Kapitel 71

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Das Wiedersehen...

Es regnet in leichten Strömen, nachdem Paul auf die Klingeltaste gedrückt hat, greift Jenny nach der Hand von Paul und drückt diese fest. Paul fühlt den Druck in seiner Hand und versucht Jenny zu beruhigen, in dem er seine Hand in ihre etwas lockert:"Es wird alles gut!" Jenny schaut Paul ohne Worte an, spürt sie in dem Moment eine Nervosität, wie wird ihr Bruder ihr gegenüberstehen? Es ist eine Weile her,dass die beiden in einem Streit auseinander gegangen sind, sogar Vater Martin hat noch bis zum Schluss versucht, die Geschwister zu einer Versöhnung zubringen, was gescheitert ist. Nun hat Jenny den ersten Schritt gewagt und Patrick angerufen, nachdem Paul ihr diesen kleinen Schubs gegeben hat. „Ich habe wirklich einen tollen Mann an meiner Seite!", denkt Jenny in leisen Gedanken. Die Haustür öffnet sich und hervor kommt der Herr des Hauses, Martin Dorn, und begrüsst die beiden:"Hallo Jenny, Hallo Herr Renner!" Jenny bleibt immer noch angewurzelt auf der Treppenstufen stehen, während Paul die Villa betritt und Herrn Dorn die ausgestreckte Hand zur Begrüssung reicht:"Vielen Dank für die Einladung, Herr Dorn. Es ist mir eine Ehre, Ihre Familie kennenzulernen!" Martin klopft Paul an die Schulter und freut sich ebenfalls, dass er seiner Einladung gefolgt ist und sein Blick fällt auf die seiner Tochter:"Jenny, komm schon! Du brauchst keine Angst zu haben! Du willst doch nicht im Regen stehen bleiben?" Jenny geht mit langsamen Schritten durch die Haustür auf den Flur, schaut sich vorsichtig um,kein Patrick weit und breit. Martin umarmt Jenny und versucht ihr die Angst zunehmen:"Dein Bruder freut sich, dich wiederzusehen." „Meinst du?", fragt Jenny mit zittriger Stimme, zieht ihren Trendcoat aus, hängt sie an der Garderobe auf und schaut ihren Papa an. „Ja, da bin ich mir sicher. Er ist genauso aufgeregt wie du", legt Martin seinen Arm um die Schulter von Jenny und führt sie in den grossen Wohnzimmer hinein, Paul folgt den beiden. Vater und Tochter stehen nun im Wohnzimmer, und auf dem Sofa sitzt Linda, Patricks Verlobte. Linda hat schwarze, kurze Haare, die schön gestylt sind Patrick steht auf, in seinen Augen bildet sich Freudentränen und mit langsamen Schritten kommt er auf Jenny zu und bereitet die Armen aus. „Hallo Jenny!", sagt Patrick mit freudiger Stimme und möchte seine Schwester in die Umarmung schliessen. Martin löst sich von seiner Tochter und schiebt sie nach vorne zu ihrem Bruder, nach kurzem Zögern lässt sich Jenny auf die Umarmung ein. Die Geschwister drücken sich fest, nun kullert bei Jenny auch eine Träne an der Wange empor. „Mensch,Patrick! Bin ich froh, dass du da bist", kommt Jenny aus der Umarmung nicht heraus. Nun steht Linda auch auf, möchte sich neben Patrick stellen und Jennys Blick fällt auf den kugelrunden Bauch von Linda, die immer näher kommt. „Du wirst Vater?", völlig sprachlos flüstert Jenny ihrem Bruder ins Ohr, und dieser dreht sich zu seiner Verlobte und stellt die beiden vor:"Linda, das ist meine Schwester Jennifer, Jenny ist ihr lieber", und zu Jenny gewandt:"Jenny, das ist meine Verlobte Linda." Die beiden Frauen geben sich zuerst die Hand und umarmen sich dann herzlich, dabei schaut Jenny auf den Bauch, das unter dem Kleid schon kugelig aussieht. Linda hat eine schmale Figur, daher ist ihr Bäuchlein nicht zu übersehen. Patrick bemerkt Jennys Blicke und antwortet ihr:"Ja, ich werde Vater, ich kann das selbst noch nicht glauben! In drei Monaten soll es soweit sein!" In diesem Moment entsteht eine Rührung vom Wiedersehen und dass bald Nachwuchs im Hause Dorn ankündigt. Linda schmiegt sich an Patrick und dabei fällt ihr Blick auf den gutaussehenden Mann, der ein wenig hilflos in der Villa vorkommt. „Und wer ist der hübsche Mann da?", fragt Linda. Jenny errötet leicht und geht zu Paul, nimmt ihn an die Hand und stellt ihrem Bruder mitsamt Verlobte Paul vor. Alle drei geben sich die Hand und sind erfreut, den anderen kennenzulernen. Nun ist es Martin, der in die Runde platzt:"Entschuldige bitte, wenn ich alle an den Tisch bitten darf, es gibt Kaffee und Kuchen." Alle nehmen Platz an dem Tisch, Jenny und Linda schenken Kaffee ein, jeder nimmt sich einen Stück Kuchen, den Martin in einer Konditorei gekauft hat. Aus einer kleinen Unterhaltung wird eine grosse Unterhaltung und Linda streichelt ihren Babybauch und beobachtet dabei Paul, wie er sich ein Stück Kuchen in den Mund nimmt. „Wie habt ihr euch kennengelernt?", neugierig möchte Linda das wissen und schaut dabei Jenny und Paul an. Martin kichert leise, was Linda ein wenig verwirrt. Patrick hört gespannt zu, was seine Schwester gleich antworten würde. „Wir sind auch Arbeitskollegen, und haben uns bei der 20jährigen Dienstfeier von Semir auf dem Revier kennengelernt, am Anfang war nur Freundschaft, jetzt liebe ich diesen wunderbaren Mann!", kommt Jenny aus dem Schwärmen nicht heraus und gibt Paul einen Kuss an die Wange.Paul ist gerührt, was er gerade gehört hat. „Warst du nicht das letzte Mal mit einem Kollegen in einer Beziehung?", wundert sich Patrick, dass seine Schwester wieder auf eine Beziehung mit einem Kollegen einlässt. „Woher weisst du das denn?", fragt Jenny mit grossen Augen. Nun spricht Vater Dorn:"Jenny, ich habe das Patrick erzählt. Er hat mich nach dir gefragt, du hattest eine schwierige Zeit gehabt." „Alles gut, ich freue mich, dass du wieder glücklich bist",stellt Patrick die Sache klar. „Lass uns heute einfach nur glücklich sein und die Vergangenheit ruhen", prostet Patrick mit der Tasse Kaffee auf das Wiedersehen an, „wir haben auch eine Neuigkeit für euch!" „Ach, ihr bekommt Zwillinge?", versucht Paul die Runde zu einem Scherz aufzulegen. Alle lachen und Linda sagt:"Nein, ein Baby, und was es wird, da lassen wir uns überraschen." Nun kann der Vater auch die Neuigkeit seines Sohnes nicht mehr erwarten und fragt:"Nun komm schon heraus mit der Sprache!" Patrick legt seine Hand auf die von Linda und verkündet:"Wir werden nach der Geburt heiraten und die Taufe zusammen an einem Tag machen. Das wäre alles in Wien, wo wir mittlerweile leben. Es wäre dann im Dezember dieses Jahr noch, kurz vor Weihnachten." „Wow, in Wien!", findet Paul toll, „Wien ist eine schöne Stadt."„Aber da kannst du nicht surfen", ärgert Jenny ihren Liebsten ein wenig.„Haha", kommt von Paul, „eine Stadtbesichtigung tut es auch!" Nun ist Linda auch neugierig, mehr über Paul zu erfahren:"Du surfst?" „Ja, das ist meine Leidenschaft. Von einem guten Freund in Amerika habe ich das Surfen kennengelernt und ist zu meinem Hobby geworden. Ich war als Austauschschüler in Amerika, deswegen." „Und nun bist du bei der Autobahnpolizei, wie kommt es?",fragt Linda weiter. „Das hat damit zu tun, als ich noch ein kleiner Junge war und einem Polizisten geholfen habe, die flüchtigen Gangster in einem Auto zur Aufgabe zu zwingen, einer der Gangster wollte auf mich schiessen und dieser Polizist hat mir das Leben gerettet. Von da an habe ich mir den Traum gelebt,mal bei der Autobahnpolizei zu sein. Und dieser Polizist ist Semir, der letztens seinen 20jährigen Dienstjubiläum hat", erzählt Paul und Patrick ist erstaunt, dass Semir immer noch bei der Polizei tätig ist. „Und bei der Feier habe ich Jenny zum ersten Mal gesehen.", erzählt Paul weiter und schaut dabei Jenny liebevoll an. Der Nachmittag geht langsam auf den Abend zu und Martin hat in der Stadt in einem noblen Restaurant einen Tisch bestellt und zeigt auf die Uhr, dass sie langsam aufbrechen sollen. Schnell ist das Kaffeegeschirr weggeräumt und mit zwei Autos fahren sie in die Stadt zum Italiener. Martin schlägt vor, dass alle mit einem Auto fahren können, Jenny aber sagt:"Wir würden gerne danach noch etwas spazieren gehen." Paul sieht verwundert zu Jenny, darüber sei er nicht in Kenntnis gesetzt, aber die Idee gefällt ihm, auch wenn es für Jenny eine Gefahr darstellt, solange sie nicht wissen, wer es auf Paul abgesehen hat. „So spät nachts noch spazieren?", schaut Patrick seine Schwester an, die nur mit den Schultern zuckt:"Warum nicht?" „Na gut,dann fahren wir halt mit den zwei Autos", schnappt sich Herr Dorn den Autoschlüssel auf der Kommode im Flur und alle verlassen die Villa mit angezogenen Jacken. Der Abend fühlt sich frisch, nachdem es an dem Nachmittag geregnet hat. Paul fährt mit seinem Mercedes und hat Jenny auf dem Beifahrersitz. Mit dem zweiten Wagen fährt Vater Dorn mit Sohn und Schwiegertochter in spe zum Restaurant. Beim Abendessen erfährt Martin, dass Paul morgen früh nach Hamburg zu seinem besten Freund fährt und jemanden braucht, der ihn zum Bahnhof bringt und wieder abholen kann. Jenny sagt nichts dazu, sie möchte nicht, dass die Familie in Sorge ist wegen den anonymen Brief.Patrick bietet sich an, Paul zum Bahnhof zu fahren. „Es ist aber in aller Frühe",macht Paul darauf aufmerksam. Patrick winkt mit der eine Hand ab:"Wenn das Baby da ist, kann ich auch nicht mehr lange ausschlafen. Und ich mache das gerne.Auf dem Rückweg kann ich dann Brötchen holen." „Klingt gut", findet Martin den Vorschlag gut. Nun erzählt Jenny von ihrer Bewerbung beim FBI in New York und dass sie zu dem Seminar zugelassen ist. „Meine Schwester macht Karriere",stellt Patrick fest, „das war schon immer dein Traum gewesen. Damals hast du ja auch immer alle amerikanischen FBI Serien angeschaut, weil du so faszinierst von den Ermittlern warst", erzählt Patrick aus der Teenagerzeit, was Jenny verlegen macht und sie wechselt schnell das Thema. „Und demnächst werde ich zu Paul ziehen, die Kündigung meiner Wohnung werde ich am Montag einreichen", sprudelt es freudig aus Jenny heraus. „So viele Neuigkeiten an einem Tag", lacht der Vater und ist froh, dass die ganze Familie an diese meinen Tag alle beisammen sind und lassen den Abend bis kurz vor Mitternacht friedlich ausklingen. Die Schwangerschaft bei Linda macht sie müde und so beschliessen Patrick und Martin, mit ihr zurück zur Villa zu fahren, während Jenny und Paul noch einen kleinen Spaziergang am Rheinufer machen möchten. „Ihr übernachtet aber bei mir zuhause, oder?", fragt Herr Dorn, bevor er sich in das Auto setzt. „Ja, klar. Bis später, Papa, oder zum Frühstück", winkt Jenny den drei zum Abschied hinterher. Paul erinnert Patrick nochmal daran, morgen früh um sechs Uhr zum Bahnhof zu fahren. „Geht klar", sagt Patrick zu Paul, steigt in den Wagen zu Herrn Dorn und dieser startet den Wagen. Mit dem Mercedes nehmen Paul und Jenny die Fahrt zum Rheinufer auf, parken auf dem grossen Parkplatz, der wie leer gefegt aussieht. Nur eine Wurstbude steht da und scheint um die späte Uhrzeit geschlossen zu sein. Es ist erfrischend windig am Rheinufer, Paul nimmt Jenny in seine Hand, beide spazieren gedankenverloren und mit zugeknöpften Jacken den Weg entlang. Vorsichtig und unauffällig schaut sich Paul in der Umgebung um, ob jemand die beiden verfolgt. Alles mucksmäuschenstill hier. Dann spricht Jenny in die schwache, beleuchteten Dunkelheit:"Ich werde dich morgen vermissen!" „Ich dich auch, umso freue ich mich, dich wiederzusehen Sonntagabends!", löst Paul die Hand aus der von Jenny und legt seinen Arm um ihren Hüften und drückt sie fester an seinen Körper. Jenny legt ihre Hand auf den knackigen Po von Paul. Nach einer Zeit kehren die beiden gut durchgepustet von dem Wind zurück zum Mercedes und Jenny hat eine entzückende Idee, wie sie die Nacht unvergesslich machen könnte...    

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