Kapitel 94

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Tritt ins Fettnäpfchen...

Nach der Arbeit in der Wohnung angekommen, betritt Paul den Flur, der aufgeräumt aussieht und keine Kisten mehr vorzufinden ist, und hört im Hintergrund seine Lieblingsmusik, die Jenny ihn zum Geburtstag geschenkt hat. Jenny steht beim Dekorieren am Regal und merkt nicht, dass Paul sich an sie hereinschleicht und von hinten an die Taille packt und sie zu sich umdreht. Überrascht, wer da von hinten kommt, freut sich Jenny ebenfalls und küsst Paul so liebevoll. „Das sieht schon richtig gemütlich aus", wirft Paul einen Blick um sich herum im Wohnzimmer. „In zwei Stunden sollen wir bei Semir sein, vorher gehe ich noch duschen." Paul geht zurück in den Flur, zieht sich die schwarze Nike aus, auf dem Weg ins Schlafzimmer zieht er die Klamotten aus und witzelt:"Kommst du mit duschen?" Jenny gibt ihm bewusst keine Antwort und tut so, als ob sie schwer beschäftigt sei mit dem Dekorieren. Plötzlich wird sie von Paul, der nackt ist, auf seinen Armen hochgehoben und ins Bad getragen. „Widerstand zwecklos", lacht Paul und schafft es, dass Jenny aufgibt und ihre Hände um seinen Hals legt. „Du bist verrückt", lächelt sie, „weisst du, dass deine Mutter Emilia gleich vorbeibringt?" Paul lässt Jenny unter der Dusche wieder auf den Beinen und dreht das Duschwasser auf. „Aaahhh", schreit Jenny und fasst sich an ihren Klamotten, „Paul, meine Klamotten..." Das Wasser aus dem Duschkopf braust auf den Köpfen herab, beide prusten los. „Da hilft nur eines", schaut Paul Jenny mit seinen kastanienbraunen Augen verführerisch an, „ausziehen!" Er beginnt Jenny so liebevoll zu küssen, bittet um Einlass in ihren Mund für den Zungenkuss. Ohne diesen Zungenkuss zu unterbrechen hilft er ihr aus den nassen Klamotten heraus, die er einfach achtungslos auf den Boden wirft und den Küssen weiter nachgibt. „Ja schon, aber die Klamotten...", spricht Jenny zwischendurch in dem Kuss, weiter kommt sie nicht, da Paul seinen Zeigefinger auf ihre Lippen legt und sie am Hals entlang küsst und mitten im Wasserrauschen flüstert:"Darum kümmern wir uns später, ich will dich jetzt spüren!" Jenny will noch was sagen, aber Paul berührt schon ihre empfindlichste Stelle im unteren Bereich, so dass Jenny zu stöhnen beginnt. Nach einer Weile sind die beiden so ausser Atem, dass sie sich für einen Moment beieinander festhalten und sich ihre Liebe gestehen. Dann wird schnell abgeduscht und beim Abtrocknen bemerkt Paul, dass die türkisenen Handtücher in greller Farbe das Badezimmer aufpeppen. „Gefällt es dir?", fragt Jenny, die gerade dabei ist, sich die trockene Unterwäsche anzuziehen. „Mhm...", macht Paul, „Solange es keine rosa Handtücher sind, bin ich zufrieden. Moment, was ist das da?" Paul kommt näher an die Kommode und sieht ein rosa Plastikteil, das wie ein kelchähnliches Produkt aussieht, rumliegen mit einem kleinen, dazugehörigen pinken Baumwollbeutel. Jenny ahnt schon, was Paul sieht und lächelt auf dem Weg ins Schlafzimmer. Mit nur einem Handtuch um die Hüfte gewickelt steht Paul immer noch vor der Kommode. Im Schlafzimmer zieht sich Jenny die Jeanshose und rote Bluse an, kommt zurück ins Bad, geht an Paul vorbei, der das pinke Teil zwischen den Finger hat und sich daran riecht. Vor dem Spiegel richtet sich Jenny ihre Haare und ist mit ihrem Aussehen zufrieden, im Hintergrund durch den Spiegel beobachtet sie Paul und muss dabei schmunzeln. Im Flur zieht Jenny ihren grauen Stiefeletten an und bereitet die kleine Reisetasche vor für die Übernachtung bei den Gerkhans. Paul läuft Jenny hinterher und wedelt mit dem rosa Plastikding, riecht nochmal daran:"Sag mal, was ist das hier?" Jenny versucht nicht in Lachen auszubrechen, mit ernster Miene schaut sie in Pauls Grinsen und sagt kurz und deutlich:"Das ist meine Menstruationsstrasse." In dem Moment, wo Paul vor Schreck über das Wort das Ding fallenlässt, klingelt es an der Wohnungstür. Jenny öffnet die Tür, Emilia umarmt vor Wiedersehensfreude Jenny und Helga, die hinter ihrem Enkelkind steht, hat einen Wäschekorb in der Hand. Jenny hilft ihr beim Abnehmen des Korbes:"Hallo Helga, ich helfe dir!" „Oh, das ist nett von dir, danke!" Helga schliesst die Tür und sagt zu ihrem Sohn:"Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass ich dich immer fast halbnackt antreffe?" Verdutzt steht Paul immer noch im Flur und lässt es sich nicht anmerken. Er umarmt seine Lieblingsnichte, gibt ihr einen Kuss auf ihren Haarscheitel. „Das gefällt mir, das Regal da!", deutet Emilia mit dem Finger auf das neu dekorierte Regal und Jenny freut es zu hören. „Danke, Emilia!", sagt Jenny, die den Korb ins Schlafzimmer bringen möchte. Paul sieht sein hellblaues Lieblings T-Shirt von O'neill, mit einem Aufdruck O'neill, auf den anderen T-Shirts gestapelt und greift danach:"Ah, das habe ich ewig gesucht. Danke Mama fürs Waschen!", begrüsst Paul seine Mutter. Helga tritt genau in dem Moment auf das pinke Teil, das leise quiescht. Sie bückt sich nach vorne und hebt das Teil auf, schaut es kurz an ohne zu wissen, worum es sich handelt und reicht sie ihrem Sohn:"Die Wäsche hast du immer noch nicht abgeholt, wenn du nicht zu mir kommst, dann muss ich halt zu dir kommen." Paul lächelt seine Mutter an und versteckt das rosa Ding hinter seinem Rücken:"Ab sofort wäscht Jenny die Klamotten. Wir wohnen jetzt zusammen." Jenny schaut Paul mit zusammengekniffene Augen an, was das Waschen betrifft:"Du wirst mich hier im Haushalt unterstützen!" Paul zeigt sein breites Lächeln und neckt Jenny:"Wenn ich dafür einen Lob bekomme, dann ja!", formt seine Lippen zu einem Kussmund und zwinkert Jenny mit seinem rechten Augen zu. „Was meint er?", ist Helga über den Satz verwirrt und Jenny beschwichtigt mit ihren Händen:"Keine Ahnung, manchmal redet er Blödsinn." Innerlich in ihren Gedanken weiss Jenny, was Paul mit Lob meint, nämlich Sex, aber das kann sie schlecht vor Pauls Mutter preisgeben. „Ach mein Junge, das freut mich wirklich sehr! Ich wünsche euch viel Glück und dass ihr immer glücklich seid!", umarmt Helga Paul herzlich und dann auch Jenny. „Habe ich doch immer gesagt, Paul und Jenny lieben sich", ist nun auch Emilia happy und plumpst sich auf die Couch, „dann komme ich euch öfters besuchen!" Paul geht an seiner Nichte vorbei, beide geben sich die „Gib Five-Hand" und sagen gleichzeitig:"Dann gibt es Gemüselasagne!" Helga und Jenny lachen, Paul geht ins Schlafzimmer, legt das rosa Teil auf den Nachttisch von Jennys Bettseite und zieht sich nun fertig an. „Ach, die beiden mit den Gemüselasagne", schmunzelt Helga und Jenny fügt bei:"Man könnte meinen, Paul und Emilia sind Vater und Tochter." „Ich würde mich wirklich freuen, wenn Paul eigene Kinder hat", stellt sich seine Mutter ihren Sohn als Familienvater vor, „er kann das wirklich gut, sich um Kinder zu kümmern." Verlegen schaut Jenny auf den Boden, ihr ist das Thema ein wenig unangenehm mit der Mutter ihres Freundes zu sprechen. „Könnt ihr Emilia am Sonntag zu Lisa bringen?", fragt Helga Jenny, die Emilia ansieht. „Klar, das ist kein Problem. Wie spät?" „Wenn es für euch in Ordnung ist, am Nachmittag zum Kaffee?" Paul gesellt sich zu den anderen und zuckt mit den Schultern:"Ich weiss nicht, wann Semir zurück ist am Sonntag, sonst gerne!" Paul packt noch ein paar Kleinigkeiten in die Reisetasche und alle verlassen die Wohnung. Aus dem Auto seiner Mutter holt Paul noch den kleinen Rucksack von Emilia mit den Schlafsachen und die drei verabschieden sich von Helga. Mit dem schwarzen Mercedes geht die Fahrt zum Hause Gerkhans.

Gerade packt Semir den kleinen schwarzen Koffer in den weissen KIA seiner Frau, als der Mercedes auf den Hof angerollt kommt. „Schatz, Paul ist da!", ruft Semir von draussen und Andrea kommt mit Ayda und Lilly auf den Hof, alle begrüssen sich. Ayda und Lilly stürmen auf Paul zu, er hat alle Mühe, die beiden Mädchen zu umarmen. Jenny hat das schöne Bild mit Paul und die Töchtern von Semir vor den Augen und ihr fällt dabei die Worte von Pauls Mutter wieder ein:"Paul kann gut um Kinder kümmern." Sogar Emilia und Ayda umarmen sich herzlich, Lilly dagegen ist ein wenig schüchtern. „Ach, das wird noch", sagt Andrea und Paul stimmt ihr zu. „Herzlich willkommen, Jenny!", möchte Semir der Freundin seines Partners das Wohlfühlen in seinem Hause einfacher machen. „Danke, Semir!", freut sich Jenny, das ehrlich aus dem Munde von ihrem Kollegen kommt. Andrea nimmt Jenny unter ihrem Arm und möchte sie im Haus herumführen:"Ich zeige dir alles, fühl dich bitte wie Zuhause!" Während Andrea Jenny das ganze Haus zeigt, spazieren Ayda und Emilia auf dem Hof und gehen auf einen Schuppen zu, Lilly trabt den beiden hinterher. Vor dem Schuppen setzten sich die Drei auf eine Bank und unterhalten sich. „Alles klar, Partner?", fragt Paul, als die beiden alleine zurückbleiben. „Schon", sagt Semir, „aber wieso habe ich ein komisches Gefühl im Bauch?" „Entspanne dich wirklich mal, du denkst zuviel Negatives!",möchte Paul Semir lockern. „Du hast gut reden!", verdreht Semir seine Augen,„warte ab, bis du von deinen Schwiegereltern mal was geschenkt bekommst." „Darauf kannst du lange warten, ich bin momentan so zufrieden. Ich möchte erstmal eine unbeschwerte Zeit mit Jenny erleben", ist sich Paul sicher. „Man merkt, dass du schwer verliebt bist!", grinst Semir und Paul klopft ihn freundschaftlich an die Schulter, „musst du nicht langsam los? Sonst verpasst du die Romantik am Wochenende!" Beide lachen und Andrea lehnt sich aus dem Badfenster und ruft ihrem Mann zu, der mit Paul auf dem Hof steht:"Du hast deinen Bartöl vergessen einzupacken!" Paul verzieht eine Grimasse, hört zum ersten Mal, dass Semir sowas benutzt und fragt ihn:"Du benutzt Bartöl? Wozu?", und schaut hinunter auf Semirs kleinen Bart, der grau geworden ist. Semir reibt sich daran und sagt verlegen:"Damit die Stoppeln weich sind und nicht beim Küssen pieken." Um das Thema zu wechseln, schlägt Semir vor:"Wir müssen unbedingt wieder einen Kumpelabend machen!" „Klar, da bin ich dabei. Aber kümmere dich erstmal um Andrea!", zwinkert Paul mit dem rechten Augen und Semir weisst, worauf Paul damit hinaus will. „Schon klar, Partner!", geht Semir lächelnd bis an die Haustür und ruft durch das ganze Haus:"Schatz, komm jetzt!" Nun sind Andrea und Jenny von der Hausführung zurück auf den Hof. Mit einem zufriedenen Gesicht erscheint Jenny neben Paul, der sie umarmt. „Alles ok?", fragt Paul seine Liebste und diese nickt. Semir ruft nach seinen Töchtern und diese kommen angerannt. Die Eltern verabschieden sich von den Kinder mit einem Küsschen und tadelt sie:"Seid lieb und macht keinen Quatsch!" „Papa, was denkst du von mir?", ist Ayda empört während Lilly brav ihren Köpfchen nickt. Andrea will ans Steuer setzen, als Semir sie von hinten sanft fühlend an den Schultern anpackt und sie bis zur Beifahrertür vorführt und diese öffnet:"Der Gentlemen fährt höchstpersönlich!" Auf Andreas Gesicht setzt sich ein breites Lächeln auf und sie lässt es sich nicht zweimal sagen, nimmt Platz und schnallt sich an. Semir startet den Motor, beide winken durch das heruntergekurbelte Fenster, und fahren vom Hof. Paul steht mit den vier Frauen auf dem Hof und alle winken ebenfalls dem weissen KIA hinterher. „Weisst du, dass du der Hahn im Korb bist?", scherzt Jenny und Paul schaut sie mit einem schiefen Grinsen an:"Da fühle ich mich geehrt!", und ergeht mit erhobenen Händen ins Haus rein, so als ob er der König wäre. Emilia schlägt mit ihrer Hand an ihre Stirn und schüttelt den Kopf, Ayda und Lilly kichern über Pauls Gang. Jenny schaut den anderen schmunzelnd hinterher und in ihren Gedanken kreisen sich die Bilder, wie es mal aussehen wird, wenn sie selber Kinder hat und wie es sich anfühlt, Muttergefühle zu haben. Nun fühlt sich Jenny für das Wochenende wie eine Mama an, aber nur für dieses Wochenende...    

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