Libertas Haus, das Schloss

Neustadt, August 2015

Mario Blatter hat einen Anruf erhalten.

Von einem von der Truppe, gute alte Zeiten, guter Mann. Bonsayh, Harald, er erinnert sich, ein bisschen verbissen der Typ, hat er sich bewahrt, ein guter, einer von den Guten.

War mal was gewesen und der Typ war eine Zeitlang in der Versenkung verschwunden, aber dann wieder alles gut. Hatte wohl auch die Wende gut verkraftet, Haus jetzt und Frau und Auto klingt alles super, auf der Erfolgsstraße. Könnte er selbst auch mal ein bisschen von gebrauchen. Aber vielleicht kommt das ja jetzt.

Er schiebt ein paar von den Aktenstapeln auf dem Schreibtisch an die Kante.

Sieht wichtig aus, die vielen Aktenstapel, aber die Wahrheit ist, dass es nicht wichtig ist. Er kann sich nicht gerade über zu viel Arbeit beklagen. Aber dies hier klingt nach einer guten Sache Der Bonsayh,ne, die alten Tage.

Blatter grinst und zieht die Nase hoch.

Das ist wirklich Ärgerliche. Er musste diesen Hülstorff, auch bitten ihn zu entschuldigen, weil er spürte, dass er gleich Nasenbluten bekommen würde. Das ist das Problem, mit dem Kokain von hier. Es ist so getreckt, dass man ziemlich robuste Schleimhäute braucht. Er merkt, wie das Blut in seine Nase sickert, er nickt dem Hülstorff zu, der muss jetzt mal eben warten, er steht betont langsam auf, geht zur Tür und eilt nun ins Bad, da sprudelt schon alles aus der Nase, wie aus dem Wasserhahn. Der gekachelte Fußboden, eine Spur bis zum Waschbecken, alles voller Blut, seine Hand, beim Versuch, die Nase zuzuhalten, das Blut den Ärmel hinabgelaufen. Er sieht sein Gesicht im Spiegel, blutverschmiert, aus den Nasenlöchern treten große Blasen.

Ärgerlich, echt ärgerlich.

Schnell gereinigt, gesäubert, das Bluten abgewartet, kaltes Wasser, das ganze Programm und dann zurück, verbindliches Lächeln, der Alte schon etwas irritiert, er hat das Gefühl, dass der ihn durchschaut hat, so wie der die Stirn runzelt, aber das kann er wieder wettmachen. Er setzt seine Generalstimme auf. Seine Knarrende, Sichere, ja, so einen komischen Ponyverein mit Kindern und Kram, das wegzukriegen wäre doch kein Problem. Der Vertrag, den man nicht kündigen kann, den gibt es nicht.

Zuversichtlich lächeln, vorsichtig ausatmen.

Er strafft die Schultern und sieht den Hülstorff an.

Ja, gute Strategie, alles gegen die verwenden. Alles, aber auch alles.

Wie Umweltfrevel, ist ja perfekt, wie? Mist schmeißen die überall rum, noch besser.

Und wie? Die Kinder marodieren da überall rum? Kennt man ja, die Blagen anderer Leute und machen alles kaputt? Herrlich! Und Ponys laufen rum? Frei? Ohne Leine? Ist da überhaupt erlaubt? Wird er sich schlaumachen. Ist doch eine Gefährdung. Die Wege verbieten für die, wunderbar.

Hat er keine schriftlichen Beschwerden gegen die? Nein? Dann soll er sich selbst welche schreiben. Einfach im Internet ein Postfach aufmachen unter einem ausgedachten Namen und sich selbst eine Mail schreiben. Absagen, Beschwerden alles, was man geltend machen kann ist gut.

Und er, Blatter, gegen einen kleinen Aufpreis macht er sich noch mal zu allen Ämtern und schreibt noch was. Wie, kein Aufpreis? Na, auch gut, wir kommen schon zusammen.

Hülstorff nickt und Blatter auch.

Vorsichtig ausatmen.

Und der große Wurf, die Räumungsklage.

Das wäre doch gelacht. Die sind doch angreifbar, die kriegt man doch weg. Und der ganze Wirbel um dieses Minipferd, das muss man sich doch nicht gefallen lassen. Man hat doch da nicht an den Zoo verpachtet. Ja er schreibt das was zusammen und dann ab ans Gericht.

Ein Handschlag unter Männern, eine Unterschrift und geritzt, das Ding. Noch ein paar Verfügungen, klar tütet er ein. Und den Preis niedrig halten, ist gut. Machen wir, machen wir.

Er soll sich keine Sorgen machen, der Hülstorff, von Hülstorff, richtig, er hat hier den geeigneten Mann gefunden! Und mir dem Bonsayh, seiner rechten Hand, gerne wird er mit dem zusammenarbeiten. Man kennt sich, man schätzt sich. Das wird schon!