Ehrlichstett,Januar 2016

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Bellender trockener Husten begleitet Rudolph Renfeld, als er langsam über den Hof auf das Schloss zuschlurft. Er nimmt nun immer den vorderen Eingang, Da hinten rein will er nicht mehr. Der hintere Eingang, die Holztür, das erinnert ihn an den Traum. Dieser immer wiederkehrende Traum bringt ihn um den Verstand.

Unwillkürlich zieht er die Schultern hoch.

Immer muss er im Traum die Stufen hinauf, durch die Holztür, alles sträubt sich in ihm, da ist das Grauen dahinter, das weiß er schon, aber er muss da durch, im Traum und dann die brüllenden Flammen dahinter, die Hitze und er wacht auf, Gott-Sei-Dank, schweißgebadet. An Schafen ist dann nicht mehr zu denken und er verbringt die Nacht ruhelos, schlaflos.

Das bringt ihn noch um, ein weiterer Husten schüttelt seinen mageren Körper.

Er hat sich Dieter geschnappt, den großen Langen von den Reitersleuten, mit dem kann er noch reden. Mirko auch, aber der lacht nur, der ist der einzige, der das hier noch komisch findet. Und Dieter hat ihm zugehört, vielleicht. Sie sollen gehen, hat er ihm eindringlich gesagt, sie sollen ihre Viecher packen und gehen. Und vom Meister hat er berichtet. Das es einfach nicht mehr geht, dass er zu stark wird und dass sie alle sterben, wenn nicht etwas geschieht.

Dieter ist ganz bleich geworden.

Dass sie gehen sollen, hat er wiederholt, fortgehen und das schnell. Das es sonst schlimm wird.


Jede Nacht werden nun wieder die Zäune aufgemacht, meistens die von den Ponys und die Viecher rennen dann in der Gegend rum. Die Haalswor muss nachts raus und sie einfangen. Die anderen Pferde sind drin, aber er muss kein Hellseher ein um zu wissen, dass auch die Zäune der Koppeln immer aufgeschnitten werden. Der andere, der Dunkle, der immer rumschleicht in der Nacht bei den Pferden, der hat sie im Sommer noch geflickt, so dass nichts geschehen konnte aber der ist auch verschwunden. Schon lange hat er den nicht mehr gesehen.

Die haben die Polizei geholt, die vom Verein, aber die zucken nur dieSchultern. Die sind da machtlos, bei sowas. Mit einem Suchhund wollen sie kommen, wenn sich das häuft, da kann er nur lachen, was soll der Hund wohl finden? Gegen diese Kräfte sind Hunde wirkungslos.


Renfeld zittert und beschleunigt seinen Schritt. Er lächelt wider Willen, als er an das Gespräch denkt, er hat ihm schon Angst gemacht, dem Langen, richtig Angst.


Wie alles war, schon immer in diesem Schloss und dass sie keine Chance haben.

Es steht nicht zu besten mit diesem Verein, das weiß er schon. Immer Streit und Krieg dahinten in dem Gartenhaus. Und seitdem dieser Bonsayh so ein Pamphlet an die Stallwand angeschlagen hat...wie Luther an diese Kirche, der hat wirklich einen Sinn für Humor, derTyp, jedenfalls ein Geschreibsel über die Haalswor, so eine Art offener Brief und alle haben es gelesen das weiß er. Das hat schon Folgen so etwas. Geht nicht mehr gegen den Verein jetzt, sondern gegen die Haalswor. Das ist vielleicht der richtige Weg Wenn die weg ist, dann gehen die anderen auch, das versteht er schon. Und ihm, ihm íst die schon lange unheimlich. Mit der stimmt doch gar nichts. Reitet da auf den Hengsten rum, den Riesenviechern ohne Sattel im Galopp, muss das sein? Muss denn so eine sich hier rumtreiben?
Und das wenn doch Ruhe sein soll? Ruhe und Frieden im Schloss.


Ein erneuter bellender Husten schüttelt ihn, als er langsam die Steinstufen hinaufgeht. Er wünscht, er hätte das nicht gemacht mit dem Asbest zerkloppen, im Sommer Er wünscht er hätte dem Grafen die Stirn geboten und sich geweigert. Was wenn er nun krank geworden ist? Was, wenn er sich vom dem Dreckszeug was weggeholt hat?


Langsam keucht er die Stiegen hinauf. Ein Schauder durchfährt ihn. Dieser Traum, dieser Dreckstraum. Er kann sich gegen die Erinnerung nicht wehren.
Hustend betritt er das Schloss.

Es ist eisig kalt und die Luft riecht abgestanden. Wie der Tod, denkt er, wie der Tod, der kommen muss.

Ein erneuter Schauder durchfährt ihn.




Libertas Haus, das SchlossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt