Kapitel 69

404 16 5
                                    


Der geheimnisvolle Brief...

Beim morgendlichen Frühstück träumt Jenny am gedeckten Tisch auf ihr Armband während Paul in aller Ruhe das Müsli geniesst. „Du kannst dich gar nicht satt sehen an dem Armband?", fragt Paul und nimmt sich einen Schluck Kaffee. „Es ist so wunderschön, das Armband", lächelt Jenny Paul an, „nur wie machen wir das mit dem Wochenende? Ich möchte dich gerne meinem Bruder vorstellen, wer weiss, wann ich ihn wiedersehe?" „Ich wüsste da vielleicht eine Lösung", kommt Paul eine Idee, „könnte zwar für mich stressig sein, aber für dich mache ich es aus Liebe." Jenny schaut Paul schief an, hoffentlich ist das nicht eine Idee, die dann am Ende im Chaos endet. Sie zuckt mit den Schultern und macht eine fragende Mundbewegung. „Dein Vater wollte ein Familienessen machen oder was auch immer, könnte man das am Freitag machen? Dann kann ich am Samstag früh nach Hamburg zu Louis fahren und komme Sonntagabend wieder heim.", schlägt Paul vor. „Wie fährst du denn nach Hamburg? Mit dem Auto?", in Jennys Blicke kommen Sorgen auf, so eine anstrengende Autofahrt. „Nein, natürlich nicht mit dem Auto, ich kann mit dem ICE fahren. Vielleicht könntest du mich zum Bahnhof fahren und wieder abholen?" „Das finde ich gut, ich frage meinen Vater mal." Die Zeit drängt zum Aufbruch zur Arbeit. Ohne besondere Vorfälle ist der Feierabend schnell vor der Tür und Jenny hat gute Nachrichten, was das Familientreffen betrifft. Im BMW erzählt sie Paul von dem Telefonat mit ihrem Vater, dass Patrick bereits am Donnerstagabend hier in Köln ankommen wird und das Familientreffen am Freitagnachmittag stattfinden kann. Paul sei herzlich eingeladen, was er gerne annimmt. Paul merkt, dass es Jenny wichtig sei, bei diesem Familientreffen dabei zu sein. „Prima, dann kann ich Louis mitteilen, dass ich Samstagvormittags in Hamburg ankomme", sagt Paul und ist gerade dabei, sein Handy aus der Hosentasche herauszuholen und eine Nachricht an Louis schreibt, während Jenny den BMW fährt und bald am Ziel, Pauls Wohnung, ankommt. Paul leert den Briefkasten und legt die Briefe achtungslos auf die Kommode im Flur. „Sind eh nur Werbungen", lächelt Paul ohne sich die Briefe genauer anzusehen und zieht sich die Jacke aus. Beim Abendessen überlegen beide, wie sie den nächsten Tag planen und so ziehen sich Paul und Jenny mit zwei Gläser Rotwein auf die Couch zurück und erzählen sich Geschichten aus ihrer Kindheit. Jenny versucht, sich Paul als kleinen Jungen und als Jugendlichen vorzustellen und wie es wäre, wie sie auf Paul reagieren würde, wenn sie in der Schule oder auf der Polizeischule begegnet wären. Paul legt beiläufig den Arm um Jennys Schulter, sie lehnt sich an ihn. Verträumt blicken sie durch das Fenster nach draussen und sehen, wie die Dunkelheit langsam einbricht. „Was denkst du gerade?" fragt Paul Jenny, nachdem beide eine lange Zeit kein Wort mehr sagen. „Ich denke daran, wie ich dem Wiedersehen mit meinem Bruder vorstelle. Und was ich ihm erzählen soll", antwortet Jenny und legt ihre Hand zärtlich auf Pauls Oberschenkel. Er nimmt sich gerade einen Schluck Wein:"Jenny, das wird nicht so schlimm werden. Erzähl ihm doch von mir, wie du mich am Anfang furchtbar fandest." Jenny boxt ihm ganz leicht in die Rippen und sagt mit einem Lachen:"Oh ja, wenn ich zurückdenke, am Anfang bei der Dienstfeier von Semir, was für ein Angeber du warst." „Und du bist jetzt mit dem Angeber zusammen", kommt von Paul und er beginnt Jenny unter den Armen zu kitzeln und aus ihrem Lachen kommt:"Nicht dem Angeber zusammen, eher mit einem Mister Chaos." Dabei geben sie sich zärtliche Küsse und schauen sich verliebt wie am ersten Tag an. Im Bad beim Zähneputzen kommt Paul eine schöne Idee und fragt Jenny, die neben ihm steht und sich gerade das Make up abwischt:"Du bist sehr gerne hier zu Besuch, oder?" „Mmh...", nuschelt Jenny, die gerade mit der feuchten Watte über die geschlossene Augenlider wischt. „Was hältst du davon, wenn du hier bei mir einziehen würdest?" schaut Paul Jenny dabei direkt in die Augen und wartet neugierig ihre Antwort ab. Mitten im Abschminken öffnet Jenny die Augen und freut sich:"Wirklich? Meinst du das ernst?" Paul lächelt und nimmt Jenny an die Hüfte:"Ich meine es wirklich ernst mit dir! Sonst würde ich es nicht vorschlagen." Rührend über seinen Worten kommen bei Jenny Tränen in die Augen, sie umarmt Paul stürmisch um den Hals und beide küssen sich. Dabei vergisst Jenny, wie sie im Gesicht aussieht. Paul dreht Jenny dann auf den Spiegel zu, so dass diese ein wenig geschockt in ihr eigenes Spiegelbild sieht und sich weiter mit dem Abschminken beschäftigt und Paul geht pfeifend ins Schlafzimmer. „Das Gute daran ist, dass ich in Zukunft pünktlich auf der PAST bin", hört Jenny im Bad durch die Stimme Pauls sagen. Sie verdreht die Augen und lächelt. Dabei fängt sie schon an, ein wenig auf der Ablage zu sortieren, umzuräumen und verlässt zufrieden das Bad, kuschelt sich an Paul und stellt sich vor, wie und was man ändern könnte. „Müssen wir das jetzt besprechen? Ich bin müde und würde einfach nur noch neben dir einschlafen und aufwachen", gähnt Paul und umarmt Jenny fest an sich. „So ein herrliches Gefühl, das gibt es jetzt täglich!", denkt Paul in den Schlaf, während Jenny weiterhin fröhlich plappert, wie sie sich das vorstelle, hier und da ein wenig zu dekorieren. Als sie keine Antwort von Paul hört, dreht sie sich vorsichtig zu Pauls Gesicht und bemerkt, dass er schläft. „Eins ist schon mal klar, das Bügelbrett brauche ich nicht mitzubringen. Dein Surfbrett ist optimal dafür!", spricht Jenny extra lauter und kann sich dabei ein Lachen nicht verkneifen. Prompt ist Paul hellwach und bremst ihr Pläne schmieden mit einem Kuss:"Das kommt nicht in Frage, ok! Komm, lass uns schlafen." „Ich kann aber nicht schlafen, bin so aufgeregt!", kommt von Jenny. „Da wüsste ich eine Lösung, das lenkt dich von Plänen machen ab", beginnt Paul Jenny unter der Decke zu verführen.

Der Wecker klingelt und Paul tastet nach dem Wecker. Langsam steht Jenny auf, macht sich fertig und weckt Paul, der gerne weiter schlafen möchte. „Nichts da!", ruft Jenny und zieht die Decke am Fussende vom Bett, so dass Paul nur noch nackt liegt. „Ich mache schon mal Frühstück!", hört Paul Jenny noch sagen, bevor sie sich mit dem Geschirr in der Küche klappert und den langsamen Kaffeeduft schwebt durch die Wohnung. Gerade ist der letzte Tropfen Kaffee gesickert, ist Paul am Tisch. „Perfektes Timing!", scherzt Paul und gibt Jenny einen Morgenkuss, die gerade Kaffee in die Tasse einschenkt. „Ich würde das Geschirr von unten nach oben versetzen, das ist praktischer so. Und...", weiter kommt Jenny nicht, denn Paul fällt ihr ins Wort:"Muss das jetzt sein? Wir haben doch genug Zeit später." Beim Frühstück fällt ihr dann ein, dass sie noch ein paar Sachen aus ihrer Wohnung holen muss für das Wochenende. Bevor beide zur Arbeit aufbrechen, sieht Jenny an der Garderobe auf der Kommode die vielen Briefen rumliegen und zu Paul gewandt:"Das hier geht schon mal nicht." Sie drückt die Stapel Briefe in Pauls Händen und beim Versuch, sie festzuhalten, fallen einige Briefe zu Boden. Beim Aufheben bemerkt Paul ein weisser Umschlag ohne Aufschrift. Die anderen Briefe legt er wieder auf die Kommode und Jenny fängt an zu meckern:"Paul, was habe ich eben gesagt?" Paul öffnet den Umschlag und faltet ein Blatt Papier auf, auf dem nur einen Satz geschrieben steht:"Sie haben eine scharfe Braut!" Geschockt darüber, was drin steht, zeigt er Jenny den Brief und mit zittriger Stimme fragt Jenny:"Bin ich damit gemeint?" Paul geht nervös im Flur auf und ab, dann kommen ihm die Bilder der letzten Stunden durch die Gedanken:"Der rote SUV vor der Wohnung von Jenny, auf dem Parkplatz und auf der Autobahn. Der Mann, der Jenny angeschaut hat."

Durch das Rütteln an seinem Körper kommt Paul zurück in die Realität und sagt zu Jenny:"Woher weisst der Typ, wer ich bin und wo ich wohne?" Jenny zuckt nur mit den Schultern, die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben. „Wir gehen damit zur Krüger und ich lasse den Brief bei Hartmut checken. Fuck echt!", überlegt Paul und erst jetzt bemerkt er, dass Jenny ein wenig blass im Gesicht ist. „Ich verspreche dir, ich passe auf dich auf!", nimmt Paul Jenny in seinen beschützenden Armen und beide verlassen die Wohnung und gehen unauffällig zum BMW, diesmal übernimmt Paul die Fahrt zur Arbeit. Auf der PAST ankommend, betreten Paul und Jenny mit Sorgen in ihren Blicken das Büro der Chefin, beim Vorbeigehen bittet Paul Semir, der bereits vor seinem Computer sitzt, mitzukommen. „Guten Morgen!", kommt von der Chefin und sie wundert sich, wieso alle vor ihr stehen und der Krüger ebenfall sein „Guten Morgen!" wünschen. Dann legt Paul den anonymen Brief auf den Schreibtisch von der Krüger...    

Mehr als nur Freundschaft?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt