Kapitel 152

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Die Heimkehr...

Es ist Freitag und das Wochenende naht...gut gelaunt steht Paul ziemlich früh auf, die Sonne scheint durch die Jalousien ins Schlafzimmer. Der Raum erscheint hell und voller Lebensfreude und nicht mehr so finster und kalt, als Jenny nach New York flog. Paul tätschelt nach seinem Kopfkissen und drückt diese auf sein Gesicht. Dann wirft er den Kissen neben sich und steht auf, mit einem breiten Grinsen streckt er seine Armen nach oben, geht an dem hölzernen Surfbrett vorbei und streichelt diese erwartungsfroh. „Bald werde ich auch wieder surfen. Ach, wie sehr ich das Meer und den Sand vermisse", denkt Paul und macht ein Muskeltraining für seine Armen an einer befestigten Stange, die an der Decke hängt. Im Bad steht er vor dem Spiegel und streift das Pflaster an seiner Schläfe ab. Die Wunde scheint gut verheilt zu sein, es ist nur noch ein kleines Kratzer zu sehen. Pfeifend steht Paul nun unter der Dusche und ihm kommt eine geniale Idee, die er noch besorgen möchte. „Hoffentlich gefällt es Jenny!", malt sich Paul in seinen stillen Gedanken aus und zieht sich fertig an. Nach einem kurzen Telefonat mit Frau Krüger, indem Paul der Chefin mitteilt, dass er am Montag wieder zur Arbeit erscheint und von Frau Krüger erfährt Paul, dass auf dem Parkplatz der PAST der neue Dienstwagen steht. „Oh, dann hoffe ich, dass es ein Ferrari ist", scherzt Paul und ausnahmsweise hört er die Krüger am Telefon lachen. „Nein, das übersprengt unser Budget! Sie bekommen wie vorher auch ihren schwarzen Mercedes und gehen Sie sorgfältig mit ihm um!", muss die Chefin Pauls Wunsch nach einem Ferrari leider ablehnen. „Aber Chefin, den Dienstwagen habe ich nicht bewusst zerstört", betont Paul unschuldig. „Das ist mir soweit schon klar, Sie trifft keine Schuld, es war eine unglückliche Explosion gewesen. So, dann noch ein schönes Wochenende und ich sehe Sie am Montag auf der Arbeit, und ZWAR pünktlich!", erinnert die Chefin Paul noch kurz an die Uhrzeit. „Ja, Chefin!", verabschiedet sich Paul.

Auf dem Weg zurück zum Appartement kommt Jenny wieder an das Schaufenster vorbei, wo sie neulich mit James war und geht hinein. Der Besitzer scheint an diesem Tage nicht im Hause zu sein. Jenny hätte sich gerne von James bestem Freund verabschiedet, bevor sie die Heimreise nach Deutschland antritt. Ihr Blick fällt auf eine wunderschöne Sache und sie nimmt es an sich. „Ob Paul das Geschenk begreift? Wäre doch schöner als ihm einfach ins Gesicht zu sagen, „Du wirst Vater!", stellt sich Jenny Pauls Gesichtsausdruck vor, wenn sie ihm das Geschenk überreichen wird. Dabei schmunzelt Jenny und je mehr sie freut, desto schneller will sie heim zu Paul. An der Kasse lächelt die Verkäuferin über das kleine Päckchen und wünscht ihr erdenklich alles Gute für die Zukunft. Mit einem „Danke" verlässt Jenny das Geschäft und geht die letzten Meter zurück in das Appartement. An einer Drogerie bleibt sie stehen und geht spontan hinein. Um Gewissheit zu haben, beschliesst Jenny einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Kaum ist sie in dem Appartement angekommen, packt sie den Inhalt der Schachtel aus und liest die Anweisung durch. Sie befolgt es und wartet zwei Minuten. Die längste Minute, die sie je wartet hat. Hastig schaut Jenny auf den Teststreifen und sieht die zwei Streiche, die sich verfärbt haben. „Alice hatte Recht mit der Vermutung gehabt, ich bin schwanger!" Aus dem kurzen Schock kommt eine grosse Freude auf, „tatsächlich! Und dann auch noch von Paul, schöner kann es ja nicht werden!" Die letzte Nacht in New York kann Jenny vor lauter Aufregung nicht einschlafen. Sie wälzt sich mit vielen Fragen rund um das Baby im Bett hin und her, schliesslich gibt sie auf und richtet das Kopfkissen an die Wand des Bettes und macht das kleine Lämpchen auf dem Nachttisch an. Jenny starrt die Decke an, ihr fällt ein, dass sie die letzte Nacht von ihrer Oma geträumt hatte. In ihren Ohren hört sie die Worte ihrer Oma Mia, die sich in dem letzten Traum von ihr verabschiedet und losgelassen hat. Jenny spürt eine Traurigkeit, dass ihre Oma das nicht mehr erleben kann, ihren Urenkel kennenzulernen. Eine Zeitlang kann Jenny immer noch nicht einschlafen und wirft einen kurzen Blick auf ihr Handy und schaut auf die Uhr. Auf ihrem Handy haben sich zwei Nachrichten eingesammelt. Als sie Pauls Namen sieht, klopft ihr Herz vor Freude und liest die Nachricht. Paul erwarte Jenny sehnsüchtig und ist so happy, sie bald wieder in die Armen zu nehmen. Jenny tippt nur rote Herzen in die Nachricht und ein „Ich liebe Dich, bis bald..." Die zweite Nachricht ist von Alex, er fragt nochmal, wann der Flieger in Deutschland landet und er sie am Flughafen abholen kann. Alex möchte Jenny unbedingt die Neuigkeit verkünden und freut sich auf ihre baldige Rückkehr. Nachdem Jenny die Nachricht gelesen hat, steht für sie fest, Alex endlich reinen Wein einzuschenken und mit der Vergangenheit abzuschliessen.

Paul kommt am späten Nachmittag gut gelaunt aus der Stadt zurück, er beginnt die Wohnung ein wenig zu säubern und das kleine Chaos im Schlafzimmer aufzuräumen. Dort hat sich auf dem Bett einige Wäsche angesammelt. Er gibt sich Mühe, die frisch gewaschenen Sachen zu falten und sie in den Schrank zu deponieren. „Ich bin nicht so perfekt wie Jenny, aber wenigstens ist es aufgeräumt hier!", spricht Paul zu sich selbst, als er vor dem Kleiderschrank steht, seine Hände an seinen Hüften gestemmt und sich den Inhalt des Kleiderschranks anschaut. Dann schliesst er die Türen und begibt sich in den Flur. Dort hängt Paul das Willkommen-Banner auf. Er möchte Jenny eine Freude bereiten. Es klingelt an der Tür, verwundert darüber, wer ihn um die Uhrzeit besuchen möchte, macht Paul die Tür auf. „Hi, Partner!", begrüsst Semir, der seinen Blick sofort auf das Banner wirft. „Danke, ich freue mich!", spaziert Semir in den Flur hinein und lächelt seinen Partner an. „Sehr ordentlich hier! Hast du eine Putzfee?" Man hört Semir laut lachen und Paul begreift erst dann, dass Semir das „Willkommen-Schild" gesehen hat. „Das ist für Jenny gedacht! Aber du bist ja auch willkommen, obwohl du schon hereinspaziert bist", sagt Paul und lässt die Haustür leise zuknallen. „Lust auf Bier?", fragt Paul, der gerade in die Küche geht. „Immer doch!" „Mach es dir gemütlich draussen, ich komme gleich!", ruft Paul durch das Wohnzimmer, während Semir nun draussen auf der kleinen Terrasse steht und sich einen schönen Platz auf einem Stuhl aussucht. Paul überreicht Semir die Bierflasche und gemeinsam lassen sie es laut krachen. Nachdem beide einen Schluck genommen haben, sagt Semir mit einem lauten Ah:"Bald ist Jenny wieder da." „Ich freue mich wirklich, kann es nicht mehr abwarten!" „Ja Paul, man merkt es dir an, du bist schwer verliebt!" „Hoffentlich kapiert Brandt, dass Jenny zu mir gehört! Sag mal, ist er immer noch im Hotel oder ist er auf Nimmerwiedersehen abgereist?" „Keine Ahnung, und ehrlich gesagt, interessiert mich das Thema nicht mehr. Ich bin masslos enttäuscht von Alex. Komm, Partner, lass uns den Abend noch richtig ausnutzen!" Beide Männer lachen und quatschen noch den ganzen Abend.

Die morgendliche Übelkeit nimmt immer mehr zu, Jenny schafft es gerade noch rechtzeitig ins Bad. Einigen Minuten später geht es ihr langsam wieder gut. Sie nimmt einen Schluck Wasser und bekommt Hunger. „Wenn ich mich beeile, dann kann ich vielleicht irgendwo in einer Bakery was Süsses besorgen. Schon jetzt am Morgen Lust auf Süsses? Oh je...", zwischen dem Anziehen und dem Packen macht sich Jenny Gedanken um das Frühstück, „im Flieger ist das Essen nicht besonders. Der Rückflug dauert ja auch sehr lange und ich freue mich wirklich, wenn ich Paul mit meiner frühen Rückkehr überraschen kann."

Die restlichen Sachen werden noch in den Reiserucksack eingepackt mitsamt der Mitbringsel, die Jenny neulich in einem Shop gut gefallen haben. Beim Anblick des kleinen Päckchens kann Jenny es kaum aushalten und macht es wieder auf. Sie bewundert mit einem Lächeln den Inhalt und ist gespannt auf Pauls Reaktion. „Im wievielten Monat ich wohl sein mag? Ich muss unbedingt zur Gynäkologie gehen, um es schwarz auf weiss auf dem Papier zu haben", überlegt Jenny, und schaut auf ihren Bauch. „Noch passe ich in meine Jeans, aber danach? Darüber mache ich mir später Gedanken, jetzt muss ich erstmal Klarheit verschaffen und Alex mitteilen, dass ich mich endgültig für Paul entschieden habe." Es klopft an der Tür, James steht mit einem Lunchpaket in der Hand vor der Tür und möchte Jenny abholen. „Beste Grüsse von meiner Mom!" Es geht zum JFK Airport...    

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