Kapitel 149

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Entscheidung aus vollem Herzen...

„Warte kurz, Süsse! Der Service ist da!", ruft Alex in Richtung Schlafzimmer. Dann wendet sich sein Blick auf Semir und dieser schaut Alex von oben bis unten an. Alex steht halbnackt vor Semir, mit nur einem Handtuch um seine Hüften bekleidet. „Du? Du traust dich hierher, oder was?", blafft Alex Semir an. Semir will in die Suite reingehen, wird aber mit der Hand von Alex an Semirs Brustkorb aufgehalten. „Hast du Damenbesuch? Dann meinst du das doch nicht ernst mit Jenny!", nun wird Semir richtig sauer. „Du mieser Kerl, ich weiss jetzt, welches Spiel du treibst!", droht Semir mit seinem Finger kurz vor Alex Gesicht und dieser lehnt ganz entspannt seinen Arm an die Türschwelle. „Was weisst du denn schon?" „Genug, um dich verhaften zu lassen!" Ein böses Lachen von Alex dringt in Semirs Ohren, Semir kocht nun vor Wut über. Er kann Alex nicht an den Klamotten packen, da er mit nacktem Oberkörper vor ihm steht. Stattdessen verpasst Semir seinem ehemaligen Partner einen Faustschlag am Kinn. Eine warme Flüssigkeit läuft aus den Lippen von Alex herunter und dieser funkelt Semir richtig böse an. „Was soll das?" „Ich weiss, woher du soviel Geld hast. Du dealst mit Drogen. Tu mir einen Gefallen, verschwinde aus Deutschland und lass dich nie wieder blicken! Auch nicht bei Jenny, lass sie nun in Ruhe!", zischt Semir und hinter Alex kommt eine grellende Blondie in heisser Unterwäsche. „Wo bleibst du denn?", haucht die Blondie in das Ohr von Alex und dieser schickt die Frau mit einem „Lass mich!" zurück ins Schlafzimmer. „Das wirst du nicht schaffen, du hast keine Beweise und die wird es auch gar nicht geben!", hämisch lacht Alex, und fügt bei:"Jenny wird mit mir mitkommen, irgendwo machen wir uns ein schönes Leben, fernab von euch allen!" Nun kennt Semir kein Halten mehr, er möchte Alex zu gerne eine reinhauen, besinnt sich aber, da er sich in einem Fünf Sterne Hotel aufhält. Semir kommt Alex ganz nah ans Gesicht:"Verschwinde einfach!" Nun wendet sich Semir von seinem damaligen Partner ab und ohne Verabschiedung lässt er Alex an der Tür zurück und geht hinaus zu seinem BMW. „Das war es!", denkt Semir, und gibt Gas.

Gegen Mittag bittet Mister Howard, der Chef des FBIs, Jenny zu einem Gespräch in sein Büro. Jenny betritt das Büro des älteren Mister Howard, dieser bietet ihr einen Platz in einem der zwei Stühle vor seinem Schreibtisch an. (Das ganze Gespräch verläuft in englischer Sprache.) „Wie hat Ihnen das Seminar hier bei uns gefallen?", möchte Mister Howard von Jenny wissen. „Sehr gut! Die Kollegen sind sehr nett und lassen mich an den Fällen daran teilnehmen. Ich konnte auch vieles Neues dazulernen oder das Team mit meinem Wissen unterstützen. Ich bin wirklich sehr dankbar für dieses Seminar, es war schon immer mein Traum gewesen", erzählt Jenny und Mister Howard muss dabei schmunzeln. „Ja, Träume hat jeder im Leben. Wer hat die nicht? Sie wundern sich, warum ich Sie zu einem Gespräch bestellt habe?" Jenny schaut dem älteren Mann gegenüber ohne Worte an, nach einer Weile sagt sie:"Sie wollen doch bestimmt hören, wie es mir hier gefallen hat." „Ich höre nur Positives über Sie und von Herrn Ryan habe ich den Vorschlag bekommen, Sie für ein halbes Jahr hier bei uns im Team einzustellen", platzt Mr. Howard mit der Neuigkeit raus. Jenny traut ihre Ohren nicht und fragt nochmal, ob sie es richtig verstanden hat. „Sie wollen mich für ein halbes Jahr hier beim FBI haben?", immer noch ungläubig kann Jenny nicht fassen, dass es mehr als nur ein Seminar wird. „Ja, Sie haben richtig verstanden. Und was sagen Sie dazu?" Jenny räuspert sich, versucht sich in Worten zu fassen:"Ich fühle mich wirklich geehrt, das hatte ich ehrlich gesagt, nicht erwartet. Sie verstehen aber, dass ich erst darüber nachdenken muss. Es ist nicht nur wegen der Arbeit hier, es gibt auch noch ein Leben in Deutschland und die Liebe, Sie wissen ja...meinen Freund..." Mr. Howard steht von seinem Stuhl auf und geht ein paar Schritten auf und ab im Büro. „Klar, verstehe ich das. Ich schlage vor, Sie überlegen es sich und sagen mir Bescheid, bevor Sie zurück nach Deutschland fliegen, wie Ihre Entscheidung ausgefallen ist." „So kurzfristig? Ich meine, in zwei Tagen...oh...", Jenny fühlt sich ein wenig unter Druck gesetzt, sie hätte gerne mit Paul darüber gesprochen, denn ihr ist Pauls Meinung auch wichtig. Beide hatten ausgemacht, dass die Entscheidung einzig und allein bei Jenny liegt. Dazu kommt auch die Vermutung, dass Jenny schwanger sein könnte. Das wäre im Moment auch zu gefährlich und Paul wäre dagegen, wenn Jenny das Leben des ungeborenen Kind aufs Spiel setzen würde. „Die Stelle hier beim FBI ist sehr gefragt. Ich biete nicht jeden Tag eine Stelle an, aber Herrn Ryan ist sehr zufrieden mit Ihnen", sagt Mr. Howard, der die beiden Händen hinter seinem Rücken einander festhält und Jenny anlächelt. „Vielen Dank für Ihr Angebot! Ich würde gerne darüber nachdenken, wenn es Ihnen nichts ausmacht?", steht Jenny auf und möchte sich von dem Chef des FBIs verabschieden. „Machen Sie das und denken Sie daran, das ist die Chance Ihres Lebens", gibt der ältere Mann Jenny die Hand, diese drückt ebenfalls ihre Hand in seine und verlässt das Büro. Draussen lehnt sich Jenny kurz an die Tür, sie kann es nicht fassen, was sie da gerade angeboten bekommen hat. „Wahnsinn! Einfach der Wahnsinn!", denkt Jenny und geht mit einem breitem Grinsen auf ihrem Gesicht zu den anderen Teammitglieder.

Lisas Auto fährt auf den Hof der Gerkhans und kommt zum Stillstand. Langsam steigt Paul von der Beifahrerseite aus, Andrea schaut gerade zufällig aus dem Küchenfenster und lächelt. „Kinder, Paul ist da!", ruft die Mutter. Ayda und Lilly schauen von ihren Hausaufgaben auf und rennen durch den Flur nach draussen auf den Hof. „Paul, Paul!" rufen die beiden Mädchen und stürmen auf Paul zu, der die Mühe hat, die beiden Mädchen zu umarmen. „Hi, ihr beiden! Wie geht es euch?", fragt Paul, nachdem die Begrüssung vorbei ist. „Gut!", sagt Ayda und Lilly stellt die Gegenfrage:"Und wie geht es dir? Du hast da ein Pflaster." „Ach, die Wunde muss noch verheilen, sonst geht es mir gut. Sag mal, ist euer Papa da?" Beide Mädchen nicken und umarmen dann Emilia und bei Lisa reichen die beiden die Hand hin. Andrea schaut dem Treiben zu und als Paul an ihr vorbeigeht, sagt Andrea:"Schön, dass du da bist. Semir wird sich darüber freuen." „Mal sehen. Wo ist er?", zuckt Paul mit den Schultern. „Auf der Terrasse, glaube mir, es wird alles gut." Paul umarmt Andrea herzlich und geht in das Haus. Mit Lisa unterhält sich Andrea, während die Kinder sich mit Rollschuhen und Fahrrad fahren beschäftigen.

Abends nach der Arbeit beschliesst Jenny die Brooklyn Bridge zu überqueren und dort im grossen Park zu spazieren, den tollen Ausblick auf Manhattan beim Sonnenuntergang zu geniessen. Sie möchte sich auch Gedanken über ihre Zukunft machen. Kaum ist Jenny die lange Brücke entlang gegangen, kommt sie an einem kleinen Eishäuschen vorbei und bekommt Lust auf ein Softeis. Mit dem Softeis in der Hand schlendert Jenny am Fluss entlang, der Wind lässt eine sanfte Brise in ihr Gesicht und Haare wehen. „Es ist so schön hier, so ruhig. Genau das Richtige um sich über vieles Gedanken zu machen." Die Anspannungen der letzten Tagen und Wochen scheinen nun vorüber zu sein, Jenny atmet erleichtert mit geschlossenen Augen tief ein und aus. Mit ihrer Hand streichelt sie an ihrem kleinen Bäuchlein, das noch nicht so sichtbar ist. Sie denkt über Alices Worte nach und träumt ein wenig vor sich hin, wie sie in ein paar Monaten mit einem Kugelbauch aussehen mag. Andererseits beginnt langsam in sie die Freude aufkommen, ein kleines Baby in den Armen zu tragen und mit dem Baby die Welt kennenzulernen, eine Familie zu gründen. Der werdende Vater wird der glücklichste Mensch auf Erde sein, man wird ja nicht alle Tage Vater. Auf der anderen Seite werden ihr die Einsätze auf der Autobahn fehlen, dann heisst es nur noch Innendienst. Und da ist auch dieses tolle Jobangebot für ein halbes Jahr beim FBI zu arbeiten. So sehr gerne Jenny das möchte, desto schwieriger wird die Entscheidung. Sie berührt ihre Armbänder, die Paul ihr einst geschenkt hat. Dabei erinnert sie sich an die schönen Zeiten mit Paul, ihr ist jetzt endgültig klar, dass ihr Herz nun bei Paul ist. Dem Mister Chaos, dem Surferboy... Die Zeit verfliegt im Nu, es wird dunkler am Himmel und als Jenny zufällig in den Himmel schaut, sieht sie eine Sternschnuppe. Sie schliesst die Augen, öffnet sie wieder. Die Entscheidung ist gefallen...    

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