Kapitel 29

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Die Suite...

Dort oben an dem Westflügel angekommen, steht schon der Page mit den zwei Koffern an der vorgesehenen Suite, wartet, bis Paul und Jenny ankommen und Paul ihm die Keycard gibt, lässt der Page die Keycard durch den Schlitz führen, und die Tür öffnet sich. „Bitte", mit der auffordernden Hand lässt der Page den Gästen den Vortritt. Paul und Jenny staunen nicht schlecht, Paul pfeift anerkennend. Der Page stellt die Koffer in dem grossen Raum neben einer Hängekommode ab, legt die weisse Keycard auf die Kommode in der silbernen eckigen Schale und wartet. Jenny wird aufmerksam und schubst Paul mit ihrem Ellbogen an seinen Arm, deutet ihren Kopf Richtung Page. Paul versteht Jenny ohne Worte, geht auf den Pagen zu und gibt ihm einen 10 Euroschein für Trinkgeld in die Hand. Der Page nickt dankend und schliesst die Tür von aussen zu. „Ganz schön teuer, andauernd 10 Euro Trinkgelder zu geben", pustet Paul, „da kann ich die Koffer selber schleppen." „Wir sind aber hier im Fünfsterne Hotel, da wird anders bedient", erinnert Jenny Paul, wo sie gerade sind, „nicht schlecht hier!" Beide schauen sich gründlich um und gehen in das Schlafzimmer, deren Wände weiss sind, sofort fallen die zwei langen Fenstern mit dem hellen Licht auf, an der linken Wand den grossen, in anthraziter Farbe das Boxspringbett, das an die Wand gestellt ist, daneben je einen Nachtisch in weisser, hochglanzer Farbe mit langen schwarzen Stehlampen, der Boden ist mit anthraziten Fliesen bedeckt. „Wir beide in einem Bett?", fragt Jenny an Paul, der mit einem Lachen antwortet:"Ist doch kein Problem, haben wir ja schon gemacht." Was soll Jenny noch dazu sagen, Paul hat Recht. Dann geht es in den grossen Wohnraum zurück, an der einen Wand ist ein Stehtisch mit je zwei Stehstühlen. Über dem Tisch ist ein Regal mit Gläser und Tassen und vor dem Regal auf dem Tisch einen kleinen Kaffeevollautomaten ausgestattet. Dann geht es ins Bad, mit den zwei Waschbecken auf die langen Badmöbel stehend, eine Badewanne und eine begehbare Dusche, die mit der Glastür versehen ist. Paul sieht sich die dreieckige Badewanne genauer an und fragt prompt Jenny:"Magst du Whirpool?" Jenny hebt die Augenbraunen hoch, verwundert über seine Frage:"Schon, muss aber nicht sein." „Wir können ja den Whirlpool benutzen, das wird ein Spass!", blinzelt er mit seinen rechten Augen. „Habe keinen Badeanzug dabei", jetzt begreift Jenny, was Paul meint, als sie die Badewanne auch genauer ansieht. Paul schmunzelnd:"Na ja, ein Badeanzug ist nicht unbedingt nötig." Jenny verdreht die Augen und versucht, das Innere Kribbeln zu ignorieren. Als Letztes im Raum ist der begehbaren Wohnraum mit Balkon mit den langen Fenstern, dessen Ausblick auf dem See ist. Zwei roten Sessel mit einem breiten Hocker, ebenfalls in rot laden zu einem gemütlichen Glas Rotwein am Abend ein. Hinter den Sessel steht ein kleiner schmaler Glastisch mit frischen Blumen in einer Vase aufgestellt und daneben zwei Windlichtgläser. Über dem Glastisch steht ein grosses, in schwarz-weisser Farbe Leinwand die Gracht von Amsterdam mit einem Fahrrad vor der Brücke abgebildet.


Undercover...

„So, jetzt sind wir in die Undercover gestiegen", erinnert Jenny Paul nochmal daran. Paul fällt ein, er wolle noch die Verbindung mit Semir testen und holt aus seinem Koffer das Headset-Funkgerät und funkt Semir an während Jenny beginnt, ihren Koffer auszupacken. Sie räumt die Sachen in den Kleiderschrank und Bad ein. „Hallo Semir?", spricht Paul leise, um zu testen, ob Semir am anderen Ende der Leitung ihn auch sehr weit verstehen kann. „Hallo Paul! Und wie ist es?", kommt von Semir. „Ich kann dich verstehen, wir haben gerade eingecheckt. Echt nobel hier! Die anderen Gäste, darunter Gravenberg und Lenz, haben wir noch nicht gesehen. Wir gehen gleich zum Dinner runter", redet Paul mit Semir, während er mit einer Hand seinen Koffer aufs Bett legt und öffnet, den Smoking aufhängt und alles andere liegen lässt, redet einfach im Gehen weiter mit Semir:"Dann funke ich dich später nochmal an. Tschüss, Partner!" Jenny, die langsam Hunger bekommt, packt die restlichen Sachen von Paul schnell aus, hängt die Anzüge im Kleiderschrank auf, die Boxershort mit Socken in ein Fach, den Kulturbeutel einfach im Bad auf die Ablage abstellend, klappt den Koffer zu und stellt den in die Ecke, wo ihre auch steht. Richtet die Bettdecke ordentlich und scheint zufrieden zu sein. Paul räumt das Headset in die Nachttischschublade, bemerkt, dass Jenny aufgeräumt hat und bedankt sich bei ihr. „Ausnahmsweise!" Paul steckt die Keycard in die Innentasche und die Galakarten lässt er dafür auf der Kommode zurück. Beide verlassen das Zimmer und gehen in den Speisesalon. Der Speisesalon wirkt gross und hat mehrere runde Tische platziert mit Stühlen, die in weisser Stuhlhussen mit Kellerfalte überzogen sind und elegant wirken. Die Restaurantleiterin kommt zu den beiden und fragt nach deren Namen. „Graf von Lahnstein und Frau von Anstetten", sagt Paul ohne die Vornamen. Die Frau schaut in den Buch, das auf der Theke neben der Tür in den Speisesalon eingehend befindet, „kommen Sie bitte mit", und führt die beiden durch den Raum bis an die langen Fenstern an den kleinen runden Tisch, der für zwei Personen gedacht ist. „Hier, bitte! Ich komme gleich nochmal." Und geht zurück, um die Speise- und Weinkarte zu holen. Paul rückt den Stuhl zurück, lässt Jenny Platz nehmen und rückt den Stuhl ein wenig vor. Dann geht er gegenüber Jenny auf seinen Platz und schaut sich unauffällig um, nimmt der Frau, die zurückgekommen ist, die Karte ab und nickt den Kopf. Die Restaurantleiterin bedient ein paar Tische. Jenny blättert schon in die Speisekarte und hat eine Auswahl getroffen. Paul beobachtet die Gäste und findet ein paar Tischen weiter Herr und Frau Gravenberg mit weiteren Begleitungen am Tisch. „Die Gravenbergs sind da, mit Begleitung. Das könnte Lenz mit Verlobte sein", leise an Jenny sprechend. Während Paul die Karte studiert, schaut sich Jenny in die Runde und merkt sich die Gesichter: „Der Geschäftspartner aus Moskau ist auch da mit seiner Frau." Dann kommt ein Kellner um die Bestellungen aufzunehmen. Paul bestellt zwei Gläser Weisswein, einmal das vegetarische Menü II für die Frau und für sich das Tagesmenü. „Ganz schön teuer die Preise!", stellt Paul fest, „gut dass die Kosten übernommen wird." Beide unterhalten sich einfach normal über das Hotel und schauen dabei unauffällig in die Runde. Die beiden müssen sich hier schon beherrschen und dann kommt der Kellner mit dem Gläser Weisswein zurück, schenkt bei Paul ein, der probiert vor. Nickt den Kopf und der Kellner schenkt weiter ein, geht in die Küche. Paul und Jenny erheben das Glas und prosten auf das Wochenende, trinken einen Schluck. Dann wird das Menü serviert, beide lassen es sich schmecken und geniessen den Abend in aller Ruhe. Nach dem Essen gehen beide in den Park spazieren, merken sich die Wege, wo sie hinführen, gehen an der Tiefgarage vorbei, dessen Ein- und Ausfahrt mit Videokamera aufgezeichnet wird. Zu später Stunde kehren die beiden in das Hotel zurück, gehen die Treppen hoch auf ihre Suite. Paul öffnet die Tür mit der Keycard und wirft sie in die Schale auf der Kommode. Jenny macht die Beleuchtung im Wohnbereich an:"Schön gemütlich abends. Das muss man geniessen können!" Beide nehmen für einen kurzen Moment Platz in den roten Sessel auf dem Balkon, der zum Wohnraum angegrenzt ist und doch im Inneren befindet. Jenny holt zwei Gläser und Flasche Wasser vom Stehtisch, schenkt ein, beide legen zeitgleich ihren Beinen übereinander auf den Hocker. Schauen in die Stille aus dem Fenster auf den See, der schwach von den Parkleuchten zu erkennen ist. Nach einiger Zeit machen sie sich im Bad schlaffertig und schlüpfen aus den eleganten Klamotten in die Schlafanzüge. Paul funkt Semir an, dieser meldet sich ruckzuck:"Und wie ist es?" „Alles ruhig im Moment. Gravenberg, Lenz und Semjonow sind mit Begleitungen da. Und bei euch?" Semir:"Wir sind etwa zehn Minuten Autofahrt von euch entfernt, hier auf dem Campingplatz ist wenig los, fünf Wohnmobile und ein Wald mit kleinem See hinter uns. Wir sprechen morgen wieder. Passt auf euch auf und gute Nacht!" „Ja, ihr auch und euch eine gute Nacht!", beendet Paul das Gespräch. Beide gähnen, war es doch ein langer Tag gewesen und legen sich ins Bett mit grossem Abstand zwischen den Körpern, wünschen sich Gute Nacht und Jenny knipst die Nachttischlampe aus. Jeder denkt an den anderen und beide fühlen die Nähe des anderen, auch wenn der Abstand zwischen denen steht.

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