Sie sind noch immer in Ehrlichstett. In ein paar Tagen ist der Prozess.Die Luft knistert vor Spannung. Hugo ist geladen, wie eine Waffe, ein Funke reicht, ihn zum explodieren zu bringen. Rabena geht ihm aus dem Weg, wo es möglich ist. Schweigsam geht sie ihren Aufgaben nach und geht ihm aus dem Weg.
Sie steht im Torbogen und schneidet die Rosen, die abgeschnittenen Triebe sammelt sie in einem Korb der ihr zu Füßen steht, als eine Bewegung hinter ihr, sie herumfahren lässt.
„Abel!"Der Schock ihn zu sehen und gleichzeitig die Angst von Hugo beobachtet zu werden, lassen ihren Atem stocken.
„Abel! Um Gottes Willen! Was machst du her! Bitte geh!"
Ihre Stimme ist atemlos, wispernd. Es ist heller Tag, Hugo könnte jederzeit die Treppe hinunterkommen. Ja aus dem Fenster sehen und sie und Abel entdecken und dann...
Ängstlich sieht sie die Fassade hinauf.
„Hugo ist nicht gut genug für dich!" Abels Stimme ist weich, seltsam schleppend, aber wie eine Melodie. „Er ist nicht imstande zu geben, er kann nur nehmen"
„Abel,bitte" Sie bekommt kaum Luft: "Bitte geh jetzt." Sie greift nach seiner Schulter und will ihn den Weg zurück schieben: "Ich will nicht über Hugo reden."
„Ich schon, denn ich möchte verstehen." Seine ruhiger Ton hüllt sie ein, legt sich, wie ein Schleier um sie. Sie will sich fallen lassen, die Augen schließen und fallen lassen, trotz ihrer Angst.
"Du warst zu verliebt um ihn zu sehen wie er wirklich ist. Ich dachte immer, wie es wohl wäre, wenn eine Frau mich so lieben würde. Ich frage mich, wie diese Frau sein würde." Und er beugt sich vor und küsst sie sanft.
Vor Angst bleibt ihr fast das Herz stehen. Sie holt stoßweise Luft und schiebt ihn weg:" Abel!" aber er rührt sich nicht.
„Abel, was? Warum geht es nicht? Frage dich ob er zu dir halten würde, dir helfen würde? Frage dich ob er dich unterstützt? Ob er für dich da ist?"
„Lass das!"
„Nein, frage dich das," wiederholt er eindringlich mit dieser samtigen Stimme, "hat er je etwas für dich getan. Hat er je etwas getan das deiner Liebe würdig ist?"
„Wir haben alles zusammen gemacht." Sagt sie leise," alles zusammen aufgebaut."
„Das hat ihm geholfen, Rabena. Das waren seine Pläne. Er war dein Geliebter, dein Herr, dein Mann, aber war er auch dein Freund?"
Sie spürt, wie ihr wieder aller Vernunft die Schamröte ins Gesicht steigt.
„Woher willst du das alles wissen?"
„Weil ich es wissen will. Ich sehe dich, ich sehe deine Angst. Ich sehe dich welken und kleiner werden. Ich sehe, wie du dich versteckst. Ich spüre deine Angst. Ich wäre für dich da gewesen. Warum Hugo nicht? Warum hilft er dir nicht sondern setzt dich ein, für seine Pläne. Setzt dich unter Druck, macht dir Angst?"
„Das macht er nicht." Leise. Und, „er muss mir nicht helfen. Wobei? Ich komme klar! Es ist nicht nötig!"
„Natürlich ist es nötig! Ich sehe, wie erschöpft du bist."
„Ich habe ihn nie gebeten, mir zu helfen!"
„Warum muss er darum gebeten werden? Dass er gebraucht wird, ist offensichtlich. Er hätte es einfach tun können. Dich unterstützen.Nach deinen Ideen fragen, deinen Plänen. Dasein. Für dich!"
„So einfach ist das nicht," fängt sie an aber er unterbricht sie und berührt ihre Schulter.
„Weißt du, was Liebe für mich ist, Rabena? Weißt du, was ich gelernt habe, die vergangenen Wochen, Monate?
Ich glaube, Liebe ist mehr als nur ein Zustand. Nicht nur ein Gefühl oder Worte die man sagt. Es ist da, was man tut. Wenn man eine Frau liebt, liebt man sie jeden Tag und man tut etwas. Man tut etwas für sie. Ich liebe dich, Rabena. Ich tue etwas. Für dich. Ich schwöre es."
Sie setzt zu einer Erwiderung an, aber er nimmt sie in die Arme und küsst sie wieder, länger dieses Mal. Der Stoff seines Hemdes fühlt sich weich an, seine Arme unter den leichten Ärmeln muskulös. Sein Kuss ist warm und freigiebig und sie lässt sich forttragen. Sie kann sich nicht erinnern, je so geküsst worden zu sein. Es ist ein Angebot, keine Forderung, und das macht es plötzlich unwiderstehlich.
„Komm mit mir," sagt er rau in ihre Halsbeuge.
Sie schiebt ihn zurück.
„Nein,Abel. Nein, ich kann nicht. Ich muss bei Hugo bleiben."
Nun, endlich tritt er einen Schritt zurück. Er sieht sie an. Seine Augen sind hell und dunkel zugleich.
„Ich bin bei dir." sagt er „und ich bin für dich da." Und er wendet sich ab, wie ein Schatten, der er ist und verschwindet. Wie Luft, wie ein Hauch.
Sie fährt sich mit den Kuppen der Finger über die Lippen und erlaubt sich einen Moment zu überlegen. Wie es wäre, wenn sie mitginge, mit ihm. Um die Hausecke, fort, vom Schloss, in ein neues Leben, in seinLeben.
Aber es geht nicht.
Sie strafft die Schultern.
Es geht nicht.
Sie hat eine Verpflichtung.
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Libertas Haus, das Schloss
ÜbernatürlichesWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...