Kapitel 90

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Turbulente Tage (1) ...

Beim Frühstück in der Küche von Paul sitzt Jenny derweil an dem gedeckten Tisch und macht sich auf einem Blatt Notizen, was sie regeln muss, dabei hält sie die Tasse mit dem Kaffee in der einen Hand und in der anderen den Kuli. Paul kommt gerade aus dem Bad, umarmt Jenny von hinten und gibt ihr Küsschen an die Wange, dabei fällt sein Blick auf das gekritzelte Papier. „Du bist aber schon voll in Planung", lacht Paul und verteilt die Küsse weiter auf den Hals abwärts. „Ich kann es ja kaum erwarten, ganz und gar zu dir ziehen", lässt Jenny die Tasse auf den Tisch und den Kuli ebenfalls, ihre Armen strecken nach oben und sie berührt Pauls Haaren, die ein wenig feucht von der Dusche sind. Die Köpfe der beiden verneigen sich zu Küssen bis Paul Hunger auf das Frühstück bekommt. „Heute gehe ich zur Nachkontrolle beim Arzt und fahre dann zu meiner Wohnung, schon mal anfangen zu packen", stellt sich Jenny den Ablauf des Tages vor. „Denke aber daran, dich zu schonen!", erinnert Paul sie an die Wunde. Paul greift nach dem Handy, und wählt eine Nummer. „Morgen, Semir, kannst du mich abholen? Mein Wagen steht auf der PAST." Zwischendurch im Gespräch trinkt Paul seinen schwarzen Kaffee, „klar bin ich pünktlich fertig. Du glaubst nicht, ich frühstücke." Dabei lacht er in das Handy, „ja, Jenny ist sozusagen mein Wecker. Bis gleich, Partner!" Jenny schaut von ihren Notizen auf und blinzelt mit ihren Augen Paul frech an:"Ich bin dein Wecker? Na warte..." und streckt ihm die Zunge aus. Paul nimmt dies mit Humor. Im Flur zieht er seine Nike an, Jenny kommt dazu und beide küssen sich zum Abschied. „Bis später, ich freue mich!" haucht Paul in den Kuss, und Jenny drückt ihm einen letzten dicken Bussi auf seine schönen, geformten Lippen, „pass auf dich auf und lass die Autobahn heil!" Die Wohnung wird verlassen, gut gelaunt wartet Paul auf dem Bürgersteig, es vergehen keine fünf Minuten später und schon kommt Semir mit seinem BMW angefahren. Im Revier angekommen, steht die Polizeirätin schon in dem Büro der Kommissare, auf dem Weg bei Susanne vorbei gehend stösst Paul mit seinem Ellbogen Semir an, der Susanne mit einem „Guten Morgen!" begrüsst. „Was will die Chefin so früh von uns?", flüstert Paul leise, so dass es nur Semir verstehen kann. Semir zuckt mit den Schultern und setzt sein Lächeln auf:"Morgen, Krüger. Was gibt es?" „Nichts Wichtiges, wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Akten bis nächste Woche Mittwoch abgegeben müssen, da nächstes Wochenende Sommerfest hier auf der PAST ist." „Ach so", sagt Semir und Paul hebt seinen Augenbraunen hoch:"Schon nächste Woche? Die Zeit vergeht so schnell." „Ja, das stimmt. Wie geht es Frau Dorn?", möchte die Krüger von Paul wissen. „Soweit ganz gut, danke. Sie geht heute zur Nachkontrolle", antwortet Paul ihr und sie verlässt mit einem Lächeln das Büro. „Wow, gute Laune?", ist Paul über die Chefin erstaunt was Semir ihm zustimmt. „Nicht mehr lange, wenn ein Dienstwagen geschrottet wird, sieht es wieder anders aus", witzelt Paul und Semir lacht mit. Nach einer Weile bekommt Paul eine Nachricht von Jenny auf seinem Handy. Er liest:"Hi Schatz, war beim Arzt und soll mich bis Ende der Woche schonen. Bin ab Montag wieder einsatzbereit. Bin jetzt in meiner Wohnung und fange schon an zu packen. Kuss.." Auf Pauls Gesicht huscht ein kleines Lächeln hervor, Semir schaut ihn fragend an:"Wieso grinst du?" Paul lehnt sich in den Stuhl zurück, die Armen hinter seinem Kopf verschränkt und zeitgleich seine Beinen auf den Tisch hochliegend. „Habe ich dir schon erzählt, dass Jenny zu mir zieht?" „Es scheint euch ernst zu sein?", freut sich Semir für seinen Partner, „aber Zeit für deinen Partner ausserhalb der Arbeit wirst du noch haben, oder?" „Für ein Bier geht immer was", sagt Paul und schon piept das Handy die nächste Nachricht an. „Ihr könnt nicht ohne, Jenny und du?", lacht Semir und tippt in die Tastatur. Pauls Mundwickeln gehen nach unten, er seufzt und lässt seine Beinen wieder vom Tisch runter. „Hallo Paul, wie geht's? Mir geht's wieder besser, hatte Erkältung gehabt. Demnächst ist wieder ein Surferfestival auf Rügen. Schau mal im Internet unter der Homepage XXX. Ich würde mich freuen, dich da wiederzusehen. LG, Romy." Schnell schreibt Paul zurück:"Hi, danke, mir geht's gut, bin happy zurzeit. Das weiss ich noch nicht mit dem Festival. Werde mir aber den Link ansehen und danke für die Info! Paul." In der Wohnung von Jenny beginnt sie langsam mit dem Einpacken. Nachdem sie beim Arzt war, ist sie danach kurz in den Baumarkt gefahren und hat Umzugskartons geholt. Ihr Handy klingelt, sie geht ran:"Jennifer Dorn, guten Tag!" Am anderen Ende der Leitung ist ihr Vermieter, der bedauert, dass sie die Wohnung kündigen möchte, zeigt aber Verständnis. Der Vermieter habe schon Interessenten für die Wohnung, „wäre es möglich, dass die Leute mal vorbei kommen könnten und es sich ansehen?" „Ja gerne, ich bin in der Wohnung. Geht das schon heute?" „Da muss ich erst nachfragen, ich melde mich wieder. Vielen Dank!", verabschiedet sich der Vermieter. Jenny beginnt im Schlafzimmer die grosse Tasche und den Koffer mit Klamotten zu packen, im Bad leert sie die Schubladen. „Ein komisches Gefühl, die Wohnung hier zu verlassen", denkt sie bei der Schublade leeren, „aber ich freue mich auf das Zusammenleben mit Paul. Das wird bestimmt nicht langweilig! Hm, was soll ich für uns Schönes kochen heute?" Während Jenny überlegt, klingelt ihr Handy erneut. „Ja, bitte?", fragt Jenny höflich und der Vermieter antwortet am anderen Ende:"Wenn es Ihnen recht ist, würden wir jetzt vorbei kommen." „Klar, kein Problem. Ich bin da. Bis gleich." Die Tasche und den Koffer bringt Jenny schon in den BMW, dann schaut sie in der Küche im Vorratsschrank und Kühlschrank, was es noch zu bieten hat. Da kommt ihr eine Idee und sie beginnt das letzte Mal in ihre eigene Küche zu kochen. Auf dem Revier ist es ruhig, Semir schlägt vor, auf Streife zu fahren, da er was anderes sehen möchte als den Monitor auf seinem Schreibtisch. „Klar Partner, ich komme mit", steht Paul auf und will gerade aus dem Büro gehen. „Wer sagt, dass du mitkommst?", mit ernstem Blick schaut Semir Paul an, dieser bleibt abrupt stehen. „Hä?", kommt nur aus seinem Mund. „Haha, du hättest dein Gesicht sehen sollen! Siehst du einen anderen Partner hier?", verspottet Semir Paul und sprintet an ihm mit einem Klaps an der Schulter, und Paul rennt lachend hinter ihm her:"Na warte, Freundchen!" Susanne und Finn haben das Ganze mitbekommen und finden dies lustig. „Wie zwei kleine Kinder", stellt Finn fest und Susanne fügt bei:"Zwei, die sich lieb haben." Im BMW unterhalten sich Semir und Paul, dabei kommen sie in einen Stau. „Tolles Timing, Partner!", genervt von dem Stau, der mittlerweile schon lange anhält. „Was kann ich denn dafür?", meckert Semir. Das Handy in der Hosentasche von Paul klingelt, Semir scherzt:"Heute klingelt dein Handy aber heiss!" „Haha", sagt Paul zu seinem Partner und nimmt das Gespräch an:"Hallo Lisa, was gibt es?" „Paul, es tut mir wirklich leid, ich habe voll vergessen, dass an dem Wochenende das Klassentreffen von Thomas ansteht...", berichtet Lisa und Paul fällt ihr lachend ins Wort:"Du wirst ja auch älter im Gedächtnis!" „Das ist nicht witzig! Kann Emilia zu dir, sie freut sich auf dich?" „Hm, das wäre kein Problem, nur ich bin nicht zuhause. Moment, ich muss kurz was nachfragen, schreibe dir nachher." „Ok, geht das noch heute? Ich weiss, es ist kurzfristig, aber ich würde gerne Thomas zu dem Klassentreffen begleiten, das Programm hört sich nicht schlecht an und wir übernachten alle in einem Hotel im Sauerland." „Ich melde mich wieder, tschüss Schwesterherz!", beendet Paul das Telefonat und der Stau löst sich langsam auf. „Na endlich", stöhnt Semir, dem das Warten ohne Ende vorkommt. Paul räuspert sich und fragt Semir:"Meine Schwester fragt mich, ob ich mich am Wochenende um Emilia kümmern kann. Würde dir was ausmachen, wenn ich sie mit zu euch nach Hause nehme? Ich meine, Ayda und Lilly kennen Emilia schon?" „Ähm, wieso am Wochenende? Ach du scheisse! Ich habe vergessen, für unseren Hochzeitstag was zu organisieren", schlägt Semir mit seiner Hand an die Stirn. „Wie finde ich auf die Schnelle was?", hektisch überlegt Semir und nachdem der Stau aufgelöst ist, möchte er Gas geben und zu Paul gewandt:"Machen wir für heute Schluss!" „Von mir aus gerne, ich muss ja nichts organisieren", zwinkert Paul mit seinen rechten Augen. In dem Moment überholt ein schwarzer Skoda auf der linken Fahrbahn die beiden Kommissare und fährt leichte Schlangenlinie. „Oh, da wartet Arbeit auf uns", zeigt Paul mit dem Finger in die Richtung, „nun gib Gas, sonst wird das nix mit dem Wochenende!" Semir möchte keine Zeit verlieren und schaltet das Blaulicht ein:"Den schnappen wir uns!"...

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