Kapitel 157

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Ende gut? Alles gut? ...

Auf dem Motorrad fährt Paul nachdenklich den Rückweg nach Hause. Er hat sich so gefreut auf die Rückkehr Jenny aus den USA. Vorbei waren die schwierigen Zeiten, in denen Jenny zwischen Paul und Alex schwankte und sich für Paul entschieden hatte. Paul war so überglücklich in dem Moment, als Jenny in der Tür stand, die Wiedersehensfreude war gross. Wie sehr er sie vermisst hatte, seine Miss Perfekt... ihren Duft, wenn sie frisch aus der Dusche kam..., ihr Lächeln, das einem schlechten Tag in eine gute Laune verwandelte..., die Liebe zu ihr, das Verlangen nach Sex..., die Berührungen und Kuscheln... Pauls Gedanken enden abrupt, als der Scheinwerfer seines Motorrads auf etwas Funkelndes stösst, das auf dem Bürgersteig blendet. Er steigt von der Maschine ab, sieht sich das funkelnde Stück genauer an und entdeckt ein Armband. Beim Aufheben begutachtet Paul es genauer und erkennt das Armband mit dem Herzanhänger, den er Jenny einst geschenkt hatte. Das Geschenk als Zeichen seiner Liebe zu Jenny. Sie muss es hier bei dem Streit mit Paul vom Handgelenk verloren haben. Sein Blick weicht nicht vom Armband ab, ganz langsam kullert Tränen aus den Augen, zu sehr schmerzt ihm das alles. Die schöne Erinnerungen von der Waldhütte an jenem Wochenende, die Paul so voller Romantik organisiert hatte, an jenem Wochenende die beiden ihre Liebe so unbeschwert genossen haben...und jetzt wie eine Seifenblase platzte. Paul ballt seine flache Hand mitsamt dem Armband zu einer Faust und küsst darauf. „Ich werde um unsere Liebe kämpfen, Jenny!" sagt Paul siegessicher und schiebt das Motorrad die letzten Metern in die Garage. In der Wohnung stellt Paul sich erstmal unter die Dusche um einen klaren Kopf zu kriegen. Dann greift er zu seinem Handy und startet den allerletzten Versuch, um Jenny von seiner Unschuld zu überzeugen. Er tippt eine Nachricht in das Handy ein, korrigiert sie zwischendurch und drückt auf Senden.

Wie es der Zufall mag, hört Jenny eine eingehende Mitteilung auf ihrem Handy. Schnell läuft sie zum Bett und schnappt sich das Handy in ihren Händen. Ihr Lächeln erscheint, nachdem sie Pauls Namen liest. „Was er wohl schreiben mag? Hoffentlich macht er nicht Schluss mit mir...", dieser letzte Satz in ihren Gedanken lässt Jenny einen kalten Schauer auf ihrem Rücken runterlaufen. Sie setzt sich auf die Bettkante und beginnt zu lesen. Während sie die Nachricht liest, merkt Jenny, wie schwer es ihr ums Herz wird. „Liebe Jenny, ich habe mich sehr auf deine Rückkehr gefreut, dich wieder in meinen Armen schliessen, deine Lippen zu berühren, mit dir zu lachen, auf das alles habe ich mich gefreut! Ich schwöre ehrlich, dass mit dieser Frau gar nichts war! Lass uns bitte in aller Ruhe reden, dann kann ich dir erklären, woher ich die Frau kenne. Jenny, komm bitte morgen vormittags gegen elf Uhr zum Rheinauhafen. Dort können wir ungestört reden. Ich möchte dir auch sagen, dass dies mein allerletzter Versuch ist, um unsere Liebe zu kämpfen. Meine Kraft ist irgendwann auch alle verbraucht. Gib uns nicht auf, Jenny! Ich liebe dich sehr, nur dich! Ich habe noch nie eine Frau so sehr geliebt wie dich! Bis morgen und schlaf gut, dein Paul..." Jetzt liegt es an Jenny, die Beziehung zu retten. Ihr wird klar, dass sie zu Paul gehört und will nicht bis morgen warten. „Jetzt oder nie!", denkt Jenny, zieht sich wieder um und schleicht aus dem Zimmer. Es scheint im Hause dunkel zu sein, perfekt! „Papa und Nora schlafen schon, oder was sie auch immer treiben, ich will zu Paul!" Ganz leise geht Jenny die Treppenstufen nach unten, in der Küche schreibt sie eine Nachricht an ihren Vater. „Lieber Papa, sei mir bitte nicht böse, dass ich nicht brav im Bett liege. Ich kann die Sehnsucht nach Paul nicht mehr aushalten, und ich möchte ihm gerne sagen, dass er Papa wird...wir werden euch dann besuchen kommen und ich habe dich sehr lieb!...Jenny..." Im Flur sucht Jenny all ihre Sachen zusammen und schliesst die Haustür ganz leise hinter sich zu. In dem BMW sitzend startet Jenny den Motor und rollt ganz leise von der Einfahrt der Villa Dorn auf die Strasse und dort heult der Motor lauter auf. Sie will keine Zeit verlieren, sie will heim zu Paul. Das dumme Missverständnis klären und ihm sagen, dass er demnächst Windeln wechseln und die Flasche geben auf dem Haushaltsplan stehen statt Chaos anrichten. Bei diesem Gedanken muss Jenny schmunzeln. „Oder wird das Chaos noch mehr mit dem Baby? Das ist nun mal Paul..." Jenny gibt noch mehr Gas, jetzt biegt sie in die Strasse ein und parkt den BMW ein wenig unsanft auf dem Bürgersteig. Aus dem Kofferraum holt sie nun den Rucksack und hebt diesen vorsichtig hoch, ab jetzt gilt nur noch Rücksicht auf das Kleines. Vor der Tür steht Jenny nun wieder wie zuvor, mit zittrigem Zeigefinger drückt sie auf die Klingel. Dabei streift sie den Rucksack ab. Nach einer Weile versucht sie es erneut, aber mehr. Diesmal wird Paul wach und halb im Schlaf und fluchend steht er auf. In die Dunkelheit der Wohnung geht Paul, der nur mit einem Boxershort bekleidet ist, auf die Wohnungstür zu, nichtsahnend, wer um die späte Uhrzeit Sturm klingelt. Als Paul nun die Tür öffnet, will er gerade beschweren. „Was zum Teufel...", er bricht den vollenden Satz ab, als er beim zweiten Mal genauer hinsieht, wer da vor ihm steht. Jenny setzt ihr Lächeln auf, man merkt ihr an, dass es ihr schwerfällt. „Paul, es tut mir leid!", nun bricht Jenny in Tränen aus und stürmt in Pauls Armen. „Jenny!" Mit einem Schlag wird Paul hellwach und kann es nicht glauben, dass seine Traumfrau jetzt in dieser Sekunde in seinen Armen ist. „Alles gut, pssscht...", tröstet er Jenny, die immer noch laut weint. Er streichelt ihr sanft am Rücken, sein Kinn ist an ihrem Haarscheitel gelehnt. Der Duft in ihren Haaren steigt in Pauls Nase. Wie sehr er es vermisst hatte, den Duft... „Jenny, es tut mir auch leid. Dieser alberne Streit...", Paul löst sich aus der Umarmung und möchte Jenny ansehen, diese jedoch verzieht ihr Gesicht. Sie hält sich an Pauls Hüften fest. Sanft legt Paul seine beiden Hände an Jennys Wangen und ihr Gesicht richtet sich gegen Pauls Gesicht. Ohne weiteres Wort verfallen die beiden in einen Kuss, die dann leidenschaftlicher wird. „Ich liebe dich", ist es Jenny, die von ihren Gefühlen übermannt wird. „Und ich nur dich!", erwidert Paul und erneut versinken beide in den Kuss. Statt schlafen zu gehen, wird auf der Couch gekuschelt. Dann ist es Zeit, endlich über die Missverständnisse zu reden und wie es dazu gekommen ist, dass Jenny früher heimkam als geplant, sie bei Alex im Hotel war und ihm endgültig mitgeteilt hat, dass sie keine Zukunft mit Alex sehe. Das Seminar habe ihr sehr gut gefallen, sie hat James und seine Familie kennengelernt. Paul erzählt daraufhin Jenny die Geschichte mit dem Motorradfest und wie er Stella auf dem Fest kennengelernt hatte, jedoch nichts mit ihr angefangen hat. Er habe sich verletzt gefühlt, nachdem der Abschied am Flughafen nicht schön verlaufen war, als Jenny für das Seminar nach New York flog. Er dachte, er habe zu dem Zeitpunkt alles verloren. Seine Liebe gehöre nun mal Jenny, das betont er immer wieder. Gerührt von seinen Worten, laufen bei Jenny diesmal Freudentränen. „Und ich habe dir Unrecht getan, es tut mir wirklich leid! Verzeihst du mir?" Pauls verschmitztes Lächeln kann keiner widerstehen, selbst Jenny auch nicht. Ihre Augen weiten sich breiter, sie wartet Pauls Antwort ab. „Ja klar, verzeihe ich dir! Dafür ist meine Liebe zu dir kostbar!" Paul zieht Jenny zu sich und beginnt sie zärtlich zu küssen, beide vergessen alles um sich herum, bis Jenny noch etwas loswerden muss. „Paul, ich muss dir noch was Wichtiges sagen...", doch Paul küsst Jenny immer weiter. „Hat das nicht Zeit bis morgen?", haucht er in den Kuss. „Ich wollte es dir schon vorher sagen." „Du willst nach Amerika auswandern?", scherzt Paul. „Wie?...Ähm, das FBI hat mir einen Jobangebot gemacht", sagt Jenny cool, und Paul schaut sie leicht schockiert an. „Och man, Paul, mach es mir nicht so schwer! Ich wollte dir was anderes sagen als diesen Jobangebot", Jenny kommt mühsam mit der Neuigkeit raus, denn Paul schaut sie ernsthaft an. „Du denkst daran, die Stelle anzunehmen?" „Darf ich dir erstmal eine andere Nachricht mitteilen?", löst sich Jenny aus Pauls Armen und kramt im Reiserucksack nach dem kleinen Päckchen, das den Flug gut überstanden hat. Nun steht Jenny vor Paul, der sie anlächelt. „Oh, ein Mitbringsel aus den USA. Was das wohl sein mag, wenn das Päckchen sehr klein aussieht? Ein Surfbrett kann es nicht sein", witzelt Paul. Er schüttelt und hält das Päckchen an seinem Ohr. Jennys Herz klopft schneller, Paul beginnt gerade die Schleife abzumachen und reisst das Geschenkpapier ab. Nun öffnet er das Päckchen langsam auf, Jennys Augen sind auf Paul gerichtet...    

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