Mehr als nur Freundschaft?

Kapitel 111

Abend voller Überraschungen...

Den Abend lassen Jenny und Paul mit einem Glas Sekt ausklingen, gemütlich sitzen sie auf der Couch und schauen gedankenverloren aus dem Fenster, wo der Himmel sich langsam in die Dunkelheit verwandelt. Paul steht kurz auf, macht die grosse Stehlampe auf der schwarzen, flachen Kommode neben der Couch an. Jenny kuschelt sich wieder an Paul und beginnt mit den Plänen, was man in der Wohnung noch verändern könne. „Wie wäre es, wenn wir da ein grösseres Bild an der Wand aufhängen? Das kleine Bild passt da nicht so richtig", in ihrer Eifer blüht Jenny auf und lässt die letzte Tagen hinter sich. Paul beobachtet verträumt Jennys Gesichtsausdruck, wie sie ihr Kopf an die Seite dreht, sich umschaut und wieder zu Paul, zwischendurch fragt sie:"Was meinst du...Passt doch gut...da schauen wir noch mal..." Erleichterung steht Paul ins Gesicht geschrieben, dass jetzt am Abend mal eine fröhliche Stimmung auf der Couch herrsche und munter plappert Jenny weiter bis Paul den Zeigefinger auf ihren Lippen legt. „Jenny, es ist schön, dass du dir Gedanken um die Einrichtung machst. Darf ich dich zur Abwechslung auch mal küssen, das vermisse ich irgendwie?", grinst Paul spitzbübisch und beide schauen sich nah und tief in die Augen. Zärtliche Küsse werden verteilt, beide scheinen im Augenblick nur noch Augen für einander zu haben, das Kribbeln im Bauch wird stärker, das erotische Knistern liegt in der Luft. „Du kannst mich auch vernaschen", lächelt Jenny in die Küsse und Paul erwidert aufgebracht:"Oh, nichts lieber als das!" Kaum hat sich Jenny auf seinen Schoss gesetzt, spürt sie auch schon das Gewölbe an der Hose von Paul, Klamotten werden nach und nach ausgezogen und beide liebkosten sich an ihren Körper bis Paul Jenny an seinen Hüften hochhebt und sie sanft auf der Couch hinlegt. Sie streift liegend ihr Slip ab und schaut dem stehenden Paul beim strippen zu, wie er seinen Gürtel öffnet und die aufgeknöpfte Jeans mitsamt der Boxershort an seinen Hüften gleiten lässt. Nun geht Paul zu Knien auf der Couch entlang zu Jenny, die ihn zu sich holt, ihre Hände durch seine blonde Haaren wuschelt, leidenschaftliche Zungenküsse werden verteilt. Den Höhepunkt der heissen Liebe in die schwach beleuchteten Wohnzimmer erleben beide schwitzend und mit lautem, wohligem Stöhnen. Kurz vor Mitternacht sind deren Kräfte alle verbraucht, Stirn an Stirn gelehnt, flüstert Paul liebevoll:"Du machst mich ganz schön wahnsinnig!" „Dafür liebe ich dich!", haucht Jenny in ihren Kuss an Paul und berührt dabei seinen Sixpack. Eine Weile lassen sich Paul und Jenny ohne Worte kuscheln und küssen, bis sie auf der Couch eng aneinander in den Armen festhaltend in den Schlaf fallen...

Den späten Abend im Hause Gerkhan verbringen Semir und Andrea in der Küche bei einem Glas Rotwein. „Ist für das Sommerfest alles vorbereitet?", fragt Andrea ihren Mann, nachdem sie die Gläser mit Rotwein eingeschenkt hat und sich an den Küchentisch in den Rattanstuhl zurücklehnt. Semir zuckt mit den Schultern und nimmt einen Schluck Rotwein, blickt seine Frau an. „Was ich weiss, ist, dass wir am Freitag früher Feierabend haben und beim Aufbau der Bänke und Tischen mithelfen. Alles andere organisiert die Krüger." „Ich freue mich auf den Abend mit Tanz und Musik", schwärmt Andrea und Semir fügt bei:"Da lassen wir die Sau raus!" Beide brechen in ein Gelächter aus und prosten sich mit den Gläsern zu. „Ich hatte heute ein Gespräch mit Paul gehabt, ihm scheint was zu bedrücken." Andrea wirft ihrem Mann fragende Blicken zu und er erinnert sie an ihren Satz:"Du hattest letztes Mal doch gespürt, dass Jenny irgendwie bedrückt aussah, als sie Paul hier abgeholt hat." „Ja, stimmt. Und?" „Es geht um die alte Frau, die Vorahnungen für die Zukunft hat." „Du meinst, die alte Dame aus dem Supermarkt, von der Lilly neulich erzählt hat?" „Ja, die. Ob du es glaubst oder nicht, das ist Jennys Oma!", erzählt Semir mit grossen Augen. „Was soll daran schlimm sein?", wundert sich Andrea, dessen Inhalt sie noch nicht kennt. „Schatz, Jennys Oma liegt schon vielen Jahren im Grab!", spricht Semir leise, nicht dass im Hintergrund irgendjemand mithört. „Wieso flüsterst du?", spricht Andrea auch leise. „Ich möchte Lilly nicht beunruhigen, dass die alte Frau nicht existiert", antwortet Semir, weiter kommt er nicht, ein Mofa fährt gerade auf den Hof rein. Semir schaut auf seine Armbanduhr und merkt, dass der Zeiger kurz vor Mitternacht zeigt. „Wo kommt Dana her?", wundert Semir sich und Andrea streckt ihre beiden Hände mit fragenden Blicken aus. Semir dreht sich auf dem Stuhl sitzend um Richtung Flur, wo Dana gerade mit dem Helm auf dem Arm gelehnt durch die Haustür reinkommt. „Sag mal, Fräulein", schimpft ihr Vater, „weisst du eigentlich, wie spät es ist?" „Papa, ich bin alt genug und jetzt bin ich ja da!" „Morgen ist ein Tag zum Arbeiten, da musst du doch fit sein, sonst wird das nichts mit deinem Berufswunsch. Wo warst du überhaupt?", wird der Vater ein wenig lauter und Andrea hat alle Mühe, ihren Mann zu beruhigen. „Schatz, bitte nicht so laut, du weckst die anderen noch auf!" Dana kommt in die Küche und steht vor den Eltern. „Ich habe mich mit jemandem getroffen und dabei habe ich auch über den Beruf was Neues dazugelernt", lächelt Dana und Andrea ahnt sofort, dass dahinter ein Junge steckt, was Semir widerrum nicht schnell begreift. „Ach, wie ich dich kenne, wird die Diskussion eh lange dauern. Da gehe ich lieber ins Bett und bin dann pünktlich zum Frühstück wieder da. Gute Nacht!" Sie gibt den Eltern Küssen an die Wangen und sprintet leise die Treppenstufen nach oben in ihr Zimmer. „Was war das, bitte?" muss Semir erstmal seinen Ärger durchsinken und Andrea legt ihre Hand auf die von Semir und bringt ihn schonend bei:"Dana ist verliebt." „Was...wie...in wen?", irgendwie kann Semir nicht fassen, dass seine älteste Tochter flügge wird. „Schatz, du weisst, dass Dana kein kleines Kind mehr ist! Ist doch schön, wenn sie jemanden hat und die Liebe kennenlernt." „Aber, ich muss sie doch vor Enttäuschungen beschützen, oder dass ein Typ sie nicht mit Gefühlen spielen lassen soll, und..." Andrea bremst ihren Mann schnell, indem sie sagt:"Lass sie ihre Erfahrungen machen, Fehler gehören dazu und man lernt daraus. Du kannst für sie da sein und wenn Dana einen Rat braucht, dann kommt sie bestimmt zu dir, versuch ihr zuzuhören und nicht sofort Vorwürfe machen. Aber die Liebe kannst du ihr nicht vorschreiben!" Auch wenn Semir es nicht gerne zugibt, fällt ihm es schwer, wenn die eigene Tochter ihren eigenen Weg geht. „Du hast Recht, mein Herz! Darin muss ich wohl noch Geduld üben." Andrea lächelt ihren Mann müde an:"Nicht umsonst bist du ein türkischer Hengst!" Beide geben sich Küsse, mit einem süffisanten Lächeln auf ihren Lippen flüstert Andrea:"Lass uns oben im Schlafzimmer da weitermachen..." Nun ist Semir schon aufgestanden, nimmt seine Frau in die Armen und küsst sie am Hals. „Na los, der türkische Hengst ist bereit!" Lachend gehen beide Hand in Hand die Treppenstufen nach oben. Das letzte Lichtlein wird im Hause abgeschaltet, die Stimmen rund um Hof werden von aussen in der dunkle, stille Nacht verstummt...

Der nächste Alltag auf der Polizeiwache verläuft recht ruhig, Akten werden pünktlich abgegeben, Susanne verbringt eine entspannte Mittagspause mit Hartmut bei Vapiano, um ihre Freundschaft zu pflegen. Die Krüger geht seit neustem in einen Yogakurs, ihre Laune scheint sich zu bessern, aber wenn es um geschrotteten Dienstfahrzeuge geht, ist die Chefin wieder die Alte. Jenny scheint sich angeregt mit Finn zu unterhalten, Meinungen und Tipps werden ausgetauscht, dabei werden einige Berichten schneller zu Akten gelegt und man freue sich auf einen ruhigen, stressfreien Feierabend. Bei Semir und Paul ist auch nicht viel Neues, nur dass Louis Paul wieder Nachrichten schreibt und Semir einen Urlaubsgruss von seinem Bruder Kemal bekommt. „Der sonnt sich schön in der Türkei", zeigt Semir Paul das Bild auf seinem Handy, welches Kemal mit Cocktail am Strand zeigt. „Ach, und schau mal, Louis hat ein Ultraschallbild gepostet. Mein alter Freund wird Papa! Unglaublich!", freut sich Paul und zeigt Semir das Bild auf dem Handy, und Semir beginnt seinem Partner zu erklären:„Schau mal, Paul, das da ist der Kopf..." „Bist du auf Frauenarzt umgestiegen?", lacht Paul und muss ein „Haha!" von Semir anhören. „Pass mal auf, Paul", erklärt Semir weiter das Ultraschallbild. Als Jenny und Paul später zu Hause angekommen sind, stösst Paul mit dem Fuss gegen den Karton mit den Büchern und flucht. Jenny wirft einen Blick in den oben geöffneten Inhalt und holt ihr Lieblingsbuch heraus, dabei fällt ein versteckter Brief raus...