Kapitel 96

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Ist der Hochzeitstag noch zu retten? ...

Semir hustet immer noch und nach einer Weile hat es sich allmählich wieder beruhigt und Semir trinkt einen kräftigen Schluck Wasser. „Hast du vergessen, die Garnele zu kauen?", lächelt Hubert in die Runde und Margot stimmt mit ein. Andrea mahnt ihren Vater mit ihren Blicken scharf an und dann zu ihrem Mann gewandt:"Geht's wieder besser?" Semir nickt und lehnt sich im Stuhl zurück, lässt einen leisen Seufzer raus:"Bitte versteh mich nicht falsch, ich würde gerne den Tag nur mit meiner Frau verbringen, schliesslich ist es unser Hochzeitstag." Der nächste Gang wird serviert. Semir legt seine Hand auf die von Andrea und hofft, sie würde ihn unterstützen. „Ihr könnt morgen nach dem Ausflug alleine sein", schlägt Margot einen Kompromiss vor und Hubert fügt bei:"Ich verspreche euch auch, wir lassen euch dann auch alleine." Semir scheint immer noch nicht so begeistert zu sein und Andrea findet den Vorschlag ihrer Eltern nicht schlecht. „Schatz, wir haben doch genug Zeit für uns", versucht Andrea ihren Mann zu überzeugen und lächelt ihn an, Semirs Miene bleibt kühl. Er ist überredet worden, nun muss er jetzt handeln, sonst fällt womöglich den Schwiegereltern was Neues ein und das Wochenende mit Andrea kann er sich abschminken. „Nee, da muss ein neuer Plan her! Aber was? Ich muss unbedingt mit Paul reden, er hat bestimmt jede Menge Tipps auf Lager.", in stillen Gedanken überlegt Semir, wie er den Hochzeitstag mit seiner Frau noch retten kann und auf seinem Gesicht erscheint ein kleines Lächeln, was Andrea nicht entgeht.„Alles gut?", fragt sie besorgt und Semir nickt nur und steht dann auf:"Ich muss mal dringend telefonieren!" „Wie, jetzt noch? Hast du mal auf die Uhr geschaut?", springt seine Frau ebenfalls vom Stuhl auf. Andrea versucht ihren Mann zum Sitzen bleiben zu bewegen, aber Semir ist schon aus dem Salon gerauscht. „Was ist denn mit dem los?", wundert sich Margot und trinkt das aufgefüllte Sektglas im einen Zug leer. „Mama, hast du nicht genug für heute? Du willst morgen doch keinen Kater haben?", wird es der Tochter langsam peinlich, dass die eigene Mutter fast die ganze Sektflasche alleine austrinkt und Hubert stimmt der Tochter zu und spricht zu seiner Frau:"Es reicht für heute, bitte übertreibe nicht!" Widerwillig lässt sich Margot darauf ein und nimmt stattdessen Mineralwasser zu sich. In der Eingangshalle neben der Rezeption bleibt Semir stehen und die Frau hinter der Theke fragt ihn, ob alles ok sei. Semir nickt und fragt nach Ausflugsziele in der Umgebung, in der Hoffnung, vielleicht eine Möglichkeit zu finden, seiner Frau doch einen wunderbaren Hochzeitstag bescheren zu können. Die Frau schreibt ein paar Vorschläge auf einem Blatt Papier und reicht diese dem kleinen türkischen Mann, der sich für die Hilfe bedankt. Er holt sein Handy aus seinem Jackett, wählt die Nummer von Paul und wartet. Er lockert sein Hemd und beschliesst nach draussen zu gehen, frische Luft einatmen. Erspaziert einen kleinen Weg entlang, der zum Hotel gehört und dieser führt ihn durch eine grosse Parkanlage, die gut beleuchtet ist. „Paul, komm schon!", spricht Semir in das Handy und spaziert weiter. Nach einer Weile nimmt Paul verschlafen das Gespräch an:"Na, Semir? Was ist los?" Semir hört Pauls Stimme am anderen Ende der Leitung und merkt, dass sein Partner gerade aus dem Bett kommt. „Habe ich dich geweckt?", entschuldigt sich Semir und wundert sich über die Uhrzeit, „ist es nicht ein bisschen zu früh zum Schlafen?" „Haha, auch ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Weswegen rufst du mich an? Ob ich brav bin, oder?" „Du, Paul! Es ist die Katastrophe hier! Andreas Eltern bleiben das ganze Wochenende hier im Hotel, noch schlimmer: Wir sind Zimmernachbarn!", stöhnt Semir und seine Augen sind gegen Himmel gerichtet, „ich brauche deine Hilfe! Oder noch besser, einen guten Tipp, wie ich doch mit Andrea alleine sein kann, ohne dass meine Schwiegereltern dazwischen flunkern." „Moment, ich gehe mal kurz raus, möchte Jenny nicht wecken", spricht Paul leise in den Hörer,verlässt das Gästezimmer und geht nach unten ins Wohnzimmer auf die Couch. „So, jetzt können wir ungestört reden. Puh, ich weiss nicht, was da alles zu bieten gibt", seufzt Paul und reibt sich dabei an seinen Augenbraunen. Semir beschreibt kurz das Hotel und was es für Möglichkeiten aussen gibt, das versucht er gerade beim Spaziergang herauszufinden. „Schliesst euch doch einfach im Zimmer ein", schlägt Paul vor und Semir hört sein Lachen und gibt eine mürrische Antwort:"Bleib jetzt mal ernsthaft, ich hatte gehofft, du hättest eine Idee für mich!" „Ich muss nachdenken,Partner! Hast du eben was von einem Bootsverleih gesagt?" „Ja, wieso? Es geht um den Abend, wie soll ich in der Dunkelheit auf einem Boot was sehen?", unvorstellbar die Idee von Paul findet Semir. „Du kannst doch schwimmen? Ach stimmt, habe ich total vergessen, ich musste dich letztes Mal auf Rügen aus dem Wasser fischen, wo du mit dem Smart reingefahren bist", beginnt Paul wieder zu Lachen, was Semir langsam aufregt. „Sehr witzig! Paul, du bist wirklich eine tolle Hilfe!"„Nee, mal im Ernst! Du könntest mit Andrea eine schöne Bootsfahrt machen, abends ist länger hell und dazu ein Picknick machen." In dem Moment fällt Semir ein, er habe irgendwo auf dem Blatt von der Frau an der Rezeption ein Mondscheinpicknick gelesen. „Du bist meine Rettung, Paul! Ich glaube, hier gibt es eine Mondscheinpicknick auf einem Boot, das wäre was für uns!", verabschiedet sich Semir schnell am Handy und beendet das Gespräch. Paul schaut auf sein Handy und zu sich selbst sagen:"Danke, Paul!", dabei schüttelt er ungläubig den Kopf und geht zurück ins Gästezimmer, kuschelt sich in der Dunkelheit zu Jenny, die seine Hand um ihre Taille spürt und im Schlaf murmelt:"Wo warst du?" Paul dachte, Jenny schläft tief und fest und ist überrascht, dass sie sein Fehlen bemerkt hat. „Unten im Wohnzimmer mit Semir telefonieren. Ein Notfall bei Semir, es ist aber alles gut", gähnt Paul, gibt Jenny ein Küsschen an die Wange und findet seinen Schlaf wieder. Währenddessen ist Semir an der Rezeption angekommen und die Frau lächelt:"Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" Er faltet den Zettel auseinander und zeigt auf einen Bootsverleih mit Mondscheinpicknick. „Ist es möglich, sowas für morgen Abend zu organisieren? Wir haben unseren Hochzeitstag morgen",fragt Semir höflich und die Frau nickt. „Da kann ich aber erst morgen früh anrufen und für Sie reservieren, ist das in Ordnung?" „Mir soll alles recht sein, Hauptsache, ich habe für meine Frau was zum Hochzeitstag!", scheint nun Semir endlich zufrieden zu sein und in dem Moment kommt Andrea mit den Eltern in das Foyer. „Hast du bis jetzt mit Paul telefoniert?", fragt Andrea und Semir antwortet mit einem Kopfnicken, dann wendet er sich Hubert zu:"Morgen Abend gehört der Abend nur uns beiden, ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür." „Klar, ich habe schon verstanden", erhebt Hubert seine beiden Hände nach oben und fragt:"Dann sehen wir uns morgen früh hier beim Frühstück und im Anschluss machen wir den Tagesausflug?" „Ja, so machen wir es", legt Semir seinen Arm um die Schulter seiner Frau und beide gehen zum Aufzug, Margot und Hubert folgenden beiden. Andrea und Margot scheinen erleichtert zu sein, dass Semir mit dem Tagesausflug einverstanden zeigt und den Abend überlassen die Schwiegereltern wie versprochen den beiden. Vor den Zimmertüren wünschen sie sich eine gute Nacht und gehen in die Suite rein. „Ich bin froh, dass du zugestimmt hast", ist die Erleichterung in Andreas Gesicht zu sehen, während Semir ins Schlafzimmer geht:"Eigentlich hatte ich gehofft, du würdest deine Eltern die Idee ausreden, aber zum Glück habe ich eine schöne Überraschung für dich gefunden! Ich gehe duschen", dabei zieht er seine Klamotten teilweise hektisch aus, geht vorbei an Andrea ins Bad, wo er das letzte Hemd rüber ins Schlafzimmer wirft und genau an Andreas Kopf fliegt und auf dem Boden vor ihren Schuhe landet. Sie wirft einen Blick geradeaus ins Bad und pfeift, als sie ihren Mann nackt unter der Dusche vorfindet. Dann kommt ihr die Idee und sie zieht sich komplett aus und gesellt sich versöhnlich zu ihrem Mann unter die Dusche. „Da bin ich aber gespannt, um welche Überraschung es sich handelt", küsst sie ihn auf den Lippen. „Das Geheimnis bleibt bis morgen Abend versiegelt", zeigt Semir mit dem Finger den zugenähten Lippen. Dann beginnt er seine Frau leidenschaftlich zu küssen. „Ich hoffe, die Überraschung wird der Knaller, mein türkischer Hengst!", lässt sich Andrea die Küsse an ihrem Körper gefallen und hört von ihrem Mann nur noch die kurze Antwort leise sagen:"Auf jeden Fall!" Das Wasserrauschen übertönt das Klopfen an der Zimmertür, was nach einer Weile aufhört und beide sich den schönen Moment nicht zerstören lassen wollen und begeben sich der Leidenschaft unter der Dusche nach...    

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