Libertas Haus, das Schloss

Ehrlichstett, September 2015

Er: Und was hast du für mich?

Sie:Tja, diesmal eine ganze Menge, aber weiß nicht, ob Sie das so glücklich macht. Die waren in Trouble TV, mit dem Pony.

Er schnaubt unwillig: Ich lese Zeitung und ich habe mir den Quatsch auch angesehen. So ein Blödsinn, eine Frechheit! Und ohne den Herrn Starreporter Heitmann vom Wurschtblatt HIER, würde da kein Hahn mehr nach krähen.

Sie, grinst unwillkürlich: Da krähen allerdings ziemlich viele Hähne nach. Das Tierchen kommt gut an. Seitdem waren noch drei Kamerateams unterschiedlicher Sender vor Ort und haben Nicki in,  an und um das Vereinsheim gefilmt. Auch öffentlich-rechtlich.

Sie macht eine Pause, während der er unwillig schweigt: Und die HIER hat Nicki zu ihrem Maskottchen erklärt und berichtet nun regelmäßig. Sie sollten vorsichtig sein, auch der Graf. Die sind jetzt oft vor Ort.

Und dieser Internetblog, den die Tochter macht, Tamara, die Abonnentenzahlen sind explodiert. Über 2000 Menschen verfolgen jetzt die Geschichte! Das gibt denen ziemlich Auftrieb.

Er gibt einen unwilligen Grunzlaut von sich und steht verärgert auf. Unruhig tigert er in dem kleinen Raum auf und ab: Mach dich nicht lächerlich! Und sieh dich vor! Ich habe dich in der Hand und werde das nutzen, also besinn dich auf die Hand, die dich füttert! Du stehst auf unserer Seite, ob du willst oder nicht, vergiss das nicht!

Was ist mit Geld? Hast du die Einsteller gewarnt, dass die alle Kosten tragen müssen, wenn das daneben geht. Und dass die Haalswor alles Geld in die eigene Tasche steckt?

Sie: Ja, habe ich, aber die glauben mir nicht. Das ist nicht so einfach. Die Haalswor hat nichts, da glaubt keine Mensch, dass die die großen Reichtümer einschiebt. Und es kommt nichts. Ich habe nichts, womit ich drohen kann. Was müssen die Einsteller zahlen? Es gibt keine Forderungen!

Er setzt sich wieder und zeigt nun ein zufriedenen Grinsen: Das wird sich ändern, da kannste sicher sein. Und zwar bald. Und dann los, vergiss das nicht! Da kommen jetzt ein paar Klagen und Strafanzeigen, nutze das! Mach denen Angst! Setz die unter Druck. Die haben Angst um ihre Hottchens, wenn man nur den richtigen Hebel drückt und wenn die abspringen, ist der Verein finanziell am Arsch, wenn man überlegt, was da noch an Kosten kommt.

Sein zufriedenes Grinsen verstärkt sich.

Sie: Glaub ich nicht. Die haben jetzt auch noch einen Sponsor.

Er fährt auf: Wie?

Sie: Ja, nach der TV-Show. Da hat sich so eine Firma gemeldet, die machen so modisches Zeug für Pferde. Die wollen Nicki ausstatten und als Werbemaskottchen haben. Und ein Plüschtier wollen die auch rausbringen.

Er: Besorg mir die Daten von der Firma! Und zwar ein bisschen zügig! Das gib es doch wohl gar nicht, dass jemand diese hässliche kleine Missgeburt für Werbezwecke nutzen will! Was ist mit Tierschutz bei denen? Kommst du da an was ran?

Sie: Sie sind witzig! Der Tierarzt selbst hat ein Pferd bei denen einstehen. Wenn es da irgendwelche Bedenken gäbe, dann würde der das wohl nicht machen.

Er: Ich meine, mit der hässlichen kleinen Missgeburt. Ein Pferd im Fernsehstudio! Das hat ja wohl was mit Tierschutz zu tun?

Sie: Die haben eine Unbedenklichkeitserklärung des Tierarztes und eine amtsärztliche Untersuchung.

Er,schnaubt wieder laut: Aber nicht von diesem Amtstierarzt hier!! Den habe ich so unter Feuer gesetzt mit meinen Anzeigen, der ist auf unserer Seite!

Sie: Nein, das wurde dort gemacht, vor Ort, glaube ich.

Er: Verdammt, das ist kaum zu glauben. So ein Scheiß Haufen Amateure und verkackte Gutmenschen und denken an alles.

Sie: Das hat, glaube ich, der Sender angefordert, damit alles seine Richtigkeit hat.

Er: Na, mal sehen, irgendwas geht da immer. Da werde ich mal im Netz wühlen. Irgendwelche Tierschützer kann man da immer herkriegen.Die warten doch nur auf so etwas.

Sie, zuckt die Schultern.

Er: Ich bin nicht zufrieden, verstehst du, gar nicht zufrieden. Das sollte alles schneller gehen, ich hatte mehr Hoffnung in dich gesetzt. Du nimmst das alles sehr leicht, gefällt mir nicht. Ich denke, du solltest dich ein bisschen mehr anstrengen, sonst sickert da mal etwas durch. Und das wäre glaube ich gar nicht so gut für dich.

Er ist aufgestanden und legt eine Hand auf ihre Schulter. Seine Hand ist fleischig und feucht. Die warme Feuchtigkeit dringt durch den Stoff ihres T-Shirt Ärmels. Als er ihr schmerzhaft die Fingernägel in die Schulter bohrt, zuckt sie zusammen.