Ehrlichstett, 2017, 16 Uhr 33

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Er war erst im Stall. Der Abend senkt sich wie eine graue Decke über das Schloss. Er überlegt noch, diesen Prachthengst vielleicht laufen zu lassen.

Während er noch nachdenkt sieht er die Künstlerschlampe aus dem Schloss laufen, zack, zum Auto rein, Rückwärtsgang und raus aus dem Gelände. Diese widerliche Schlampe, alles, hat sie zerstört, alles, was er hatte, alles, was seins ist.

Vielleicht doch den Hengst laufenlassen, Schlosstor ist offen, der geht auf die Straße und – batsch - platt, das Prachtstück. Dieses Prachtstück, ihr ganzer Stolz. Das würde sie zur Vernunft bringen, das würde ihr Angst machen. Das würde der Schlampe zeigen, dass nicht alles geht, dass sie nicht alles machen kann und hier schon gar nicht. Das würde ihm Genugtuung verleihen, denkt er, als er sich der Box nähert. Das Riesenvieh steckt seinen Kopf durch das Fenster im Gitter und sieht ihn an.


Er wird abgelenkt.

Der Bengel kommt auf Gelände gefahren in seinem schicken kleinen Auto. Fährt da auf den Parkplatz, als ob ihm das Schloss gehörte, kommt da erst ewig nicht aus dem Auto, dann doch und latscht dann zum Schloss. Wie ein alter Mann, denkt er zufrieden. Den hat es schon fast erwischt. Die junge Schlampe, die macht den fertig.

Er grinst zufrieden.

Plötzlich ein Fiepen. Suchend sieht er sich um. Das Riesenvieh sieht ihn noch immer an, aus dem Fenster raus.

Der Bengel kommt aus dem Schloss gerannt und verschwindet, Eiltempo, Richtung Gartenhaus.


Das Riesenvieh fängt an, mit dem Huf vor die Boxenwand zu treten. Der Knall erschreckt ihn zu Tode, fast wäre er gestürzt, als sein verwundetes Knie den Schock nicht auffangen kann. Er fängt sich an der Wand ab und schlägt dem Vieh die Faust ins Gesicht. Der erschrockene Blick!

Fast hätte er laut aufgelacht. Er muss gleich nochmal zuschlagen, so geil ist das. Das Vieh zieht den Kopf zurück in die Box und hört auf, mit dem Huf zu schlagen. Da hört er wieder das Wimmern. Er tastet sich an die Box heran und sieht durch das Fenster. Ein Kratzen, ein Rascheln. Die haben kein Licht mehr im Stall, der Graf hat denn Strom abstellen lassen.

Im Halbdunkel erkennt er nur unscharf den ekelhaften kleinen Hund von der jungen Schlampe, der da auf und abspringt in der Box von dem Riesenvieh.

Wieso sperren die ihren Hund ein, grübelt er. Was haben die vor, dass die den Hund einsperren? Tritt so ein Riesenvieh den kleinen Hund nicht tot? Wollen den wohl loswerden? Wollen wahrscheinlich ihre Ruhe haben, denkt er und ein verstehendes schmieriges Grinsen legt sich auf seine Züge. Na die Suppe, die kann ich euch versalzen, denkt er, als er die Box einen Spalt aufschiebt. Der kleine Hund zischt durch, schneller als eine Rakete und rast aus dem Stall. Das Riesenvieh sieht ihn mit große Augen an und weicht zurück. Hat wohl Angst noch eine abzukriegen, auf die Zwölf.

Grinsend schiebt er die Box wieder zu.




Libertas Haus, das SchlossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt