Kapitel 134

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Gespräche und Annäherung ...

Das Pippi Langstrumpf Buch hält Paul in der Hand fest, mit der einen anderen Hand hebt er das Blatt auf und dreht es um. Er liest den Anfang und überfliegt die Zeilen und möchte wissen, von wem der Brief ist und ist schockiert, dass es von Jennys Oma ist. „Wie kommt der Brief jetzt hierher? Aber die Oma ist doch schon lange tot", grübelt Paul und seine Neugier packt ihn, er setzt sich auf die Couch und beginnt zu lesen:"Mein geliebtes Kind...dann bin ich nicht mehr da...ich habe mir immer geschworen, auf Dich aufzupassen...du wirst später mal zwischen zwei Männer stehen...ich möchte das Beste für dich...eine glückliche Zukunft mit einem Mann an Deiner Seite...der dich auch wirklich respektiert...wahre Liebe schenkt...Deine Oma Mia" Nun muss sich Paul fassen und das Ganze einmal durch den Kopf gehen lassen. „Ist Jenny deswegen so merkwürdig in der letzten Zeit? Anders kann ich es mir nicht erklären. Uff, zwei Männer, also doch Alex und ich. Ich fasse es nicht!", seufzend denkt er mit einem traurigen Mundwickel. Paul ist zu aufgeregt zum Schlafen, er legt sich mit dem Rücken auf die Couch und starrt an die Decke. Ihm fällt ein, dass Jenny ihm eine Nachricht geschrieben hat. Paul nimmt das Handy von dem Couchtisch und öffnet die Nachricht. „Hi, ich bin gut in New York angekommen. Das Appartement sieht gut aus, die Stadt ist so aufregend. Paul, es tut mir wirklich leid, dass unser Gespräch nicht erfreulich war. Gute Nacht! Ich vermisse Dich..." Achtlos legt Paul das Handy wieder auf den Tisch und wälzt sich auf der Couch hin und her.

Morgens auf der PAST erscheinen einige Mitarbeiter gut gelaunt, beginnen die restlichen Sachen aufzuräumen. Die Krüger überprüft den Bestätigungsschein für den Kühlwagen und den Ausschank mitsamt Theke, das alles abgeholt wird und setzt ihre Unterschrift drunter. Der silberne BMW fährt an der Krüger vorbei, Semir parkt es in die vorhergesehene Lücke und steigt aus. „Wo ist Renner?", fragt die Chefin und schaut auf die Uhr. „Keine Ahnung, ist er noch nicht da?", jetzt bemerkt Semir den leeren Parkplatz neben dem BMW. „Ich rufe ihn mal an." „Ist wirklich alles in Ordnung mit Renner und Dorn?", möchte die Chefin wissen. Semir zuckt nur mit der Schulter und geht ein paar Schritte auf dem Gelände. Es dauert eine Weile bis Paul rangeht. Auf dem Bauch liegend verschlafen tastet Paul mit der Hand auf den Tisch und nimmt das Gespräch an. „Ja?", ruft er genervt ins Handy. „Guten Morgen, Paul! Hast du mal auf die Uhr geschaut?", kickert Semir kurz, und wird dann ernst. „Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?" Schnell rappelt sich Paul von der Couch auf. „Fuck! Ich komme, erfinde für mich eine Ausrede bei der Krüger." Mit dem Handy am Ohr beeilt sich Paul und als er von Semir erfährt, dass die Krüger sein Fehlen schon bemerkt hat, wirft er das Handy auf das Bett und sprintet ins Bad. Halbe Stunde später steht Paul nun im gemeinsamen Büro, Semir schaut seinen Partner an und möchte was sagen, da kommt schon die Krüger zu den Herren und bittet Paul zu sich in das Büro. Hinter der Chefin schliesst Paul die Tür und bleibt vor dem Schreibtisch stehen. „Renner! Wie oft wollen Sie noch zu spät kommen?", setzt sich die Chefin hin und blickt auf Paul. „Ich habe den Wecker vergessen zu stellen", entschuldigt er sich und Kim fragt vorsichtig:"Haben Sie Jenny finden können?" Dass die Krüger das auch mitbekommen hat, dass der Wurm drin ist bei Jenny und ihm, das kann er sich denken. Er antwortet nur kurz:"Ja, habe ich. Jenny ist jetzt in den USA." „Gut, dann ist alles geklärt. Bessern Sie sich mit der Pünktlichkeit!" Paul nickt und will nun an seinen Schreibtisch gehen. „Sag mal, Partner, ist wirklich alles in Ordnung?", macht sich Semir nun Sorgen. Lustlos schnappt sich Paul den kleinen Baseball vom Tisch und spielt damit. Nun kann er es nicht mehr aushalten und bricht aus:"Gar nichts ist in Ordnung! Brandt taucht hier auf, macht Jenny schöne Augen und diese zweifelt plötzlich an der Liebe, und ich finde einen Brief von ihrer Oma! Geht's noch schlimmer?", zählt Paul in Reihenfolge an seinen Fingern auf. „Nicht so laut, bitte! Paul, ich verstehe deine Wut, aber...", weiter kommt Semir nicht, denn Paul ist von seinem Stuhl aufgesprungen und rauscht aus der PAST. Semir verdreht die Augen und läuft seinem Partner nach. Auf dem Gelände ruft Semir nach Paul und findet diesen an dem Mercedes angelehnt. „Paul, was soll das?" Semir legt seine Hand auf die Schulter von Paul. „Komm, lass uns ein paar Schritte gehen und du erzählst mir, was los ist." Paul erzählt, was am Flughafen geschehen ist und dass er sich mit Sebastian getroffen hat. Da habe er Lea kennengelernt, aber er fühlt kein Interesse an andere Frauen, seine Liebe gehört nun mal Jenny. Dann kommt die Sache mit dem Brief noch dazu. „Oh je", stöhnt Semir, „Paul, wenn du Jenny so liebst wie du eben sagtest, dann muss du ihr klar machen, dass du die Richtige für sie ist." „Und wie soll ich das bitte anstellen?" „Wie seid ihr denn zusammengekommen? Also!" „Jenny hat mir gestern Abend eine Nachricht geschrieben, sie ist gut in den USA angekommen und sie vermisst mich", erzählt Paul und Semir bewegt seine Hände. „Na also, du bist ihr nicht egal, sonst würde sie dir das nicht schreiben. Hast du ihr zurückgeschrieben?" Paul schüttelt den Kopf. „Wenn du Jenny nicht verlieren möchtest, dann darfst du nicht kampflos aufgeben. Und ich werde Alex nach der Arbeit mal einen Besuch abstatten. In welchem Hotel ist er?" Paul nennt ihm das Hotel, die Adresse wird Semir schon selbst finden. „Ich komme gleich", sagt Paul noch schnell zu seinem Partner, der wieder ins Revier gehen möchte, und wedelt mit dem Handy in der Luft. „Alles klar und grüss Jenny von mir!", schon ist Semir durch die Tür in die PAST gegangen. Paul lehnt sich vorsichtig an der Motorhaube seines Mercedes und überlegt, wie er Jenny anschreiben soll. Nach und nach findet er die Worte, liest es noch einmal durch und sendet die Nachricht ab. Semir kommt wieder angestürmt auf den Parkplatz und ruft:"Paul, Einsatz!" „Na endlich!" Beide steigen in den BMW, Paul setzt Blaulicht ein und durch den Funk bekommen die beiden die GPS Daten von Susanne mitgeteilt. Gegen Nachmittag kommen die beiden zurück, schreiben in den Berichten, dass es sich um eine Verfolgung Jugendlicher geht, die eine Mutprobe abliefern wollten auf der Autobahn, um in einer Clique aufgenommen zu werden. „Die Jugend heute ist wahnsinnig!", beschwert sich Semir, „wie leichtsinnig die sind!" Der Feierabend läutet ein.

Semir macht sich sofort auf den Weg zum Hotel, wo sein ehemaliger Partner untergekommen ist. Er habe Alex schon vorher per Handy angerufen, ob die beiden sich zu einem Plausch treffen könnten. Beim Aussteigen fällt sein Blick auf ein sehr gepflegtes Hotel, das am Eingang fünf Sterne zeigt. „Oh...", sagt er und geht nun hinein, fragt an der Rezeption den Chefportnier nach der Bar und dieser zeigt ihm den Weg. Alex sitzt an der Bar auf einem Stehstuhl und trinkt einen Kaffee. Semir gesellt sich dazu, „Hallo Alex!" „Hallo Semir, auch ein Kaffee?" „Da sage ich nicht nein", lächelt Semir und Alex bestellt mit dem V-Zeichen der Barfrau hinter der Theke:"Zwei Kaffee, bitte!" Die Bestellung folgt und genüsslich trinken die beiden Herren den Kaffee. „Ist aber sehr luxuriös hier, findest du nicht?", fragt Semir und Alex zuckt nur mit den Schultern. „Wer es leisten kann..." Semir fühlt sich gerade wie zweite Wahl, so wie Alex das Wort „wer es leisten kann" betont. „Weswegen möchtest du mit mir sprechen?" „Ich wollte nur mal mit dir unterhalten", verlegen sucht Semir nach richtigen Worten. Dabei spürt er, dass Alex sich verändert hat und nicht mehr so ist wie vor zwei Jahren. „Wie du weisst, ist Paul mein Partner, und..." „Und was?", gefällt es Alex nicht, dass es um Partnerschaft unterhalten wird. „Jenny ist mit Paul zusammen, mach das bitte nicht kaputt! Ich weiss, ich sollte mich nicht einmischen, aber ich appelliere an dich, zerstöre bitte keine Beziehung, wenn sie nicht schon kaputt ist. Jenny hat damals unter deinem Weggang gelitten, das brauche ich dir nicht nochmal zu sagen." „Dann lass das doch!" „Alex, sei bitte vernünftig! Irgendwie habe ich das Gefühl, dahinter steckt mehr. Ich meine, das ist lange her und auf einmal kommst du und gestehst Jenny deine Liebe." „Hat der kleine Polizist dir alles erzählt?" „Paul ist mein Partner und Vertrauen wird geschätzt, ausserdem sind wir gute Freunde", nimmt Semir seinen jetzigen Partner in Schutz. „Ich will mich nicht mir dir streiten, das ist eine Sache zwischen Jenny und mir", stellt Alex klar und Semir weiss, dass es aussichtslos ist, auf ihn reinzureden und führt stattdessen eine normale Unterhaltung mit ihm. Gegen Abend verlässt Semir nachdenklich das Hotel und hat kein gutes Gefühl...    

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