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Es war kurz vor der Beerdigung. "Sie ist total kalt und zeigt keinerlei Emotionen, ich mache mir wirklich sorgen", Michelle telefonierte gerade mit Naomi. "Das liegt an ihrer Familie. Ich weiß, dass das komisch klingt. Aber es geht um die Personen, die nie Emotionen zeigten. Sie ist so groß geworden.", erklärte Naomi. "Was kann ich tun? Nae, ich habe das Gefühl, dass ich sie nicht kenne. Sie hat nichtmal bei Dad geschlafen. Gleich ist die Beerdigung und sie wirkt, als würde es nicht um ihren Vater gehen. Ich komme nicht an sie ran. Sie ist... sie ist doch nicht so", Michelles Augen füllten sich mit Tränen. "Ich wünschte du wärst hier. Du bist die einzige, die sie so kennt und die jetzt was machen könnte", gab Michelle zu. "Sei einfach da. Sie wird brechen. Spätestens nach der Beerdigung wird sie ... sie wird zusammenbrechen. Und dann wird sie dich und Jake brauchen. Dann musst du da sein. Es wird schwer ...", sagte Naomi. "Danke ... bis später Nae..", Michelle und Naomi legten auf. Michelle atmete tief durch, zog sich an und kam aus dem Zimmer. Jake kam auch gerade raus. "Addison ist unten bei Archer.", sagte Jake. Michelle sah ihrem Vater in die Augen. "Augen zu und durch?", fragte sie. Jake nickte ihr zu. "Augen zu und durch", er legte seine Hand in Michelles Rücken und ging mit ihr die Treppe runter.
Nach der Beerdigung fand in der großen Villa noch eine Trauerfeier statt. Addison war immer noch relativ kaltherzig und emotionslos. Michelle und Jake saßen zusammen und beobachteten sie. "Wie anders sie ist, sobald sie hier ist", meinte Michelle leise. Jake nickte. "Morgen sind wir wieder zu Hause, dann wird es besser. Morgen ist sie wieder die alte", war Jake sich sicher. "Naomi hat am Telefon gesagt, dass sie heute noch zusammenbrechen wird. Und dass sie uns dann braucht. Ich kann es mir gerade nicht vorstellen", gab Michelle zu.
Addison ging in die Küche, wo sonst niemand war. Michelle folgte ihr. "Mom", sagte sie. Addison drehte sich zu Michelle, sie hatte einen Drink in der Hand. "Meinst du nicht, du hast genug getrunken?", fragte Michelle vorsichtig und trat vor ihre Mutter, der man deutlich ansah, dass sie viel getrunken hatte. "Nein..", sagte Addison da. "Komm, gib mir das Glas. Es reicht für dich heute", Michelle trat nah an Addison ran. "Und jetzt lass bitte endlich deine Gefühle zu", sagte sie, als sie nach dem Glas griff. "Nein", Addison sich zurück. "Mom, komm schon. Das bist nicht du. Du benimmst dich, wie ... das bist nicht du", sagte Michelle ehrlich. Addison mied Michelles Blick, die sich direkt vor ihre Mutter stellte. Sie nahm ihr das Glas aus der Hand. "Lass die Trauer zu. Das was du hier machst ist nicht gesund. Ich bin hier und ich werde dich auffangen. Ich werde nicht gehen. Aber lass es jetzt endlich zu", sagte Michelle und fasste an Addisons Schultern, die sich zu wehren versuchte. "Mom!", sagte Michelle etwas lauter. "Lass es zu", Addison sah Michelle in die Augen und brach dann in Tränen aus. "Gut, das ist gut", Michelle zog Addison in ihrem Arm, die sich langsam auf den Boden sinken ließ. Michelle saß daneben und hielt Addison fest. "Mein Vater ist tot", wimmerte sie. "Ich weiß, Sch", sagte Michelle. Addison hielt sich an Michelle feste. Jake kam irgendwann in die Küche. "Die Gäste sind weg", sagte er. "Okay, komm, Mom, ich bringe dich ins Bett", Michelle stand auf und half Addison hoch, Addison konnte nichtmal mehr richtig geradeaus laufen. Oben angekommen zog Michelle ihrer Mutter die Schuhe aus. "Leg dich hin, schlaf. Alles wird gut.", sagte sie. "Bleib hier", Addison griff nach Michelles Hand, die ebenfalls ihre Schuhe auszog und sich neben Addison setzte, die sich in den Arm ihrer Tochter legte. "Ist ja gut, ich bin hier", meinte Michelle sanft. Addison weinte, sie heulte regelrecht. "Ich bin hier", irgendwann schlief Addison in Michelles Armen ein, der Alkohol in ihrem Körper hatte auch eine gute Seite. Michelle stand vorsichtig auf und trat vor die Türe, wo Jake gerade die Treppen hoch kam. "Sie ist eingeschlafen. Sie wird morgen einen ordentlichen Kater haben. Sie hat geweint.. ziemlich doll. Das war gut", sagte Michelle. Jake nickte. "Danke, süße. Versuch du jetzt auch zu schlafen.", Jake zog Michelle kurz in seinen Arm, die sich etwas an ihn schmiegte, dass küsste Jake Michelles Scheitel und trat ins Schlafzimmer, wo Addison tief und fest schlief.

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