Kapitel 161

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Die Freude kennt keine Grenzen...

Gegen Abend, bevor die Rückfahrt zur Wohnung Renner/Dorn beginnt, erreicht Paul den Anruf von Semir, dass Andrea ein Ferienhaus gefunden hat für eine ganze Woche auf Rügen. Das Haus beinhaltet Platz für acht Personen, Paul fragt, ob er seine Nichte mitnehmen kann. Am Hörer hört Paul im Hintergrund Ayda und Lilly kreischen, als sie mitbekommen, dass ihre Freundin Emilia mitkommt. „Perfekt, es bleibt nur ein Bett übrig", sagt Semir und Paul legt einen Scherz drauf. „Für dieses Jahr ist es zu früh, um das letzte Bettchen zu belegen." „Äh?", Semir versteht nicht ganz, Paul lacht stattdessen. „Ach, ist egal. Du, wann soll es losgehen?" „Morgen Nacht! Dann sind wir am Dienstag in aller Frühe zum Frühstück im Ferienhaus angekommen." Semir berichtet noch schnell, was die Familie Gerkhan mitbringt und Paul macht sich in der Küche seiner Mutter Notizen, was er mitbringen wird. So ist alles schnell abgeklärt und beide Partner freuen sich auf einen erneuten, gemeinsamen Urlaub. „Aber diesmal fährst du nachts los! Und bitte keine Verfolgungsjagden und wir treffen uns am Ferienhaus und nicht in der Ostsee!", erinnert Paul Semir noch an den Missgeschick beim letzten Urlaub, als Semir mit dem Smart und Paul mit dem Kite in der Luft aufeinander trafen und in den Ostsee sanken. „Jaja, Paul, ich habe verstanden! Moment, hier noch die Adresse des Ferienortes." „Super, alles notiert und bis übermorgen!" „Ja, bis übermorgen!" Die Familie sitzt immer noch in gemütlicher Runde auf der Terrasse, als Paul sich zu ihnen gesellt. Mit seiner Schwester Lisa klärt Paul noch die wichtigsten Details ab, was Emilia betrifft. So machen die beiden aus, dass Paul Emilia in der Nacht abholen wird. „Sie kann ja im Bulli schlafen", findet Paul eine Lösung, und Lisa ist zufrieden. „Wir fahren mit dem Bulli? Ich dachte, mit meinem BMW", scheint Jenny nicht begeistert zu sein. Paul setzt sich neben Jenny, die einen Schluck Wasser zu sich nimmt. „Jenny, der Bulli ist optimal für meine Surfausrüstung, und es ist genügend Platz drin. Ich zeige es dir gleich, es steht hier in der grossen Garage." „Aha, und mein BMW tut es nicht?" „Glaube mir, es ist besser so, sonst regst du dich über Kratzern vom Surfbrett auf", lächelt Paul, der weiss, wie perfekt Jenny das Auto hat bis auf die vielen Strafzetteln im Handschuhfach. Dann kommt Paul Jenny nah ans Ohr und flüstert:"Im Bulli können wir auch ungestört sein, für unsere Liebesstunden." Jenny verschmitztes Lächeln bringt Paul ebenfalls zur Geltung und dieser zwinkert mit seinen rechten Augen. „Was gibt da zu flüstern?", will Vater Klaus wissen. „Ach nichts, Papa." „Junge, ich kann es mir schon denken." „Papa!" Lisa und Thomas mitsamt Emilia verabschieden sich von den anderen Familienmitgliedern und nun nimmt Paul Jenny an seine Hand und führt diese in die Garage und zeigt ihr seinen Bulli. „Der sieht aber niedlich aus", bewundert Jenny den Bus und Paul öffnet die Motorhaube. Er prüft das Öl und schaut nach, ob genügend Wasser im Kühler ist. Nun gesellen sich die Eltern dazu und Klaus erzählt, er habe vor ein paar Tagen eine Inspektion am Bulli durchgeführt. „Danke Papa, das hätte ich auch mit dir gemacht." „Ach was, ich hatte Zeit." Bei dem Anblick, als sich Paul von hinten an Jenny lehnt und seine Arme um ihren Bauch legt, bekommen Pauls Eltern leuchtenden Augen. „Wie wir uns für euch freuen!", kann Helga immer noch nicht fassen, ein weiteres Enkelkind in den Armen zu halten. „Klaus, gleich kommt deine Lieblingssendung Tatort mit den Kommissaren Ballauf und Schenk von Köln", zeigt Helga auf ihre Armbanduhr und erinnert ihn daran. „Tschüss, Junge! Einen schönen Urlaub wünsche ich euch und kommt gesund zurück!" Klaus umarmt Paul und Jenny und mit schnellen Schritten macht sich Klaus auf den Weg ins Wohnzimmer. „Klaus, es sind noch zehn Minuten Zeit!", ruft Helga ihm noch hinterher, aber Klaus ist schon bereits ins Haus gegangen. Alle drei lachen und nun lässt helga die Kinder alleine zurück. „Passt bitte gut auf euch auf und dem Baby!", küsst Helga den Kinder an den Wangen zum Abschied. „Ja, Mama!" Eine Weile stehen Paul und Jenny engumschlungen beieinander und sehen sich in die Augen. „Es wird ein schöner Urlaub! Sonne, Strand und Surfen", schwärmt Paul und Jenny fügt bei:"Erklärst du mir dann den Sand, der für deine Sammlungen so wertvoll ist?" Paul berührt mit seiner Nasenspitze die von Jenny und haucht in den Kuss. „Sehr gerne, ab jetzt wird es eine besondere Sandsammlung für uns sein, nämlich unser erster gemeinsamer Urlaub!" „Ich liebe dich!" „Und ich euch beiden!" Beide versinken in einen leidenschaftlichen Zungenkuss...

Den Montagmorgen scheinen die Familie Gerkhan mit den Vorbereitungen für den Urlaub auf Rügen beschäftigt zu sein. Während Ayda und Lilly ihre Koffer packen, kümmert sich Andrea um die Lebensmittel, die problemlos mitgenommen werden können. Semir säubert den BMW, prüft sicherheitshalber auch den Öl- und Wasserbestand. Zufrieden lässt sich Semir auf der Holzbank neben dem kleinen Schuppen nieder und schnauft einmal kräftig durch. Andrea serviert für ihren Mann und sich zwei Tassen Kaffee. „Ich freue mich auf die Erholung!", sagt Semir, nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hat. „Erholung? Wir sind aber nicht alleine, sondern ein volles Haus.", erinnert Andrea ihren türkischen Hengst daran. „Aber wenigstens kein FKK und Timo!" „So schlimm war das doch nicht", meint Andrea, die aus dem Osten kommt und die Sache mit dem FKK locker nimmt als ihren Mann. „Aber nochmal kann ich das nicht gebrauchen. Ich will einfach nur erholen, ein Bierchen trinken und aufs See schauen." „Versprich mir aber, dass du den Helden hier Zuhause lässt und die Autobahn mitsamt Verfolgungsjagden für den Urlaub vergisst!" „Ja, mein Herz", gibt Semir seiner Frau ein Küsschen auf den Lippen. Nun richten sich die Eltern die Blicke zur Haustür, als sie ein lautes Scheppern hören. „Was wird das?", nun ist es mit der Ruhe bei Semir vorbei, als er die zwei Koffern bei Ayda und eine bei Lilly sieht. „Ayda, wozu packst du deinen halben Kleiderschrank ein?", schaut Semir auf die Koffer, als Andrea und er vor den Kinder stehen. „Man weiss ja nicht, wie das Wetter wird", protestiert Ayda und Andrea sagt:"Ein Pullover reicht ja vollkommen, dazu eine Jacke und zwei Hosen. Du brauchst nicht jeden Tag einen Pullover und Hose." „Dann ist ja kein Platz mehr für unsere Taschen und die Box mit den Lebensmittel", stellt Semir fest und zu Lilly sagt er:"Bei dem Einhorn wird aber die Luft raus gelassen, der verstopft die hintere Sicht bei der Fahrt!" Die Mutter bietet die Hilfe bei den Töchtern an. „Kinder, ich helfe euch. Ayda, wir gehen jetzt hoch und sortieren aus." Andrea nimmt den einen Koffer und mit Ayda beginnt sie die Aufteilung, während Lilly die Luft beim Einhorn rauslässt. „Das fängt ja gut an", seufzt Semir schwer genervt, dem der erholsamen Urlaub ins Wasser zu fallen droht.

Anders als bei den Gerkhans verläuft die Vorbereitungen bei Paul und Jenny dank Jennys perfektem Organisieren reibungslos. „Ich würde gerne zum Gynäkologen gehen und vergewissern, dass es dem Baby gut geht. Kommst du mit? Dann können wir danach noch einkaufen, was auf der Liste fehlt." „Aber logo, komme ich mit! Ich lasse dich doch nicht allein, mein schönes Walross", schnell suchen seine Lippen die von Jenny, bevor diese schnaubt. Mit dem Bulli geht es unterwegs in die Stadt, da der BMW von Jenny bei Pauls Eltern in der Garage steht. Im Wartezimmer beim Frauenarzt müssen die beiden sich noch geduldigen, da sie ohne Termin erschienen sind. Paul sieht die vielen Müttern in Babyfachzeitschriften blättern und stöhnt leise auf. „Was ist?", schaut Jenny Paul mit hochgehobenen Augen an. „Äh, nichts", und rutscht ein wenig unruhig auf dem Stuhl herum. „Warst du noch nie beim Gynäkologen?", zieht Jenny Paul auf und dieser flüstert ihr ins Ohr:"Zu viele Walrösse hier." Nun kann sich Paul das Lachen nicht verkneifen und Jenny wirft ihrem Schatz böse Blicke zu. Dann wird Jenny aufgerufen, Paul begleitet sie. Auf dem Ultraschallbild ist der Embryo deutlich zu erkennen und die Entwicklung scheint gut voranzugehen. „Beim nächsten Termin werden wir das Herz schlagen hören", sagt der Frauenarzt und beglückwünscht den werdenden Eltern zur Schwangerschaft. Paul kann seinen Blick vom Ultraschallgerät nicht lassen, der Arzt lächelt und lässt das Bild ausdrucken, was Paul freudig hoch in die Luft hält und es bewundert. Jenny bekommt den Mutterpass ausgehändigt und erfährt, dass sie im fast Ende des dritten Monats ist. Sie rechnet nach und kann nicht glauben, dass es zu dem Zeitpunkt passiert ist. „Oh, bei unserem Undercover Einsatz", Jennys Lächeln wird breit und auch die von Paul mit charmanten Blicke seiner Augen...    

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