Kapitel 91

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Turbulente Tage (2)...

Semir und Paul nehmen die Verfolgung mit dem schwarzen Skoda auf, Paul funkt die Zentrale an:"Cobra 11 für Zentrale, bitte kommen!" Susanne funkt zurück:"Zentrale für Cobra 11, was gibt es?" „Wir verfolgen gerade auf der A1 bei Frechen einen schwarzen Skoda, das Kennzeichen ist K-BM 8454. Ob es um einen Verdächtigen geht, ist unklar!", berichtet Paul und Susanne recheriert nach dem Kennzeichen. „Wieso fährt der Schlangenlinie?", wundert sich Semir, der inzwischen einige Autos überholt hat. Der Skoda wechselt immer rechts und links die Fahrbahnen, bis Semir endlich auf Augenhöhe mit dem Skoda fährt, der auf der rechten Fahrbahn weiterhin Schlangenlinie fährt. Paul schaut durch das Fenster auf dem Beifahrersitz und traut seine Augen nicht:"Das glaube ich jetzt nicht!", und muss dabei schmunzeln, was Semir verwirrt. „Was gibt da zu Lachen? Nun mach schon, schiess ihm einen Platten in den Reifen!" „Nicht nötig, schau mal!", Paul lehnt sich ein bisschen zurück, so dass Semir freie Sicht zum Fenster hat und was er sieht, das regt ihn mehr auf. In dem Skoda am Steuer sitzt ein alter Mann, so um die 60, der freudig lächelt und zeigt die Kommissare seinen PEACE Fingerzeichen, setzt erneut zum Überholen an, diesmal an der Seitenstreifen. Susanne funkt den beiden zurück und sagt:"Das Auto mit dem genannten Kennzeichen gehört einem älteren Mann, sein Name ist Bernd Beyenbach." „Alles klar", antwortet Paul in den Funk zurück und kann sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen, was Semir auf die Palme bringt. "Wegen dem verschwende ich meine kostbare Zeit!", schimpft Semir und holt den schwarzen Skoda ein, setzt sich vor der Nase des Skodas, was dem älteren Mann zur Weiterfahrt behindert. Paul und Semir steigen aus, kommen auf den älteren Mann zu, der gerade das Fenster herunter kurbelt. Paul verzieht sein Gesicht, nachdem der Mann lallt:"Was...kann ich...für Sie tun?" Paul pustet einmal kräftig durch und an den Fahrer gewendet:"Haben Sie eine Fahne?" „Äh,...", hickst der Mann, „...aber nur...ein Gläschen...Bier!". Herr Beyenbach deutet mit seinem Finger die kleinste Mengenangabe. Paul schaut ihn mit einem Lächeln an und nickt dabei seinen Kopf:"Das sieht aber nach mehr aus." „Das war bestimmt mehr als fünf Gläser!", stellt Semir fest und ihm scheint die Geduld zu verfliegen. „Für heute ist Schluss und der Wagen wird abgeschleppt. Sie kommen mit uns mit, wir bringen Sie auf die Wache." Semir öffnet die Fahrertür und der Mann steigt lachend aus, kaum stehen seine Füsse auf den Asphalt, wackelt sein Körper beim Weiterreden:"Ich feiere...meine Pension..." „Schön für Sie, bei mir gibt es bald nichts zu feiern, weil ich wegen Ihnen meine Zeit für eine Überraschung organisieren verschwende", ärgert sich Semir und greift dem Mann unter seinen Armen und möchte mit ihm zu dem silbernen BMW gehen. „Hä?", versteht Herr Beyenbach nicht, was Semir mit seinem Satz meint. Paul unterstützt seinen Partner und packt den älteren Mann auf der anderen Seite unter dem Arm und dieser nimmt auf den Rückbank Platz. Die Fahrt geht zurück ins Revier, Paul und Semir kurbeln beide gleichzeitig das Fenster herunter. „Der stinkt ja wie eine Brauerei", witzelt Paul und Semir fügt bei:"Heute gibt es kein Feierabendbier bei mir Zuhause, das steht schon mal fest." Herr Beyenbach scheint das Gespräch nicht zu interessieren, er ist schon längst auf der Rückbank eingeschlafen. Paul schaut Semir von der Seite an:"Ach, echt? Wollte mit dir mal wieder auf ein Bier prosten und unterhalten." „Paul, ein anderes Mal gerne! Nun muss ich sehen, dass ich für das Wochenende was organisieren kann, sonst kann ich mich auf was gefasst machen, wenn Andrea keine schöne Überraschung bekommt." Paul kann sich vorstellen, wie das ablaufen würde, wenn Semir mit leere Versprechungen vor seiner Frau steht und schmunzelt:"Dann beeil dich lieber!" Der BMW rast mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn und von hinten hören Semir und Paul, wie Herr Beyenbach sich aufrichtet und versucht zu sprechen:"Mir...wird...schlecht...". Paul dreht sich zu dem Mann um und sieht, wie er blass im Gesicht wird und Semir mit grossen Augen in den Spiegel nach hinten auf die Rückbank schaut:"Nicht in meinem Auto kotzen!" Herr Beyenbach kämpft mit der Übelkeit und versucht dies zu unterdrücken, kaum ist Semir runter von der Autobahn und die letzten Metern zur PAST gefahren und hält an, reisst der alte Mann die Tür auf und torkelt auf einen Busch zu und übergibt sich. „Ach, das hätte mir noch gefehlt, das Auto zu reinigen!", ist Semir erleichtert, dass es ausserhalb des BMW passiert ist. Gerade kommt ein Polizist aus der PAST und Semir ruft ihn zu sich. „Kollege, Sie übernehmen den alten Mann. Der ist voll besoffen und soll seinen Rausch ausschlafen", deutet Semir in die Richtung, wo der Mann immer noch auf Knien ist und übergibt. Begeistert schaut der Polizist nicht aus, tut aber, was man ihm befiehlt. Dann zu Paul gewandt:"Tschüss Partner, bis morgen!" und mit quietschenden Reifen ist der BMW weg. Mit guter Laune ist Paul an seiner Wohnungstür angekommen, er öffnet die Tür, in der Hand hat er einige Briefe, die er unten am Briefkasten herausgeholt hat und ist so vertieft darin, dass er beim Türöffnen die grosse Sporttasche nicht sieht und prompt darüber fällt. Er landet mit dem Gesicht auf dem Boden, die Briefe sind auf dem Flur verteilt. „Was war das?", will sich Paul wieder aufrappeln, als plötzlich zwei Paar rosa Plüschschuhe vor seiner Nase stehen und ihn anlächeln. Jenny steht vor ihm, mit einer Kiste Bücher in der Hand und ihr Blick ist auf Paul gewandt:"Schatz, alles in Ordnung?" „Ja, bin ok", zeigt Paul mit dem rechten Daumen nach oben gerichtet, dabei steht er auf:"Was sind das für alberne Schuhe?" „Flamingos", erklärt Jenny ihm, „total bequem, soll ich dir auch so ein Paar besorgen?" Mit entsetztem Gesichtsausdruck schüttelt Paul den Kopf:"Nein! Meine Nikes sind bequem, das reicht." Jenny möchte Paul einen Kuss geben, dabei fällt sein Blick auf das Bücherregal und er geht ohne einen Kuss zu geben an Jenny vorbei auf das Regal zu. „Wo sind die anderen Bücher?", bestaunt Paul die Dekosachen von Jenny, die schlicht sind. „Hier in der Kiste", zeigt Jenny ihm den Karton, den sie in der Hand hat. Paul würdigt dem Karton keinen Blick, stattdessen sind seine Augen auf was anderes gerichtet. „So sieht es doch besser aus", findet Jenny und Paul sucht nach einem Bild, das ihm sehr viel bedeutet, und dies im Regal bei den Sandsammlungen findet. „Ja, ich wusste schon, dass du dieses Bild suchst, ich denke, da passt es besser", lächelt Jenny, die es lustig findet, wie Paul mit seinem Mimik nach dem Bild Ausschau hält. Dann zeigt sich Paul zufrieden, als er das gerahmte Foto, welches ihm auf einem Surfbrett mit einer Stechpaddel in der Hand zeigt und ihn durch eine schöne, hohe Welle gleitet. Jenny steht nun neben Paul, der sie lächelnd von hinten in die Armen nimmt und ihr ins Ohr flüstert:"Da hast du einen schönen Platz ausgesucht", und beginnt sie am Ohr und Hals entlang zu küssen. „Ich habe eine gute Nachricht, du wirst es nicht glauben!", sagt Jenny, und hat alle Mühe standhaft zu bleiben, während Paul sie immer noch weiter küsst. „Das wirst du mir gleich sagen", haucht Paul in den Küssen. „Die neuen Mieter haben Interesse an der Wohnung und würden gerne die Küche und das Esszimmer mit der Couch komplett übernehmen. Ist das nicht toll?" Jenny löst sich aus der Umarmung und dreht sich zu Paul um, der sie freudig ansieht:"Das ist schön, ich dachte schon, du würdest alles hier hinstellen." Jenny sticht mit den Zeigefinger in Pauls Sixpack:"Spinner! Ich habe gekocht, komm." Paul lässt sich von Jenny, die ihre Hand in seine gelegt hat, in die Küche führen und nimmt am Esstisch Platz. Gespannt wartet Paul, was Jenny auf dem Teller servieren wird. „Oh, das ist mal was anderes", lässt sich Paul die vegetarische, gebratene Reispfanne schmecken und Jenny setzt ihr schönstes Lächeln auf:"Und ein Dessert gibt es auch." „Mein Bauch platzt, wenn das Dessert noch dazu kommt", seufzt Paul leise und hört von Jenny im Lachen sagen:"Ganz bestimmt nicht, du wirst es lieben!" „Ach, echt? Hm...", ungläubig schaut Paul Jenny an, die nur weiter lächelt. Währenddessen ist Semir Zuhause angekommen, beim Betreten des Hauses kommt ihm ein duftender Geruch aus der Küche. „Das riecht aber lecker!", ruft Semir durch den Flur und zieht seine Jacke aus. Andrea kommt mit einem strahlenden Gesicht zu ihrem Mann, hält schnell ihre Nase zu. Die gute Neuigkeit platzt aus ihrem Munde:"Schatz, meine Eltern schenken uns für den Hochzeitstag ein schönes Wochenende in einem Hotel!" Andrea freut sich darüber und bei Semir ist die Kinnlade mit einem grossen Entsetzen weit geöffnet:"Wie bitte?"...    

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