Kapitel 155

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Zerreissprobe für das Glück...

Draussen scheint ein leichtes Gewitter zu geben, der Wind bläst eine kräftige Brise kalte Luft durch die Terrassentür ins Wohnzimmer. Jennys Haare wehen leicht am ihrem Gesicht. Erwartungsvoll schaut Paul Jenny in die Augen. „Ja, was denn?", fragt Paul, als Jenny immer noch keine Antwort gibt. Sie schaut Paul immer noch sehr verliebt an, zu aufgeregt ist sie, wie sie ihm die tolle Nachricht übermitteln soll. Dann fällt ihr ein, dass sie in dem Reiserucksack ein Päckchen für Paul mitgebracht hat. „Ich komme gleich wieder, ich hole nur schnell meinen Rucksack. Da ist ein kleines Geschenk für dich drin", voller Aufregung begibt sich Jenny in den Flur. Derweil hat sich Paul in die Küche verzogen und holt den Sekt aus dem Kühlschrank. Plötzlich klingelt es an der Tür. Jenny und Paul schauen sich an und zucken beide mit den Schultern. „Erwartest du noch Besuch?", fragt Jenny Paul, als er gerade damit beschäftigt ist, den Korken der Sektflasche zu öffnen. „Nein, nicht dass ich wüsste", antwortet Paul und hat fast den Korken soweit offen als Jenny gleichzeitig die Tür öffnen will und blickt von hinten einer stehenden Person in einer Jacke dessen Rücken an. In der Hand hat sie zwei Karten, die sie versucht, trocken zu wedeln. Die Person, die im Flur steht, trällert ein Lied. „Es ist gerade ein Mistwetter draussen, aber die Konzertkarten sind der letzte Schrei!" Nun dreht sich die Person mit der Jacke um und streift die Kapuze vom Kopf. Die langen, brünetten Haare der Frau kommen zum Vorschein, nun sehen sich Stella und Jenny an. Sofort sind giftige Blicke der beiden Frauen in deren Gesichter zu sehen. „Wer bist du denn?", faucht Jenny die Frau an und diese zickt Jenny ebenfalls an. „Ich möchte zu Paul." Just in dem Moment ist ein lautes Knallen zu hören, der Korken hat sich aus der Sektflasche geploppt und im hohen Bogen fliegt er irgendwohin in der Wohnung. Überrascht schaut Paul Stella an und dann von ihr zu Jenny, die ihn verärgert anschaut. „Na toll! Kaum bin ich weg, tröstet du dich mit einer anderen!", traurig in der Stimme schaut Jenny in Richtung Couchtisch, „und das da war bestimmt für sie gedacht. Ich bin nur im falschen Zeitpunkt gekommen." „Jenny, nein!", Paul kommt angerannt, in einer Hand die Sektflasche haltend, steht ihr gegenüber und legt seine beiden Händen an ihren Schultern. „Das habe ich alles für dich organisiert. Nur für dich! Nur dich liebe ich, sonst keinen!" „Ach, das ist deine Freundin?", irgendwie scheint Stella sich zu freuen, zur richtigen Zeit reinzuplatzen. Paul dreht seinen Kopf kurz zu Stella, ignoriert sie voll und dann sind seine Augen wieder auf die von Jenny gerichtet. „Glaube mir, ich habe nichts mit der! Ich habe mit ihr auf einem Motorradfest unterhalten." Jenny gibt sich damit nicht zufrieden und reisst sich von Paul los. „Ach, und woher weisst sie dann, wo du wohnst? Verarschen kann ich mich selber!", schreit Jenny Paul ins Gesicht und dieser versucht ruhig zu bleiben. Jenny streift Stella unsanft am Arm beim Verlassen der Wohnung, streift ihren Reiserucksack und rennt hinaus zu ihrem BMW. „Was soll das?", ruft Paul Jenny hinterher, diese dreht sich nicht mehr um. „Das hast du sauber hingekriegt!", blafft Paul Stella an, „wir waren überhaupt nicht verabredet!" Dabei drückt er Stella die Sektflasche an deren Brustkorb und rennt Jenny hinterher. Draussen beginnt es langsam immer mehr zu regnen, aber das scheinen Jenny und Paul egal zu sein. Es geht jetzt darum, Jenny klarzumachen, dass das alles nur ein Missverständnis ist, ein dummer Zufall. Nachdem Jenny ihren Rucksack energisch in den Kofferraum geworfen hat und den Kofferraum laut zugeknallt hat, kommt Paul angerannt und packt Jenny an ihren Handgelenken. „Warte bitte! Lass mich das alles erklären!", spricht Paul so schnell er kann. „Was gibt es da noch zu erklären? Das ist doch eindeutig! Lass mich los!", schnaubt Jenny und versucht sich, ihre Handgelenke von Paul zu befreien. Dabei verliert sie das Armband mit dem Herzanhänger, ohne dies zu bemerken. Der Streit geht weiter, der Regen wird stärker... Pauls Haaren saufen im Regen unter, genau wie Jennys leicht gewellten Haaren plätten sich gerade. „Jenny, für mich gibt es nur dich! Wieso glaubst du mir das nicht?" „Ach, du bist genauso wie Alex!" „Hä? Was hat der damit zu tun?" Paul gefällt es nicht, dass Jenny das Wort Alex benutzt. „Ich war heute bei Alex im Hotel und habe ihm gesagt, dass es keine gemeinsame Zukunft mit ihm geben wird. Weil ich ihn nicht liebe...", Jenny stockt der Atem, „...ich habe mich für dich entschieden. Aber ich bin wohl naiv, dass du es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmst!" ...Melancholische Musik im Hintergrund... Der Regen droht immer stärker zu werden und das Gewitter ist so nah in der Nähe. „Und ich wollte dir so gerne sagen, dass ich ... ach, vergiss es!", Jenny blickt gegen Himmel und die dicken Wassertropfen prallen auf ihr Gesicht. Der Blitz erstrahlt und leuchtet den Himmel sehr hell. Panisch steigt Jenny schnell in den BMW und kracht die Tür laut zu. Der Motor heult auf, Paul realisiert, dass Jenny es ernst meint, und wirklich wegfahren will. Der BMW rollt langsam los. Paul sprintet nach vorne und stützt seine beiden Händen an der Motorhaube, Jenny bremst scharf. Die Scheibenwischer laufen in schnellem Tempo, Jenny starrt Paul an. Dieser schreit:"Jenny, gib uns nicht auf! Lass uns in Ruhe reden!" Es zerreisst Jenny das Herz, sie lässt ihren Tränen freien Lauf. Der Regen prasselt stärker und Pauls Gesicht ist voll durchgenässt. „Jenny!", versucht er es erneut, doch Jenny bleibt eisern. Sie drückt aufs Pedal und der BMW heult auf. Paul springt noch gerade rechtzeitig zur Seite und muss mit Entsetztem ansehen, wie die Rücklichter ihres Autos an der nächste Strassenecke abbiegen. „Verdammt! FUCK!", schreit Paul hinterher, seine Händen an seinem Kopf gelehnt. ...Melancholische Musik läuft weiter... Paul geht völlig durchnässt zurück in die Wohnung, macht die Tür zu und geht ohne ein Wort an Stella gerichtet, vorbei ins Bad und schliesst diese Tür. Er reisst alle seine Klamotten vom Leib und springt unter die heisse Dusche. Stella klopft an die Badtür. „Ist alles ok?" Sie hört keine Antwort, nur dass das Duschwasser abgestellt ist. Stella nimmt auf der Couch Platz und bewundert das schöne Deko und ihr Blick fällt auf den Briefumschlag. Kaum hat sie den Umschlag in der Hand, wird es von Paul aus der Hand herausgerissen. Paul steht in trockene Klamotten vor ihr. „So, wir zwei unterhalten uns jetzt!", seine Stimme ist nicht gerade begeistert. Er legt den Umschlag zurück auf den Couchtisch. „Jenny ist meine Freundin und ich liebe sie. Nichts kann uns trennen, auch nicht du!", mit dem Zeigefinger droht Paul Stella. Diese lächelt nur, und ihre Augen funkeln verführerisch. „Ach, mit mir würdest du mehr Spass haben und dein Leben wäre aufregend." „Davon habe ich genug und durch Jenny ist mir bewusst geworden, was die Liebe mit einem Menschen macht und daran halte ich mich auch. Jenny ist meine Traumfrau!", sagt Paul Stella auf den Kopf zu und gibt deutlich zu verstehen, dass er überhaupt nicht an ihr interessiert sei. „So, jetzt möchte ich dich bitten, zu gehen!" Er deutet mit dem Kopf zur Tür und widerwillig steht Stella auf. Ein letzter Blick von Stella an Paul:"Schade, denn du weisst nicht, was du alles verpasst im Leben!" „Ganz bestimmt nicht!", öffnet Paul die Tür und wartet bis Stella hinaus stolziert. Nachdem Paul die Tür zugeschlagen hat, lässt er einen lauten Seufzer raus. „Fuck! Es hat gerade alles so schön begonnen und jetzt?", überlegt Paul, was er jetzt tun soll. Er beschliesst um Jenny zu kämpfen, das sei ihm wert. Ohne nachzudenken, ob es draussen noch regnet, schnappt sich Paul die Motorradjacke und den Helm, verlässt die Wohnung und macht sich auf dem Weg zur Garage. Dabei bemerkt er, dass der Regen nachgelassen hat und das Gewitter in Ferne ist. Er macht sich für die Motorradfahrt startklar, setzt seinen Helm auf und brettert los. Paul verlässt sich auf seinem Bauchgefühl und vermutet, dass Jenny zu ihrem Vater geflüchtet sei. Die Wohnung hat Jenny ja nicht mehr, also bleibt nur noch ihr Vater und nimmt die Fahrt zur Villa Dorn auf.

Jenny braust mit ihrem BMW auf die Einfahrt des Elternhauses zu, es brennt Licht in der Villa und sie ist froh, dass jemand Zuhause sei. In solchen Situationen wie jetzt, möchte Jenny einfach nur noch in die Armen genommen werden, Geborgenheit und Trost spüren. Ihr wichtigster Mensch, neben Paul natürlich, ist ihr Vater, der immer für sie da ist. Ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie geht auf die Haustür zu und klingelt. „Jenny?" Erstaunt um die späte Uhrzeit öffnet Martin die Tür und Jenny stürmt weinend in seine Armen. „Was ist passiert? Komm erstmal rein", umarmt der Vater die Tochter, die nun laut weinen muss. Sanft streichelt Martin an den Rücken von Jenny. „Ich bin schwanger!", platzt Jenny mit der Nachricht heraus...    

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