Ein Zaun wird gebaut.
Die Angestellten des Schlosses heben Löcher aus und versenken Pfähle darin, dann wird Wildzaun gezogen. Es sieht schrecklich aus.
Erst lachen die Vereinsmitglieder, weil der Klapsmann sich so offensichtlich selbst einzäunt, aber als der Bau voranschreitet und das Schloss hinter den Gittern verschwindet macht sich Beklemmung breit. Was ist das hier? Ein Knast, ein Gefängnis, wer soll hier vor wem beschützt werden? Der Graf vor den Kindern? Die Kinder vor dem Klapsmann?
Dazu kommen Sorgen um Greta. Nachdem man sie tagelang nicht gesehen hat und auf Drängen Tamaras, in der Sache mit dem geschwärzten Ring ihre Meinung zu hören, machen sich Corinne und Tamara auf, sie zu besuchen.
Sie hatte eine schlimmen Anfall von Agoraphobie, der sie das Haus nicht hatte verlassen lassen. Sie sieht schlecht aus, hatte an Körpergewicht verloren und wirkt verwirrt, als sie den beiden nach langem Klopfen und Klingeln die Türe öffnet. Zittrig und langsam läßt sie den Besuch ein und führt sie in das verdunkelte Wohnzimmer, das im Winter Behaglichkeit und Wärme ausgestrahlt hat, nun aber, aus dem hellen Sommertag kommend, dunkel und unheimlich wirkt.
Mit einem tiefen Atemzug lässt sich Greta in ihren Sessel fallen, der alte Hund, der danebenliegt und dessen unangenehmer Geruch im Raum festhängt, wedelt träge mit dem Schwanz, was hohl auf dem Boden klopft.
„Greta,so kann das nicht weitergehen," redet Corinne aufgeregt auf sie ein,"Sie müssen etwas ändern! Sehen Sie sich an, sie müssen zu einem Arzt. Der gibt Ihnen Medikamente die Sie beruhigen. Sie müssen regelmäßig essen und trinken. Sie sterben mir hier noch!"
Ein schwaches Lächeln zeigt sich auf Gretas Zügen: "Es gibt Dinge,die können die Ärzte nicht heilen und nicht beheben. Dinge die sind stärker als alle Medizin und älter als die Menschheit. Und Dinge, die man ertragen muss, wenn man die Pflicht auf sich genommen hat.Und Pflichten, die man nicht übertragen kann. Ich bin die Wächterin." Sie schließt kurz die Augen.
„Ja ja, ich weiß, aber Ihre Gesundheit geht vor, Greta. Sie können auch die Wächterin sein, wenn ein Arzt sie untersucht hat und Ihnen geeignete Medikamente verschrieben hat. Soll ich Sie hinfahren?"
Energisch schüttelt Greta den Kopf.
„Lassen Sie mich diese Entscheidung treffen, Corinne" sagt sie ungewohnt streng und wendet sich dann Tamara zu, die sich an eine Kante des hellen Sofas gesetzt hat und verlegen die schmutzigen Bodendielen betrachtet.
„Kindchen, Tammi, was ist mit deinem Ring, dem Amulett?"
Erschrocken reißt Tamara die Augen auf. Sie hatte das Thema noch nicht angesprochen, woher wusste Greta davon? "Ich weiß nicht, Greta,irgendetwas stimmt nicht. Wenn ich den Ring anlege, wird er schwarz und wen ich ihn runtertue, dann wieder hell. Und wenn ich die Stromstöße mache, dann wird er heiß!"
„Tammi, lass diesen Unsinn, mit den Stromstößen! Bildest du dir doch nur ein! Wahrscheinlich sollte ich euch beide zum Arzt schaffen," Corinne hebt wütend die Stimme. „Als ob wir nicht schon genug Ärger hätten, der kaum bei gesundem Menschenverstand zu verdauen ist, fangt ihr auch noch an, durchzudrehen. Schaut doch mal raus, alle beide, da seht ihr genug Irrsinn, der reicht für uns alle, da braucht ihr nicht auch noch zu beizutragen!"
Greta ignoriert sie völlig und wendet sich wieder Tammi zu: " Hab keine Angst, Kind. Das ist nur eine vorübergehende Schwächung. Es wird gesagt, dass das Böse erst eine Übermacht erhalten wird, bevor das Gute seinen Weg findet. Das ist erst der Anfang." Ihre Worte werden düster und Tammi und Corinne halten unwillkürlich die Luft an:
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...