Kapitel 88

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Ende gut, alles gut...

Im Helikopter aus der Luft muss die Krüger das ganze Drama miterleben und hat eine Gänsehaut, ihr läuft ein kalter Schauer den Rücken herunter. Der Pilot fliegt auf einen sicheren Landeplatz zu und von dort aus rennt die Chefin zur Unglücksstelle und muss mit ansehen, wie Paul immer mehr bitterlich weint und Semir alle Bemühungen ausführt um seinen Partner zur Seite zu stehen. Finn hat die Kinnlade ein wenig geöffnet, er kann nicht begreifen, seine Kollegin in dem Inferno verloren zu haben. Die Feuerwehr beginnt mit den Löscharbeiten und bittet Semir, er solle sich mit Paul in Sicherheit begeben. Plötzlich hört Paul ein lautes Wimmern, befreit sich aus der Umarmung von Semir und rappelt sich schnell auf die Beinen. „Hörst du das?" mit dem Zeigefinger an den Lippen gedrückt schaut Paul Semir an. „Ich höre nur die Sirenen", stellt Semir fest,und geht Paul hinterher, der mit schnellen Schritten näher an die Unglücksstelle sprintet. Das Wimmern wird immer lauter und etwas abseits der Explosion schaut Paul den Abhang hinunter, und entdeckt Jenny, die mit aller Kraft an den Händen versucht, an einem Felsen festzuhalten. „JENNY!" ruft Paul erleichtert und legt sich auf den Bauch, krabbelt nah an den Abgrund, Semir und die Krüger kommen ihm zu Hilfe ebenso Finn. Auf dem Bauch liegend streckt Paul seine beiden Armen nach Jenny aus, Pauls Beinen werden von Semir und Finn festgehalten. „Gib mir deine Hand!", ruft Paul und hält seine Hand ausgestreckt. Jennys Gesicht ist mit Tränen überfüllt, ängstlich schüttelt sie heftig mit dem Kopf, da sie wegen den zugeklebten Lippen nicht sprechen kann. Sie zappelt mit den Beinen in der Luft und versucht mit ihrem Schuh an einem Felsen Halt zu finden, vergebens. Ihre Finger gleiten immer mehr von den Felsen ab und die Kraft droht zu verschwinden. „Komm, mach schon, gib mir deine Hand!" Jenny klammert immer noch an dem Felsen, sie schaut den Abhang hinunter und dann wieder zu Paul. „Schau mich an, Jenny! Gib mir deine Hand, vertrau mir!" Die Finger wollen nicht mehr halten und mit letzter Kraft reicht Jenny ihre eine Hand in die ausgestreckte Hand von Paul, dieser hält sie fest und mit der anderen Hand packt Paul Jenny am Handgelenk fest. „Ich habe dich!", versucht Paul trotz Schmerzen Jenny festzuhalten und ruft dann:"Semir, hilf mir mal!"Semir legt sich auch auf den Bauch, ein Feuerwehrmann kommt den Kommissare zu Hilfe und hält Semir fest. Semir packt Jennys anderes Handgelenk in seine Hand und auf Kommando ziehen Paul und Semir mit lautem Ächzen Jenny mit aller Kraft von unten nach oben. Finn bückt sich zu Jenny und hält sie am Rücken der Jacke fest, streift sie auf den Boden vom Abhang weg, so dass Paul und Semir sich erstmal durch schnaufen können. Dann nimmt Paul, der mit Knien auf dem steinigen Weg hockt, Jenny, die ausser Atem ist, freudig und voller Erleichterung, sie in letzter Minute gerettet zu haben, in seine Armen, versucht ihr behutsam das Tape zu entfernen, diese weint hemmungslos:"Paul, ich dachte,ich verliere dich!" Paul hat ebenfalls Tränen in den Augen und drückt Jenny so fest in seine Umarmung, dass er sie gar nicht mehr loslassen will und gibt ihr einen Kuss an die Stirn. „Du weisst doch, dass ich dich nicht hergebe!", mit seinen Händen an Jennys Wangen gelehnt schaut Paul Jenny in ihre Augen, die feucht sind. Der Krüger kullern vor Freude die Tränen an ihren Wangen herunter,so ein schönes Bild zeichnet sich vor ihren Augen ab, wie schön wahre Liebe sein kann. Dankbar über die Hilfe boxt sich Paul an die Faust von Semir:"Danke,Partner!" Die Notärztin kommt zu der Stelle und möchte Jenny verarzten, die eine Platzwunde am Kopf hat. Jenny klammert sich immer noch in Pauls starken Armen fest, die Notärztin geht zu Knien und verarztet die Verletzung von Jenny.„Und bei Ihnen alles in Ordnung?", möchte die Ärztin von Paul wissen, der sich mit der Hand am Oberschenkel schmerzverzerrt reibt. „Ja, das geht schon. Ein Indianer kennt keinen Schmerz", und lächelt. Die Ärztin schmunzelt und meint:"Wie Sie meinen, sollte es aber schlimmer sein, gehen Sie bitte zu Ihrem Arzt." Dann wendet sich die behandelnde Ärztin erneut Jenny zu, untersucht sie mit der Lichtquelle in die Augen und kann nichts Schlimmes feststellen. "Und Sie gehen morgen für eine Nachkontrolle zu Ihrem Hausarzt. Alles Gute Ihnen beiden", verabschiedet sich die Ärztin und kehrt mit dem Rettungswagen zurück in die Klinik. Die Feuerwehr hat mittlerweile das Feuer unter Kontrolle und weisser Rauch steigt auf, die Aufräumarbeiten beginnen. Der SUV ist bis auf alles weitere ausgebrannt und nur noch ein schwarzes Wrack ist. Nach einer Weile hat sich Jenny wieder beruhigt und mit Paul versucht sie wieder auf Beinen zu kommen und fragt vorsichtig:"Der Mann, ist er tot?" Paul räuspert sich und gibt nur als kurze Antwort:"Er hat sich sozusagen selbst umgebracht. Komm, ich bringe dich jetzt nach Hause!"Jenny wirft einen letzten kurzen Blick auf das Wrack und kann immer noch nicht begreifen, dem Tod entkommen zu sein, wenn sie die Glassplitter nicht gefunden hätte. Die Polizeirätin Krüger ruft inzwischen Susanne auf der PAST an um ihr zu benachrichtigen, dass man Jenny wohlauf gefunden habe. Susanne ist froh, die gute Nachricht zu hören und leitet dies an Hartmut weiter, der die ganze Zeit bei Susanne im Büro ist. Semir möchte mit Bartels zurück zum Revier fahren und von dort aus nach Hause ins Bett, die Männer sind so müde von dem langen Tag und freuen sich auf ein bequemes Kopfkissen. Paul umarmt seinen Partner nochmal, „bis morgen dann!" „So, jetzt ist Feierabend für heute! Wir sehen uns morgen auf der PAST", verabschiedet sich die Krüger und nimmt Paul, der Jenny mit seinen Armen stützt, mit zum Helikopter und nehmen den Rückflug zum Heliport auf. Auf den hinteren Sitzen im Helikopter schaut Jenny gedankenverloren aus dem Fenster herunter auf die Landschaften, Paul streichelt ihre Hand, Jenny lässt es zu und beide halten die Hände ineinander fest. Dann fällt Paul ein, dass das Armband von Jenny immer noch in seiner Hosentasche ist und holt sie heraus. „Schau mal, die hast du an der Tankstelle verloren", wedelt Paul mit dem Herzanhänger zwischen den Fingern. Als Jenny das Armband sieht,ist sie ausser sich vor Freude:"Du hast sie gefunden? Ich habe schon gedacht,ich hätte sie endgültig verloren." Auf Jennys Gesicht kommt nach der Erschöpfung ein kleines Lächeln hervor, Paul kettet das Armband an das Handgelenk von Jenny, diese küsst Paul vor den Augen der Chefin, die in dem Moment nach hinten schaut und irgendwas zu Paul sagen wollte, aber als sie das glückliche Pärchen sieht, scheint es nicht mehr so wichtig zu sein, was sie ausrichten wollte. Der Heli nähert dem Landeplatz zu. Währenddessen ist Semir an der PAST angekommen, mit Finn steigt er aus dem BMW aus und geht in die grosse Halle, wo Susanne von ihrem Stuhl aufspringt und auf die beiden zukommt.„Und geht es Jenny gut?", möchte die Sekretärin wissen, Semir nickt und Finn lächelt müde:"Es war wirklich knapp, sozusagen jede Sekunde wäre entscheidend gewesen." Hartmut, der neben Susanne steht, legt seinen Arm um ihre Schulter und zeigt sich ebenfalls erleichtert. „Das war gute Arbeit!", lobt Semir das Team um ihn. „Jetzt brauche ich eine Mütze Schlaf", scherzt Finn, und alle lachen mit ihm. „Auf jeden Fall!", sagt Semir, „ich lasse mich jetzt von Andrea verwöhnen." „Die Chefin hat uns für den Rest des Tages frei gestellt", spricht Susanne, „nutzen wir das aus und gehen nach Hause." Sie dreht sich um und möchte ihren Computer herunterfahren, dabei schaut sie zu Hartmut und fragt ihn spontan:"Möchtest du mir Gesellschaft bei einem schönen Frühstück leisten?" Der rothaarige Mann freut sich über die Einladung:"Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Komm, gehen wir!" „Ja, Moment, ich hole noch meine Tasche", sagt Susanne zu Einstein gewandt, als sie die Jeansjacke anzieht. Nun verabschieden sich Semir und Finn von den anderen und gehen zu ihren Dienstwagen, brausen vom Parkplatz ab nach Hause. Am Heliport bietet Kim Paul an, Jenny und ihn nach Hause zu bringen, was Paul dankend annimmt. Paul nimmt auf dem Beifahrersitz Platz und lässt sich von der Chefin höchstpersönlich nach Hause chauffieren.„Wir können froh sein, dass alles so glimpflich verlaufen ist.", redet die Chefin während der Fahrt und Paul stimmt ihr zu. Jenny, die sich auf der Rückbank Platz genommen hat, lehnt ihren Kopf vorsichtig zurück und nach einigen Sekunden ist sie in einen Schlaf gefallen. An der Wohnung angekommen,bedankt sich Paul bei der Krüger für das Heimbringen, öffnet die hintere Tür und trägt Jenny, die immer noch schläft, auf seinen starken Armen heraus und tritt locker mit seinem Nike die Autotür zu, dabei hört er „RENNER!" von der Chefin rufen, die einen empörten Blick auf ihn wirft und Paul lächelt ihr beim einmal Umdrehen mit seinem gezwinkerten, rechten Augen zu...    

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