Kapitel 144

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Staten Island...

Semir steht vor der Suite von Alex und wartet, klopft noch einmal daran. Nun wird die Tür geöffnet und Alex, mit dem Handy am Ohr erscheint in der Türschwelle. Sein grimmiger Blick spricht Bände. „Was soll das?", beschwert sich Alex und als er Semir sieht, schlägt sich seinen Ärger in Freundlichkeit um. „Hallo Semir! Komm herein!", bittet Alex seinen ehemaligen Partner um Einlass und dieser marschiert dankend hinein. Nun widmet sich Alex dem Gespräch am Handy zu:"Ja, Mama, mache ich. Ich muss jetzt aufhören, habe Besuch. Habe dich lieb und ich melde mich wieder." Semir geht einige Schritten im Wohnbereich und bleibt stehen, als Alex sein Handy auf den Tisch ablegt. „Hallo Alex, wir müssen dringend unterhalten. Es geht so nicht mehr weiter!", beginnt Semir das Gespräch, dabei lehnt er seine rechte Hand über den Holster. Alex schaut Semir mit einem fragendem Blick an und nun lässt Semir es raus:"Ich möchte nicht um den heissen Brei reden. Ich habe mich geehrt gefühlt, dass du gerne wieder meinen Partner sein möchtest. Aber ich habe dir schon gesagt, dass ich Paul als meinen Partner habe und auch dabei belassen möchte. Wir hatten eine gute Zeit und die ist nun mal vorbei. Du hast dich entschieden, die PAST zu verlassen. Ich kann Paul den Platz auf meinen Beifahrersitz nicht wegnehmen und sie dir anbieten." Klar hat Alex das schon befürchtet, dass die Rückkehr zur Autobahnpolizei schwierig sein könnte, aber durch Jennys Erzählungen am Handy ist Alex eine andere Möglichkeit eingefallen, die auch vorstellbar für eine Zukunft mit Jenny und ihm machbar sei. „Semir, alles gut. Ich habe da vielleicht eine andere Alternative in Aussicht. Mal schauen, was Jenny zu meiner Überraschung sagen wird", legt Alex seine Hände auf die Schulter von Semir und dieser traut seine Ohren nicht ganz. „Dann möchtest du nicht wegen unserer Zeit, sondern wegen Jenny zurück nach Köln und zur PAST?", kann Semir nicht glauben, „und deinetwegen habe ich so einen grossen Krach mit Paul!" „Was kann ich denn dafür, dass du mit deinem Partner ein Problem hast?" „Alex, seit du hier aufgetaucht bist, gibt es Probleme! Und ich weiss, du magst es nicht hören, aber Jenny gehört zu Paul!", bittet Semir mit beiden Händen zusammenhaltend, um Alex zu begreifen zu lassen, dass er nicht in deren Beziehung einmischen soll. „Sollte Jenny das nicht entscheiden, mit wem sie zusammen sein möchte?", lächelt Alex ein wenig frech. „Ich brauche dich nicht daran zu erinnern, dass du Jenny damals zurückgelassen hast!", beschwichtigt Semir mit seiner Hand. „Das ist mir schon bewusst, und ja, ich bereue es! Ich hoffe auf eine zweite Chance und irgendwo mit Jenny ein neues Leben anzufangen." Irgendetwas kommt Semir komisch in seinem Bauchgefühl her, schliesslich fragt er:"Alex, weswegen bist du wirklich hier? Du warst zwei Jahre im Ausland, nun kommst du und möchtest Jenny zurück haben. Warum hast du nicht ganz am Anfang um sie gekämpft? Und dass du dir das für deinen längeren Aufenthalt hier im Hotel überhaupt leisten kannst, ist mir wirklich schleierhaft!", gibt Semir ehrlich zu und prompt wirft Alex Semir an den Kopf, ob er vielleicht neidisch sei? „Bitte? Ich und neidisch? Es gibt auch andere Werte, die wichtig sind als im Luxus zu leben. Geld macht nicht glücklich!", widerspricht Semir, „Alex, was ist nur aus dir geworden? So kenne ich dich nicht!" Alex möchte das sich nicht länger anhören und geht zur Tür, öffnet diese und deutet mit dem Kopf, dass Semir bitte gehen soll. Schockiert über seinen ehemaligen Partner, der wie ausgewechselt ist, geht Semir an Alex vorbei durch die Tür, dreht sich ein letztes Mal um und verspricht:"Ich werde noch herausfinden, was hinter deinem Luxusleben steckt!" Ohne die Antwort von Alex abzuwarten, knallt dieser die Tür vor Semirs Nase zu.

Beim FBI läutet der Feierabend ein, jeder verabschiedet sich und begibt sich auf den Weg zur Fahrstuhl. Unten angekommen, folgt Jenny James zu seinem Wagen und dieser fährt bis zur Staten Island Ferry, einer New Yorker Hafen. Wie James möchten auch andere Passagieren mit ihren Autos auf die Fähre fahren und am unteren Deck werden die Autos in zwei Reihen geparkt, die Passagieren halten sich eine Etage höher auf dem Deck auf und geniessen den Ausblick auf das Wasser, die Freiheitsstatue ist auf der anderen Seite von gut zu sehen und mit der Ferne wird sie immer kleiner. Nach gut einer halben Stunde kommt die Fähre an Staten Island an und die Autos fahren mit langsamer Geschwindigkeit von Bord. Gefühlte zwanzig Minuten dauert noch die Autofahrt bis James die Einfahrt zu einem Haus hochfährt und den Motor ausstellt. Das Haus ist in gemütlicher, amerikanischer Bauweise dargestellt, Blumen blühen in bunten Farben, die vielen Treppenstufen führt nach oben zur Haustür. Jenny bestaunt beim Aussteigen das schöne Haus und James führt sie am Haus vorbei zu einen kleinen Hintertür im Garten. Jenny tritt ein und ihr kommt ein grosse Wiese mit einer Hollywoodschaukel vor den Augen. Weiter dahinter befindet sich ein schmaler Fluss, der durch die Mündung fliesst bis zum grossen Fluss, dem Hudson River. Auf der Terrasse sind einige Personen, die James freudig begrüssen und ein kleines Mädchen kommt gerannt auf James zu. „Dad!", ruft es laut und James wirbelt die Kleine beim Hochheben in die Luft. „Das ist Nancy, meine Tochter", stellt James das kleine Mädchen Jenny vor und diese gibt James Tochter ihre Hand. „Hello, I am Jenny!" Schüchtern lehnt sich Nancy fest an Oberteil ihres Vaters, was Jenny mit einem Lächeln zeigt. „Es ist sehr schön hier!", sagt sie und folgt James bis zur Terrasse. „Hello!" hört Jenny von den anderen Personen, darunter Samantha, James Frau. „Darf ich dir meine Eltern vorstellen? Das ist mein Vater Ben und das ist meine Mutter Alice", macht James die Bekanntschaft zwischen Jenny und seinen Eltern. Alice umarmt sofort Jenny und spricht fliessend Deutsch. „Endlich mal einer, mit der ich nur Deutsch reden kann", lacht Alice und deutet auf die Familie, die am Tisch sitzen. „Meine Familie spricht leider nicht so perfekt Deutsch bis auf James." Jenny ist von Alices Temperament überrascht, sie wird von Alice in der Hand zu Tisch geführt und wird jedem vorgestellt. „Das ist Kelly, die jüngste Tochter. Sam kennst du schon, wie ich sehe. Die zwei Ältesten, Noah und Pamela kommen nachher noch zum Abendessen." „Oh, Sie haben aber eine grosse Familie", stellt Jenny fest, als sie den gedeckten Tisch sieht. „Lassen Sie das Sie bitte, ich bin Alice!", drückt Alice Jenny in ihre Umarmung. So stürmisch wurde Jenny noch nicht von einer Frau umarmt. Nur von Pauls Mutter fühlte sie sich herzlich in die Familie aufgenommen. Jetzt denkt Jenny wieder an Paul und seine Eltern, die Jenny liebevoll in die Familie aufgenommen haben. „Oh my God, the chicken!", mit beiden Händen an die Wange geklatscht fällt Alice ein, dass das Hähnchen noch im Ofen ist und rennt ins Haus. James nimmt Jenny kurz beiseite. „Ich habe dich hierher geführt, meine Mutter hatte eine ähnliche Situation erlebt damals. Vielleicht kann sie dir mit dem Rat helfen." Nun ist Jenny erleichtert, dass es nur die Familie von James ist und nicht so ein kleines Zelt mit einer Wahrsagerin und dessen Kristallkugel ist. Kurz darauf trödeln nun auch Noah mitsamt Frau und Sohn Patrick in den Garten und Pamela mit ihren zwei Töchtern, Emily und Claire. Alle geben sich die Hand und auf Alices Frage, wo ihr Mann sei, entschuldigt Pamela das Fehlen ihren Mannes Brian mit der Begründung, ihm sei ein Notfall-OP dazwischengekommen. Nun sitzt die grosse Familie bei herrlichem Wetter draussen am Tisch und Alice stellt die Auflaufform mit dem Hähnchen auf den Tisch. Jennys Augen sind erleichtert, als sie das Hähnchen sieht. Alice bemerkt dies und legt ihre Hand auf Jennys Schulter:"Ich weiss, Amerikaner haben immer diesen ganzen Hähnchen im Ofen. Aber ich mache das meistens so, schön fein in Würfel geschnitten und eine leckere Kräutersauce, das ist das einzige Lieblingsessen, was ich aus Deutschland mitgenommen habe. Wir unterhalten uns später mal in aller Ruhe und nun heisst es jetzt good appetite!" Alle greifen herzlich zu, auch Jenny nimmt sich was und sie fühlt sich wohl und merkt, dass es ähnlich turbulent wie bei Pauls Familie oder wie letztes Mal, als Paul mit sie um die drei Mädchen gekümmert haben, zugeht. Jenny spürt, dass sie den kleinen Trubel vermisst und wie Paul so toll mit Kindern umgehen kann. „Mit dieser Rasselbande würde Paul es locker aufnehmen", denkt Jenny und nimmt einen Bissen in den Mund. „Wirklich köstlich, Alice!", lobt Jenny und Alice, die neben ihr sitzt, lächelt und freut sich, dass es dem deutschen Gast schmeckt. Nach dem Essen wird der Tisch abgeräumt, die Erwachsene unterhalten sich bei einem Glas Wein und die Kinder spielen Fangen...    

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