#81

223 10 0
                                    

Am nächsten Tag ging es Michelle schon deutlich besser. Amelia würde gleich für einen kleinen Spaziergang am Strand vorbeikommen. Michelle hatte sich gerade angezogen und war unten im Wohnzimmer, als Amelia rein kam. Die beiden begrüßten sich mit einer Umarmung. „Wie geht es dir?", fragte Amelia sanft. „Besser, als gestern",meinte Michelle. „Und dir?", fragte sie dann. „Soweit, ich werde morgen wieder arbeiten, die Entzündung ist Gott sei dank weg", sagte Amelia darauf. Die beiden schlenderten nun am Strand entlang. „Michelle, darf ich dich was fragen?", sagte Amelia leise und blieb stehen. „Natürlich", Michelle stellte sich neben sie. „Woher wusstest du, als du nach der Transplantation wach wurdest, dass ich die Spenderin war?", fragte Amelia jetzt. Michelle atmete tief durch, drehte ihr Gesicht zum Meer und schloss die Augen, in denen sich Tränen ansammelten. "Michelle?", fragte Amelia vorsichtig. "Ich war ... ich war drei mal tot", sagte Michelle jetzt. "Das weiß ich", meinte Amelia. "Ich habe jemanden gesehen, jedes Mal, wenn mein Herz aufhörte zu schlagen", begann Michelle nun. Sie sah Amelia immer noch nicht an. "Mein Vater war da. Er wird auf mich warten, wenn ich sterbe. Er wird mich empfangen. Er sagte, er hätte mich retten können. Und er ist ... er ist dir unendlich dankbar, Amelia. Und er ist unendlich stolz auf dich", Michelle traute sich nach wie vor nicht, Amelia anzusehen. "Du hast... du hast Derek gesehen?", fragte Amelia. Michelle nickte, Tränen liefen über ihre Wangen. Amelia stellte sich vor ihre Nichte und zog sie in ihren Arm. "Danke, Michelle, das ... danke, dass du das mit mir teilst", sagte sie. Michelle antwortete nicht, sie erwiderte die Umarmung. "Lass uns bitte zurückgehen. Ich kann nicht mehr", sagte Michelle. "Natürlich, komm", Michelle harkte sich bei Amelia ein und langsam machten die beiden sich auf den Rückweg. "Amelia, es weiß niemand, außer dir... vielleicht.. vielleicht bleibt das erstmal unter uns?", sagte Michelle, bevor die beiden das Haus betraten. Amelia nickte. "Setz dich hin, willst du was essen oder trinken?", fragte Amelia und ging in die Küche. "Nur ein Wasser", antwortete Michelle und setzte sich. Amelia setzte sich neben sie und stellte das Wasser auf den Tisch. "Ich habe bisher mit keinem darüber geredet... es war so, so real... es macht mir Angst und gleichzeitig beruhigt es mich irgendwie", sagte Michelle leise. "Ich werde es niemandem sagen", versicherte Amelia. Michelle nickte nur, sie sah Amelia immer noch nicht an.
🏥
Michelle arbeitete wieder stundenweise. Ihr ging es gut und es ging relativ schnell bergauf. Sie saß in der Pause im Büro und telefonierte mit Meredith. "Ja, es wird. Ich bin schon wieder in der Praxis für ein paar Stunden in der Woche, nichts wildes.... nein, das schlimmste für mich ist, was ich meinen Kindern angetan habe. Ich habe mich von ihnen verabschiedet und sie sich von mir. Jetzt ist plötzlich fast alles wieder gut und normal... und das war nicht das erste mal", meinte Michelle. "Sind sie in Therapie?", fragte Meredith nun. "Ja klar, sie kommen auch glaube ich gut damit klar. Aber leicht ist es trotzdem nicht. Für mich nicht, ich komme damit nicht klar", gab Michelle zu. "Es sind deine Kinder. Du liebst sie. Du machst dir sorgen und willst nur das beste für die drei. Das ist doch klar... aber das bekommst du zusammen mit Violet schon hin, da bin ich mir ganz sicher", meinte Meredith jetzt. "Ja.. ich denke auch. Ich bin okay... die Kräfte kommen langsam wieder und es geht bergauf", antwortete Michelle. "Ich danke dir für deinen Anruf. Drück die Kinder von mir", die beiden legten jetzt auf, denn Amelia stand in der Tür. "Hey... hast du einen Moment?", fragte Amelia. "Ja klar, wie kann ich dir helfen?", die beiden setzten sich zusammen aufs Sofa. Amelia holte einen positiven Schwangerschaftstest aus der Jackentasche und reichte ihn Michelle, diese lächelte sofort. "Das ist doch toll!", meinte sie. Amelia zuckte mit der Schulter. "Du bist schon lange mit Philip zusammen, er freut sich doch sicherlich, oder?", meinte Michelle jetzt. Amelia meidete den Blick ihrer Nichte. "Er weiß es noch nicht?", fragte sie dann. Amelia schüttelte nur den Kopf. "Er weiß nichts von meiner Geschichte. Nur, dass ich abhängig war.", sagte Amelia jetzt. "Und ich war noch nicht ... ich war noch nicht zum Ultraschall", Amelia sah jetzt das erste mal hoch. "Du hast Angst, dass es wieder passiert?", fragte Michelle. Amelias Augen füllten sich mit Tränen, während sie nickte. Michelle legte ihre Hand auf Amelias Rücken. "Die Wahrscheinlichkeit ist minimal, dass das passiert. Wenn du willst, können wir rüber gehen und nachsehen", meinte Michelle jetzt. Amelia nickte nur. "Okay, dann komm", die beiden gingen in einen Behandlungsraum, wo Michelle Amelia untersuchte.

Neubeginn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt