Kapitel 125

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Gefühle im Chaos ...

Im Hause Renner-Maybach steht Paul nachdenklich in der Küche an der Arbeitsplatte angelehnt und schaut seiner Schwester beim Notizen schreiben zu, was am Montag für den Einkauf benötigt wird. „Wir können gleich unterhalten, sobald Emilia im Bett ist", sagt Lisa und Paul nickt nur. Im Schlafanzug kommt Emilia die Treppenstufen nach unten und drückt sich an ihren Onkel so herzlich, „ich habe dich lieb!" „Ja, Maus, ich dich auch!", knuddelt Paul die Kleine und gibt ihr einen Kuss auf ihrer Haarscheitel, „schlaf gut, und bis bald!" Bevor die Kleine sich ihrer Mutter widmet, schaut sie Paul noch mal an und merkt, dass er ziemlich traurig aussieht. „Nicht traurig sein, Paul!" Ihr Onkel bringt nur ein mühsames Lächeln heraus, von Lisa lässt sich Emilia eine Gute Nacht Kuss holen und nun geht sie auf ihr Zimmer und liest noch eine kleine Geschichte aus ihrem Lieblingsbuch „Steffi auf dem Reiterhof". Derweil in der Küche stellt sich Lisa neben Paul und fragt:"Was ist los, Bruderherz? Ärger mit Jenny?" Bevor Paul antwortet, lässt er einen lauten Seufzer raus. „Du glaubst nicht, wer heute auf dem Sommerfest wie aus dem Nix aufgetaucht ist, nämlich Alex!" Lisa zuckt ahnungslos mit den Schultern. „Alex war Semirs Partner und vor mir mit Jenny in einer Beziehung." „Das nenne ich mal eine Überraschung!" „Wie würdest du dich denn fühlen, wenn dein Ex nach Jahren auftaucht und mit dir so intensiv unterhält?" „Mhm,...schwierig zu sagen, kommt drauf an, wie die letzte Beziehung verlaufen ist. Im Guten oder im Schlechten?", überlegt Lisa, „sowas habe ich selbst noch nie erlebt." „Na toll, jetzt stehe ich genauso da wie vorher." „Paul, kann es sein, dass du eifersüchtig reagierst?" Nun geht Paul in der Küche auf und ab. „Ja, das ist noch nicht alles. In der letzten Zeit hat Jenny immer wieder die mysteriösen Träume gehabt. Sie hat mir nur erzählt, dass sie in dem Traum Augen gesehen hat, aber nicht klar erkennen konnte, wem sie gehören. Und ausserdem habe sie vor ein paar Wochen eine alte Frau im Supermarkt getroffen, die ihr eine stürmische Zeit prophezeit hat." Lisa staunt mit grossen Augen ihren Bruder an. „Hört sich zwar absurd an, aber die alte Frau ist ihre Oma!" „Tja, manchmal gibt es sowas, dass die Grossmutter etwas vorausahnend spürt", versucht Lisa die richtige Wortwahl zu treffen. Paul lacht kurz auf. „Jennys Oma ist aber schon sehr lange auf dem Friedhof! Verstehst du? In einem Sarg irgendwo unter der Erde!" Nun bringt Lisa kein Wort heraus. Er erzählt Lisa die Geschichte, die Jenny ihm vor einiger Zeit anvertraut hat. „Was ist, wenn die alte Frau Jenny genau das meinte, mit der Liebe gut festhalten oder irgendwas mit dem Herzen folgen, Jenny sich zwischen Alex und mir entscheiden muss?", nun klingt Pauls Stimme verzweifelt. Lisa geht auf ihren Bruder zu und nimmt ihn tröstend in ihre Umarmung, Pauls Augenbraunen ziehen sich herunter, nun muss Paul mit den Tränen in seinen Augen kämpfen. „Ihr liebt euch doch, oder habt ihr Probleme?" „Nicht, dass ich wüsste! Nur Jenny wollte mir noch mehr von ihrem Traum erzählen, sobald das Sommerfest vorüber ist. Lisa, ich habe Angst, Jenny zu verlieren! Sie ist doch die Liebe meines Lebens!" Nun kennen Pauls Tränen kein Halten mehr und kullern seine Wangen herunter. Lisa streichelt Paul beruhigend auf seinem Rücken. „Rede am besten mit Jenny und sag ihr, wie du dich gerade fühlst. Ich glaube, für Jenny ist es auch nicht gerade einfach, wenn der Ex vor ihr steht. Und dazu noch diese Begegnung mit ihrer angeblichen Oma und dessen Worte." Paul löst sich aus der Umarmung und streift mit seinem Handrücken an seiner Nase vorbei. „Ich muss gleich zurück zum Revier, Jenny abholen. Dann hoffe ich, dass wir das besprechen können. Warum denn ausgerechnet heute, wo sie morgen nach New York fliegt?" „Worauf wartest du dann noch? Jetzt habt ihr noch genügend Zeit miteinander zu reden", drückt Lisa ihren Bruder nochmal kräftig an seinen muskulären Oberarmen und lächelt dabei. „Ok, dann will ich jetzt zu Jenny gehen." „Mach das und,...", gerade ist Paul dabei, zur Haustür zu gehen und als er Lisas Ruf hört, dreht er sich nochmal um. „...sei nicht zu hart zu Jenny! Ich drücke dir die Daumen!" „Danke, kleine Schwester!", schon hat Paul die Haustür hinter sich zugemacht und startet mit seinem Mercedes Richtung PAST.

„Was soll ich, bitte?", ungläubig starrt Jenny Alex an, als sie von der Rezeption aufschaut und dabei Alex anschaut. „Du hast richtig gehört! Ich habe gefragt, ob du bei mir die Nacht bleibst?", lächelt Alex voller Hoffnung. Jenny glaubt, sich verhört zu haben und schüttelt leicht ihren Kopf, „ich muss zurück zum Revier. Paul wartet bestimmt auf mich!" „Schade! Der Abend ist noch sehr jung. Lass uns in meinem Zimmer einen Drink genehmigen", versucht es Alex auf die andere Art. „Ich weiss nicht, ob das eine gute Idee ist", gibt Jenny zu. „Warum nicht?" „Alex, ich liebe meinen Freund!" Alex zuckt nur mit den Schultern, „und?" „Und was?" zuckend bewegt Jenny auch ihre Schultern. „Aber die Liebe muss doch nicht aufhören, weil du mir Gesellschaft leistet. Wie gesagt, der Abend hat noch was zu bieten", grinst Alex ein wenig unverschämt. „Aber nur bis nach oben und ein klitzekleines Getränk", gibt Jenny mit ihren Finger auf „kleinen Getränk" Alex zu verstehen und dieser grinst. Jenny rollt mit ihren Augen, bevor sie Alex nach oben ins Zimmer begleitet, bestellt sie an der Rezeption ein Taxi.

Unterwegs möchte Paul Jenny auf ihrem Handy anrufen und ihr mitteilen, dass er auf dem Weg zur PAST sei. Er hört nur ihre Mailbox und legt genervt auf. Beim Fahren erhöht er sein Tempo und in wenigen Minuten parkt er seinen Mercedes auf dem Parkplatz und steigt aus. Mit schnellen Schritten sucht er das Gelände nach Jenny ab. Was er sieht, ist, dass es mittlerweile fast kein Besucher mehr zu sehen ist, nur einige Mitarbeiter der PAST sind noch dabei, den Ausschank der Theke zu säubern. Mit besorgtem Blick sucht Paul nach Jenny und kann sie nirgends finden. Paul beschleicht ein ungutes Gefühl, er schliesst seine Augen kurz zu und sieht seine Befürchtungen wahr kommen. „Was ist, wenn Jenny mit ihm gegangen ist? Ich hätte Jenny nicht alleine zurücklassen sollen und dann wieder kommen! Wie blöd bin ich eigentlich!", schwirrt dieser Gedanke durch seinen Kopf. „FUCK!", lässt Paul den unterdrückten Schrei nun raus in die Dunkelheit. Er greift nochmal zu seinem Handy und wählt Jennys Nummer an. „Verdammte Mailbox!", ärgert sich Paul, „Jenny, wo bist du?" zu sich selbst sagen. „Ich weiss nicht mal, wo Brandt seine Nächte verbringt, ich habe keinen Anhaltspunkt. Soll ich Semir anrufen, vielleicht weiss er was?", überlegt Paul fieberhaft nach einer Lösung. Eine Hand wird auf Pauls Schulter gelegt, ruckartig dreht sich Paul schnell um, in der Hoffnung, es möge Jenny sein. Enttäuscht, dass es nicht wie erhofft Jenny ist, steht nun Frau Krüger vor Paul. „Renner! Was ist los und was machen Sie denn überhaupt hier?", ist Kim verdutzt über seinen Gesichtsausdruck. „Ich suche Jenny. Wissen Sie vielleicht, in welchem Hotel Herr Brandt untergekommen ist?" Kim schüttelt den Kopf. „Sicher bin ich mir nicht, aber es könnte in der Nähe sein." „Danke, Chefin!", und schon ist Paul zu seinem Dienstwagen gerannt. Die Krüger schaut ihm noch hinterher und stösst Luft aus, „hoffentlich gibt es kein Drama!"

Als Alex die Tür zu seinem Zimmer in der vierten Etage öffnet, bittet er Jenny um Einlass in dessen Suite. Jenny hat grosse Augen und bestaunt das luxuriöse Zimmer. „Und hier verbringst du deinen Aufenthalt? Wow, verdienst du so gut in Brasilien?" Alex grinst und geht auf die kleine Minibar zu, die sich im Wohnraum befindet. Er ist dabei, als er zwei Gläser mit Champagner füllt, als Jenny merkt, was er vorhat. „Für mich bitte nur Wasser!", bittet Jenny Alex darum, als dieser sie mit einem Dackelblick ansieht. „Komm, auf unser Wiedersehen! Da passt Wasser gar nicht." „Na gut", lässt sich Jenny schnell von ihm einschüchtern. „Deine kurzen Haare stehen dir so gut und das Kleid, einfach umwerfend!", bewundert Alex Jenny, die gerade einen Blick ins Bad wirft und nun in den Wohnraum kommt. „Danke!", sagt sie und nimmt das Glas aus der Hand von Alex. Beide Gläser klirren beim Prosten, Alex sagt:„Schön, dich wiederzusehen. Ich habe dich vermisst!" „Wir haben in letzter Zeit auch nicht mehr viel Nachrichten geschrieben", lächelt Jenny. „Nein, das meine ich nicht", leert Alex den Champagner, „mir ist bewusst geworden, dass ich dich immer noch liebe!" Nun nähert sich Alex Jenny und diese starrt ihn fassungslos an. In ihrer Verwirrung bringt sie keinen Ton heraus und hat nur einen Gedanken:"Er hat so schöne strahlende blauen Augen...". Dann spürt Jenny seine Lippen an ihren...    

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