Kapitel 11

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Vor dem Wochenende...

In der Wohnung Renner klingelt an dem regnerischen Freitagmorgen der Wecker Paul unsanft aus den Träumen, mit einem murrenden Geräusch in seiner Stimme, drückt auf den Wecker und bringt ihn zum Schweigen. Nicht lange hält die Stille, er hört klappernde Geräusche in der Küche. „Der Tag fängt ja gut an", schwirrt es in den Gedanken bei Paul. Gibt es auf weiterzuschlafen, steht auf und will Richtung Bad gehen, als er im Vorbeigehen den gedeckten Frühstückstisch sieht und den Kaffeeduft einatmet. Sofort bereitet sich auf seinem Gesicht ein breites Lächeln, das freudig „Guten Morgen!" an Jenny gewandt ist, die gerade den Brotkorb auf den Tisch stellt, „Frühstück ist fertig! Du Paul, sorry wegen gestern mit den Sandsammlungen", und deutet mit den Händen auf das Frühstück, „ich hoffe, du nimmst meine Entschuldigung mit dem Frühstück an." Paul geht mit einem Top und Boxershort bekleidet, auf Jenny zu, umarmt sie, flüstert ihr ins Ohr:"Alles gut, Süsse! Schon vergessen!", gibt ihr einen zärtlichen Kuss an die Wange, „ich dusche mich schnell, dann können wir gemeinsam frühstücken." Jenny sieht Paul hinterher, fühlt mit ihrer Hand die Stelle an der Wange, an der gerade eben Paul ihr einen Kuss gab. Ein Kribbeln im Bauch bewegt sich, Jenny lächelt verträumt „Wie zart der Kuss ist", und als sie das Wasser rauschen aus der Dusche hört, ist sie wieder in der Wirklichkeit angekommen. Paul bleibt noch genügend Zeit bis zum Arbeitsbeginn und so geniessen die beiden das Frühstück. „Was machst du denn heute?", möchte Paul von Jenny wissen. „Laura möchte sich heute Mittag mit mir treffen, ihre Fortbildung endet heute. Und vorher gehe ich nochmal zum Arzt, Verband wechseln." „Aha, soll ich dich hinbringen, zum Arzt, meine ich?" „Wenn es dir keine Umstände macht, gerne. Dann kann ich danach von dort aus in die Stadt gehen. Das passt mit der Zeit und dem Treffen mit Laura", so Jenny im Flur, die gerade ihre Flamingo-Hausschuhe gegen Stöckelschuhe wechselt. Paul schaut ihr belustigt zu. Bevor die beiden die Wohnung verlassen, holt Jenny noch schnell was aus der Küche und wirft im hohen Bogen einen Apfel auf zu Paul, der sie gekonnt mit einer Hand auffängt, „für deine Pause zwischendurch!" „Oh, danke Schatz!" Lächelnd geht sie mit schnellen Schritten hinter Paul her, setzen sich in den Mercedes und fahren Richtung Hausarzt, Paul setzt Jenny beim Arzt ab, fährt dann zur PAST. 



Auf dem Parkplatz bei der PAST...

Gerade ankommend und rückwärts in die Parklücke und neben dem BMW von Semir stellt Paul seinen Mercedes ab, bemerkt beim Aussteigen, wie der weisse KIA Auto von Andrea vor seiner Motorhaube zum Stehen kommt, Semir und Andrea steigen aus, begrüssen Paul, wechseln ein paar Worte und zum Abschied gibt es einen langen Kuss zwischen den Eheleuten Gerkhan. Paul schaut in den Himmel, wieder auf die beiden und irgendwann räuspert er sich. Beide lösen sich schwer voneinander. Andrea fährt wieder, und Semir deutet mit dem Kopf an Paul gewandt, dass sie jetzt mit dem BMW auf Streife fahren und starten. „Wir müssen das der Chefin doch melden, sonst denkt sie, wir sind nicht pünktlich hier erschienen", Paul zu Semir gewandt. „Ach, ich rufe sie von unterwegs aus per Handy an", Semir zückt sein Handy aus der Lederjacke und ruft die Krüger an. Während Semir telefoniert, schreibt Paul eine Nachricht an Jenny: "Hi, alles gut beim Arzt? Ist die Verletzung gut geheilt?" Ein paar Minuten später hat Paul neue Nachrichten auf seinem Handy, schaut nach und stellt fest, dass neben Jenny auch Romy gemeldet hat. Tippt den beiden Frauen eine Nachricht ein und sendet sie ab. „Steht deine Wohnung noch?", mit einem Grinsen fragend an Paul. „Ach, bis auf die Sandsammlung im Regal, ja", holt den Apfel aus seiner Jackentasche und bewundert den Apfel, und hat den Film wieder vor Augen, wie Jenny ihm den Apfel heute Morgen zuwarf, und beisst genüsslich hinein, „Jenny hatte einfach so meine Sandsammlungen woanders hingestellt." „Dein Heiligtum?", staunt Semir nicht schlecht, fährt eine ruhige Routine auf der Autobahn A1 ab. Semir weiss ja, was die Sandsammlung auf sich hat, und warum sie Paul so wichtig ist. „Wenigstens ist sie noch da und nicht in der Mülltonne. Und du gestern mit Andrea?" „Es war schön, mal auswärts zu essen, nur wir beide alleine. Man muss die Beziehung zu pflegen verstehen, Zeit füreinander nehmen. Das musst du dir so vorstellen, wie es ist, eine Blume zu pflegen, dass sie nicht verwelkt, sogar ausstirbt", macht Semir mit einer Hand Bewegungen in der Luft. „Jaja, Herr Oberlehrer...", grinst Paul, der so eine leise Ahnung hat, worauf Semir mit den Worten hinaus will. Semir macht einen Faustdruck an Pauls Oberarm und widmet seinen Blick wieder an die fahrenden Autos vor ihnen, „was für ein Mistwetter heute, nur Regen." „Morgen soll wieder die Sonne scheinen", meint Paul.



Zurück im Arbeitszimmer...

Frau Krüger kommt zu den Herren ins Büro, möchte über den aktuellen Stand über den Massencrash, nach neuen Informationen erkundigen, die Kommissare arbeiten an dem Fall mit Unterstützung von Finn, der die Aufgabe statt Jenny übernimmt, die noch eine weitere Woche krankheitsbedingt ausfällt. Dies verkündet Frau Krüger nebenbei an die Herren gewandt. Auf Pauls Schreibtisch geht gerade eine Nachricht ein, sofort wendet er seinen Blick auf das Display, das den Namen Jenny anzeigt, schnappt sich das Handy und lehnt sich im Stuhl zurück, die Beinen gekreuzigt über die Tischkante, mit einem strahlendem Lächeln liest er die Nachricht:"Hi Paul, Verband ist ausgewechselt. Heilung verläuft gut, bin noch eine Woche weiter krankgeschrieben. Treffe mich gleich mit Laura, wir sehen uns später. Bis dann, Jenny (und ein lächelnder Smiley dabei)." Semir mustert Paul mit grossen Augen an, dass er so lässig seine Beine auf den Tisch legt, und das noch vor dem Fenster von der Chefin, die noch nichts gemerkt hat. „Partner, nimm deine stinkende Schuhe vor meiner Nase weg!", rüffelt Semir tippend in die Tastatur, „flirtest du mit der Frau von Rügen, wie war nochmal ihr Name?" „Romy", gerade hat Paul Semirs Frage noch mitbekommen, ehe er seine Augen wieder aufs Display wendet, „Hi, kauf nicht so viel ein! Wünsche dir einen schönen Tag in der Stadt, bis später. Dein Paul (ein Smiley mit Kuss und Herz)". Semir deutet noch einmal auf Pauls Schuhe an, er solle sie bitte runter nehmen. Gesagt, getan. „Spinner!", kommt die Nachricht von Jenny zurück, und Paul lacht kurz auf. Die Arbeit geht weiter bis es endlich Feierabend klingelt. Die Kollegen verabschieden sich untereinander, draussen hat der Regen aufgehört und es bahnt sich ein schwüles Wetter an. „Schönes Wochenende, Partner! Viel Spass mit Miss Perfekt!", geht Semir zu seinem BMW, während Paul einige Schritte weiter zu seinem Mercedes geht, „Mal schauen, wie es läuft. Dir auch ein schönes Wochenende! Gruss an deine Frau!" Beide rasen ab.


  Zuhause bei Renner...


Durch die Tür „Hi, da bin ich!" reinkommend, blickt Paul auf Jenny, die auf der Couch sitzt und am Handy beschäftigt ist, neben ihr stehen einige Einkaufstüten aufgereiht auf dem Sofa. „Hallo", kommt es kurz und knapp von Jenny. Neugierig wirft Paul einen Blick in eine von vielen Tüten und prompt pfeift er verführerisch „WOW, tolle Dessous!", zieht mit dem Finger eins von den Dessous aus der Tüte heraus, just in dem Moment reisst sie Jenny ihm wieder aus der Hand, ehe er das Dessous genauer ansieht. „Oha, was ist los? Meinst du, ich habe noch nie im Leben sowas gesehen?", setzt Paul sein breites Grinsen auf und holt sich aus der Küche ein Glas Wasser, „wen willst du damit verführen? Deinen Freund?", leert das Glas in einem Zug. „Das ist nicht MEIN Freund, noch nicht! Darf ich mir nicht mal spontan was kaufen, auch wenn es ein Dessous ist?", gibt Jenny bissig als Antwort, „Ausserdem treffe ich mich vielleicht nächste Woche mit Stevie, ich habe ja Zeit!" „Mhm...", macht Paul nur, „Boah, ich schwitze. Gehe schnell unter die Dusche!" und weg ist er. Kurze Zeit später klingelt es an der Haustür, aus dem Bad ertönt „Kannst du bitte mal aufmachen?" von Paul an Jenny gewandt. Öffnet die Tür, und ihr verschlägt es für einen Moment die Sprache. Denn in dem Türrahmen steht eine Frau mit einem kleinen Mädchen, das gerade „Pa..." sagen wollte. Beide Frauen mustern sich gegenseitig an...  

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