Kapitel 162

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Auf nach Rügen...

Glücklich fallen sich Paul und Jenny in die Armen, ihre Erinnerungen an die verheissungsvolle Nacht ihres Lebens, während ihrem Undercover Einsatz, kehren zurück. „Wow", sagt Paul nur, und Jenny hat Freudentränen in den Augen. Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden füreinander bestimmt, keiner wollte so recht zugeben, was der andere für den anderen empfand. Einzig Paul war der Erste, der die Liebe seines Lebens gefunden hatte und solange um Jenny kämpfte. Der Frauenarzt verzieht das Gesicht und widmet sich den Bericht zu, Paul und Jenny scheuen sich nicht und geben sich einen liebevollen Kuss. Mit dem Mutterpass in der Tasche und dem Ultraschallbild in Pauls Hand verlassen die beiden die Praxis der Gynäkologie und zeigen draussen der Welt, wie glücklich die beiden sind...dann geht es an die Liste, die noch abgearbeitet werden muss, die Reiseversorgung. Schnell ist alles erledigt, zuletzt in den Drogeriemarkt schaut sich Paul in der Babyabteilung um und stellt fest, dass es so viele Sachen gibt. „Puh, ich glaube, dass wird zu anstrengend für mich." „Du bist ja nicht alleine, ich bin ja auch noch da. Gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln", bei Jenny scheint die Freude immer mehr aufzublühen. „Da, schau mal, wie niedlich das kleine Kuscheltier ist", zeigt Jenny mit dem Zeigefinger auf einen kleinen, in beigen Plüschbären, dessen T-Shirt mit bunte Pünktchen bekleidet ist. „Ganz neutral die Farbe, ich würde es gerne haben", bittet Jenny Paul um Erlaubnis und dieser kann ihr den Wunsch nicht abschlagen. Mit dem Bären in der Einkaufstasche, die aus Stoff besteht, kehren Paul und Jenny zur Wohnung zurück. Der Rest des Tages dreht sich alles um das Baby. „Was wir alles besorgen müssen", zählt Jenny an den Fingern auf und Paul legt seine Hände auf Jennys Schultern. „Schatz, darüber machen wir uns Gedanken, wenn wir aus dem Urlaub kommen. Jetzt möchte ich erstmal das Wasser und die Natur erleben, surfen und kiten." Paul gibt Jenny einen schnellen Kuss auf den Mund. „Aaahhh, Rügen, wir kommen...", trällert Paul mit ausgestreckten Armen und begibt sich ins Bad. „Meinst du nicht, dass die Wohnung für uns zu klein wird?", Jenny kann das Thema einfach nicht lassen. Gerade putzt Paul seine Zähne und in seinem Munde bildet sich ein kleiner, weisser Schaum von der Zahnpasta. „Ich finde es gemütlich, und das Baby kann erstmal bei uns im Schlafzimmer schlafen." Mit vollem Schaum im Mund versucht Paul normal zu reden und sieht dabei durch den Spiegel zu Jenny, die hinter ihm steht und sich an seinem nackten Rücken gelehnt hat. „Aber irgendwann braucht das Kind ein eigenes Zimmer, oder soll es uns beim Sex zugucken, wenn es älter wird?" grinst Jenny, der es peinlich vorkommt, vor dem eigenen Kind nackt mit dem Liebesten auf Erotik zu gehen. „Jenny, wir reden nach dem Urlaub darüber, ok?" „Versprochen?" „Ja...sag mal, sind deine Hormone schon jetzt durcheinander, oder wie?" „Spinner!" „Komm jetzt auch ins Bett, du brauchst deinen Schönheitsschlaf. Spätens, wenn das Baby da ist, kannst du es nicht mehr geniessen." „Was bist du für ein kluger Schatz!" Paul und Jenny ärgern sich gegenseitig spielend bis ins Schlafzimmer und fallen zusammen auf die Matratze. „Ich liebe dich", wiederholt Paul und Jenny erwidert seine leidenschaftliche Küsse, die im Laufe der Zeit in eine erotische Leidenschaft umschlägt...happy und eng aneinander gekuschelt schlafen sie ein bis der Wecker in der Mitternacht die beiden aus dem schönen, kurzen Schlaf reisst.

Der Tag geht auf den Abend zu, bei den Gerkhans ist alles soweit für den Urlaub gewappnet. Dana wird zuhause bleiben, von ihrem Vater hat sie die Erlaubnis bekommen, dass Finn einige Nächte hier bei seiner ältesten Tochter übernachten darf. Dafür müsse sie ihm versprechen, dass sie keinen Mist baut, sonst war das alles für die Katz. Ayda und Lilly schlafen bereits schon, Semir will sich ins Schlafzimmer zurückziehen, um sich für die Fahrt in der Nacht fit zu fühlen. Andrea dagegen möchte sich vor dem Urlaub noch die Talkrunde im TV ansehen, kurz bevor sie sich zu Semir ins Bett legt. Bevor Semir die Augen schliesst, lässt er die Rolladen im Schlafzimmer ganz herunter, er prüft seinen Wecker auf die Richtigkeit und lehnt sich mit einem lauten Seufzen in den Kissen. Gegen Mitternacht heisst es für die Familie Gerkhan Zeit für den Aufbruch. Diesmal sind die Frauen schnell fertig, Ayda und Lilly sind total müde und trotten ohne Worte in den BMW auf die hinteren Sitzbänke und fallen prompt in den Schlaf ein. Andrea kümmert sich um die letzten Besorgungen im Hause, während Semir im dunklen BMW den handgeschriebenen Zettel seiner Frau in der eine andere Hand hält und mit den anderen Fingern die Adresse des Ferienortes im Halbschlaf in den Navigation eingibt. Das letzte Lichtlein wird im Hause ausgeschaltet, die Haustür lässt Andrea leise hinter sich zu und steigt an der Beifahrerseite ein. Mit roten Rücklichtern braust der BMW im langsamen Tempo vom Hof runter und auf der Autobahn wird die Geschwindigkeit erhöht. „Ah, ist das so herrlich nachts hier, fast gar keine Autos und die Ruhe", schwärmt Semir und merkt, dass er mit sich selbst redet, da Andrea auf dem Beifahrersitz eingeschlafen ist. „Kein Wunder bei einer Talkrunde, wo so viel Sinnloses gequatscht wird", grinst Semir ganz leise zu sich selbst und düst immer weiter in den Norden auf Rügen zu.

Mit Emilia im Bulli kommen Paul und Jenny fast auf Rügen an. Sie fahren gerade mit dem Bulli an einem grossen Schild vorbei, das die Touristen in den Mecklenburg-Vorpommern zu einem entspannten Urlaub willkommen heisst. „Wir sind bald da, und das ohne Stau, yeah!", freut sich Paul und Jenny schaut aus dem Fenster in den morgendlichen Sonnenaufgang. „Es ist so schön hier, schade, dass ich das letzte Mal nicht dabei war", stellt Jenny fest und Paul nimmt Jennys Hand in seine. „Dafür bist du jetzt an meiner Seite und zusammen geniessen wir einen traumhaften Urlaub!" Um Paul nicht vom Verkehr abzulenken, wirft Jenny ihm einen verführerischen Luftkuss zu. „Maus, wir sind bald da", ruft Paul ganz leise ohne Emilia im Schlaf zu erschrecken. Als sich Emilia nicht rührt, versucht es diesmal Jenny und wird erfolgreich. „Da ist ein Bäcker, ich hole schon mal Brötchen und Schokocroissants", steuert Paul auf den kleinen Parkplatz vor der Bäckerei. Während Paul einkauft, vertreiben Jenny und Emilia ihre Beine, und sie sind dem Ferienort sehr nah. Der Bulli hält vor dem Ferienhaus, den Andrea für die Urlaubszeit gemietet hat und Paul wundert sich, wo sein Partner bleibe.

Gelangweilt fährt Semir die Kurven einer sehr langen Landstrasse, die scheinbar kein Ende findet. Andrea erwacht ganz langsam aus ihrem Schlaf, da die Fahrt ihr langsam auf den Magen schlägt durch die vielen Kurven. „Wo sind wir?", gähnt Andrea und bemüht sich, ein besseres Bild zu machen. Als Semir seiner Frau antworten will, klingelt gerade Paul bei Semir und dieser schaltet das Headset ein. „Morgen, Paul!", gut gelaunt ruft Semir und auf der Rückbank werden Ayda und Lilly wach. „Wo bist du denn? Wir sind schon da und das Frühstück wartet auf euch!", johlt Paul. „Ich bin irgendwo auf einer Landstrasse mitten im Pampa...laut Navi sollten wir in einer Stunde da sein." Andrea schreckt auf, so habe sie die Route zum Ferienort nicht im Internet gelesen. „Semir, das ist die falsche...", mischt sich Andrea ein, und von Paul muss Semir hören, dass sie gar keine Landstrassen befuhren, sondern direkt von der Autobahn runter und die letzten Metern zum Ferienort. Sofort hält Semir den BMW verärgert am Seitenrand an und schimpft:"Hast du die Adresse auch richtig aufgeschrieben?" „Ja, habe ich", schwört Andrea, „zeig mir mal den Zettel!" Mit hochrotem Kopf kramt Semir an der Fahrerseite in der kleinen Box nach dem Papier und überreicht diese Andrea. Sie vergleicht die Adresse auf dem Papier mit dem in der Navigation. Schnell ist der Fehler gefunden. „Du hast vergessen, ein Buchstabe zuzufügen." Diesmal übernimmt Andrea das Tippen in den Navi und dieser deutet an, dass es zurück auf die Autobahn gehen soll und dann sind sie am Ferienort. „Wie hast du das gemacht?", fragt Andrea, als Semir nun auf die Autobahn steuert. „Tja, ich war noch nicht so richtig wach und habe im Dunkeln die Adresse eingegeben." „Oder brauchst du doch eine Lesebrille?", kichert Andrea. Je näher die Familie Gerkhan dem Ferienort kommt, desto grösser steigt die Freude und nun kommt der BMW neben dem Bulli zum Stillstand. „Endlich da!", seufzt Semir, dass der Urlaub nun losgeht, oder nicht?...    

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