Mist, denkt Corinne, als sie hektisch ihre Handtasche packt. Beinahe hätte sie diesen Termin vergessen. Ein alberner Fototermin in einer Galerie in Halle mit anschließendem Umtrunk. Der Sammler, der einen ganzen Werkkomplex von ihr ankaufen möchte, möchte sich als Mäzen feiern lassen und hat einen Pressetermin anberaumt, bei dem die Werkreihe offiziell an ihn übergeben wird, mit Fotografen und Sektemfang und allem drum und dran. Und über dem ganzen Trubel der letzten Tagen hat sie es fast vergessen. Mist, verdammter!
Sie wirft sich ihren Mantel über und hastet die Stiegen herunter. Renfeld kommt ihr entgegen, wirrer Blick, wie immer. Wo er ist, ist auch Tamara nicht weit, denkt sie unwillig. Wäre aber nicht schlecht, sie sagt ihr noch Bescheid, damit sie weiß, dass sie jetzt weg fährt.
Aber von Tamara keine Spur, als sie das Schloss verlässt und auf denParkplatz eilt. Mist, blöder! Sie kann doch nicht weit sein! Tammi hatte Henry da, über Nacht, ein Lächeln stiehlt sich auf Corinnes Züge, der Kleine hat jedermanns Herz erobert und sie freut sich, dass Tamara sich um ihn kümmert. Nichts bringt einen so auf andere Gedanken, wie ein lebhaftes Kleinkind, lächelt sie.
Sie schließt das Auto auf und steigt ein, sieht sich noch suchend um, als sie langsam am Stall vorbeifährt, aber keine Menschenseele zusehen. Wo die nur alle sind? Ein ziemlich schmutziger Geländewagen steht im Tor und parkt die halbe Einfahrt zu. Stirnrunzelnd fährt sie vorsichtig an dem Fahrzeug vorüber. Zugemüllt, bis ins Letzte und dreckig, sogar drinnen. Was sind denn das für Leute, die mit so etwas herumfahren?
Ich schicke ihr eine SMS, denkt sie, wenn ich in der Galerie bin.
Suchend tastest sie in ihrer Handtasche nach dem Handy während sie langsam auf die Hauptstraße abbiegt.
Sie sucht und kramt herum, den Blick immer auf die Straße gerichtet und findet das Gerät nicht. Wenn es schiefgeht, dann gründlich, denkt sie ärgerlich. Wahrscheinlich habe ich das Handy auf dem Schreibtisch vergessen. Verdammt! Ein Blick auf die Uhr im Armaturenbrett zeigt ihr, dass keine Zeit ist, zurückzufahren und das Handy zu holen.
Ärgerlich fährt sie weiter.
Wenn dieser blöde Termin nicht so wichtig wäre, denkt sie, als sie das Fahrzeug auf der Landstraße beschleunigt.
Abe rich bin ja bald wieder zurück. Denkt sie noch. Wird ja wohl nicht ewig dauern.
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...