Kapitel 148

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Versöhnung?...

Die Kinnlade klappt Jenny runter, nachdem sie das Wort „schwanger" gehört hat. Alice lächelt nur und umarmt Jenny. „Aber Kind, das ist doch nichts Schlimmes!" Jenny weiss im Moment nicht, was sie sagen soll, klar ist es ein Schock. Aber dann fällt ihr ein, dass sie schon lange keine Menstruation gehabt hatte. Jenny hatte wirklich durch den ganzen Stress mit den Träumen und dem Auftauchen von Alex nicht mehr an sich gedacht. „Aber das kann doch nicht sein, ich meine...", verblüfft sucht Jenny nach richtigen Worten. „Dann...ich meine...jetzt schon?" „Den Zeitpunkt kann man nicht aussuchen. Wenn es kommt, dann kommt es. Das Baby ist ein Geschenk der Liebe. Wenn du zurück nach Deutschland fliegst, lass dich bei deinem Frauenarzt klare Gewissheit verschaffen. Mir ist schon beim Abendessen aufgefallen, wie du mit dem Essen umgegangen bist. Bei meinen vier Kindern habe ich schon etwas Erfahrungen", drückt Alice Jenny nochmal. „Darf ich gratulieren?" „Natürlich! Das Kind ist dann von Paul!", freudig platzt Jenny mit der Nachricht, nachdem sie sich allmählich wieder gefasst hat. „Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Glück für deine kleine Familie und viel Glück in der Liebe zu deinem Paul. Berichtest du mir von der Kugelzeit und komm doch mal wieder mit Paul hier nach New York. Ich würde mich wirklich sehr freuen", bietet Alice Jenny an. Langsam naht der Abschied, Jenny hat Alice in ihr Herz geschlossen, und es hat ihr verdammt gut getan, mit ihr über ihre verzwickte Situation zu reden. Beide tauschen ihre Handynummer aus. „Ich habe dir zu danken für deinen Rat. Paul ist der Mensch, der meine Wunden geheilt hat. Er ist aufrichtig und liebt mich aus vollem Herzen. Mit ihm würde ich gerne den Rest meines Lebens verbringen. Bei Paul habe ich das Gefühl von Liebe und Geborgenheit, er bringt mich zum Lachen und nach einem harten Tag freue ich mich auf die Abende mit ihm. Ich bezweifle, dass die Beziehung mit Alex nach zwei Jahren wieder gut laufen wird. Wenn Alex von Anfang an um mich gekämpft hätte, vielleicht wäre ich bereit gewesen." Es klingelt an der Haustür, Alice öffnet und lässt ihren Sohn James ins Haus eintreten. „Good morning!", begrüsst James die beiden Frauen. „Schönes T-Shirt!", sagt James zu Jenny und diese lächelt. „Heute bekomme ich viele Komplimente über das T-Shirt." „So, wollen wir dann mal? Du weisst ja, der Verkehr in New York ist um diese Uhrzeit richtig hektisch", erinnert James Jenny daran und diese packt alles in den Rucksack und verabschiedet sich mit einer herzigen Umarmung von Alice. „Vielen Dank für alles! Wir schreiben, versprochen?" „Aber klar doch, ich freue mich, wenn ich mein Deutsch weiterhin benutze", mit beiden Händen umarmt Alice Jennys Wangen und gibt ihr einen Kuss an die Stirn. Jenny zeigt Alice noch schnell das Bild von Paul und als Alice den smarten Sunnyboy auf dem Handy sieht, pfeift sie:"Der sieht aber verdammt gut aus!" „Mom!", scherzt James, und alle lachen. „Passt bitte gut auf euch auf!", gibt Alice Jenny noch mit auf dem Weg und diese verlässt mit einem guten Gefühl das Haus und später die Staten Island. Unterwegs im Mustang schreibt Jenny eine kurze Nachricht an Paul.

Am späten Nachmittag bekommt Paul Besuch von seiner Schwester Lisa, die ihre Tochter Emilia mitbringt. An der Tür fällt die freudige Emilia ihrem Onkel stürmisch in die Armen. Lisa bemerkt an der Schläfe ihres Bruders ein kleines Pflaster. „Hallo Paul, was hast du denn da?" Nun schaut Emilia auch auf das Pflaster und beide warten gespannt die Antwort von Paul ab. „Ach, das? Nix Schlimmes, ein Dienstunfall", zwinkert Paul mit seinem rechten Augen und Lisa verdreht die Augen. „Cool, hast du dein Auto geschrottet oder wieso steht dein Auto nicht hier?", fragt Emilia. Paul legt seinen Arm um ihre Schulter und führt die Besucher in das Wohnzimmer. „Das ist aber nicht meine Schuld, dass mein Auto kaputt ist. Hoffentlich kriege ich ein Neues", hofft Paul und Emilia ist mit der Antwort zufrieden. „Wann kommt Jenny wieder?" „Bald, kleine Maus!" Emilia rennt in die Küche, öffnet den Kühlschrank und findet nicht vieles drin. „Du musst aber mal einkaufen gehen, Onkel!" „Ach Maus, wie denn ohne Auto?" „Mich kannst du ja fragen, oder nicht? Typisch mein Bruder! Ihm fällt nicht mal seine Schwester ein oder wieso nimmst du dir kein Taxi?", witzelt Lisa und bekommt ein Kissen von Paul auf ihr Gesicht zugeflogen. „Haha, wenn du das anbietest, dann können wir gleich los zum Einkaufen", will Paul aufstehen und Lisa möchte erstmal einen Kaffee trinken. „Nicht so schnell, Bruderherz! Ich bin hergekommen, um deinen köstlichen Kaffee zu geniessen." „Dann mache ich uns zwei Tassen Kaffee a'la Paul." Paul begibt sich in die Küche, Emilia setzt sich auf die Couch und ihr Blick fällt auf das Regal. „Paul?", ruft Emilia von der Couch aus. „Seit wann liest du Bücher von Pippi Langstrumpf?" Schon ist Emilia am Regal und zieht das Buch heraus. Pauls entsetzter Blick lässt ihn realisieren, dass er schnell handeln muss, bevor Emilia den Brief im Buch zwischen den Zeilen findet. „Moment!", ruft Paul und lässt den Löffel mit den gemahlenen Kaffeepulvern achtlos in das Schraubglas fallen und nimmt das Buch aus Emilias Händen. „Ich muss kurz was gucken", Paul findet den Brief und nimmt ihn zu sich und überreicht das Buch Emilia, die ihren Onkel ein wenig verdutzt anschaut. Paul lächelt einfach nur und geht zurück in die Küche. Lisa, die das Ganze mitbekommen hat, fragt ihren Bruder, was los sei. Paul weiss, dass Lisa ihn solange löchern wird, bis sie die ganze Geschichte weiss. Paul hört den Ton auf seinem Handy, das ihm mitteilt, er habe eine eingehende Nachricht erhalten. Paul jedoch ignoriert es und schenkt Kaffee in die Tassen ein. Der Kaffee duftet herrlich, die beiden Geschwister ziehen sich in der Küche zurück, Emilia scheint vertieft in das Buch zu sein und nimmt das Gespräch der Erwachsene nicht klar mit. Paul erzählt Lisa alles, was bis jetzt passiert ist."Meinst du, du könntest mich nach dem Einkaufen zu Semir bringen? Ich würde gerne mit ihm sprechen und diesen albernen Streit beenden." Paul schaut Lisa mit einem bittendem Blick an, diese sagt:"Das lässt sich einrichten. Ich freue mich, dass du den ersten Schritt auf Versöhnung machst." „Danke, Schwesterherz!"

Kurz vor Feierabend lässt Semir seinen Computer herunterfahren und verlässt das Büro. Susanne winkt Semir zu sich und dieser geht nach hinten an ihrem Schreibtisch. „Ich habe was gefunden über Alex", Susanne vergewissert sich um sie herum, dass ihr auch keiner zuschaut. „Ich habe ein paar Akten von vorbestrafte Täter anfordern lassen, die Alex in Brasilien verhaftet hat", flüstert Susanne leise und Semir macht grosse Augen. „Wie hast du das geschafft?" „Ich habe Kontakte, und die hatten was gut bei mir. So, jetzt wird es spannend!" Susanne scrollt mit der Maus und der Computer strahlt die Bilder aus. „Das ist der Mann, den Alex wegen Drogenbesitz verhaftet hat", liest Susanne aus der Akte hervor. „Und? Das ist doch sein Job?", die Sache kommt Semir normal vor. „Warte doch! Dieser andere Mann wurde ebenfalls wegen Drogen verhaftet. Aber er gibt immer wieder vor, Alex wäre sein Partner im Drogenhandel gewesen und dass er Polizist ist, wusste der Mann nicht. Beide haben sich das Geld geteilt und als der Mann später herausgefunden hatte, dass Alex Polizist ist, wollte der Mann abhauen. Aber Alex hat irgendwie mitbekommen, dass der Mann ihn erpressen wollte und hat den Mann hinter Gitter gebracht. Bis heute hat der Mann keine Beweise gegen Alex, nur seine Aussage. Die nützt ihm nicht viel im Prozess", fasst Susanne zusammen. „WAS? Nehmen wir mal an, Alex hat sich an den Drogenhandel beteiligt und viel Geld dabei verdient. Das könnte erklären, wieso er im teuersten Hotel schläft. Was ist nur aus ihm geworden?" Schockiert steht Semir neben Susanne, die ihn anschaut und ihn um Stillschweigen bittet, woher die Informationen kommen. Semir legt seine Hand auf die Schulter von Susanne und beruhigt sie. „Keine Angst, dein Geheimnis ist bei mir sicher. So, jetzt knöpfe ich mir Alex vor! Der soll Jenny in Ruhe lassen!" Aufbrausend und mit schnellen Schritten stürmt Semir aus der PAST. Susanne versucht vergebens, Semir hinterher zu rufen. Einige Kollegen schauen interessiert zu Susanne rüber, sogar die Krüger kommt aus ihrem Büro. „Was ist hier los?", möchte Kim wissen und Susanne erfindet eine Ausrede, es gehe um einer seiner Töchter. „Aha", sagt Kim nur und geht wieder ins Büro.

Im Hotel steht Semir vor Alex Suite und klopft an. Die Tür öffnet sich und ein halbnackter Alex erscheint in der Tür, ohne Semir anzusehen...    

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