Es ist stockfinstere Nacht als er über den Hof schleicht. Der dumme, helle Mond hinter Wolken verborgen.
Er muss vorsichtig sein.
Sie sind wachsam. Sie passen auf ihre Pferde auf, seitdem er das Tor des Stalls manipuliert hat und die Viecher entwischt sind. Dreimal, einmal sogar auf die Straße - bis sie es endlich bemerkt haben und das Tor repariert haben.
Er grinst in sich hinein.
Man muss schlau sein, denkt er. Schlau.
Vorsichtig nähert er sich dem Fahrzeug und dem Hänger der hoch auf mit Mist beladen ist.
Das haben sie geschafft, denkt er und ein weiteres zufriedenes Grinsen überzieht seine Züge – das haben sie geschafft mit ihren zahllosen Anzeigen. Dass die Vereinsheinis jetzt ihren Pferdemist immer auf den Acker fahren müssen. Nicht gerade eine Zierde für den Ort, wenn dieser hochbeladene Misthänger da rumsteht, mal an diesem albernen Fahrzeug und mal am Traktor, der Schneider noch auf dem Bock, spielt den großen Chef, mit seinem Cowboyhut auf.
Na, damit ist jetzt jedenfalls erst mal Schluss, denkt er, nach heute.
Er bleibt stehen, sieht sich um, verschwindet im blassen Mondschatten des Hängers, als er sich zu den Reifen hinunterbeugt.
In seinem Rücken kommen die Pferde im Auslauf langsam an den Zaun, sehen ihm neugierig zu. Mistviecher, können die nicht schlafen oder ihre Scheißhaufen legen oder sonst was?
Schnell setzt er den Schlüssel an. Mit leisem Knarren dreht sich die Schraube. Schnell eine weitere und noch eine.
Plötzlich fängt eines der Pferde an, leise zu wiehern.
Scheiße!
Er zuckt zusammen.
Hektisch schlecht er geduckt nach vorne. Zum Fahrzeug. Die Muttern am vorderen Reifen, zack, gedreht, gelockert, zack, und noch drei weitere Male, der vordere Reifen ist locker, nun zum hinteren.
Der Schneider, der wird staunen, dieses Großmaul, wenn er mit seinem hässlichen Gespann auf der Straße liegenbleibt. Seinem Riesen-Scheiß-Mistgespann.
Ein weiteres Pferd wiehert.
Er zuckt wieder.
Ein drittes, ein viertes, ein richtiger Scheiß-Pferdechor.
Er sieht vorsichtig hoch. Das Licht im Schloss ist angegangen.
Drei Schrauben hat er noch gelöst am hinteren Reifen.
Das muss reichen.
Er muss weg.
Er duckt sich in den Schatten.
Das wird reichen, er muss weg hier. Bevor die runterkommen.
Nur die Pferde sehen zu, wie er geduckt aus dem Schatten davonschleicht.
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Libertas Haus, das Schloss
ÜbernatürlichesWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...