Die Tür zur Zukunft...
Der Abend scheint klar und frisch zu sein, es wird dunkler am Himmel. Die Gartenlaterne leuchtet rund um die Schaukel, sogar die Flagge strahlt durch die Beleuchtung. Jenny fröstelt leicht und Alice holt kurz aus dem Haus zwei Fleecejacke. „Aber weisst du, was das Lustigste ist? Kelly ist wie ihr Vater, sie will die Welt kennenlernen und Abenteuerreisen unternehmen. In zwei Wochen reist sie für sechs Wochen nach Neuseeland", seufzt Alice und streift die Fleecejacke über sich. Die Schaukel bewegt sich leicht, die Beine der beiden Frauen schweben in der Luft. „Aha, deswegen ist sie noch bei euch zuhause", stellt Jenny fest, nachdem die anderen drei Kinder bereits ausgezogen sind und Familien haben. „Ja, aber wir haben vorher eine Zeitlang in Kalifornien gelebt. Noah hat die Liebe zum Surfen gefunden und bei vielen Wettbewerben mitgemacht, sogar in Hawaii. Pamela war eine zielstrebige Schülerin, war an der Havard University. James hat als Kind immer schon gern geforscht, auch damals, als wir in unserem Haus in Kalifornien im Garten einen Teich hatten und ein Frosch starb, wollte James unbedingt herausfinden, woran es starb. Und Kelly, ja, sie freute sich immer, wenn ihr Dad von der Reise heimkam, davon berichtete und Fotos zeigte.", erinnert sich Alice an die Zeit damals als junge Mutter, die mit vier Kinder ein turbulentes Leben führte. „Hört sich nach einem aufregendem Familienleben an", es scheint Jenny wirklich sehr zu interessieren. Es ist zwar anders als wie in Deutschland, aber sie bewundert Alices Mut für ein neues Leben in den USA. „Wir haben unser Haus noch in Kalifornien, wir konnten uns davon gar nicht trennen. Manchmal verbringt Noah mit seiner Familie dorthin den Urlaub, so ist er dem Wasser ganz nah, wenn er mal wieder surfen möchte." Ben kommt mit der Flasche Wein und möchte den Frauen nachschenken, als Jenny höflich ablehnt, da ihr ein wenig schlecht ist. Alice schmunzelt und flüstert ihrem Mann etwas zu, dieser dreht sich mit einem Grinsen um und geht ins Haus. Über den Anblick wundert sich Jenny, machen sich die beiden gerade lustig über sie? Als Jenny Alice fragt, warum sie hier auf Staten Island wohnen, will Alice gerade erzählen:"Wir sind erst vor drei Jahren hierher gezogen, auch der Enkelkinder wegen. Wir lieben unsere Kinder und unterstützen sie, wo wir können." Ben kommt mit einem Tablett, auf dem eine grosse, breite Tasse Tee serviert wird. Der Tee lässt einen dampfenden Rauch in die Dunkelheit zurück, nun schaut Jenny mit einem stirnrunzelndes Gesicht zu Alice. „Das wird dir gut tun. Es hilft gegen Übelkeit, glaube mir." Jenny greift zur Tasse und riecht daran. „Was ist das denn?" „Das ist Melissentee, selbstgemacht aus unserem Kräutergarten", sagt Alice und zeigt mit dem Kopf in die Richtung, wo die Kräuter sich befinden. „Das riecht aber gut", stellt Jenny fest und nimmt sich vorsichtig einen kleinen Schluck. Nachdem Alice Jenny fast ihr ganzes Leben erzählt hat, fragt Alice vorsichtig:"Und, was bedrückt deinem Herzen?" Langsam vertraut sich Jenny Alice ihre Gefühle für Paul und Alex an, wie sie die beiden kennengelernt hatte, erzählt unter anderem, dass ihre Mutter die Familie verlassen hatte, als sie noch ein kleines Kind war, bis hin zum Zeitpunkt, an dem Alex aufgetaucht ist. „Oh, ich kann dich gut nachvollziehen und so eine Entscheidung ist nicht einfach. Man muss sie gut überdenken, aber lass dir nicht zu viel Zeit lassen! Das ist den beiden Männern gegenüber nicht fair und dir selbst auch nicht. Dazu braucht es Mut, es gibt keine Garantie", klärt Alice Jenny auf und diese legt den Kopf in den Nacken und schaut in den Himmel. Momentan scheint der Himmel dunkel zu sein, der Wind weht durch ihre Haare. „Darf ich dich fragen, wie du dich damals entschieden hast?", mit leicht hochgezogene Mundwickel schaut Jenny Alice an. „Ich habe mir die Entscheidung damals nicht leicht gemacht. Zwar wusste ich vorher schon, dass Ben erst sein Leben geniessen möchte, bevor er sich irgendwo verwurzelt. Ich war noch jung und neugierig, was da alles auf mich zukam. Mit meinem Freund in Deutschland verlief die Beziehung nicht mehr so harmonisch wie am Anfang. Aus den Schmetterlingen im Bauch ist dann mit der Zeit, die ich in New York war, eher eine Freundschaft geworden. Ich verliebte mich in Ben, nahm ihn mit nach Deutschland und stellte ihn meinen Eltern vor. Erst waren sie nicht begeistert, wussten aber, dass ich meinen eigenen Weg gehe und so habe ich die Zelte in Deutschland abgebrochen und bin Ben nach Amerika gefolgt. Der Liebe wegen", erzählt Alice, „ich bin meinem Herzen gefolgt. Wir zogen in eine kleine Wohnung, Ben bereiste die Welt, seine Berichte und Bilder waren gefragt, die Aufträge wurde grösser und mein Studium habe ich nach einem Jahr abgebrochen, weil ich schwanger wurde. Ich habe mir als private Reiseführerin durch New York für deutsche Touristen etwas dazuverdient, denn Abendschichten durfte ich nicht mehr machen. Nach Noah kam dann Pamela. Als die beiden dann zwei und drei wurden, begleiteten wir Ben auf der Reise und haben vieles erlebt. Dann meldete sich Kind Nummer drei und die Reise wurde anstrengend. Dann haben wir uns für ein Haus in Kalifornien entschieden, da der Verlag für Bens Reiseberichte in der Nähe war. Der perfekte Abschluss einer glücklichen Familie war dann Kelly. Wenn Ferien waren, waren wir alle im Urlaub, wo Ben den nächsten Auftrag hatte. Die Kinder wurden grösser, die Reisen weniger. Aber wir sind immer noch glücklich heute!" Bei dieser Geschichte spürt Jenny eine Gänsehaut auf ihren Armen und sie lächelt. "Das sieht man, dass Ben und du glücklich seid. Ich wünsche mir, ich würde auch bis ans Lebensende glücklich zu sein", wird Jenny melancholisch und Alice nimmt Jennys Hand in ihre Hand. „Mir gefällt es hier beim FBI, aber auch in Köln. Gefühle für zwei Männer, die zwei unterschiedliche Charaktere haben. Mein Bruder wird bald Vater, ich freue mich auf mein Patenkind, das ich bald kennenlernen werde. Mein Vater scheint eine neue Liebe gefunden zu haben, natürlich freue ich mich für ihn, auch wenn es irgendwie komisch anfühlt, dass die Frau nicht meine Mutter ist. Wir waren jahrelang eine Einheit, sogar wenn wir eine Pizza bestellten, wir nennen es Vato-Pizza, die Abkürzung von Vater/Tochter. Dann taucht meine Oma in den Träumen auf, mein Leben fühlt sich wie eine Achterbahn an", seufzt Jenny und Alice möchte mehr von Jennys mysteriösen Träumen erfahren. Alice gewinnt Jennys Vertrauen und steht ihr bei, als sie merkt, dass Jenny mit sich und den Tränen zu kämpfen hat. „Alles gut?", fragt Alice, nachdem Jenny zu Ende erzählt hat. „Du siehst irgendwie käsig aus." „Manchmal spüre ich eine leichte Übelkeit, jetzt wieder. Aber dein Tee ist super dagegen", legt Jenny ihre Hand auf ihren Brustkorb und atmet tief ein und aus. „Möchtest du noch eine Tasse Tee haben, du kannst ihn mit ins Gästezimmer nehmen", bietet Alice an, nachdem Ben sich von den beiden Frauen verabschiedet hat, er gehe jetzt ins Bett und erst jetzt wird den Frauen klar, dass es weit nach Mitternacht ist. „Oh, ich muss morgen früh raus", wird Jenny klar und lässt sich von Alice ins Gästezimmer führen. Während Jenny sich umzieht, fällt ihr auf, dass sie Pauls Lieblingsshirt mitgenommen hat, spontan streift sie diese über ihren nackten Körper und riecht daran. „Der Duft, nur so riecht Paul", schwärmt Jenny, als es an der Tür klopft und Alice mit dem dampfenden Tee hereinkommt und es auf den Nachttisch stellt. „Ich möchte dir noch einen Rat geben", setzt sich Alice auf das Bett, wo Jenny sich gerade unter die Decke schlüpft, „bevor du dich entscheidest, du dich ernsthaft mit Gefühlen beschäftigst und hinterfragst, was genau gefällt dir an Alex? Was gibt Paul dir, was dir fehlt? Wer es ernst mit dir meint, bei wem dein Herz höher schlägt? Stehst du auf einen, der dir seine Liebe voll und ganz zeigen kann oder auf den Draufgänger, mit dem du möglicherweise viel Spass haben kannst? Bei wem kribbelt es mehr im Bauch und zu wem fühlst du dich mehr hingezogen? Und noch was. Die Zeit heilt keine Wunden, der richtige Mensch heilt sie." Nun richtet sich Alice auf und gibt der überraschten Jenny einen Kuss an ihrer Stirn. Mit einem warmen Lächeln lässt Alice Jenny zurück. Über den letzten Satz von Alice muss Jenny denken, wie schön sie das gesagt hat. Nachdenklich grübelt Jenny mit der Tasse Tee zwischen ihren Händen und trinkt es langsam aus. Dabei scheint die Übelkeit verflogen zu sein und sie wirft einen Blick auf ihr Handy. „Eine Nachricht von Paul?", innerlich freut sie sich und beginnt zu lesen, dabei kullern ihr die Tränen den Wangen runter. So emotional kommt ihr die Liebeserklärung vor und als Jenny später versucht einzuschlafen, befindet sie sich wieder in diesem Traum, im weissem Kleid, jetzt so nah an die zwei Türen und kurz davor, ihre Hand auf eine Türklinke zu drücken...
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Mehr als nur Freundschaft?
RomantikGeschichte über Romantik, Freundschaft und Schmerz Dies ist meine erste Fan Fiktion rund um die PAST der Cobra 11 und wie geht es zwischen Jenny und Paul weiter? Sind Gefühle, Schmetterlinge im Bauch da oder doch nur eine Freundschaft zwischen Koll...