Ehrlichstett, Februar 2016

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Harald Bonsayh ist ruhelos.

Er fährt nach dem Gespräch durch die winterliche Nacht, ruhelos, unruhig. Nach Hause will er nicht. „Nach Hause" er schnaubt unwillig. In den Wohnwagen, wo wahrscheinlich die Kleene sich wieder breit gemacht hat, mit ihren Freunden.

Es wird Zeit dass sich da etwas ändert. Dass er zurückgeht, zu Sylvia oder die Kleene rausschmeißt. Es muss etwas geschehen, so geht das nicht.

Das gefällt ihm alles nicht.

Irgendwie beunruhigt ihn alles.

Er grübelt, fährt durch die Straßen und grübelt.


Klar, er hat die Sache im Griff, aber das mit diesem blog, das gefällt ihm nicht. Diese Schlampe veröffentlicht Texte, die aussehen als ob sie echt sind. Mails vom Grafen, wie der winselt, dass sie kommen soll, wie er ihr alles anbietet, Wohnung, Stall, ja, das ganze Schloss, wie sie gemeinsam planen, lauter so heile Welt Scheiß mit Mehr-Generationen-Wohnen und Kunst im Schloss. Klingt reinweg echt, der Scheiß.

Was, wenn das Graf ihn angelogen hat?

Was, wenn die Mails wirklich echt sind?

Was, wenn da im Ende etwas völlig anderes ans Licht kommt?


Nein, das kann nicht sein!

Er ruft sich energisch zur Ordnung. Der Graf, das ist ein Ehrenmann, mit so einer Fotze lässt der sich nicht ein, niemals. Der weiß, wo er hingehört und mit wem was plant. Wie die Zukunft ist, für das Schloss. Er hasst diese Trulla und deren heile Welt Pläne, niemals hätte er...


Aber ein leiser Zweifel bleibt und der macht ihn unruhig.

Unruhig, besorgt.

Dass er verscheissert wird.

Dass er die Kontrolle verliert.

Dass er belogen wird und im Ende hinten runterfällt.

Dem Falschen vertraut hat.


Nein, keine Frage, geht gar nicht. Er doch nicht und ihm doch nicht. Kommt nicht hin.

Er hat ihr eine Mail geschrieben, dieser Dummschwatz-Künstlerin, dass sie ihn rauslassen soll, ihn und seine Familie. Auch an ihren Anwalt, dass die gleich Bescheid wissen. Er wird sich das nicht gefallen lassen, er nicht. Nicht von so einer!


Und er hat da diese Petition verfasst und am Stall angeschlagen. Alles über den Verein und die Haalswor, wie sie lügt und betrügt und den Grafen verschaukelt hat.

Zimmermädchen, das hätte sie sein sollen, die Frau Künstlerin, so war das abgesprochen, so kaputt war die, Zimmermädchen! Was die sich überhaupt noch einbildet! Was die überhaupt für Ansprüche stellt. Was hat die da überhaupt verloren, wenn sie ihre Zusagen nicht einhält und die Räume der Pension putzt, im Schloss, die Putze!


Und die hat da was drüber tapeziert, über seine Petition, eine Anzeige, samt Nummer, Staatsanwaltschaft Halle.


Er ist besorgt.

Keine Ahnung, ob das stimmt. Wahrscheinlich alles erstunken und erlogen,wie der blog. Aber was wenn doch???

Er reißt den Zettel immer ab. Muss ja nicht sein, dass das alle lesen.

Was wenn doch?


Langsam, fast lautlos fährt das Auto durch die winterlichen Straßen, dunkle Nacht, keiner unterwegs, seine Welt, sein Dorf, seine Stadt, sein Kaff.

Der Wohnwagen kotzt ihn an. Die Kleene kotzt ihn an, er ist unzufrieden, bedrückt, so kann das nicht weitergehen, so stimmt das alles nicht.

Das gefällt ihm alles nicht.

Das gefällt ihm nicht.


Er muss mit dem Grafen reden. Der soll ihm Rede und Antwort stehen. Und ihn schützen, vor dieser Irren und ihren Unterstellungen. Er hat keine Lust seinen Kopf hinzuhalten für einen anderen. Ne, keine Lust,  das muss der Graf wissen, das geht so nicht.

Mit leisem Motorgeräusch fährt er auf die Straße zum Schloss, da um die die Kurve, lässt den Wagen rollen in die Schlosseinfahrt. VomSchloss aus ist er hier nicht zu sehen, als er die Handbremse anzieht und den Wagen bei laufendem Motor verlässt.

Da schon wieder!

Über seinem Petitionstext wieder diese Anzeige mit der Bearbeitungsnummer des Staatsanwaltes! Verdammt!

Mit einem Ruck hat er den Wisch heruntergerissen und zusammen geknüllt. Das gefällt ihm nicht, das kann doch wohl nicht wahr sein.

Frierend geht er zum Wagen zurück.


Als er sich auf den Fahrersitz setzt und den Papierknäuel in den Beifahrerfußraum wirft, nimmt er die Katze wahr.

Ein kleiner schwarz-weißer Kater, der sich auf dem Beifahrersitz zusammengerollt hat und ihn nun vertrauensvoll ansieht. "Scheiß Viech,wo kommst du denn her?" Schon will er das Vieh packen und rauswerfen. Was hat das Biest in seinem Auto verloren? Bestimmt eine von den Katzen des Vereins. Der Graf hat von denen erzählt. Penetrantes Viehzeugs!


Aber da....er grinst....da kommt ihm eine andere Idee.

Anstatt die Katze am Nackenfell zu packen und hinauszuwerfen, streichelt er ihr über den Kopf, was das Tier mit zufriedenem Schnurren quittiert.

„Na Miezekätzchen? Willst du einen netten Ausflug machen? Dann komm mal mit, mit dem Onkel, ich habe eine schöne Überraschung für dich."

Zufrieden grinsend lässt er den Wagen losfahren, in die Richtung, aus der er gekommen ist.



Libertas Haus, das SchlossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt