Kapitel 52

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Gespräche bis in die Nacht...

Nachdem die Musik „Atemlos durch die Nacht..." abgeklingt ist, lösen sich die Paare auf der Tanzfläche auf. Lisa legt eine andere CD auf, die leise im Hintergrund zu hören ist. Paul nimmt sich jetzt die Zeit, um mit seinem alten Freund Louis zu unterhalten. Mit zwei Bierflaschen in der Hand kommt Paul auf Louis zu, der sich gerade auf der Rattancouch gemütlich gemacht hat. „Lust auf ein Bier?", fragt Paul und setzt sich neben seinem Freund. „Ja, immer", kommt es von Louis. „Ach, hast dich nicht verändert", stellt Paul fest, „ich freue mich, dass du extra aus Hamburg gekommen bist, du kannst gerne bei mir übernachten." Lisa, die zufällig vorbeikommt, hat das Gespräch mitbekommen:"Die Gästezimmer sind hier für euch vorbereitet! Es ist alles geplant, ich wusste, dass Louis kommt." Paul pfeift anerkennend dass seine Schwester soviel für ihn tut und Louis nimmt die Gastfreundschaft dankend an. „Gerne, fühl dich hier wie zu Hause!" kommt es von Lisa, die dann in die Küche geht. Paul und Louis nehmen beide gleichzeitig einen Schluck Bier aus der Flasche und schauen zufällig auf die Tanzfläche, wie Jenny mit Emilia Hand in Hand im Kreise zu der aufgelegten Musiksong von Lisa tanzen. „Jenny hat viel zu deiner Geburtstagsüberraschung beigetragen. Sie gefällt dir, was?" bemerkt Louis Pauls Blicke, die an Jenny geheftet sind. „Ja, sie ist eine tolle Frau und sie interessiert mich wirklich!", sagt Paul ohne den Blick von Jenny zu lassen. „Das habe ich im Krankenhaus gemerkt, eure Blicke, wo Jenny und ich im Krankenzimmer über dich gesprochen haben, als du mit Semir wegen dem Spenderherz auf Jagd warst. Jenny ist dir auch nicht von der Seite gewichen, als du während meiner langen OP im Flur auf mich gewartet hast." „Für einen Freund ist das selbstverständlich für mich, wir hatten eine schöne Zeit gehabt damals auf der Polizeischule, auch wenn dieser einen Abend wirklich ausser Kontrolle geraten ist mit dem Kran", erinnert sich Paul. „Ich möchte Jenny beweisen, dass ich der Richtige für sie bin, wäre da nicht der kleine blöden Streit", erzählt Paul. „Hm?", macht Louis und Paul erzählt ihm die Geschichte, wie er sich Semir anvertraut hat und Jenny im Hintergrund alles gehört hatte. Die beiden sind noch nicht zu einem klärenden Gespräch gekommen, es ging drunter und drüber auf der PAST. „Oh je, ich hoffe für dich, dass ihr es klären könnt!", drückt Louis die Daumen für Paul. Beide lassen ihre Bierflaschen erneut beim Prosten klirren. Eine Weile erzählen sie aus der Polizeiarbeit und wie sie mit den Kollegen klar kommen und Louis schlägt Paul vor, er könne ihn mal in Hamburg zum Tag der offenen Tür besuchen kommen und er möchte ihm seine Kollegen im hohen Norden vorstellen. „Ja, das würde ich gerne! Ich muss doch wissen, ob mein Freund sich dort wohlfühlt!", lacht Paul und Louis freut sich schon darauf:"Du kannst Jenny gerne mitnehmen!" Die Feier verläuft bis kurz vor Mitternacht, nach und nach verabschieden sich die Gäste, Paul bedankt sich für den Besuch und die Geschenke, zurück bleibt nur noch Jenny, die auf der Bitte hin von Emilia mit ihr nach oben in ihr Kinderzimmer gegangen ist und von ihr ins Bett bringen lässt. Emilia betont nochmal, wie sehr sie sich über Pauls schönen Geburtstag gefreut hat, die Jenny schön mit ihrer Mama organisiert hat. Dann fallen ihre Augen müde zu. Währenddessen haben Louis und Paul die restlichen Gläser in die Küche geräumt, Lisa ist mit ihrem Mann in das Schlafzimmer gegangen und wünscht den Jungs noch eine schöne Unterhaltung. Louis ist auch sehr müde, ist er doch aus Hamburg gekommen und er sehe Paul ja noch bis Sonntag. Louis zieht sich ins Gästezimmer zurück, das Paul ihm gezeigt hat und nun steht Paul im Wohnzimmer Jenny gegenüber, die gerade von der oberen Etage herunterkommt. „So, Paul, ich gehe dann auch nach Hause", will Jenny gehen. Paul nimmt Jenny so schwungvoll an der Hand fest, so dass diese sich zu ihm umdreht und bittet sie:"Bleibst du heute Nacht bei mir, bitte? Ich möchte dir was Wichtiges sagen!" Beide schauen sich in Augen, Jenny lässt einen Seufzer raus:"Ich bin aber müde!" „Gerade deswegen lasse ich dich nicht ans Steuer!", hält ihre Hand immer noch fest und zieht sie mit auf das breite, dunkelgraue Ecksofa, welches im Wohnzimmer steht. Paul setzt sich in die Ecke und bittet Jenny, sich neben ihm zu sitzen. Widerwillig lässt sie sich darauf ein, zieht ihre Pumps aus und lehnt sich mit ihrem Rücken an Pauls Körper, er nimmt von der anderen Seite eine Decke und legt sie auf die Beine von Jenny, die sie auf dem Sofa ausgestreckt hat. Da das Sofa breit genug für zwei Personen ist, hat Paul seine Nike ausgezogen und seine Beine aussen rum an Jennys Beine unter die Decke gelegt. Paul verschränkt seine Armen um Jennys Oberkörper, so dass sie eine warme Umarmung spürt, hat Jennys Kopf vor seiner Nase und er atmet ihren Duft an ihren Haaren ein:"Ich muss mich bei dir für die tolle Überraschung bedanken! Es war ein schöner Tag!" „Das freut mich, aber war wirklich stressig gewesen, das alles heimlich zu organisieren, ohne dass du was merkst." Dann spürt Jenny, wie Paul ihr einen Kuss auf die Haarscheitel gibt. „Stimmt, ich habe gar nichts gemerkt, aber dann kam es mir merkwürdig vor mit Emilia, die auf der PAST anstatt bei ihrer Oma war und keiner der Kollegen Zeit hatte, mit mir einen trinken zu gehen." Jenny lacht laut:"Wir hatten alle Mühe gehabt, es nicht auffliegen zu lassen", und kuschelt sich an Paul. Nun gibt sich Paul einen Ruck:"Jenny, dass ich Semir über unsere Nacht erzählt habe, das war nicht meine Absicht. Semir ist mein Partner und wir sind viel zusammen, ob dienstlich oder auch privat, man merkt, wenn es einem was bedrückt. Semir weiss es erst seit kurzem, also noch nicht lange." Jenny hört ihm zu und als er zu Ende gesagt hat, beginnt sie:"Das gleiche hat Susanne auch zu mir gesagt, ..." Paul unterbricht sie verblüfft:"Ach, unsere Sekretärin weiss es?" „Tja, sie hat unsere kleine, laute Diskussion auf dem Parkplatz vor dem Revier vor mehrere Wochen mitbekommen, also vor dem Undercover Einsatz. Und nachdem ich bei Semir Zuhause dich besuchen wollte, habe ich unfreilwillig euer Gespräch mitbekommen und hatte am nächsten Tag einen schlechten Tag gehabt, da hat Susanne sich um mich gekümmert und ich habe ihr anvertraut, was passiert ist. Sie meint, wir sollen das Thema klären." Sie hört von Paul nur:"Ja, da hat sie Recht, das Gleiche hat mir Semir auch geraten. Jenny, ich meine es ernst mit meinen Gefühlen für dich! Das ist mir klar geworden, nachdem wir ein schönes Wochenende in der Eifel hatten. Ich habe mich in dich verliebt!" Jetzt ist es raus! Paul fühlt sich innerlich in der Seele befreit, endlich das gesagt zu haben, was er lange mit sich herumgetragen hat, die Gefühle für Jenny. Was am Anfang die Freundschaft zwischen Paul und Jenny war ist mittlerweile daraus die Liebe geworden. Jenny lässt einen lauten Seufzer raus und vor Freude kullert ihr eine Träne an der Wange empor, sie ist sichtlich gerührt über Pauls letzten Satz, dass er sich in sie verliebt habe. „Jenny?", fragt Paul mit dem Kopf zu Jenny blickend, weil er nichts von ihr hört und bemerkt, dass ihre Wange nass ist:"Weinst du?" „Ja, ich bin nur froh, das zu hören, was du für mich empfindest. Ich wollte mir auch nicht eingestehen, dass ich in dich mehr sehe als nur den Kollege oder Freundschaft. Nachdem wir das erste Mal miteinander geschlafen habe, da hatte ich ganz wenige Gefühle, war aber auch durcheinander, worauf das hinausläuft, aber seitdem ich dich privat mehr kennen gelernt habe und der Sex neulich, da war mir langsam klar, dass ich für dich auch was empfinde", dreht sich Jenny zu Paul in seine Augen sehend und beide verfallen in einen leidenschaftlichen Kuss. Jenny löst sich von dem Kuss und gesteht:"Aber ich habe auch Angst, wieder verletzt zu werden!" Daraufhin drückt Paul Jenny fester an sich und versucht ihr die Angst zu nehmen:"Wovor hast du denn Angst?" Jenny kuschelt sich enger an Paul, ihr Gesicht an seinem Oberkörper gelehnt, so dass sie Pauls Herzschlag spürt. „Kennst du die Geschichte von Alex und mir?", fragt Jenny. Paul antwortet ehrlich:"Ich weiss nur, dass du darunter gelitten hast, dass Alex gegangen ist. Mehr aber auch nicht. Semir hat mir nicht alles erzählt. Er meint, ich solle das von dir selber hören, wenn du darüber reden magst." Langsam öffnet sich Jenny und vertraut sich Paul an:"Alex war ein Kollege von Semir, genau wie du jetzt sein Partner bist. Ich habe ihn geliebt und als er mir gesagt hatte, dass er seine Mutter in Brasilien suchen möchte und sich gegen unsere Beziehung entschieden hatte, das hat mir damals den Boden unter den Füssen genommen. Davor hatte ich mit physiologischen Problemen zu kämpfen, als bei einem Einsatz mein damaliger Kollegen Bonrath ums Leben kam." Jenny kämpft mit den Tränen und Paul umarmt sie liebevoll und gibt ihr das Gefühl, dass er im Moment für sie da ist. „Ich habe lange gebraucht, bis ich darüber hinweg kam, und hatte mir geschworen, mich nicht mehr auf einen Kollegen einzulassen. Habe mich auf meine Karriere hoch gearbeitet wo ich jetzt bin, und mich für ein Seminar beim FBI angemeldet und plötzlich wie aus dem Nichts kamst du!" Jenny macht eine kurze Pause, redet dann weiter:"Ich hatte ein paar Tagen, nachdem Alex weg war, Ungewissheit wegen meiner Regel, was sich aber als Falschalarm herausgestellt hatte, zum Glück! Du bist der Erste, dem ich das erzählt habe. Das weiss sonst keiner!" Paul streift eine Haarsträhne aus dem Gesicht von Jenny hinter ihrem Ohr, ist gerührt, dass sie ihn vertraut und gibt ihr einen Kuss an die Stirn:"Jenny, du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin charakterlich anders und meine Eltern sind hier, die du mittlerweile kennst." „Ja, zum Glück", lächelt Jenny, „deine Eltern sind wirklich nett! Ja, ich weiss jetzt auch, dass du anders bist als Alex. Ich habe gedacht, du wärst ein Aufreisser und stehst auf One Night Stand und ich konnte dir nicht sagen, was ich für dich fühle, wollte mich nicht blamieren und habe mich cool ausgegeben." Jenny gähnt und richtet sich auf, schaut Paul in seinen schönen Augen:"Ich habe mich auch in dich verliebt!" Daraufhin lachen beide und versinken in einen leidenschaftlichen Zungenkuss...

Die Müdigkeit packt den beiden so sehr, dass sie nicht mehr aufstehen wollen und so rücken sie sich zusammen, kuscheln sich Seite an Seite und decken sich zu. Hand in Hand festhaltend schlafen Paul und Jenny glücklich auf dem Sofa ein...

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