Kapitel 133

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Ablenkungen...

Nachdem James und Jenny den Ausgang der JFK Halle erreicht haben und nun ein anderes Klima weht, heisst James Jenny „Welcome to the USA!" „Thank you!", sagt Jenny und sie lässt sich von dem Land faszinieren. Dies lenkt sie von den Problemen mit Paul und Alex ab. James führt Jenny zu seinem Auto, einem typischen amerikanischen Ford Mustang. James nimmt Jenny den Reiserucksack ab und verstaut es in den Kofferraum und öffnet ihr die Beifahrertür. „Gentlemen halt", denkt Jenny über den Typen, der ihr höflich erscheint. James setzt sich ans Steuer und braust nun durch New York, dabei unterhalten sie sich in englischer Sprache, wie der Flug war und ob sie aufgeregt ist, was sie alles beim FBI erwartet. James erzählt, dass er auch beim FBI tätig ist, eher im Hintergrund wie Einstein in Deutschland. James wertet DNAs aus, was alles im Labor zur Untersuchung gibt. Die Fahrt dauert eine gute Stunde bis sie in Manhattan ankommen. Hier ist es schon fast 14 Uhr amerikanischer Uhrzeit während in Deutschland schon abends 20 Uhr ist. Jenny bestaunt die vielen Skylines in Manhattan, viele gelbe Taxis fahren auf der Fifth Avenue, die die Strasse in Manhattan ist. Menschen gehen über die Ampel, bleiben stehen, oder bummeln durch die Geschäfte. „Und wo ist die Freiheitsstatue?", möchte Jenny wissen. „Die ist auf Liberty Island, da muss man mit einer Fähre rausfahren. Wenn du magst, zeige ich sie dir mal nach der Arbeit", schlägt James vor und Jenny ist erstaunt, dass er deutsch spricht. „Woher kannst du Deutsch sprechen?" Der Mann mit den schwarzen Haare, die mit leichter Gel an die eine Haarscheitel frisiert sind, lächelt und wirft einen kurzen Blick zu Jenny, die auf seine Antwort wartet. Nun richtet James seine Blicke wieder auf den Verkehr. Da läuft es anders zu als im deutschen Verkehr. „Meine Mutter ist Deutsche, sie hat meinen Vater bei einem Urlaub hier in Amerika kennengelernt und ist dann gleich hiergeblieben." „Oh, was die Liebe mit einem macht...", schon ist Jenny traurig, wenn das Wort Liebe wieder in ihrem Kopf kreist. „Und das Tolle daran ist, meine Eltern sind seit 40 Jahren verheiratet, haben vier Kinder. Ich bin die dritte von den Vieren", erzählt James voller Freude und merkt nicht, dass Jenny Tränen in den Augen hat. „So, wir sind da. Da ist dein Appartement, ich helfe dir noch mit dem Rucksack und zeige dir deinen Aufenthalt." Das Appartement befindet sich im 10. Stockwerk eines Skyline, das gut gepflegt aussieht. James öffnet die Tür und lässt Jenny den Vortritt. „Wow, sehr schön!" Sie sieht sich alles an und lächelt über das grosse, breite Bett. „Da passen locker vier Personen drauf!" James schmunzelt, „aha, und bei euch in Germany nur eine Person?" Er überreicht ihr den Schlüssel und sagt:"Ich hole dich morgen früh um 6 Uhr ab." „Was? So früh?" „Ja, wir sind Frühaufsteher. Du kennst doch den Spruch:"New York ist die Stadt, die niemals schläft!", oder?" James verabschiedet sich und lässt eine müde Jenny zurück, die sich auf das Bett setzt und eine Liegeprobe macht. Dabei schliesst sie ihre Augen nur kurz, aber nur kurz...und prompt wird es daraus einen langen Schlaf.

Paul dreht sich zu der Frau um, die ihn auf ein Bier einladen möchte. „Hi", sagt Paul, setzt sein charmantes Lächeln auf und zwinkert sie mit seinem rechten Augen zu, „gerne, warum nicht?" Die Frau überreicht ihm die andere Bierflasche und beide prosten sich zu. Sebastian fühlt sich fehl am Platz und schliesst sich einer Gruppe an, die über Motorräder diskutieren. „Dich habe ich hier noch nie gesehen", schaut die Frau Paul von oben bis unten an, Pauls Anblick scheint ihr zu gefallen. „Ich bin ja auch zum ersten Mal hier", lächelt Paul. „Dann will ich mehr von dir erfahren", dabei spitzt die Frau ihre Lippen. „Gehst du immer so schnell ran?", schmunzelt Paul. „Wenn mir die Männer gefallen oder so hot wie du sind, da lasse ich keine Gelegenheit aus." „Woah, ich mag Frauen, die das geradeaus sagen!" „Ich bin Lea Meyer", stellt die Frau sich vor, die so gross wie Paul ist und lange, brünette Haare hat. Ihre Augenfarbe ist braun, dabei streckt sie ihre Hand nach Paul aus. „Paul Renner", betont Paul seinen Name wie auf der Arbeit, wenn er sich Jemanden gegenüber vorstellt. Lea deutet mit ihrem Kopf zu einem Lagerfeuer, das in der Mitte brennt und rundherum man sich auf die Bänke sitzen kann. Paul folgt ihr und beide wärmen sich ihren Körper am Feuer, da der Abend frisch wird. „Können wir das Thema Liebe heute ausblenden lassen?", bittet Paul um Verständnis und Lea nickt. „Es gibt genug Gesprächsstoff." Aus einer anfänglichen, kurzen Unterhaltung wird eine angeregte Unterhaltung. Paul möchte nun eine Runde Bier ausgeben, als er seine Geldbörse aus der Bikerjacke holen möchte, fällt dabei seinen Dienstausweis raus. Lea bemerkt das blaue Schildchen und hebt es auf, pfeift, als sie einen Blick darauf wirft. „Wow, Autobahnpolizei? Mit anderen Berufe habe ich gerechnet, nur nicht Autobahn." „Ich liebe das Risiko, den Adrenalin, der Geruch von Benzin", fügt Paul lächelnd mit einem zwinkernden Augen zu und steckt den Ausweis wieder in seine Jacke. Während Paul zwei neue Flaschen Bier holt, schaut Lea ihm mit heissen Blicken hinterher. „Wow, was für ein scharfer Polizist..."

Ruckartig erwacht Jenny aus ihrem Schlaf, verwirrt schaut sie sich um und jetzt fällt ihr ein, dass sie in einem Appartement in New York ist. Müde reibt sie sich an ihren Augen, braucht einen Moment, bis sie wach ist. Greift zu ihrem Handy und möchte ihrem Vater eine Nachricht schicken, dass sie gut angekommen ist. Beim Entsperren des Bildschirmes auf dem Handy erscheint ein grosses Bild von Paul, der lächelt. Auch ihn möchte sie eine Nachricht schreiben, in der Hoffnung, Paul möge es lesen, auch wenn die Situation im Moment angespannt ist.

Die Zeit verfliegt im Nu, es ist schon spätabends, einige Besucher machen sich auf den Heimweg. Sebastian verabschiedet sich von allen, auch von Paul und hofft auf einen nächsten Roadtrip mit dem Motorrad. „Aber klar doch, Mann!", freut sich Paul und beide drücken die Faust gegeneinander. Paul bemerkt ein Vibrieren seines Handys und zückt es aus seiner Hosentasche. Eine Nachricht von Jenny, Paul zögert einen Moment und starrt auf die Taste, ob er die Nachricht lesen möchte. Für eine Weile hat er nicht an Jenny gedacht, den Schmerz nicht gespürt, einfach nur ein paar unbeschwerte Stunden genossen und jetzt ist alles wieder vor seinen Augen. Die Begegnung am Flughafen wühlt alles wieder auf und so entscheidet sich Paul im letzten Augenblick dagegen, ihre Nachricht zu lesen und steckt das Handy weg. Lea schaut ihn fragend an und Paul schüttelt kurz den Kopf. „Ist nicht so wichtig. Hm, dann mache ich mich auch auf dem Heimweg, muss ja morgen arbeiten." Paul steht auf und möchte auf seinem Bike zugehen, Lea geht neben ihm her. „Mit dir habe ich mich gut unterhalten gefühlt, du bist ein cooler Typ!", geht Lea einen Schritt vor Paul und dreht sich dann um. „Bist du verheiratet?", diese Frage stellt sie noch und sieht Paul zu, wie er sich startklar auf seiner Maschine macht. „Nein." „Umso besser!" Paul muss bei diesem Satz schmunzeln und reibt sich an seiner Augenbraunen. Er steigt nun auf seine Maschine, ist dabei seinen Helm aufzusetzen, in dem Moment kommt Lea ihm nahe ans Gesicht und küsst ihn spontan auf den Lippen. Für einen kurzen Moment lässt sich Paul dazu reissen, dreht seinen Kopf dann etwas zur Seite, so dass der Kuss endet. „Also gibt es doch Jemanden in deinem Leben?", ist Lea ein wenig enttäuscht, hat sie doch gehofft, den smarten Sonnyboy für sich gewinnen zu können. Paul gibt keine Antwort darauf, sagt stattdessen nur:"War schön, mit dir zu unterhalten. Mach es gut!" Der Motor wird gestartet, die Visierklappe runter geklappt und das Rohr kreischt beim Gas geben. „Man sieht sich zweimal im Leben.", flüstert Lea zu sich selbst. Als Paul zuhause ankommt, springt er schnell unter die Dusche und in nur einem Boxershort bekleidet lässt er sich auf der Couch nieder. Ins Schlafzimmer möchte er nicht, das Bett erscheint ihm kalt und leer, die Stille ist nicht auszuhalten. Paul macht die Musik an, dabei läuft seine Lieblingsmusik, die Jenny ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Wehmütig erinnert er sich an Jennys Auftauchen in dem schönen Kleid und ihr Lächeln...die Musik läuft weiter... Wie die beiden sich ihre Liebe eingestanden haben... „Jenny, ich vermisse dich...", murmelt Paul leise, geht zum Regal zurück und dreht die Musik aus. Mit der Stirn lehnt er sich auf seine geballte Faust, die ans Regal heftet und fühlt den Schmerz in seinem Herzen. Sein Blick fällt auf das Pippi Langstrumpf Buch, Jennys Lieblingsbuch. Er hat das Bedürfnis, kurz in die Geschichte zu blättern und beim hervorholen des Buches fällt ein zerknittertes, flaches Papier heraus...    

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