Ehrlichstett, März 2016

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Der Boden ist gefroren und die Luft hart, als Rudolph Renfeld aus der Werkstatt tritt und auf das Schloss sieht.

Es geht ihm besser. Sei es, weil das feuchte Wetter nun ein Ende zu haben scheint und ein später Winter mit Frost sich anbahnt, sei es, weil er die kalte trockene Luft besser atmen kann mit seinen angegriffenen Lungen, sei es, weil es nun bald ein Ende zu sein scheint. Ein Ende des Unfriedens auf Schloss Ehrlichstett.

Sie führen eine alberne kleine Schlacht um die Stallwand neben dem Schlosstor, dieser Bonsayh und die Haalswor. Sie bringt irgendwelche Zettel an und er reisst sie wieder runter. Das ist an sich schon lächerlich, weil keiner weiß, wozu das führen soll. Wie ein albernes kleines Scharmützel.

Der Graf hat dem schließlich ein Ende gemacht, indem er diese Petition abgenommen hat. Wohl nicht ganz freiwillig, gehen die Gerüchte, denn am Wochenende war der mit dem Einstecktuch, da mit großem Gefolge und der ist wohl zusammengezuckt, mit dieser Petition. Da hat es auch nicht geholfen, dass der Graf beteuert hat, der Landrat wäre sehr aufgeschlossen und würde wohl ein Gespräch anberaumen, der mit dem Einstecktuch war„not amused", das konnte selbst Renfeld sehen. Obwohl er sich im Hintergrund hielt, hat da nur Getränke ausgeschenkt, Sektflaschen aus der Küche nach oben geholt, entkorkt und der Gräfin zugearbeitet, die die Gäste versorgt hat. War wahrscheinlich die Aufforderung, der Landrat solle die Ämter anweisen, den Verein stillzulegen. Das weiß selbst Renfeld, das so etwas nun auch nicht geht. Und wenn es geht, dann sollte man besser nicht darüber reden und es schon gar nicht an der Stallwand veröffentlichen.

Wobei die Gerüchte gehen...

Nun ja, er will sich danicht einmischen, aber der mit dem Einstecktuch hatte ja wohl auch schon mal die Idee, den Verein mit Hilfe der Ämter platt zu machen und der Schmohl, der Bürgermeister, der am Wochenende auch da war, sollte sich auch dafür einsetzen. Also alle denselben Gedanken, muss also doch etwas bringen. Aber ist vielleicht nicht so schön, wenn es in der Zeitung steht und es dann plötzlich alle wissen, was besser privat und geheim zu bleiben hat.

Na ja, ihm egal.

Er, Renfeld, sieht die Zeichen und das macht ihn hoffen. Das mit dem Verein, das hat sich bald. Die Mitglieder sind unzufrieden, sie haben Angst und keiner traut mehr dieser Haalswor und dem Schneider. Es kursieren noch immer Gerüchte, dass die Mitglieder die Schulden des Vereins bezahlen müssen, wenn der Verein den Prozess verliert, was bei den ganzen Lügen der Haalswor auch alle glauben, selbst die Bilder von der sind ja verboten worden und davor haben alle Angst. Und dass die Haalswor und der Schneider schon ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben und sich vom Acker machen, wenn es eng wird, auch das glauben reinweg alle.

Kann er sich nicht so recht vorstellen, die sind halsstarrig und dickköpfig, die stehen das bis zum Ende durch. Der Schneider erst, der hat schon ordentlich Feuer von seiner Frau, aber der hält fest an dem Verein, der geht da bis zum Ende mit. Und die Haalswor. Die lebt doch hier, wo soll die denn hin, auf die Schnelle?
Aber solche Gedanken behält er schön für sich, so schlau ist er auch, das muss ja nicht sein, dass er es ist, der das Öl aus den Flammen holt.

Letzte Woche war großes Drama, wieder eine tote Katze! Aber diesmal hatte er nichts damit zu tun! Er hat nur das Geschrei gehört, wie die Irren, die Kleine, Tamara, die Tochter. Die hat geschrieen und geschrieen und nicht mehr aufgehört. War wohl ihre Katze. Arme Kleine, kann einem leidtun - das ist nichts für ein Kind, selbst so ein großes, ganz ehrlich. Das hätte er für seine Kinder auch nicht gewollt, wenn er welche hätte.

Da versteht er auch die Haalswor nicht, das Kind dem auszusetzen, ne, das würde er nicht.

Der Kater hat wohl wieder auf den Stufen zum Gartenhaus gelegen, ohne Kopf. Der kleine schwarz-weiße, war wohl zutraulicher, als gut für ihn war. Die Tochter hat ihn gefunden und so geschrieen, dass sich einem das Herz zusammenzog. War doch nur eine Katze, aber trotzdem, irgendwie schlimm.
Aber das ist Krieg, so ist Krieg. Die Schutzlosen zahlen die Rechnung und die Rechnung muss beglichen werden.

Und ihm, Renfeld, geht es besser. Schon zwei Nächte ohne diesen Traum. Ohne den Meister, schon zwei Nächte Frieden.
Ein Lächeln stiehlt sich auf seine Züge, als er den dünnen Märzsonnenschein betrachtet, der alles sanft erstrahlen lässt, das gefrorene Gras, die dürren Zweige, die weißen Mauern des Schlosses, den dünnen Faden Rauch aus dem Kamin der Werkstatt.

Ja, lächelt er, jetzt wird wohl bald Frieden sein.
Frieden im Schloss.

Und langsam macht er sich auf den Weg zu seinem Tagwerk.


Libertas Haus, das SchlossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt