Kapitel 95

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Ach, du Schreck...

Die Fahrt zum Steigenberger Hotel verläuft ohne Probleme, sogar kein Stau ist vorhersehbar. Semir liebt es mit Vollgas über die Autobahn zu brettern, Andrea dagegen erinnert ihn daran:"Du bist nicht im Dienst, vergiss mal für das Wochenende, den Helden zu spielen!" Semir nimmt den Fuss etwas vom Gas runter und die Fahrt wird angenehm. Das Auto biegt die Kurve zur Ausfahrt hinunter, beide bestaunen die schönen Landschaften in Bad Neuenahr und schwärmen, was man alles machen kann. „Ich denke da an ein entspanntes Bad mit Rosenblätter", schwelgt Andrea in Gedanken und Semir möchte ein schönes Candle-Light-Dinner im Kerzenschein haben. „Lassen wir uns überraschen, was das Hotel zu bieten hat", bremst Semir die Euphorie der beiden und fährt gerade auf die Einfahrt des Hotels zu. Es zeigt sich ein wunderschönes Schloss, das weiss erstrahlt mit den vielen Fenstern und zwei Burgtürmen. Der KIA wird auf dem Parkplatz abgestellt, Semir nimmt den Reisekoffer und lässt ihn neben sich rollen. Kurz vor dem Eingang, wo die Treppenstufen mit einer roten Teppich ausgelegt ist, staunen die Eheleute, die den Hochzeitstag feiern wollen, mit ihren Köpfen an den Burgtürmen nach oben an, und im dem Moment schrecken beide auf, als sie ein lautes Ploppen eines Korkes von einer Flasche hören. Margot und Hubert stehen vor Semir und Andrea, Semir hat die Kinnlade geöffnet und hat keine Worte dafür, im Gegensatz zu seiner Frau begrüsst diese ihre Eltern. „Mama, Papa, was macht ihr denn hier?", umarmt die Tochter die Eltern und Margot hält die vier Gläser in der Hand:"Wir wollen mit euch auf euren Hochzeitstag anstossen!" Hubert, der den Korken aus der Champagnerflasche platzen lässt, schüttet der ausgelaufene Schaum von den Händen ab und schenkt in die Gläser ein, die Margot ihm unter der Flasche hält. „Hallo, Semir!", winkt Hubert mit der Hand vor den Augen von Semir und der kleine Mann räuspert sich:"Hallo Schwiegervater, mit einfachen Sekt geht es auch. Wer soll das alles bezahlen?" Hubert lächelt und beruhigt Semir:"Mach dir keine Sorgen, das alles geht auf mich! Feiere schön mit Andrea, mir ist wichtig, dass sie glücklich ist!" Margot erhebt das Glas und die anderen prosten mit ihr zu:"Auf den Hochzeitstag!" Andreas Mutter hat schon bereits das Glas in einem Zug leergetrunken und lässt sich ein zweites Glas einschenken. „Ist das nicht schön hier? Wir haben uns auch einchecken lassen", kickert Margot und nimmt den nächsten Schluck Champagner. „Ach, du scheisse", flüstert Semir so leise, dass Andrea ihren Mann mit dem Ellbogen anstösst und zu ihren Eltern ein künstliches Lächeln aufsetzt, „aber das wäre doch nicht nötig gewesen." „Ach, es ist doch so schön mit euch zu feiern. Ausserdem sehen wir uns selten", begründet Margot den Aufenthalt hier im Hotel. „Oh Gott", schüttelt Semir den Kopf, dem den Albtraum wahr wird und trinkt den Champagner in Nu leer. Um aus der Situation heraus zu kommen, möchte Andrea mit Semir an die Rezeption gehen und in dem Zimmer einchecken. Margot und Hubert folgen den beiden in die Eingangshalle bis an die Rezeption. Dort erlebt Semir das nächste blaue Wunder, als Margot freudig verkündet:"Ist das nicht schön, dass wir auch Zimmernachbarn sind?" Andrea weiss, wie ihr Mann dazu steht und versucht die Wogen zu glätten:"Wir würden jetzt gerne mal alleine sein, man sieht sich doch." „Ach, bevor ich das vergesse, ich habe für heute Abend einen Tisch für uns alle bestellt. Kommt ihr um 19 Uhr in den Salon?", fällt Hubert noch ein und nimmt seine Frau unter die Armen und gehen zur Bar, die Gläser und Flasche zurückgeben. An der Rezeption nimmt Semir die Keycard der reservierten Suite an und geht mit Andrea zum Aufzug. „Ich hatte gedacht, wir sind alleine hier", sagt Semir leicht enttäuscht. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, schlägt seine Frau vor, erstmal ein Rosenblütenbad einzunehmen. „Das beruhigt unser Körper, Geist und Seele." „Wer es glaubt", redet Semir mit sich selbst und der Aufzug zur gewünschten Etage klingelt. Neugierig schauen sie sich die schöne Suite an, die luxuriös aussieht. Sogar eine kleine Bar steht im Wohnraum. Andrea bereitet ein Entspannungsbad im Badezimmer vor, dessen Badewanne frei im grossen Raum steht. Im Wohnraum zückt Semir nach seinem Handy und wählt eine Nummer. Andrea kommt und fragt ihn:"Wen rufst du denn an?" „Paul. Ich muss mit jemanden reden!", hält Semir das Handy an seinem Ohr. Andrea nimmt ihm das Handy weg, und beendet den Anruf. „Komm jetzt in die Wanne, wir entspannen uns jetzt!", schiebt sie ihren Mann ins Bad, der die Klamotten ablegt und in die Wanne schlüpft. Im Hintergrund hat Andrea die Musik eingeschaltet, daraus ertönen sanften Klängen der Musik. Nun sitzen beide in der Wanne, die mit roten Rosenblättern gestreut ein schönes Bild abzeichnen, Semir hat schon die Augen geschlossen und gibt genüssliche Laute vor sich. „Ich sehe, das Bad entspannt deine Seele", lächelt Andrea und berührt mit ihrer Fussspitze Semirs Brustkorb. Dieser wiederrum massiert ihr mit geschlossenen Augen den ausgestreckten Fuss. Die Musik läuft weiter, beide halten ihre Augen geschlossen, geniessen den herrlichen Duft und lassen die Seele baumeln.

„Wir haben Hunger!", rufen Ayda und Lilly in einem Chor. Jenny sagt zu Paul, der gerade die Tasche für sich und Jenny nach oben ins Gästezimmer gebracht hat und den Rucksack von Emilia in Lillys Zimmer gestellt hat und wieder die Treppen herunter kommt:„Sollen wir anfangen mit Essen? Andrea hat für das Grillen alles vorbereitet, du müsstet nur den Grill anschmeissen." „Klar, kein Problem!", klatscht sich Paul in die Hände und geht auf die Terrasse. Mittlerweile war er so oft hier bei seinem Partner zu Besuch, dass er weiss, wo was steht. Während Paul das Fleisch und die kleine Würstchen auf dem WEBER Grill brutzelt, helfen die drei Mädchen Jenny bei den Tischdecken auf der Terrasse und stellen den Nudelsalat in der Mitte des Tisches. Ein schönes Abendessen findet statt, bei dem die Mädchen angeregt über die Schule und das Neuste reden. Paul und Jenny hören zu, worüber die Mädchen reden und was das angesagte Thema zurzeit ist und lachen mit. „Was machen wir nach dem Essen?", fragt Paul in die Runde. Lilly schlägt ein Gesellschaftsspiel vor, und schnell ist der Abwasch gemacht. Paul räumt draussen den Grill sauber auf und lässt sich ein Bier schmecken, während die Mädchen Limo mit Wasser vermischt in die Gläser einschenken. Jenny hat sich ein Glas Rotwein eingeschenkt und nun beginnen sie das Spiel „Mensch ärgere dich nicht" zu spielen. Dabei werden die Figuren hin und her geschoben, rausgeworfen und wieder reingelassen. Lilly schmollt, dass sie am meisten betroffen rausgeworfen wird und Jenny zeigt Mitleid. „Regel ist Regel", sagt Paul. „Als ob du dich an die Regel halten würdest", zischt Jenny. Paul lacht Jenny mit frechen Blicken an. Am Ende hat Paul das Spiel verloren, er nimmt es gelassen mit Humor. Zu später Stunde sind alle müde und beschliessen, schlafen zu gehen. Emilia übernachtet im Bett von Lilly, die beiden Schwestern Ayda und Lilly teilen sich das Bett von Ayda. Eine Etage höher machen es sich Paul und Jenny im Gästezimmer gemütlich, die Andrea schon vorbereitet hat. Schnell sind sie auch eng umschlungen eingeschlafen.

Beim Abendessen im Salon im Hotel erscheinen Semir und Andrea pünktlich zu Tisch, während Hubert und Margot schon da sind. Der viereckige Tisch ist mit einem Drei-Gänge-Geschirr ausgestattet, die Kerzenflammen lodern, nach und nach kommen immer mehr Gäste in den Salon. Ein Kellner kommt an den Tisch und schenkt Sekt in die Gläser ein. „Ich habe mir erlaubt, als Begrüssung mit Sekt anzustossen", nickt Hubert dem Kellner zu. „Du siehst schon besser aus",stellt Margot fest, als sie Semir ansieht. Dieser lächelt gequält und versucht gute Miene zum Spiel zu machen. „Ein Entspannungsbad würde dir auch guttun", empfiehlt Semir seiner Schwiegermutter, die daraufhin antwortet:"Ach, das gönne ich mir jede Woche einmal." Nun eröffnet Hubert die kleine Rede und spricht auf den Hochzeitstag der Gerkhans an und wünscht den beiden weiterhin viel Glück auf dem Lebensweg, was die Vier alle mit erhobenem Sektglas zuprosten. Während sie auf das Essen warten, schlägt Semir seiner Frau vor, morgen mit ihr einen schönen Ausflug zu unternehmen. Als erster Gang wird eine Paprikasuppe mit Garnelen serviert, Semir nimmt gerade eine Garnele in den Mund als Margot mit der Sprache rausrückt:"Wir haben für morgen einen Ausflug mit euch organisiert!" Prompt verschluckt sich Semir mit weiten Augen "WIE?" und hustet so heftig, dass Andrea ihm zu Hilfe eilt und ihren Mann kräftig mit ihrer Hand auf den Rücken klopft...    

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