Kapitel 31

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Die Observation...

Paul und Jenny sind so kurz davor, sich zu küssen, als plötzlich das Handy in Pauls Sakko klingelt. Beide ziehen ihr Köpfe ein wenig enttäuschend zurück, Jenny nimmt einen Schluck Sekt während Paul an das Handy geht:"Ja, was gibt es?" „Wo bleibt ihr denn? Es ist schon 16 Uhr", erinnert Semir Paul an die Observation, die am Cafe am Roten Haus stattfinden soll. „Ja, Semir, wir kommen schon, bis dann", genervt dass der schöne Augenblick unterbrochen ist. Jenny packt alles wieder in den Korb ein und beide gehen zum Wagen, Paul übernimmt das Steuer und beide machen sich auf den Weg in die Stadt.

Währenddessen steht der silberne BMW mit Semir und Finn in einer Gasse, die zwischen dem Cafe am Roten Haus und einem Wohnhaus geparkt ist, Semir sitzt inkognito hinter einer Zeitung lesend am Steuer und schaut zwischendurch mal durch die Glasscheibe auf die Terrasse hinüber, der sich vor dem Cafe befindet. Der Weg ist mit Pflastersteinen belegt und nur für die Fussgänger und Fahrradfahrer zugelassen, ausgenommen Lieferungen. Draussen sitzen einigen Besuchern, andere kommen dazu. Die Kellner sind voll beschäftigt, den einen oder die andere zu bedienen, denn das schöne Wetter lockt zu einer Kaffeepause in das Cafe mit Kuchen aus der eigenen Konditorei an. An einem Tisch sitzen schon Herr Lenz mit Gabriella und beide nehmen ihre Bestellungen auf. Semir schickt Finn mit einem Headset unbemerkt ausgerüstet zum Cafe, der sich in der Nähe von den beiden an einem Tisch unauffällig das Gespräch belauschen soll und sich wichtige Notizen sammeln soll.

Paul und Jenny sind mittlerweile in der Stadt angekommen, keiner hat während der Fahrt hierher was gesagt, beide hängen ihre Gedanken nach. Paul stellt die Shelby etwas weiter weg vom Cafe auf einem Besucherparkplatz, telefoniert kurz mit Semir, wo er mit dem BMW sei. Nachdem Paul die Ortung von Semir erhalten hat, sucht er diese im Handy als Navigation und so gehen die beiden die letzten Meter bis sie die Gasse gefunden haben, zu dem der Navi die beiden führt. Semir schaut sich weiter unauffällig um bis er sich ein wenig erschreckt, denn in dem Moment werden die Hintertüren rechts und links geöffnet, Paul und Jenny nehmen Platz auf der Rückbank. „Hallo Partner", sagt Paul, „und wie sieht es im Moment aus?" Von Jenny kommt nur ein „Hallo!". Semir hält weiterhin die Zeitung vor seinen Augen und berichtet, dass Finn gerade auf der Terrasse neben Herrn Lenz an einem Tisch sitzt. Minuten vergehen und dann erscheint eine Frau so um die 45 in einem Chiffonkleid in schwarzer Farbe mit weissen Pünktchen, plissiertem Stehkragen und Bindeband in der Taille. Der Blick fällt sofort auf ihre knallrote High Heels und ihre rote Handtasche, die sehr gut mit einem grossen Sonnenhut, ebenfalls in roter Farbe, auf ihren schwarzen Haaren sitzt. Finn staunt nicht schlecht, als er diese schöne Unbekannte, die eine gute Figur in ihrem hohen Alter hat, in langsamen Schritten zum Tisch von Herrn Lenz mitsamt Verlobten kommt. Ihr Gesicht ist hinter einer grossen schwarzen Sonnenbrille versteckt. Hinter ihr in einigen Abständen gehend erscheint ein Mann, dessen Gesicht auch mit der Sonnenbrille abgeschirmt ist, der ihr Bodyguard ist. Die Begleitung der ominösen Frau trägt einen schwarzen Anzug mit dunkelgrauem Hemd mit schwarzer Krawatte. Finn schaut schnell zur Seite und bewundert die Aussicht, dreht den Kopf aber wieder zu der Frau und zückt sein Handy raus, hält unauffällig die Kamera dem Handy auf die schöne Frau gerichtet und macht ein paar Bilder, auch vom Bodyguard. Dann macht er ein paar Selfies, fotografiert das Cafe und die Latte Macchiato, die der Kellner ihm gerade gebracht hat. Herr Lenz steht auf und rückt den Stuhl für die Frau zurecht, die darin Platz nimmt. Der Bodyguard steht einige Schritten weiter von dem Tisch entfernt und schaut in die Menschenmenge, die gerade an dem Cafe vorbei schlendern.

Im BMW ist es auch Semir, dem die ominöse Frau auch gefallen zu scheint, so wie sie da gerade von den Sonnenstrahlen auf die Person scheint, wie aus dem Nichts erscheint, den Weg zum Tisch am Cafe, wo sie erwartet wird, entlang stolziert. „Hallo Erde an Semir, hallo?", winkt Paul seinem Partner von der Rückbank aus mit seiner Hand vor dem Gesicht von Semir. „Unglaublich, dass mein Partner eine Frau anstarrt", lacht Paul. Semir gibt darauf keine Antwort, sondern beobachtet die Lage am Tisch. Paul und Jenny tun dies gleich. „Was hat Herr Lenz mit dieser Frau zu tun?", wundert sich Semir. „Die Verlobte von Herrn Lenz scheint das nicht zu stören, also kennen sie sich alle", kommt es von der Rückbank aus dem Munde von Jenny. „Wieso erscheint die Frau in Begleitung eines Bodyguards? Sie ist doch keine Königin, oder ähnliches", witzelt Paul. „Das ist die Frage, wer ist die Frau? Was für eine Verbindung gibt es zwischen den beiden?", ist es Semir, „hoffentlich kann Finn mehr herausfinden!"

Der Kellner bringt an dem Tisch von Herrn Lenz die bestellten Prosecco für seine Verlobten und für sich einen Kaffee. Die Frau mit dem roten Sonnenhut bestellt sich ein Glas Champagner, was der Kellner mit einem Kopfnicken auf Absatz macht und ins Cafe geht. „Wie weit sind Sie in der Sache?", möchte die Dame wissen, und spielt mit ihren Fingern, aber den Blick auf die Menschen gerichtet, die vor der Terrasse vorbeibummeln. „So weit ist alles gut geplant. Wie besprochen, wird es am Sonntag reibungslos ablaufen", antwortet Herr Lenz, während Gabriella einen Schluck Prosecco trinkt und sich aus der Sache heraushält. Sie liebt es in Luxus zu leben, egal was ihr Verlobter für Geschäfte macht oder was er für einen Beruf hat. Hauptsache, sie kann Luxus haben und muss sich die Fingernägeln nicht schmutzig machen. „Dann hoffe ich für Sie, dass es diesmal besser läuft als vor ein paar Wochen mit der Entführung", warnt die Dame den stellvertretenen Geschäftsführer. „Keine Sorge, ich habe alles im Griff und am Sonntag wie geplant stehen die Oldtimer auf der Auktion.", berichtet Herr Lenz. In dem Moment wird das Glas Champagner an den Tisch gebracht, die ominöse Frau nimmt daraus einen Schluck, steht dann auf:"Der Herr zahlt!" und will gehen. Der Kellner nickt und bedient an einem anderen Tisch weiter. Finn kann noch hören, wie die Dame mit dem Sonnenhut „Wir telefonieren nochmal", zu Herrn Lenz gewandt sagt und an ihrem Bodyguard voraus stolziert und der Mann im schwarzen Anzug geht einigen Schritten hinter ihr her.

Finn hat sich die wichtigste Stichwörter gemerkt, legt das Geld für den Latte Macchiato auf den Tablett auf dessen Bon und tut so, als ob er einen Anruf bekommen hat:"Hallo, wo bleibst du denn? Ich warte auf dich!" und geht an dem Tisch von Herrn Lenz vorbei in die Richtung Gasse, wo der BMW mit den drei Kollegen inkognito im Auto sitzen, steht. Finn steigt an der Beifahrerseite ein, und erzählt, was er gerade alles mitgehört hat und zeigt seinen Kollegen die Bilder auf dem Handy, die er unbemerkt gemacht hat. „Der Bodyguard hat ein Tattoo auf dem Handgelenk", Pauls Blick fällt auf den Handrücken von dem Bodyguard und zoomt diesen grösser:„Es ist das gleiche Tattoo wie die Männer im Van letztes Mal auf der Autobahn haben!" „Was haben die mit Gravenberg zu tun? Wir müssen erstmal herausfinden, wer diese Frau ist!", überlegt Semir, was sie als nächstes machen:„Bartels, Sie schicken die Bilder zu Susanne und Hartmut, beide sollen mal nachforschen und Susanne soll bitte in Gravenbergs privaten Leben recherieren. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang?" Finn macht sich an die Arbeit, setzt sich mit Susanne in Verbindung. Paul und Jenny verabschieden sich und steigen aus dem BMW aus, Semir bleibt noch einen Moment mit dem BMW stehen und observiert Herrn Lenz bis dieser nach einer Weile mit seiner Verlobten das Cafe verlässt.

Paul und Jenny spazieren zum Besucherparkplatz zurück und diskutieren über das, was sie eben beobachtet haben. Es wird langsam Abend und im Hotel findet zur Abendstunde die Gala statt.

Im Hotel angekommen, bringt ein Page die Shelby in die Tiefgarage. Paul lässt den Gentlemen spielen und führt Arm in Arm Jenny die Treppenstufen im Fürstenhof in die Suite nach oben. Es werde für die Gala geduscht, Paul ist der Erste, der anfängt. Er sei der Meinung, Frauen brauchen viel zu lange. Paul wirft sich in Schale, zieht sein bestes Smoking an, zupft an der Fliege, die um seinen Hals am weissen Hemd gebunden ist und steht zufrieden vor dem Spiegel im Flur. Nun wartet er mit einem Gefühl aus Spannung und Neugier auf Jenny.

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