Kapitel 122

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Dunkle Wolken am Liebeshimmel...

Jenny glaubt im falschen Film zu sein und nun sieht sie ihren Traum als Wahrhaftigkeit, vor grossem Schreck lässt sie ihr Glas zu Boden fallen, was mit einem lauten Klirren die Gäste auf sich aufmerksam macht. „DU?", mit offenem Mund starrt Jenny die Person ihr gegenüber an, und steht kurz vor einer Ohnmacht. Langsam streift die Person die Baseballkappe ab und die Sonnenbrille lässt es durch die Haare stecken. Susanne ist wie Jenny auch überrascht, findet schnell die Worte wieder. „Was machst du denn hier?" „Hallo Susanne, Überraschung gelungen?" Susanne klappt den Mund wieder zu und nun richtet die Person die Augen auf Jenny, die nun komplett verwirrt ist. Andrea, die gerade die bestellten Getränke in ihrer Hand festhält und durch das Klirren des Glases, das zu Boden in Scherben gesplittert ist, aufschreckt und ebenfalls die Person vor sich sieht. Unbemerkt schleicht sie sich schnell weg, bei Semir angekommen, deutet sie ohne Worte in dessen Richtung, aus der sie gerade gekommen ist. Semir gibt tonlose Blicke gegenüber seiner Frau an und als er das Bild vor sich sieht, läuft ihm ein Schauer auf den Rücken. „Ach, du scheisse!", spricht er so leise wie möglich, aber Paul bemerkt Semirs komischen Gesichtsausdruck. „Partner, was ist los?" Folgt seinem Blick und sieht Jenny, die sich nicht vom Fleck rührt, sondern eher steif dasteht und von Susannes Arm um ihre Schulter gelehnt wird. „Was ist denn daran so interessant?" Fragend schaut sich Paul das Ganze genauer an, er kann nichts aussergewöhnliches entdecken. Dann schaut er Andrea an, die ihm kein Lächeln schenkt, sondern nur einen traurigen Mundwickel. „Was ist hier los?", versteht Paul die Welt nicht mehr, „weisst du was? Ich gehe zu Jenny und frage sie selber!" Mit einem stirnrunzelnden Gesicht lässt Paul Semir zurück, dieser versucht sich gerade noch an Pauls Arm festzuhalten, doch Paul ist schneller. „Paul, PAUL!", ruft Semir ihm hinterher, er möchte ihn vorwarnen, doch Paul dreht sich nicht mehr um. „Ob das gut ausgeht?", steht Andrea die Bange ins Gesicht geschrieben. Ihr Mann zuckt nur mit den Schultern und ahnt nichts Gutes. „Das endet garantiert in einer Katastrophe!" „Oh Gott!", hört man Andrea laut stöhnen. Derweil steht Paul nun mit einem Lächeln im Gesicht vor Jenny und küsst sie an der Wange. „Schatz, was ist los?" Als Paul keine Antwort bekommt, legt er seine Finger an Jennys Kinn und zieht sie zu ihm in seinen Augen. Dabei bemerkt er, dass Jenny mit den Tränen zu kämpfen hat. Nun hört Paul die Stimme der Person, die sich gerade vorstellt. „Brandt, mein Name, Alex Brandt", reicht ihm die ausgestreckte Hand und bei dem Wort „Alex" zuckt Paul zusammen, jetzt wird ihm einiges klar, warum Jenny Tränen in den Augen hat, Semir und Andrea gerade ein komisches Verhalten zeigen. Jenny schaut von Paul zu Alex, kann es nicht mehr aushalten und läuft davon. Paul schaut ihr verdutzt nach und möchte ihr hinterher gehen. Dabei ignoriert Paul Alex ausgestreckte Hand, dieser steckt sie in die Baseballkappe und spielt damit verlegen rum. „Schön, dich wiederzusehen", umarmt Susanne Alex kurz und ein wenig sauer in ihrer Stimme:"Das war aber eine tolle Überraschung!" „Was ist denn daran so schlimm, Hallo zu sagen?" „Jenny ist meine Freundin und ich weiss noch genau, wie sie damals unter deinem Weggang gelitten hat. Jetzt schneist du einfach hier rein, tut so als ob alles in Ordnung wäre." „Ich habe keine Probleme mit Jenny, sie wusste genau, warum ich damals gegangen bin." Susanne lässt einen lauten Seufzer raus, neugierig möchte Alex mehr über Paul erfahren. „Wer ist der blonde Typ?" „Der Typ ist Semirs Partner, Paul. Dein Nachfolger. Und übrigens Jennys Freund!" Alex spürt an seiner Schulter eine Hand gedrückt drauf und dreht sich um, vor ihm stehen Semir und Andrea. Mit gequältem Lachen lässt sich Semir von Alex umarmen, „was verschafft dir die Ehre?" „Ich wollte euch mal besuchen, habe euch vermisst", sieht Alex die Situation total lässig und cool. „Schöne Idee!", sagt Semir, der nicht weiss, wie er damit umgehen soll. Andererseits ist Paul sein jetziger Partner sowie ein guter Freund und er weiss durch Pauls Geschichte, wie schwierig der Liebesweg zu Jenny war und jetzt steht er seinem ehemaligen Partner gegenüber, der wie aus dem Nichts hier hereinspaziert und nun alles auf den Kopf stellt. Paul ist Jenny hinterher gelaufen, die sich ganz hinten auf die Bank zwischen den Sträuchern niedergelassen hat. Jenny stützt den Kopf in ihre Hände, tausende Worte schwirren durch ihren Gedanken, „du wirst zwischen zwei Männer stehen..., halte die Liebe gut fest..., folge dem Herzen...die unheimliche Träume nach den Augen...ausgerechnet Alex...". „Jenny!", ruft Paul und nähert sich seiner Freundin, geht zu Knien und berührt ihre Oberschenkel, „Jenny, was ist los?" Jennys Gedanken werden unterbrochen, sie versucht ihre Fassung zu wahren und blickt Paul in seinen besorgten Augen. Sie weiss, dass Paul sie letztes Mal um ein klärendes Gespräch gebeten hat, was ihre seltsamen Träumereien zu bedeuten haben. Jetzt ist es an der Zeit, Paul zu erzählen, wessen Augen sie in dem Traum gesehen hat. Jenny greift nach Pauls Händen und hält sie fest gedrückt. „Die Träume, die mich in letzter Zeit verfolgt haben, du weisst...", Jenny bricht mitten im Satz ab, Paul zeigt Geduld und bewegt fragend seinen Kopf, spricht Jenny weiter:"...die Augen, das waren Alex Augen. Erst konnte ich es nicht klar erkennen, aber der letzte Traum, da waren seine Augen so nah vor mir wie gerade eben. Erst dachte ich, das ist absurd, weil Alex in Brasilien ist. Und jetzt..." „Ich verstehe aber den Zusammenhang nicht ganz", ist Paul ehrlich. Jenny zweifelt mit sich, ob sie den Brief ihrer Oma Mia erwähnen soll, nur so kann Paul den Zusammenhang wirklich verstehen. Aber sie spürt, dass es Paul verletzen wird, wenn sie von dem Brief erzählt. Aber eigentlich möchte Jenny nichts mehr von Alex, das Kapitel haben sie abgeschlossen und wollen Freunde bleiben. Jetzt stellt Jenny sich die Frage, bleibt es bei Freundschaft, oder warum deutet Mia ihr in den Träumen, sie solle ihrem Herzen folgen. „Jenny?", zärtlich fragt Paul, steht auf und setzt sich neben ihr auf der Bank, „ich verstehe trotzdem nicht ganz." „Soll ich es ihm sagen?", überlegt Jenny, kuschelt sich an Pauls Körper und beschliesst schweren Herzens, das Geheimnis erstmal für sich zu behalten und sagt stattdessen:"Ach, ich war nur überrascht, als er plötzlich vor mir stand." „Sicher?" „Ja, mach dir keine Sorgen!" „Mache ich aber, sonst würdest du doch nicht weglaufen!" „Mist! Das war zu offensichtlich. Aber was hätte ich machen sollen? Cool bleiben und so tun, als ob nichts wäre, wäre mir niemals in den Sinn eingefallen", denkt Jenny in ihren Gedanken. „Paul, bitte mach dir nicht zu viele Gedanken! Wie gesagt, ich fühlte mich überrumpelt." „Ich habe aber den Eindruck, dass dahinter noch mehr steckt", spürt Paul ein ungutes Bauchgefühl, was ihm meistens Recht gibt. Er möchte seine Freundin auch nicht weiter unter Druck setzen, denn der Abend ist noch lang und die Stimmung auf dem Fest ausgelassen. Paul drückt Jenny so liebevoll an sich und küsst dabei an ihrem Haaransatz, „wollen wir nicht langsam zurück zu den anderen? Die fragen bestimmt, was los sei." „Ja, aber warte bitte einen Moment. Halte mich fest, Paul!", bittet Jenny um einen kleinen Gefallen, was Paul auch macht. Nach einer Weile gehen die beiden zurück unter den Leuten, die mittlerweile zur Musik ihre Tänze aufnehmen. Alex steht neben Susanne und Kim, alle unterhalten sich und erfahren das Neuste über ihren ehemaligen Mitarbeiter. Das Gespräch endet, als Paul und Jenny nun zur Gruppe stossen. Paul hat seinen Arm um Jennys Schulter gelegt und macht den ersten Schritt. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich eben nicht darauf eingegangen bin, ich bin Paul Renner, Semirs Partner." Dabei streckt Paul seine Hand aus, Alex schlägt ein und sagt:"Schon ok, ich bin Alex Brandt, Ihr Vorgänger." Nun wendet Paul seinen Blick an Jenny, die ihn anlächelt und mit dem Kopf nickt, er könne sie ruhig mit ihm alleine lassen. Vor Alex Augen küsst Jenny Paul, dieser streichelt ihre Wangen und lässt die beiden alleine zurück. Susanne wird von Markus angesprochen und wollen tanzen, Kim lässt die beiden auch zurück und unterhält sich mit Jemandem. Auf der Suche nach Semir wird Paul fündig und gesellt sich zu ihm an den Tisch. „Alles gut?", möchte sein Partner wissen, und Paul nickt mit seinem Kopf. „Aber irgendwie schon merkwürdig, dass der Typ hier auf dem Fest auftaucht", ist Paul darüber nicht erfreut und zeigt dies auch mit seinem Gesichtsausdruck, was Semir nachvollziehen kann. „Du, Paul, versteh mich bitte nicht falsch, auch wenn der Zeitpunkt gerade blöd ist, ich habe mich gefreut meinen alten Partner wiederzusehen", spricht Semir und Paul legt seine Hand auf Semirs Schulter. „Das ist in Ordnung!" Nun stehen Jenny und Alex gegenüber...    

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