Kapitel 70

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Ungewissheit...

Die Krüger liest mit leiser Stimme den Inhalt des Briefes, sieht dann zu den drei Mitarbeitern auf:"Renner, Sie schicken den Brief bitte zur KTU zu Hartmut!" Semir, der eigentlich noch nicht alles mitbekommen hat, fragt: „Was ist denn los?" Paul erzählt ihm, dass er heute den Brief mit dem Inhalt „Sie haben eine scharfe Braut!" anonym zwischen dem anderen Briefe entdeckt hat. Semir lacht über den amüsanten Witz, schaut er Paul mit hochgehobene Augenbraunen an, Jenny verdreht genervt die Augen und muss sich von Paul hören lassen:"Das ist nicht lustig, Semir! Ich hatte letztes Mal ein roter SUV auf der Autobahn gesehen." Semir nickt und die Krüger versteht nichts. „Mir ist das Ganze schon vor der Wohnung von Jenny aufgefallen, dass da ein Auto bei ihr vor der Tür stand, uns gefolgt ist bis zum Einkaufen auf dem Parkplatz und im DM-Geschäft hat er uns beobachtet", schildert Paul der Chefin den Fall genauer. „Und den roten SUV, haben Sie sich das kennzeichen merken können?", fragt die Krüger zu Paul, der den Kopf schüttelt. „Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht bis dieser Wagen auf der Autobahn an uns vorbeigerast ist, war es zu spät, um sich das Kennzeichen zu merken", sagt Paul, „der Typ kennt mich. Ich frage mich nur, was will der überhaupt von mir?" Semir findet das Ganze auch komisch, vorsichtig sagt er:"Vielleicht hat es mit einem Fall zu tun, wo jemand Rache nehmen möchte." Jenny und Paul schauen Semir an, die Idee könnte möglich sein und Paul stellt fest:"Weisst du, wie viele Fälle wir hatten, Semir? Da können wir lange suchen!" Jenny muss sich setzen, das wird ihr zuviel. Die beiden Männer schauen sie besorgt an und Semir legt seine Hand auf die Schulter von Jenny und versucht sie zu beruhigen:"Wir werden das Schwein finden!" Paul geht zu Knie und legt seine Hände auf die Oberschenkel von Jenny und tröstet sie:"Ich kann Louis auch absagen und bei dir bleiben. Dann bist du nicht alleine!" Die Krüger hat das mitbekommen und fragt Jenny:"Möchten Sie Polizeischutz haben oder in einer der Safehäuser zurückziehen, bis die Sache geklärt ist?" Jenny verneint mit dem Kopf. „Gut, falls Sie es sich doch anders überlegen, sagen Sie mir bitte Bescheid", gibt die Chefin als Antwort und Jenny nickt dankbar. Nach dem Verlassen des Büros macht sich Paul auf den Weg zur KTU zu Hartmut, während Semir beginnt, in Akten nach abgeschlossenen Fällen zu forschen. Jenny macht die Büroarbeit von Susanne weiter und nach einiger Zeit ist sie ein wenig abgelenkt und sie sei im Revier in Sicherheit. Währenddessen in der KTU lässt Hartmut das Blatt Papier auf Fingerabdrücke überprüfen, Paul lässt sich einen kühlen Drink aus dem Minikühlschrank genehmigen. „Ich kann nur die Fingerabdrücke von dir und von der Krüger feststellen. Die Person muss das sauber hinterlassen haben, so dass ich keine Spuren finden kann", teilt Hartmut das Ergebnis der schnellen Untersuchung mit. Paul ist enttäuscht, hat er gehofft, die Person würde sich selbst entlarven können und bedankt sich bei Einstein für die Mühe. „Ich sehe, wir haben es mit einem Profi zu tun. Aber wer?", versucht Paul fieberhaft zu überlegen und haut mit der Faust auf den Tisch:„Fuck!" „Der Typ sucht den wunden Punkt bei dir, und das ist Jenny", spekuliert Einstein, „der muss euch schon länger beobachtet haben?" „Ich will nicht wissen, was das miese Schwein alles über uns weiss!", wird Paul sauer. Er verabschiedet sich von Einstein und nimmt die Rückfahrt zur PAST auf. Ihm fällt auf der Fahrt nichts Ungewöhnliches auf. Zurück auf der PAST, fragt Jenny Paul sofort, nachdem er zur Tür hereinkommt:"Und? Was habt ihr herausgefunden?" Paul schüttelt mit dem Kopf und bemerkt, dass Jenny ängstlich wirkt. Er geht zu ihr an den Schreibtisch und nimmt sie in die Armen, Jenny fühlt sich in dem Moment beschützend in seinen muskulären Armen und möchte die Umarmung nicht loslassen. Paul flüstert ihr ins Ohr:"Hab keine Angst! Ich passe auf dich auf!" Dann gibt er ihr einen Kuss an die Stirn, was Jenny mit geschlossenen Augen wahrnimmt. Im Büro trifft Paul auf Semir, der schon ein paar Akten durch hat. „Nichts Auffälliges konnte ich finden, einige leben nicht mehr oder haben keinen Motiv", berichtet Semir Paul. Beide beenden die Rechnereien und Semir bietet Jenny seine Hilfe an, falls ihr an dem Wochenende was Merkwürdiges vorkommen soll und sie könne ihn jederzeit anrufen, auch nachts. Jenny bedankt sich und Paul klopft seinem Partner auf die Schulter:"Danke, Mann!" An diesem Tag vor dem Wochenende machen die Kollegen auf dem Revier früh Feierabend und Paul fährt mit Jenny kurz zu ihrer Wohnung vorbei. Beim Betreten der Wohnung packt Jenny schnell einige Klamotten zusammen. Nachdem Paul und Jenny die Wohnung im dritten Stock verlassen haben, schaut Jenny vorsichtig in den Briefkasten am Hauseingang und da liegt nur eine Werbung drin. Sie lässt es drin und schliesst den Kasten wieder. Beide setzen sich in den schwarzen Mercedes und fahren zu Pauls Wohnung. Jenny hat unterwegs die Idee:"Wir können bei meinem Vater übernachten." „Ich kann Louis für morgen auch absagen, wenn du das möchtest", schaut Paul Jenny an. „Nein, das musst du nicht. Ich bleibe das ganze Wochenende bei meinem Vater bis du wieder kommst", versucht Jenny mit einem Lächeln zu sagen. An der Ampel wartet Paul und fragt:"Bist du dir sicher?" „Ja, fahr du ruhig nach Hamburg! Louis freut sich auf dich." Zuhause angekommen machen sich die beiden für das Familientreffen fertig, Paul packt einige Sachen zusammen in einer kleinen Sporttasche. „Jetzt bin ich aufgeregt, wenn ich heute meinem Bruder gegenüberstehe. Durch den Brief habe ich das völlig verdrängt", stellt Jenny fest, die sich gerade im Spiegel anschaut und mit dem taupe Jerseykleid mit Wickeloptik, das ihre Taille sehr weiblich zeigt, zufrieden ist. „Können wir bitte die Sache mit dem anonymen Brief für uns behalten? Ich möchte nicht, dass die Familie sich Sorgen macht oder sich bedroht fühlen." Paul kommt aus dem Schlafzimmer, ist sich gerade dabei, das anthrazite Hemd zuknöpfen und in die Hose zu stecken. Jennys Blick fällt auf seinen Sixpack, das zur Geltung erscheint und auf ihrem Gesicht kommt ein Lächeln. Paul kommt näher an sie heran:"Jenny, solange ich bei dir bin, wird dir nichts passieren! Du siehst umwerfend aus in dem Kleid!" Er nimmt Jennys Gesicht in seinen Händen und sie fühlt die warmen Lippen auf ihren, der Kuss lässt sie für einen kurzen Moment all ihr Sorgen vergessen.


Das Familientreffen...

Die Uhr zeigt den Nachmittag an. „Oh, so spät schon?", stellt Jenny fest, nachdem Paul sich von ihr gelöst hat und zurück ins Schlafzimmer geht. „Komm, Paul, wir müssen! Papa mag keine Unpünktlichkeit!", drängt Jenny zum Aufbruch. Im Flur zieht sie noch schnell die Pumps und den schwarzen Trendcoat an, schaut in den Spiegel, trägt Lipgloss auf und fährt mit ihren Händen einmal kurz durch die Haaren. Paul kommt zu ihr, dann fällt ihm noch das Wichtigste aus dem Badezimmer ein und sprintet durch die Wohnung. Er kommt mit der schwarzen Krawatte zurück und Jenny hilft ihm die Krawatte richtig in Position zu stellen, dabei lächelt sie:"Du siehst wirklich schick aus in dem Anzug, da kommt deine Figur sexy rüber." „Die feine Schuhe sind wirklich unbequem!", schimpft Paul und packt die blaue Nike mit den rosa Schnürchen in die Sporttasche, „für Hamburg brauche ich was Sportliches!" An der Garderobe zieht sich Paul das schwarze Sakko an. „So,haben wir alles?", fragt Jenny zur Sicherheit, nachdem sie merkt, dass langsam Chaos ausbricht. Beide überlegen und schauen sich um, werfen einen schnellen Blick in die kleinen Reisetaschen und zufrieden verlassen sie die Wohnung. Auf dem Weg zur Villa fällt Paul ein:"Weiss dein Vater eigentlich, dass wir heute Nacht in der Villa übernachten?" „Alles schon geklärt, du warst unter der Dusche und ich habe mich drum gekümmert.", legt Jenny zärtlich ihre Hand an Pauls Wange. „Was wäre ich ohne meine Miss Perfekt?", lächelt Paul und nimmt Jennys Hand in seine und streichelt mit dem Daumen über ihren Handrücken. „Ab Montag werde ich die Kündigung meiner Wohnung beim Vermieter abgeben", hat Jenny schon die nächste Planung im Kopf. „Ich freue mich wirklich darauf, neben dir einzuschlafen und aufzustehen, den Tag mit dir zu verbringen, dich einfach in den Arm zu nehmen und mit dir zu unterhalten und Lachen", spricht Paul während der Autofahrt, „ich weiss nicht, was ich dir sonst noch sagen kann, ausser dass ich mir wünsche, mit dir den Rest meines Lebens zu verbringen. Ich weiss, das klingt verrückt, aber glaube mir, ich war mir noch nie einer Sache so sicher.Ich liebe dich, Jenny! Nicht nur, weil du so ein wunderbarer Mensch bist,sondern auch, weil du mir zeigst, wie wir miteinander leben können als Paar."Jenny ist so gerührt, dass eine kleine Träne an der Wange runter läuft. „Paul,das ist so schön gesagt und ich liebe dich auch, und es gefällt mir, das was du sagst, wirklich ernst meinst. Denn das spüre ich und kann dadurch unterscheiden, ob du Witze machst und flunkerst oder ob du die Wahrheit sagst.Das ist eine deiner bezauberndsten Eigenschaften." Jenny versucht mit ihrem Zeigefinger die Träne trocken zu wischen und schaut im Spiegel nach, ob ihr Make up in Ordnung ist und wieder zu Paul schauend und bewegt dabei ihre Lippen:"Und nicht vergessen, der Sex mir dir, einfach nur der Wahnsinn!" Nachdem Jenny dies ausgesprochen hat, bemerkt sie ein Kribbeln in ihrem Unterleib,versucht aber die Gefühle in Grenzen zu halten, denn bei Paul kommt auch die Lust hervor. Schnell verfliegt der Gedanke, da der Mercedes auf die Einfahrt der Villa Dorn rollt und zum Stehen kommt. Vor dem Mercedes steht ein weisser Volkswagen T-Roc mit österreichischem Kennzeichen. Jenny lässt einen lauten Seufzer raus, was Paul hört und bemerkt ihre Nervosität. Klar würde es Paul auch nicht anders entgehen, wenn er mit seiner Schwester Lisa lange keinen Kontakt hätte. „Sollen wir?", fragt Paul und ist dabei, die Autotür zu öffnen und schaut sich an seinem Anzug runter, ob es perfekt sitzt. Jenny bleibt noch einige Sekunden sitzen, ihr flattern die Nerven gehörig zu. Paul geht um die Motorhaube auf die Beifahrertür zu, öffnet diese und reicht ihm seine Hand vor.Jenny legt ihre Hand in die seine und drückt sie fest. „Alles wird gut",versucht Paul Jenny zu beruhigen, „ich bin ja da." „Ja, ich weiss und Danke,dass du mir beistehst! Ohne dich würde ich es nicht schaffen!" Mit langsamen Schritten geht Jenny hinter Paul und gehen beiden die Treppenstufen hoch auf die grosse Haustür zu und Paul drückt auf die Klingel...    

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