Kapitel 4

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Der Morgen auf Rügen...

Auf Rügen geht die Sonne an einem Samstagmorgen auf schimmerndes Wasser langsam auf. Die warmen Sonnenstrahlen erstrahlen im Glanz durch das Fenster des Bullis auf das Gesicht von Paul. Er bewegt seinen Mundwickel zu einem Lächeln und öffnet langsam seinen Augen, hält schützend eine Hand vor den Augen und steht auf, öffnet die Wagentür und streckt seinen Körper Richtung Ausblick auf den See aus. Stemmt die Hände in die Hüfte, seufzt glücklich und beobachtet einige Menschen, die in aller Frühe schon am Strand joggen bzw. Morgenspaziergang machen. Geht zurück in den Bus und setzt seinen berühmten Kaffeekocher auf. Während der Kaffee kocht, macht sich Paul frisch und zieht lockere Klamotten an. Der Duft der Kaffee steigt ihm in die Nase, nebenbei schmiert er sich noch Brote mit Marmelade, stellt ihn draussen auf den kleinen Klapptisch, holt die Tasse Kaffee, setzt sich in den aufgeklappten Stuhl und geniesst das Frühstück beim tollen Ausblick auf das Wasser und denkt über Jennys Nachricht von gestern Abend nach. „Merkwürdige Nachricht gestern Abend. Jenny wird unsere gemeinsame Nacht nicht allzu viel Bedeutung schenken...ich werde einfach nicht schlau aus ihr!", schwelgt Paul noch ein wenig in Erinnerungen an die gemeinsame Nacht, die alles veränderte...


In Köln bei Martin Dorn...

Wie Martin seiner Tochter Jenny Tags zuvor versprochen hatte, dass sie am nächsten Morgen gemeinsam das Frühstück einnehmen wollen, zaubert er mit aller Mühe ein gelungenes Frühstück her, sogar frische Brötchen und Croissant hat er beim Bäcker einige Strassen weiter entfernt besorgt. Er freut sich innerlich, seiner Tochter mal was Gutes zu tun, denn die Arbeit seiner Kandidatur als Bürgermeister bleibt ihm nicht viel Zeit, einige schöne Stunden mit Jenny zu verbringen. Er lässt am Kaffeevollautomaten einen Cappuccino durchlaufen, nimmt die Tasse in die Hand und geht auf Jennys altes Kinderzimmer zu, welches er nach dem Auszug seiner Tochter so gelassen hat, falls Jenny mal zu Besuch hier übernachtet. Das Zimmer hat er nicht viel ändern lassen, denn er wollte, dass seine Tochter das Gefühl von Liebe und Geborgenheit hat, wenn sie mal hier übernachtet. Jenny war gestern Abend mit Laura auf einer Party und nach der Feier brachte Jenny ihre Freundin heim und fuhr zum Haus ihres Vaters, das in der Nähe war als ihre Wohnung. Vorsichtig und mit leisen Schritten geht Martin auf das Bett zu, schaut Jenny ein wenig beim Schlafen zu und nach einigen Sekunden hält er die Tasse mit Abstand vor ihrer Nase und wedelt mit der Hand den Duft des Cappucinos in die Luft. Geniessbar atmet Jenny den Duft ein, erwacht langsam mit einem Lächeln in das Gesicht ihres Vaters auf, nimmt die Tasse entgegen und riecht daran. „Guten Morgen, Schlafmütze!" ertönt ihr Vater. „Guten Morgen", kommt von seiner Tochter zurück. „Frühstück ist fertig, komm steh auf. Ich habe heute Zeit nur für meine Tochter", lacht Martin und geht runter in die Küche. Jenny blickt kurz an die Decke, denkt an Paul, was er um diese Uhrzeit wohl macht. Und an den Abend gestern mit Stevie. Mit einem Ruck steht sie auf und gesellt sich an dem schönen hergerichteten Frühstückstisch mit einem „Wow". Beide lassen es schmecken und Martin freut es, dass es Jenny auch gefällt. „Du, wie war es gestern mit Laura?" kommt die Frage von Martin. „Schön, wir haben getanzt und die Stimmung war toll. Das habe ich gebraucht nach dem Stress auf der PAST", antwortet Jenny. „Ausserdem hat ein Mann mir ein Glas Wein ausgegeben und wir kamen in ein interessantes Gespräch." Jenny und ihr Vater haben ein sehr gutes Verhältnis miteinander, seitdem die Mutter vor vielen Jahren die Familie verlassen hatte. Sogar wenn sie Liebeskummer oder irgendwas auf dem Herzen hatte, konnte sie ihrem Vater anvertrauen. „Gefällt dir der Mann? Hat er einen Namen?" „Er heisst Stevie, nett ist er ja. Mehr?", zuckt sie fragend mit den Schultern. „Dir geht wohl dein Kollege Paul nicht aus dem Kopf? So wie du über den Mister Chaos, den du so nennst, erzählst, bedeutet er dir doch mehr als nur Kollegen?" Jenny schmiert sich das Croissant mit Erdbeermarmelade und seufzt:"Ach, bei Paul habe ich das Gefühl, für ihn war es nur eine einmalige Nacht. Er sieht top aus, klar, dass Frauen bei ihm Schlangen stehen. Ob er wirklich reif für eine Beziehung ist, bezweifle ich sogar!" und beisst ins Croissant. „Ach, Töchterchen, hast du mal mit Paul darüber geredet? Über deine Gefühle und wie du die Nacht so siehst?" „Nee, so richtig darauf angesprochen habe ich ihn nicht, aber wenn ich vor ihm stehe, dann kommt was anderes aus meinem Mund und dann rede ich blödes Zeug oder übertreibe ein wenig", kaut Jenny mit dem Croissant im Mund. „Oh, du bist verliebt!" lacht Martin kurz auf, „ich wünsche dir wirklich, dass du glücklich wirst und den Richtigen findest."


Bei den Gerkhans...

Turbulenter Samstagmorgen am Frühstückstisch, alle reden durcheinander, was sie mit dem angebrochenen Tag machen sollen. Lilly schlägt einen Zoobesuch vor, Ayda einen Besuch in der Schwimmhalle mit Rutschbahnen, Dana meint, sie sei zu alt für so was. Da würde sie lieber was mit ihren Freundinnen unternehmen. „Nichts da, heute machen wir als Familie einen schönen Tag", mahnt Semir seiner Tochter Dana, „du kannst abends mit deinen Freundinnen was machen oder morgen. Montag ist eh ein Feiertag. Schönheitsschlaf hast du genug!" Ayda und Lilly kichern und Dana streckt den beiden die Zunge raus. Andrea hat die zückende Idee, eine Familienwanderung am Drachenfels in Winterberg zu machen. Zwischendurch kann man in einem Restaurant schön essen und anschliessend die Runde zu Ende wandern. „Keine Widerrede!", sagt Andrea in die Runde, „wann machen wir denn als Familie mal was Sinnvolles? Morgen können wir die Mädchen entscheiden lassen, guter Kompromiss?" Von da kommt ein „Ah", oder ein „na gut", oder „aua ja, schwimmen!" und nach gut einer Stunde wird der Tisch abgeräumt, Sachen in die Spülmaschine gesteckt, das Nötigste an Proviant in die Rucksäcken gepackt und Andrea ruft den Mädchen noch hinterher, sie sollen auf jeden Fall bequeme Schuhen anziehen, am besten Sportschuhe, wenn keine Wanderschuhen vorhanden sind und Sonnenschutz nicht vergessen! Und so starten die Gerkhans fröhlich mit Andreas weissem Auto nach Winterberg in die sonnige Wanderung.


Sonne, Strand, Surfen auf Rügen...

Nach dem Frühstück beschliesst Paul, Kite-Surfen zu gehen. Ihn packt die Lust und so verstaut er das Geschirr in den Bulli, schnappt sich die Badehose und das Kite-Surfboard geht zum Strand hinunter. Mit der Zeit wird der Anblick bunter unter den anderen Kite-Surfer und bereitet sich auf die Fahrt vor. Er legt eine gute Runde hin, lächelt in den Wind rein, begrüsst andere Surfer, die an ihm vorbei rauschen. Plötzlich kommt vor ihm ein Surfbrett mit einer Person in langsamer Geschwindigkeit von rechts kommend auf ihn zu und Paul versucht in allerletzte Sekunde auszuweichen und stürzt ins Wasser. Als er wieder an die Wasseroberfläche heranschwimmt, sieht er die Person vor Schmerzen am linken Knöchel tasten, kennt kein Halten mehr und flucht:„Mann, haste keine Augen im Kopf,oder was?" zu der Person, die ihn erschrocken ansieht. „Sorry, ..." kommt es von der Person, die sich nach Paul umdreht und beide sich ansehen. „Ach, dich kenn ich doch...!" staunt Paul nicht schlecht...    

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