich als großer Waldschützer zu gerieren. Der böse, böse Verein macht den ganzen Wald kaputt und, er, Hülstorff ist Tag und Nacht beschäftigt, Schloss und Wald vor den wilden Vandalen zu beschützen. Und die Kohl zieht da mit. Die hat er sicher auf seiner Seite. Er grinst wieder. Die alte Charme-Masche, das wirkt doch noch immer. Bestimmte Damen in mittleren Jahren sind einfach hilflos, wenn er die Charme-Maschinerie auspackt.
Dieses Schreiben hingegen ist ärgerlich. Hoffentlich zieht der Landrat die Kohl jetzt nicht ab, wo doch gerade alles so gut lief. Liest sich einfach nicht gut, das Schreiben, auch wenn der mit dem Einstecktuch ihm klar gemacht hat, dass ohnehin eingestellt wird und weiter nichts passieren wird. Aber die Kohl kann sich vielleicht nicht halten, das wäre einfach blöd. Mit der kommt er gut hin und das hat Potential, mit dem Umweltamt, da ist noch Luft drin und da kann man vielleicht auch noch ganz andere Sachen stemmen und ermöglichen, wenn die Kohl mitzieht. Er runzelt wieder die Stirn, ärgerlich, einfach ärgerlich, diese Haalswor muss weg, soviel ist klar:
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...