Dieser Herbst ist wie verhext. Es ist warm, wie im Spätsommer. Eigentlich müssten die vom Verein längst Probleme kriegen, mit ihrer Wasserversorgung, aber das Wetter spielt ihnen in die Hände. Man könnte fast glauben....
Rudolph Renfeld zieht den Bund seiner Arbeitshose hoch. Er hat nun schon ein Gummiband eingezogen, denn sonst würde die Hose ihm von den Hüften rutschen. Er war immer ein stattlicher Mann gewesen, groß und schwer, warum er nun abnimmt und abnimmt kann er sich nicht erklären. Es ist, als würde er schrumpfen, seine ganze Größe sich verringern, verkleinern.
Er fühlt sich nicht gut. Ständig diese Bedürfnis, auszuweichen, sich zu verbergen... Er weiß, dass das nicht gut ist, was er tut. Er spürt den Meister, der stärker wird und stärker und er spürt dessen Missfallen. Er tut, was er kann, er tut, aber es geht nicht. Er kann nicht mehr machen, als er tut. Der Meister müsste ein Einsehen haben. Ein Einsehen, darein, dass er es für das Schloss tut. Nur für das Schloss.
Renfeld lässt sich schwer auf den schmierigen Sessel in der Werksatt sinken, den der direkt neben dem Ofen steht. Er friert, seit er so dünn geworden ist, friert er ständig. Ein kleines Fellbündel quetscht sich durch die angelegte Werkstatttür und springt ihm auf den Schoß. Es ist der kleine schwarz-weiße Kater, der, den sie Fußball nennen. Renfeld mag die Katzen von den Reiterleuten. Er füttert sie mit seiner Rattenwurst und die Katzen quittieren es mit lautem Schnurren und Um-die-Beine-streichen. Sie laufen ihm nach auf dem Hof und miaunzen ihn freudig an.Das soll der Graf nicht sehen, eigentlich. Der Graf hasst die Katzen. Alle Katzen und die vom Verein im Speziellen. Er hat eine Katzenphobie. Die Katzen gehen ins Schloss sagt er, was sollen sie wohl dort, denkt Renfeld. Da ist nichts, was Katzen mögen, keine Wärme, nichts zu essen. Der Graf sagt, die Katzen liefen überall herum und würden ihn und seine Gäste erschrecken. Neulich hat er in der Nacht angerufen, sie sollten kommen, schnell, alles wäre voller Katzen, die würden ihn angreifen, er brauchte Hilfe. Sie sind dann gekommen. Mirko und er und keine einzige Katze war da, aber der Graf mit irrem verdrehtem Blick und außer sich. Renfeld sieht das und denkt, das kann nicht gut sein. So kann das nicht gut ein. Um die Katzen aus der Schusslinie zu nehmen, hat er die Geschichte mit dem Schlafzimmer erzählt. Dass der Schneider.... mit der Haalswor und der Schlagertrulla... also, im Schlafzimmer vom Klapsmann, da hätten sie, neulich als der Klapsmann in München war.
Mirko hat ihn fassungslos angesehen, als er diese Geschichte erzählt hat, aber woher soll der das denn wissen, der geht mittags nach Hause, der weiß doch nicht, was sich hier nachts abspielt, und dem Grafen hat sie gefallen, die Geschichte. Seine Augen haben geleuchtet und er hat immer mehr wissen wollen, ob es denn sicher ist? Und wann er das gesehen hat und wie? Genau! Na ja, hat er gemeint, gehört hätte man es auch, das Stöhnen, nein, er könnte nicht sagen, ob es die Haalswor war oder die Schlagertrulla, aber er hat beide reingehen sehen, und dann das Licht an im Schlafzimmer des Grafen, ja, mehrfach, da sei er sich sicher. Und dann das Stöhnen, das sei doch eindeutig gewesen. Warum müssen die auch das Fenster aufmachen? Und der Schneider, ja, der sei schon drin gewesen. Ja, sicher. Klar!
Er sieht Mirko aus den Augenwinkeln den Kopf schütteln, fassungslos tonlose Worte mit den Lippen formen. Unwillig schaut Renfeld weg. Was weiß der denn schon? Die Sache mit dem Zeitungsreporter wollte er auch nicht glauben. Dass der Graf den angegriffen hat. Dass der den Weg verstellt hat mit seinem Treckerhänger und die Zeitungsleute nicht mehr rauskamen. Das war ein bisschen dumm, zugegeben, aber dann hat er auch noch die Nerven verloren und der Zeitungsfotograf hat alles fotografiert. Dass da nichts in der Zeitung gekommen ist, bisher, wundert ihn. Aber, war so, er hat es eindeutig gesehen. Und Mirko war, wie immer zu Hause. Also, was kann der schon mitreden?
Renfeld zuckt die Schultern. Sollen die doch aufeinander losgehen, und kann nicht schaden, wenn er dem Schneider, die weiße Weste ein bisschen bedreckt. Kann doch keiner wissen, was der denkt. Wahrscheinlich steht er ohnehin auf die Reittussis. Versteht doch keiner, warum der sich da so überall einmischt. Wird wohl schon was Wahres dransein.
Und im Schlafzimmer des Grafen!
Das geht doch wirklich zu weit!
So unverschämt muss man erst mal sein!
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...