Kapitel 102

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Bauchgefühle...

In der stockdunkle Nacht ist von ganz weitem ein leichtes Donnergrollen zu hören, Paul und Jenny liegen immer noch eng einander gekuschelt unter der warmen Decke im Liegestuhl und schauen sich gegenseitig in die schönen Augen, Pauls Nasespitze berührt sanft die Nasespitze Jennys, aus seinem Lächeln kommen seine warme Worte:"Du bist das Beste, was mir je passiert ist!" Dabei streichelt er mit seiner linken Hand an der Wange von Jenny und diese lässt sich zu einem leidenschaftlichen Kuss hinreissen. „Paul, ich möchte dich nicht verlieren!", haucht sie in den Kuss hinein. „Wie kommst du denn darauf?", fragt Paul ein wenig irriert. „Nur so, mir beschleicht nur so ein komisches Bauchgefühl, aber nur ein kleines!", mit Sorgen in ihren Blicken schaut sie Paul an und berührt mit ihrem Zeigefinger seine Lippen. „Jenny, für mich gibt es nur DICH, hörst du? Egal, was es wird, mein Herz gehört nur DIR!", bekräftigt Paul seine Liebe nochmal gegenüber Jenny und als Beweis seiner Liebe, zieht er Jenny zu sich auf den Oberkörper liegend gelehnt und beide versinken in einen atemberaubenden Zungenkuss, das Prickeln der Gefühle knistert in der Luft. Durch die wälzenden Umarmungen verrutscht die Decke leicht, eine kalte Brise Wind weht an den Körper der beiden, die im Moment alles um sich herum vergessen und nur Augen für einander haben. Wie aus dem Nichts prasselt Regen vom Himmel herab, plätschert an den Klamotten und die Wassertropfen werden mehr und heftiger. „Hu, wir werden ja nass!", quiekt Jenny und rappelt sich liegend von Pauls Körper auf und packt schnell die Decke unter ihren Armen, rennt ins Haus, Paul folgt ihr. Der Donner kommt immer näher, Blitze setzen ein und erhellen die stockdunkle Nacht. „Och, schade um den schönen Kuss!", wirft Paul einen Blick durch die Terrassentür, die er gerade hinter sich schliesst. „Ich hätte gerne mit dir Liebe gemacht", zwinkert Paul spitzbübisch mit einem Auge. „Wie? Beim Gewitter da draussen? Um Gottes Willen!", ist Jenny über Pauls Idee entsetzt. „Ich dachte, du wärst spontan", fängt Paul wieder an, Jenny mit dem Thema zu ärgern. „Haha", verschränkt Jenny die Arme schützend vor der Brust:"Ich kann es gar nicht fassen, dass du sowas im Kopf hast." „Du kennst mich doch, ich liebe das Abenteuer und Risiko. So ein Naturerlebnis im Gewitter fehlt mir noch in meiner Sex-Sammlung", grinst Paul und zeigt seine Zähne. Jenny muss ebenfalls mit lachen, denn Pauls unwiderstehliches Lächeln kann man gar nicht ignorieren, im Gegenteil. Es strahlt so eine Harmonie, Wärme und Ehrlichkeit aus dem Lachen von Paul heraus. „Spinner!", geht Jenny nun auf Paul zu und umarmt ihn von hinten am Rücken und flüstert:"Ich liebe dich von ganzem Herzen!" Paul spürt Jennys Kinn an seiner rechten Schulter gelehnt und sanft sagend:„Ich dich auch!" Beide halten sich die Hände ineinander fest, schauen dem Gewitter noch eine kurze Weile zu, wie es in der Dunkelheit grelle Lichter blitzen lässt.

Währenddessen ist es weit nach Mitternacht, Andrea und Semir haben die Zeit völlig vergessen und der Bootsverleih hat um diese Uhrzeit bereits geschlossen. So beschliessen sie, spontan auf dem Boot zu übernachten. Andrea erhebt das aufgefüllte Rotweinglas und fragt ihren Mann mit ihrer Blicke, ob er noch Lust auf ein Glas habe. Semir nickt:"Das ist aber das Letzte für heute!" „Och, musst du noch fahren heute?", spitzt Andrea die Lippen mit geöffneten Augen und nimmt neben Semir Platz auf der weissen Bank, die an der Bootsspitze ist. Semir legt seinen Arm um ihre Schulter und wärmt sie, in der anderen Hand hat er das Glas Rotwein. In ganz weiterer Ferne ist ein ganz leises Donnergrollen zu hören, Andrea legt ihren Zeigefinger an ihren Lippen und Semir verstummt. „Hörst du das?", blickt seine Frau gegen Himmel, das klar und dunkel erscheint, der Halbmond strahlt am Himmel auf das schimmernde Wasser. „Ich höre so gut wie gar nichts. Das ist bestimmt drüben in Köln", schaut Semir in die Richtung, aus der Andrea das Grollen des Donners hört. „Lilly hat bei Gewitter immer Angst und braucht eine tröstende Seite", besorgt denkt die Mutter an die jüngste Tochter und Semir findet beruhigende Worte:"Paul und Jenny machen das schon, ich verlasse mich voll auf die beiden. So wie Paul mit seiner Nichte umgeht, da blüht einem das Herz." „Mhm...", macht Andrea ein nachdenkliches Gesicht und ihr Mann redet weiter:"Ich weiss nicht, wie Paul das macht, aber die Kinder oder sogar die Frauen fliegen ihm zu Herzen. So, jetzt genug gegrübelt!" Nun kommt Andrea richtig in Fahrt und Semir ist über seine gut gelaunte Frau erstaunt. „Klar, Paul sieht auch umwerfend aus. Wie es mal sein wird, wenn Jenny und Paul Eltern werden? Die werden garantiert eine glückliche Familie, da liegt mein Bauchgefühl richtig", ist Andrea positiv gestimmt und ihr fällt dann lächelnd im Gesicht ein:"Zuhause sind noch Kisten mit Babystrampler, die können wir den beiden schenken, wenn es soweit wird." „Paul demnächst Papa? Glaube ich nicht, der hat immer gesagt, später oder wenn überhaupt. Ich würde gerne Paul weiterhin als Partner behalten. Ich habe Durst, stossen wir auf weitere Hochzeitstage an", prostet Semir und Andrea klirrt ihr Glas gegen seins. Die Stimmung ist ausgelassen, man erzählt sich Geschichten aus der Vergangenheit, wie man sich kennengelernt habe und über die Geburt der Töchter erfreute, Semir eine schwere Zeit gehabt hatte, als Andrea ihn verlassen hatte und ausgezogen ist. Die Liebe hat das Band immer festgehalten und beide haben schwere Stürme überstanden und wieder zueinander gefunden, darüber sind die beiden heute glücklich und dankbar. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir ein zweites Mal heiraten", ist Semir sehr glücklich und erwartungsfroh. Seine Augen lächeln dabei voller Hoffnung in eine positive Zukunft. „Mein türkischer Hengst kämpft auch für alles", dreht sich Andrea zu Semir um und blickt in seine Augen. Beide versiegeln die Liebe mit leidenschaftlichen Küsse.

Lilly wird durch die laute Geräusche von draussen wach und zittert leicht. Sie rüttelt an ihrer Schwester, die neben ihr im Bett einen tiefen Schlaf hat und das Gewitter gar nicht bemerkt. Die Blitze erhellen den Raum durch die Schlitze des Rollos, Lilly nimmt ihr Kuscheltier, ein Hase mit langen Schlappohren, fest zu sich und steht auf. Verlässt das Kinderzimmer und steht nun im Flur. In dem Moment blickt durch das Fenster im Flur ein grellender Blitz, was sie so erschreckt und sie leise aufschreit. Dann rennt sie ohne nachzudenken eine Etage höher die Treppenstufen hinauf und an der Tür des Gästezimmer den Türgriff nach unten drückt und diese aufgeht. Lilly steht nun vor dem Bett und sieht in der schwache Dunkelheit Paul, der auf dem Rücken liegt, Jenny an seiner Brust am Oberkörper gelehnt und beide in einem ruhigen Schlaf. „Jenny? Paul?", ruft sie mit leiser Stimme, keiner reagiert. Sie überwindet ihren Stolz, geht zu Knien und krabbelt sich in die Mitte zwischen Jenny und Paul. Beide werden langsam wach und sehen in die Augen von Lilly, die verlegen lächelt und spricht:"Kann ich bei euch schlafen? Ich habe Angst vorm Gewitter." In dem Moment ertönt ein lautes Donnergrollen und Lilly kriecht sich unter die Decke. „Klar, kein Problem. Komm", versucht Jenny mit müde Augen Lilly zu trösten und nimmt sie in ihre Armen. Mit einem lächelnden Gesicht hat Paul seine Augen wieder geschlossen und legt seinen Arm beschützend um den kleinen Körper von Lilly weiter auf den Arm von Jenny. Nach Stunden zieht das Gewitter von Köln vorüber in die weitere Ferne und der Sonntagmorgen erhellt mit frischer Brise durch die gekippten Fenster. Ganz früh am Morgen bemerkt Ayda eine Leere neben sich, und dass ihre Schwester nicht neben ihr liegt, auf Zehenspitze geht sie in das Zimmer, wo Emilia schläft und findet diese durch das Quietschen der Tür wach im Bett vor. „Ist Lilly bei dir?", fragt Ayda und schaut sich um. Emilia schüttelt den Kopf und reibt sich die Augen. „Vielleicht ist sie bei Jenny und Paul?", vermutet Emilia, die zwar das Gewitter mitbekommen hat, aber mutig weiterschlafend im Bett geblieben ist. „Komm, wir schauen nach", schlägt Ayda vor, die ein wenig besorgt über ihre Schwester ist. Nun gehen die beiden ebenfalls eine Etage höher und finden neugierig durch die Türspalte die Drei niedlich schlafend vor und spontan lehnt sich Emilia neben Paul unter die Decke, während Ayda Emilia nacheifert und auf Jennys Bettseite zugeht und vorsichtig unter dessen Bettdecke schlüpft. Jetzt ist das Gästebett voll und schön eng gekuschelt anzusehen: Von links nach rechts Emilia, Paul, Lilly, Jenny und Ayda. Jeder hängt seinen Träumen nach, wie in einer glücklichen Bilderbuchfamilie...    

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