Mehr als nur Freundschaft?

Kapitel 86

Naht die Rettung? ...

Zwar ist es schon weit nach Mitternacht, alle scheinen müde zu sein, an Schlaf ist im Moment nicht zu denken, denn jede Sekunde zählt und Jennys Leben hängt an den seidenen Faden. Nachdem Semir den anderen aufgefordert hat, in die Akten nach dem Namen Morgenstern zu schauen, wird die kleine Gruppe plötzlich hellhörig und wach, die Motivation steigt und voller Eifer blättern sie die Akten und Notizen durch. Finn findet die Notizen auf einem Blatt Papier, die Jennys Handschrift trägt und ruft in die Runde:"Ich habe es!" Susanne zappelt auf der Fernbedienung durch die Bildergalerie am Monitor und zeigt das Bild einer Frau, die Marie Morgenstern sein könnte. Für einen kurzen Moment geht Susanne raus und an ihrem Schreibtisch beginnt sie ein kurzes Telefonat zu führen, kehrt schnell wieder zurück. Die Krüger möchte nun wissen, welchen Zusammenhang dieser Fall jetzt mit der Entführung Jennys zu tun hat. Finn liest aus einem Einsatzbericht vor:"Auf der Autobahn wurde der Wagen von einem David Sander mit übererhöhter Geschwindigkeit vorbeigerast an dem Mercedes von Renner. Gerkhan und Renner wurden darauf aufmerksam, weil eine Frau auf dem Beifahrersitz versucht hat, an die Fensterscheibe mit den Händen um Hilfe zu rufen." Paul versucht sich zu erinnern, für ihn sei das ein normaler Alltag auf der Autobahn mit Verfolgungsjagden. „Und die soll ich umgebracht haben?", findet Paul keinen Zusammenhang darin. „Und weiter?" fragt Semir. „Das Auto hat bei der Verfolgung die Kontrolle über sich verloren und ist einen Hang hinabgestürzt und explodiert, keiner hat es überlebt", spricht Finn weiter. Mit leisen Schritten kommt ein Mann näher auf die Gruppe zu, es ist Hartmut, der an die Tür des Besprechungsraums anklopft. Durch das Klopfen sind die Augen auf Einstein gerichtet, Susanne sagt:"Ich habe Hartmut angerufen und um Unterstützung gebeten." „Aha", kommt es von Semir, „du hast bestimmt was gefunden, oder?". Mit der Hand deutet Semir auf die Unterlage in Hartmuts Hand. „Ja, dieser Fall mit Morgenstern hat mir keine Ruhe gelassen, nachdem Susanne mir kurz darüber geschildert hat." „Und was hast du dann für uns?", platzt Pauls Neugier, dem die Zeit langsam davonläuft, Jenny zu retten. Einstein geht um den Tisch herum und steht nun neben Kim, mit dem Rücken am Monitor, wo das Bild Marie Morgenstern zeigt. „Ich wurde ja zum Unfallort bestellt und habe eine Untersuchung durchgeführt damals. An dem Wagen von David Sander wurde eine Bombe eingebaut. Durch den Sturz mit dem Auto kopfüber in die Tiefe wurde der Aufprall durch die Bombe verursacht. Das wurde dem Fahrer und der Frau Morgenstern zum Verhängnis", zeigt Hartmut mit dem Zeigefinger auf den Monitor. Susanne tippt in die Tastatur und hat einen Bericht über David Sander vor sich am Bildschirm:"Ich habe hier Akteneinsicht zu David Sander", schaut Susanne in die Runde und alle hören ihr zu:"Herr Sander wird vorgeworfen, in illegalen Drogengeschäfte verwickelt zu sein und war im Gefängnis. Dank langer harter Verhandlungen und fehlender Beweisen wurde Herr Sander freigesprochen und aus der Haft entlassen." Ein Raunen geht durch den Raum, Susanne liest aus einem weiteren Bericht vor:"Es gab damals eine Razzia in einem Fitness Center, das SEK-Team hat Herr Sander in der Umkleide mit Drogen in einer Sporttasche verhaftet. Herr Sander habe aber immer wieder gesagt, er sei unschuldig und ihm wurden Drogen untergeschoben, während er unter der Dusche war." „Wie kommt das SEK auf die Idee, eine Razzia im Fitness durchzuführen?", wundert sich Paul. „Herr Morgenstern hat dies veranlasst, steht im Bericht", löst Susanne die Antwort auf Pauls Frage. „Dann heisst das, dass Morgenstern Herr Sander aus dem Weg räumen wollte?", überlegt die Krüger, „ich wunderte mich schon, wie man als junger Dienstleiter so ein grosses Vermögen hat, schickes Auto und eine Nobelvilla in der Königsallee Düsseldorf hat." Paul kommt eine Idee, er sucht das gezeichnetes Phantombild und rauscht aus dem Raum in den Verhörraum, Semir ruft noch hinterher:"Paul, wo willst...?" und rennt ebenfalls aus dem Raum. Erneut öffnet Paul grob die Tür in den Verhörraum, dieser fliegt im 180 Grad Winkel mit einem lauten Knall an die Wand und steht vor Herr Schildt, der vor Müdigkeit versucht, in Sitzposition einen guten Platz zum Schlafen findet. „Haben Sie in einem Auftrag Drogen in einem Fitness Center geschmuggelt?" legt ein Phantombild, das Jenny beschrieben hat, auf den Tisch und mit scharfem Ton blickt Paul Florian an. „Ähm, das ist er...", stammelt Herr Schildt, „für gute Bezahlung habe ich das gemacht und in einer Sporttasche versteckt." „Der Mann auf dem Phantombild passt zu Jonas Morgenstern. Woher wissen Sie dann, bei welcher Person Sie die Drogen unterjubeln sollen?", fragt Semir. „Ach, das würde mich auch interessieren!", mit verschränkten Armen und zornigen Augenblicken von Paul wartet dieser die Antwort ab. „Der Mann hier auf dem Phantombild hat mir ein Bild von der Person gezeigt. Ich habe mich für einen Tag Probe in die Fitness angemeldet und als diese Person in der Dusche war, habe ich ihm die Drogen in seine Sporttasche gesteckt und habe das Fitnesscenter unbemerkt verlassen. Mein Auftraggeber meinte damals, er werde von dieser Person erpresst und möchte ihn auf schnellem Wege loswerden", packt Florian nun endgültig aus. „Deswegen war das SEK auch so schnell da!", sagt Paul, dem der Fall immer klarer wird. „Komm, Semir!", mit seinem Partner verlässt Paul den Verhörraum und beide gehen in den Besprechungsraum zurück. „Herr Schildt hat gerade gestanden, im Auftrag von Morgenstern Drogen in die Tasche von Sander geschmuggelt zu haben, so dass dieser verhaftet wurde und Morgenstern nicht mehr weiter erpressen konnte.", erzählt Semir in die Runde und die Krüger fügt dem Puzzle, das immer grösser und vollständiger wird, bei:"Morgenstern hat nicht damit gerechnet, dass Herr Sander dank guter Anwalt aus Mangel an fehlenden Beweisen freigesprochen wurde." Hartmut sagt dann:"Ich vermute, dass Herr Morgenstern die Bombe an dem Wagen von Herr Sander installiert hat, um ihn endgültig das Handwerk zu legen." „Wie kommt dann seine Frau ins Spiel?", fragt Susanne. Finn liest aus einem Bericht der Neusser Polizei:"An dem einen Tag wurde Herr Morgenstern auf dem Revier von einem Mann zur Rede gestellt, er werde ihn drankriegen. Und dieser Mann war David Sander. Zur gleichen Zeit kam dann seine Frau in das Büro und so hat Sander sie in seiner Gewalt gehabt und sie mit der Waffe bedroht und entführt. Mit dem Wagen von Sander und der Bombe." „Und dann fuhr der Wagen an uns vorbei", stellt Paul fest. „Aber wieso soll ich schuld daran sein? Der Wagen hat die Kontrolle verloren." Susanne liest aus der Akte Morgenstern vor:"Aha, jetzt wird es interessant! Morgenstern war in physiologische Behandlung, da er den Tod von Frau und Kind nicht verkraften konnte." „Die Frau war schwanger?", entsetzt schaut Semir Paul an. „Steht im Bericht, im achten Monat", antwortet Susanne. Paul schlägt mit der Hand an die Stirn. „Die Behandlung habe Morgenstern nach einem halben Jahr selbst abgebrochen", liest Susanne weiter aus der Akteneinsicht. „Deswegen will er Rache dafür nehmen, dass ich seine Frau und Kind auf dem Gewissen habe und möchte mir so zeigen, wie es sich anfühlt, wenn ich Jenny verliere", wird das Licht im Dunkeln immer grösser, „wie krank ist das wirklich? FUCK!" „Das geht eigentlich auf seine Kappe, das mit der Bombe", sagt Hartmut. „Da bin ich aber froh!", fällt Paul wirklich ein Stein vom Herzen, „wo ist Jenny dann jetzt?" geht er auf und ab in dem Raum. „Wo ist das Ganze geschehen?", fragt Semir an Finn gewandt und dieser macht sich auf die Suche in den Akten.

Die Nacht wird zum frühen Morgen, am Horizont geht in aller Frühe ein rötliches Licht am Himmel auf, nur wenige weisse Wolken sind am Himmel zu sehen. Jenny sitzt immer noch angekettet in den Handschellen auf dem Beifahrersitz und schaut sich die Landschaft an, an der die Person neben ihr am Steuer sitzt. Morgenstern nimmt die Maske ab und so sieht Jenny in die Augen des Entführers und ist schockiert,dass er so jung, etwa im gleichen Alter wie sie ist. Auf ihrem Platz rutscht Jenny hin und her, da der Wagen auf eine kurvige und holprige Strasse fährt.Die Strasse wird immer schmaler und rechts ist ein hoher Berg, und auf der linke Seite befindet sich einen Abhang, der in die Tiefe führt. Hier ist weit und breit kein einziger Mensch, kein einziges Tier, keine Bäumen und Gebäude zusehen. Nur ein Steinbruch, das viele Kurven wie im Labyrinth hat, voller Erde und Sand...