Kapitel 130

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Der Preis der Liebe...

Nachdem Jenny das Taxi bestellt hat und das gewünschte Ziel mitgeteilt hat, fährt der Taxifahrer, ein junger Mann aus der Kölner Stadt hinaus auf die Autobahn. Jenny hat kurz das Gefühl, gleich würde Semir in seinem silbernen BMW mit Paul auf dem Beifahrersitz an ihnen vorbeirasen. Auf der Autobahn pfeift der Taxifahrer fröhlich vor sich hin, Jenny scheint dies nicht zu stören, im Gegenteil, dies erinnert sie an Paul, wenn er gute Laune hat. „Ach, Paul...", seufzend denkt Jenny an Paul, was er wohl machen würde, wenn er den Zettel findet und dann? Sie schnappt sich ihr Handy und möchte ihn anrufen, doch sie kommt nicht durch. „Vielleicht ist der Akku alle oder er hat es ausgeschaltet. Wie gerne hätte ich ihn nochmal gesehen. Verdammt, wieso bin ich nicht mit Paul mitgegangen, als er Emilia nach Hause gebracht hat? Dann wäre es nicht so weit gekommen und ich hätte nie erfahren, dass Alex mich immer noch liebt. Ja, ich war überrascht, dass er mich nicht vergessen konnte. Ich gebe zu, ich fühle mich geschmeichelt, noch von ihm begehrt zu sein. Aber wieso ist Alex nicht schon damals zurückgekommen?" Das Taxi hält am Airport Köln/Bonn und Jenny steigt aus dem Auto aus, lässt sich von dem Taxifahrer helfen, den Reiserucksack aus dem Kofferraum zu heben. Mit einem „Danke!" verabschiedet sich Jenny von dem netten Mann und dieser wünscht ihr noch einen guten Flug. Dann geht Jenny durch die Tür hindurch, schaut sich um, in welche Richtung sie muss und folgt den Schilder. Statt die Rolltreppe zu nehmen, bewegt sie ihre Beine und geht neben der Rolltreppe die normalen Treppenstufen hoch und sucht den Schalter mit Währungen eintauschen auf. Sie wird fündig und stellt sich in die Reihe auf. Vor ihr sind noch vier Touristen, die auch die Währung eintauschen möchten. Nun ist Jenny an der Reihe und bittet der jungen Frau hinter der Glasscheibe am Schalter um Geld in Dollars einzutauschen.

Mit Vollgas düst Paul auf seinem BMW-Motorrad auf der Autobahn, setzt zum Überholen an, hat schon viele Autos hinter sich. Wie viel Zeit ihm bleibt, weiss er nicht, deswegen drückt er noch mehr auf Gas. Nun sieht er das Ausfahrtschild Flughafen und verringert seine Geschwindigkeit. Als er die Ausfahrt runterfährt, steht er erstmal hinter einer Autoschlange und kommt schleppend voran. Ohne zu zögern, überholt er einfach auf der rechten Fahrbahnseite, das eigentlich nicht für den Verkehr gedacht ist, und erntet wilde Hupen von den Autofahrern, die ärgerlich reagieren. „Wenn ich Blaulicht hätte, würden die das verstehen", denkt Paul und ruft stattdessen „Polizei!" Aber er hat seinen schwarzen Helm auf und durch die Visierklappe bekommen die Autofahrer sein Wort nicht mit. Das Motorrad kommt mit quietschenden Bremsspuren zum Stillstand, genau auf dem Parkplatz, das für die Taxis gedacht ist und springt von der Maschine ab. Ein Taxifahrer, der gerade vorfahren möchte, nachdem das Taxi vor ihm mit einem Gast davongefahren ist, steigt schnell aus und rennt zu Paul. Paul ist dabei, den Helm abzunehmen und will auf die Tür zur Eingangshalle sprinten. „He! Fahr dein Motorrad weg! Hier ist der Taxistand!", schimpft der ältere Taxifahrer, der die Mühe hat, mit Paul mitzuhalten, der nun schneller an der Tür ist als er. „Sorry! Es ist wichtig! Komme gleich wieder!" redet Paul schnell und in kurze Sätze, dabei ignoriert Paul die weiteren Flüche des Taxifahrers. Der Mann hebt seine Armen hoch, schüttelt ungläubig seinen Kopf und nimmt die ausgestreckte Armen und wieder runter. Mit dem Helm in der Hand sucht Paul laufend hektisch in der grossen Empfangshalle nach der Abflug Terminal und sprintet jede zweite Treppenstufe nach oben. Oben angekommen rennt er auf einen Check-in-Schalter zu, dessen Schalter geöffnet ist für Taschen abgeben. Paul lässt die Passagiere, die sich in der Warteschlange aufgereiht haben, einfach stehen und springt über die rote Absperrung und steht nun vor der Frau, die hinter der Schalter gerade ein Etikett ausgedruckt an einer Reisetasche kleben möchte. „Bei welchem Terminal startet der Flug nach New York jetzt?", stört Paul im Gespräch zwischen den Angestellten der Flugabfertigung und einem Passagier. „Junger Mann, würden Sie bitte hinten anstellen?", bittet die Frau höflich und Paul schüttelt energisch den Kopf. „Dazu habe ich keine Zeit. Ich muss die Frau, die ich liebe, finden! Also, welcher Terminal?" „Das hier ist nur der Check in für Gepäckabgabe, und dieses Ziel ist Toronto in Kanada. Schauen Sie doch auf der Informationstafel, wo die Abflüge und deren Gates aufgelistet sind", spricht die Angestellte und deutet mit dem Finger auf ein Bildschirm, das hinter Paul ein paar Meter weiter steht. „OK, vielen Dank!" „Viel Glück!", ruft die Angestellte noch hinterher, sie findet es so rührend, wenn ein Mann hinter einer Frau her ist, um die Liebe zu zeigen. Wieder rennt Paul und steht nun vor der Bildtafel mit den vielen Abflügen. Er schaut schnell von oben nach unten und findet New York und die dazugehörigen Gate mit dem Buchstaben. Schaut auf die Uhr, die oben an der Tafel angezeigt wird. „Fuck!", knurrt Paul und sprintet mit dem Helm in der Hand los. Es sind noch zehn Minuten bis zum Abflug.

Jenny steht in der Warteschlange vor der Kontrolle, es geht schnell voran und bei Jenny werden die Formalitäten schnell geklärt, denn sie verfügt allen wichtigen Dokumente, und somit steht dem Flug in die USA nichts mehr im Wege. Nach der Kontrolle geht es in den nächsten Bereich, wo es viele Restaurants, Cafes, Geschäfte und ein Duty free Shop gibt. Jenny schlendert mal nach da und da. Die Zeit verkürzt sich immer mehr und schliesslich geht sie in den Wartebereich am Gate, wo ihr Flug ist. „Aufruf für den Flug nach New York", hallt es durch die Lautsprecher. Das Boarding für den Flug nach New York öffnet sich, die Passagiere stellen sich an und zeigen den Angestellten an der Schalter ihre Boardkarte und gehen durch den Gate auf das Flugzeug zu. Jenny steht in der Mitte der Warteschlange als sie eine vertraute Stimme rufen hört. Sie denkt, dass sie es sich einbildet. Nun wird das „Jenny"-Rufen lauter und deutlicher. Jenny dreht sich um und sieht, wie Paul trotz der verfolgten Sicherheitsleute nun vor ihr zum Stehen kommt. Die Männer von der Sicherheit möchten Paul an den Armen packen und ihn rauswerfen. „Paul!", mit freudiger Stimme geht Jenny auf ihn zu. „Warten Sie bitte, ich muss was klären", bittet Paul die Männer, und die lassen ihn los. Paul zeigt denen seinen Dienstausweis und die beiden nicken, lassen ihn zu Jenny gehen, bleiben aber auf Abstand hinter Paul. „Jenny", sagt Paul, der erstmal durchatmen muss, und umarmt Jenny, beide küssen sich liebevoll, keuchend lösen sie sich voneinander. Paul lehnt seine Stirn an die von Jenny und die eine Hand an ihrer Wange gelegt. „Ich bin froh, dass du da bist! Mein Akku war alle, ich...", weiter kommt Jenny nicht. Paul löst sich aus der Umarmung und schaut ihr in die Augen. „Jenny, warum warst du im Hotel?" „Ähm,...", weicht Jenny aus, „Paul, ich bin dir hinters Auto gelaufen, aber du hast mich nicht gesehen." „Was hast du bei Alex gemacht? Sag mir bitte die Wahrheit!" Nun spürt Paul einen Kloss im Hals, Jenny zögert mit der Antwort. „Er wollte mit mir auf unser Wiedersehen anstossen." „Ist das alles?", Paul spürt, dass Jenny ihm was verheimlicht. Die Warteschlange hat sich aufgelöst, Jenny hadert mit der Antwort. „Alex hat mir gesagt, dass er mich immer noch liebt und er es bereut, mich damals zurückgelassen zu haben." Nun ist Paul schockiert und vorsichtig fragt er:"Warst du mit ihm im Bett?" Tränen steigen in Jennys Augen, Paul blickt sie fragend an. „Wir haben uns geküsst, ja, da war wieder diese Vertrautheit, aber im Bett waren wir nicht!" Paul schliesst die Augen, öffnet sie wieder und stellt Jenny die Frage aller Fragen:"Liebst du Alex noch? Hast du noch Gefühle für ihn?" Stille... Im Hintergrund läuft eine traurige Musik... Stille... „Sag mir, dass das nicht wahr ist!", findet Paul die Worte wieder, sieht dabei entsetzt aus und Jenny gesteht sich selbst ein:"Ja, Gefühle schon, die Vertrautheit von damals war wieder da, aber ich liebe dich." „Jenny! Empfindest du noch Liebe für Alex?" Jenny dreht ihren Kopf nach links und seufzt. „Ich weiss nicht...". „Mann, ich fasse es nicht!", wird Paul aufbrausend. „Für dich habe ich mein Singleleben aufgegeben, weil ich mich in dich verliebt habe! Alex hat dich zurückgelassen, kommt wieder angekrochen, ist das Liebe?" „Paul, bitte! Für einen Augenblick habe ich mich in seinen Armen wohl gefühlt, so wie damals", dabei möchte sie auf Paul zugehen, der zwei Schritte zurückgeht. „Letzter Ausruf für den Flug nach New York!" Beide hören den Ausruf und Paul wünscht Jenny einen guten Flug und verlässt die Gate. „Paul!", ruft Jenny verzweifelt, doch er dreht sich nicht mehr um...    

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