Kapitel 115

252 13 3
                                    


Unerwartete Überraschungen...

Mit dem Kugelschreiber in der Hand drückt Jenny auf die angesetzte Unterschrift im Mietvertrag, kurz läuft ihr ein kalter Schauer den Rücken entlang. „Natürlich möchte ich mit Paul zusammen leben, was soll mit stürmischen Zeiten gemeint sein? Streit gehört nun mal in einer Beziehung dazu, was darauf folgt, ist doch am Schönsten, nämlich auf Streit folgt liebende Leidenschaft...", lässt Jenny ihre Gedanken durch den Kopf gehen und wird jäh von Paul in die Wirklichkeit zurückgeholt. „Jenny? Alles ok?" Paul legt seine Hand streichelnd an die Wange von Jenny und diese blickt von dem Papier auf in seine kastanienbraunen Augen. „Du bist ja blass, geht es dir gut?", fragt Paul nochmal, als er vorhin keine Antwort bekommen hat. „Mir ist ein wenig mulmig! Ausserdem habe ich einen leeren Magen." Jenny schiebt ihre Gedanken beiseite und selbstbewusst setzt ihre Unterschrift auf den Vertrag. Mit einem lauten Seufzer lässt sie den Kuli auf den Tisch in der Küche fallen und Paul schnappt diese und setzt seine Unterschrift neben ihre. „So, jetzt ist das besiegelt!", freut sich Paul wie ein kleiner Junge, „darauf stossen wir an!" Paul holt aus dem Hängeschrank zwei Gläser und schenkt Mineralwasser medium ein. „Heute mal mit Wasser", scherzt Paul und Jenny nimmt lächelnd das Glas in ihre Hand, ein Klirren der Gläser ertönt und Küsse werden verteilt. „Was hältst du davon, wenn wir uns ein kleines Abendbrot machen? Nicht, dass du mir vom Leib fällst", scherzt Paul weiter, der offensichtlich gute Laune hat. „Ja, gute Idee, wir haben noch Paprika...", weiter kommt Jenny nicht, denn Paul hat sie schon an der Hand durch das Wohnzimmer geführt und lässt sie gemütlich auf der Couch Platz nehmen. „Ich zaubere uns was, in der Zwischenzeit relaxt du dich, ok?", zwinkert er mit seinem rechten Augen und schon ist er in die Küche abgerauscht. Ihre Gedanken kreisen wieder über ihr, nachdem sie Paul hinterher schaut und es ihr schwer um das Herz wird. „Paul kümmert sich fürsorglich um jeden, dem es nicht gut geht. Sogar einem Vogel würde er helfen, seine verletzten Flügel ausheilen zu lassen und es zurück in die Freiheit fliegen lassen. Pauls Mutter hat Recht, Paul hat ein gutes Herz. Nach aussen hin gibt er sich als harter Kerl aus, aber ganz tief im Inneren hat er ein sehr weiches Herz..." Jenny hört Klappern der Geschirre und ein fröhlich, pfeifender Paul bei der Paprika und Gurke schnippeln. Sie lehnt sich mit dem Kopf zurück an die Couch und schliesst für einige Sekunden ihre müden Augen. „Tata! Das Abendbrot ist gezaubert", mit ausgebreiteten Armen steht Paul vor dem gedeckten Tisch und Jenny ist davon angetan, nachdem sie neugierig in die Küche kommt, ihr Magen knurrt bei dem Anblick von Gemüsesticks mit Kräuterdip, Käsescheiben sowie Knäckebrot/Schwarzbrot lauter. „Genau das Richtige nach Sport!", hebt sie ihre Augenbraunen hoch und greift beherzigt zu einer Paprikastreife und steckt diese in den Dip, genüsslich lässt sie es auf der Zunge zergehen. „Mhm,...lecker Paul!", schwärmt sie und nimmt noch eine, „so köstlich gewürzt!" Paul belegt sich gerade ein Knäckebrot mit Käse und Salatgurke in Scheiben, freut, dass es seiner Liebsten schmeckt. „Du weisst, ich habe Talente in mir, die schlummern." „Oh ja", bricht Jenny in ein Gelächter aus, „das hast du mir schon mal gesagt, moment! Ach, jetzt weiss ich es, beim Tanzen im Hotel, wo wir unseren letzten Undercover Einsatz hatten." „Ich habe mir Mut antrinken müssen, dich zum Tanzen aufzufordern. Es war wirklich sehr schön mit dir gewesen!", erinnert sich Paul an den Tanz zurück, wo die beiden die Tanzfläche für sich alleine in dem grossen Saal hatten. „Das können wir ja am Samstag wiederholen", schlägt Jenny vor, „vielleicht eine andere Tanzrichtung zu einer anderen Musik." „Streetdance?", mit seinen schönen Lippen schmunzelt Paul, dem die Vorstellung gefällt und Jenny ihn entsetzt ansieht. „Auf dem harten Asphalt?" „Alles ist möglich!", spitzbübisch muss Paul nun lachen und beugt sich über den Tisch und gibt Jenny einen liebevollen Kuss, was diese nur zu gerne erwidert. „Ach ja, bevor ich das vergesse, Laura kommt! Sie möchte mir Jemanden vorstellen, der sie mittlerweile glücklich macht." „Mhm...", macht Paul, „da bin ich gespannt, und es wird höchste Zeit, dass ich mal deine Freundin kennenlerne." „Sie kann aber nicht lange bleiben, eine Geburtstagseinladung steht noch auf dem Programm", senkt Jenny traurig den Blick, was Paul merkt. „Lade sie doch mit ihrem Freund zu uns ein, wir machen uns einen schönen Abend", heitert Paul Jenny auf und auf ihrem Gesicht huscht ein Lächeln hervor. „Wenn du das Kochen übernimmst, gerne!", mit verschränkter Armen um ihre Brust im Stuhl zurücklehnend wartet Jenny die Antwort ab, was Paul cool kontert:"Kein Problem, ich weiss schon was!" Schnappt sich ein Paprikastick, kaut es und zwinkert mit seinen rechten Augen Jenny herzhaft an. Um wen es sich an Lauras Seite handelt, wird Paul sich dann noch amüsieren können?

Der Freitagmorgen bringt gute Laune auf das Revier der Autobahnpolizei, sogar die Polizeirätin Kim Krüger scheint in bester Laune zu sein wie schon lange nicht mehr. In ihrem Büro läuft sie auf ihren Stöckelschuhen auf und ab mit einem breiten Lächeln im Gesicht und in einer Hand das Handy am Ohr gelehnt. „Vielleicht hat sie Jemanden an der Angel", schaut Paul im Vorbeigehen an dessen Tür und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und Semir stimmt ihm zu:"Ich wünsche, dass die Chefin wieder glücklich wird!" und verstummt schnell, als diese höchstpersönlich vor dem Schreibtisch der Herren steht. Paul will sich geradesetzen, als die Krüger ihn bittet, ihr kurz behilflich zu sein. Paul lässt den Macho raus, „aber klar gerne doch!" und folgt ihr ins Büro. „Wobei kann ich behilflich sein?", fragt Paul und ist überrascht, dass die Chefin ihr Büro ein wenig umgestalten möchte. „Bartels, kommen Sie bitte mal kurz", ruft die Krüger durch die Tür, dass ihr Ruf durch die Halle zu hören ist. Finn steht von seinem Stuhl auf, folgt aufs Wort und schaut den beiden verdutzt an. Paul zuckt nur mit den Schultern. „Ich hätte gerne den Schreibtisch ein wenig schräg nach da gestellt, die Kommode etwas weiter nach links." Finn krempelt seine Ärmel hoch und scheint bereit zu sein, gemeinsam mit Paul packt er an, versetzt den Tisch mitsamt Stühlen und die Kommode. Kim beobachtet die beiden jungen Männer, deren muskulärer Body durch das T-Shirt und Hemd bemerkbar erscheint. „So, jetzt bin ich zufrieden und habe mehr Platz!", freut sich die Krüger, im Hintergrund schauen Paul und Finn ihre Chefin an und dann treffen sich ihre Blicke mit Fragezeichen über deren Köpfe schweben. „Darf ich fragen, wozu Sie mehr Platz brauchen?", ist Finn neugierig und Paul scherzt:"Zieht die Schrankmann hier mitein?" Während Finn ein entsetztes Gesicht macht, lächelt Kim nur. „Nein, in würde gerne in meiner Pause hier Yoga machen. Dafür brauche ich Platz für meine Matte." „Hier Yoga?", ungläubig und hoffentlich verhört schüttelt Paul den Kopf. „Renner, ja, Sie haben richtig gehört. Was ist denn daran so schlimm?"„Ähm, ...eigentlich nichts, aber etwas ungewöhnlich für eine Polizeirätin", verlegen sucht Paul nach der richtigen Antwort. „Cool, so eine Chefin zuhaben!", findet Finn die Idee nicht schlecht, „besser als die strenge Schrankmann!" „Da hören Sie es, Renner!" Kim stemmt ihre Hände an ihre Hüfte,"so, dann werde ich mich gemütlich einrichten", schaut sich um und beginnt ihr Büro zu ändern. „Danke, meine Herren!" „Gerne", lächelt Finn und Paul zieht ihn am Oberarm mit nach draussen. „Irgendwie ist sie wie ausgewechselt", nun muss Paul grinsen, sowas erlebt man ja nicht alle Tage. „Vielleicht ist sie verliebt?" schaut Finn nochmal zurück durch die Glasscheibe zur Krüger, die beschäftigt ist. „Schön wäre es, nach allem, was sie erlebt hat", wird Paul ein wenig melancholisch, kennt er ihre Geschichte von damals. „Was Schlimmes?", fragt Finn, der zu der besagten Zeit noch nicht an der Autobahnpolizei tätig war. „Nicht so wichtig", wedelt Paul mit seinen Händen und möchte zu Jenny gehen, als Finn ihn zurückhält. „Darf ich dich was fragen, wie sage ich einer Frau, dass ich sie attraktiv finde und mehr als nur Freundschaft für sie empfinde?", flüstert Finn leise und Paul muss pfeifen. „Geht es noch lauter?", wird Finn rot im Gesicht. Paul prustet und schmunzelt. „Lass mich raten, es geht um Dana?" „Wie, woher...?" „Bleib locker, alles gut. Ich habe Augen im Kopf und kann eins und eins zusammenzählen", geht Paul mit Finn etwas ausser Hörweite von Semir, der hinter dem Monitor arbeitet. „Semir weiss noch nichts davon! Ich...". Beide bemerken nicht, dass der kleine türkische Mann plötzlich hinter ihnen steht und fragt:„Was weiss ich nicht?" Paul und Finn drehen sich mit einem Schreck um...   

Mehr als nur Freundschaft?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt