LiebeCorinne,
diesen Brief zu schrieben, ging wahrscheinlich eine der schwersten Entscheidungen voraus, die ich je in meinem Leben getroffen habe.
Wir sind schon lange Freundinnen und auch Geschäftspartnerinnen, ich habe Deine Entwicklung und Karriere immer mit Freude und Interesse und, wie Du weißt, oft auch mit persönlichem Einsatz verfolgt.Selbst Deine Entscheidung Dich in der Pferdezucht zu engagieren habe ich anfänglich mitgetragen. Ich kann Deine Leidenschaft für diese schönen und starken Tiere, ihre Eleganz und die Sehnsucht der Menschen diese zu nutzen, sich zu eigen zu machen und, in Deinem Falle mit dem Pferd zu einem gemeinsamen Kunstobjekt zu verschmelzen, verstehen, auch wenn ich selbst keine Reiterin bin und sicher auch keine werde.
Als die Pferde einen immer größeren Anteil an Deinem Leben nahmen, selbst da habe ich versucht dich von München aus zu unterstützen und Dein Leben zu erleichtern.
Du hattest mit Deinem Umzug in den Osten, der, wie Du weißt, nicht meine Zustimmung fand, nicht den leichtesten Weg gewählt.
Wie Du weißt, war ich von Anfang an, gegen diesen Umzug.
Ich habe Dir meine Bedenken mitgeteilt: Dass Deine noch frische und nicht gefestigte Karriere in einem, wie ich meine kunstfernen Umfeld, wieder ehemaligen DDR zum Erliegen kommt, war nur eine davon. Leider warst Du nicht umzustimmen und ich wünschte, ich hätte nicht so haargenau Recht behalten. Zum ersten Mal wünsche ich, ich hätte mich gewaltig geirrt und die ehemalige Diktatur wäre wie durch ein Wunder in eine Demokratie mit Meinungsfreiheit und Vielfalt eingegangen, dies in nur 20 Jahren, aber, wie wir inzwischen wissen,ist dies nicht der Fall und ich musste mit all meinen Befürchtungen Recht behalten. Nicht nur, dass du Deine vielversprechende Karriere durch Deine Abkehr von München völlig ruiniert hast, nein, es ist inzwischen sogar so weit, dass Bilder von Dir in diesem Ostdeutschland von Gerichten verboten werden. Es ist mir unmöglich geworden, Dich weiterhin zu vertreten, geschweige denn, unter diesen Bedingungen Interesse für Deine Kunst zu wecken. Die beiden Deutschlands sind sich noch zu fern, im Westen hat Kunst einfach einen anderen Stellenwert und hier ist es unvorstellbar, dass tatsächlich aus so nichtigen Gründen Kunst verboten werden kann. Also geht jeder automatisch davon aus, dass ein Bilderverbot viel schwerwiegende Gründe hat, die Du oder ich verschweigen und man nimmt davon lieber Abstand.
Ich muss und werde Dir hier auch ehrlich gestehen, dass ich ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Hugo von Hülstorff und seiner Frau hier in München hatte. Wir haben lange zusammen gesessen und ich muss Dir sagen, dass auch er lebhaft Anteil an deiner Geschichte nimmt. Allerdings kann er nicht verstehen, warum Du Verleumdungen und Lügen über ihn in die Welt setzt und Tamara offensichtlich einen You Tube Kanal betreibt, alleine mit der Absicht ihn zu verunglimpfenund aus dem Schloss zu vertreiben. Ich erkenne meine ehrliche und aufrechte Freundin Corinne in diesen Schilderungen zu meinem Erschrecken nicht mehr wieder.
Niemandem, weder ihm noch mir ist es klar, warum Du so massiv Front gegen ihn machst, er der, so sehe ich das zumindest aus der Ferne, nur geholfen hat, respektive Dich unterstützt hat. Von Hülstorff ist im Übrigen mit mir einer Meinung, dass Du die Pferde abschaffen solltest und Dich wieder Deiner Kunst widmen solltest. Deine neuen Bilder, so interessant und folgerichtig es sein mag, nun Menschen ohne Köpfe zu malen, finden weder seinen noch meinen Gefallen und wir sind der Meinung, dass Du Dich hier völlig verzettelst.
Liebe Corinne, bitte gehe nicht davon aus, dass ich Dir Böses will oder Dir schaden will.
Bitte habe aber auch Verständnis, dass ich in nichts hereingezogen werden möchte weder in eine gerichtliche Auseinandersetzung mit von Hülshoff, noch weiterhin Dir die Unterstützung zusagen kann für eine Verfassungsbeschwerde, die wie ich meine, das Potential hat, Deine Karriere nachhaltig und völlig zu ruinieren.
Ich werde stets im Herzen Deine Freundin sein, aber Deine Entscheidungen kann ich ab hier nicht mehr mittragen.
Ich sehe auch keine Möglichkeit, Dir zu helfen oder Dich umzustimmen, also habe bitte dafür Verständnis, dass ich unseren Kontakt abbrechen möchte.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich Dir Glück wünsche, aber ich weiß nicht, ob das zielführend wäre.
Mit lieben Grüßen aus München,
Deine Flexi, Alexandra van Bingen.
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormaleWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...